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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2025

Das Leben von acht Frauen in Rom ab 1934 – ein interessantes Gruppenporträt

Was vor uns liegt
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Verschiedenen sozialen Schichten entwachsen folgen 8 junge Frauen einem Studium an der Universität in Rom oder Ähnlichem über vier Jahre, in einem katholischen Konvikt mit strengen Regeln lebend. Trotz ...

Verschiedenen sozialen Schichten entwachsen folgen 8 junge Frauen einem Studium an der Universität in Rom oder Ähnlichem über vier Jahre, in einem katholischen Konvikt mit strengen Regeln lebend. Trotz vieler gemeinsamen Hoffnungen und Träumen von Selbstbestimmung in Freiheit, befreit von Traditionen, geltenden Moralvorstellungen und patriarchischen Entscheidungen, hegen sie auch ihre Geheimnisse, verfallen in Lügen. Die althergebrachte Rolle der Frau neben Ehemann und Kindern wird von ihnen in der Stadt Rom in Frage gestellt, so weit weg von Eltern, dem Dorf, dem gewohnten Freundeskreis. Neben der gemeinsamen Bildungserfahrung teilen sie auch ihre Ängste und ihre Sehnsüchte rund um das Thema Liebe. Welche Bedeutung das Thema Geld auf das Leben von Frauen besonders in prekären Verhältnissen haben kann, wird breit dargestellt. Das Erwachsenwerden und die Unabhängigkeit der unverheirateten Frau, auch mit Kind, wird geistreich neben die Frau im häuslichen Kontext gestellt. Durch die Einbeziehung des Spanischen Bürgerkriegs ab 1936 wird auch Politisches und Historisches im Roman verarbeitet. Der Schreibstil überzeugt besonders in den realistischen Dialogen um Freundschaft und moralische Werte.

Ein interessanter Gesellschaftsroman über Zeitgenossinnen der Autorin.

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Veröffentlicht am 01.12.2025

Überzeugende Motive – Morde schlüssig enträtselt.

Die weiße Nacht
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Das Cover zeigt eine historische Schwarz-Weiß- Aufnahme des beschädigten Reichtaggebäudes in Berlin mit Erwachsenen auf einem fahrenden Kettenkarussell davor, festgehalten durch ein Objektiv. Der fehlende ...

Das Cover zeigt eine historische Schwarz-Weiß- Aufnahme des beschädigten Reichtaggebäudes in Berlin mit Erwachsenen auf einem fahrenden Kettenkarussell davor, festgehalten durch ein Objektiv. Der fehlende Schnee und die leichte Bekleidung der Personen lassen eher auf eine sommerliche Periode schließen. Der Buchtitel verrät jedoch schon den Schneezauber und die Kälte im Hungerwinter 1946/47. Mit Kriminalkommissar Alfred König und der Fotografin Lou Faber als Hauptfiguren werden nicht nur Mordfälle aufgeklärt, sondern auch deren tragische Vergangenheit mit ihren kaum zu verschleiernden Geheimnissen. Die bedrückende Atmosphäre voller Kälte, Hunger, Mangelwirtschaft und Improvisation in der 4-Sektorenstadt steht lebendig und überzeugend neben der glaubwürdigen Figurenzeichnung zwischen beklemmenden Nachkriegsruinen. Thematisiert werden Widerstandsbewegungen wie z.B. der Kreisauer Kreis, das Zuchthaus und die Sicherungsanstalt Brandenburg-Görden oder auch die Städtische Nervenklinik für Kinder und Jugendliche Wiesengrund. Dass viele führende Repräsentanten des NS-Staates schuldfrei aus den Nürnberger Prozessen davonkamen, fand verständlicherweise wenig positives Echo in der Bevölkerung, auch nicht bei dieser Mordkommission.
Eine gelungene Verknüpfung deutscher Geschichte mit einem atmosphärisch bedrückenden Nachkriegskrimi.

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Veröffentlicht am 29.11.2025

Ein Krimi im Krimi – kreativ und detailliert ausgearbeitet.

Tod zur Teestunde
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Auf zwei Zeitebenen in verschiedenen Schrifttypen verlaufen spannende Erzählstränge, im Stil an Agatha Christie erinnernd: Eliot Crace verarbeitet in seinem Manuskript zu Atticus Pünds letzter Fall die ...

Auf zwei Zeitebenen in verschiedenen Schrifttypen verlaufen spannende Erzählstränge, im Stil an Agatha Christie erinnernd: Eliot Crace verarbeitet in seinem Manuskript zu Atticus Pünds letzter Fall die Geschichte seiner eigenen unglücklichen Kindheit um 1955, seiner Familie und den von ihm behaupteten Giftmord an seiner sehr erfolgreichen Großmutter, der Kinderbuchautorin. Seine Zusammenarbeit 2023 mit der Lektorin Susan Ryeland in London entwickelt sich allmählich ebenso zu einem mysteriösen, für ihn tödlichen Kriminalfall. Alle Familienmitglieder in herrschaftlichem Herrenhaus-Ambiente sind detailliert charakterisiert, ausgestattet mit überzeugenden Mordmotiven. Historische Fakten wie z.B. der Kunstraub im 2. Weltkrieg oder die Einbeziehung der Nazca-Linien in Südamerika als bisher vernachlässigtes Naturdenkmal bringen ungewöhnliche Gestaltungsmomente in diesen spannenden Plot. Die Zusammenarbeit am Buch und in Eliots Privatleben zwischen der rationalen, ruhigen Susan Ryeland und dem teils sehr aggressiven Eliot Crace erscheint zu persönlich, zu unrealistisch, wogegen die Ermittlungsarbeit von Atticus Pünd und Kommissar Voltaire in Südfrankreich durch ihre wachsende Freundschaft überzeugender wirkt. Insgesamt führt die raffinierte Verschachtelung mit pragmatischen bis zu schrulligen Charakteren zu sehr viel Spannung in elegantem Schreibstil.

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Veröffentlicht am 25.11.2025

Norwegen und South Dakota im ausgehenden 19. Jahrhundert – realistisch beschriebene Lebensbedingungen – informativ.

Der Heumacher
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Edvard Hoem erzählt vom Leben seiner Vorfahren, zunächst aus der Kleinstadt Molde mit dem Heumacher Knut Hansen Nesje und Serianna Eriksdatter ab 1875, endend im Jahr 1892 mit Teilen des Familienclans ...

Edvard Hoem erzählt vom Leben seiner Vorfahren, zunächst aus der Kleinstadt Molde mit dem Heumacher Knut Hansen Nesje und Serianna Eriksdatter ab 1875, endend im Jahr 1892 mit Teilen des Familienclans wie z.B. Gjertine und Ole Aas in Roslyn, Ola und Sara am Buffalo Lake in South Dakota, USA, ausgewandert wie auch der 3. Sohn von Nesje namens Eilert. Es handelt von der engen, kargen Welt des ländlichen Norwegens und des hoffnungsvollen Neuanfangs in den USA, geprägt durch starke religiöse Regeln der Lutheraner. Vom einfachen Alltagsleben am Romsdalsfjord und vom mühsamem Neuanfang in der Prärie Dakotas werden poetische Landschaftsbeschreibungen in ruhigem Erzähltempo neben Träumen, Hoffnungen und Enttäuschungen der Vorfahren geboten. Die detailliert beschriebene Auswanderungsroute wie auch die Auflösung vom Fort Sisseton basieren auf historischen Fakten. Die Charakter-Zeichnungen, geprägt durch Armut, Tradition und strengem Christentum, machen nachdenklich. Deren Zuversicht auf ein besseres Leben mit schnellen, großen Veränderung in Maschinen betriebener Landwirtschaft und Industrialisierung mit Massenherstellung berührt. Der Schreibstil kommt etwas veraltet daher, scheint dem 19. Jahrhundert angepasst zu sein. Bereits 2014 scheint der Autor dieses Buch in Oslo herausgegeben zu haben.
Ein sehr interessantes Buch!

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Veröffentlicht am 20.11.2025

Tiefgründig!

Ein Herz aus Papier und Sternen
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Das Cover so ganz ohne einen Touch von Origami, ohne Gefaltetes aus Papier, enttäuscht ein wenig. Die Szenerie entfaltet sich in dem katholischen, fiktiven Dorf namens Ballybeg. Gemäß ihren Traditionen ...

Das Cover so ganz ohne einen Touch von Origami, ohne Gefaltetes aus Papier, enttäuscht ein wenig. Die Szenerie entfaltet sich in dem katholischen, fiktiven Dorf namens Ballybeg. Gemäß ihren Traditionen leben Dorfbewohner dort immer noch vom Torfstechen auf eigenem Landbesitz als Lebensgrundlage. Oder sie arbeiten im staubigen Steinbruch, der durch zu häufige Sprengungen zu drastischen Schäden an deren Häusern und Gesundheit führt. Juristische Fragen zum Umweltschutz und behördlichen Erlassen werden angerissen. Den Bewohnern dieser Moorlandschaft geht es jedoch nicht nur um Erdboden, sondern auch um tief verwurzelten Stolz und Identität, um das Erbe und ihre Unabhängigkeit. Mit dem emotionalen Blick in die Sterne in der dortigen Forschungssternwarte mit dem I-LOFAR-Radioteleskop nähert sich dieser Roman dem Setting um Philippa Sheridan, kurz Pip, jetzt 32 und Jamie Murphy, selbständig im Baugewerbe. Mit 16 Jahren wird die sehr verliebte Pip von ihm schwanger. Die Idee, über Pips heimlicher Leidenschaft für Origami mit dem Papierfalten, den wirren Gedichten und dem Verstecken ihrer Basteleien ihr Inneres nach und nach zu entfalten, teils in poetischem Schreibstil, ist sehr kreativ. So wie beim Torfstechen wird eine vernarbte Schicht nach der anderen freigelegt, größenteils verursacht durch ihre Mutter. Auch die Demütigungen und Beleidigungen, der Pip durch ihre 16-jährige Tochter Bella ausgesetzt ist, sind sehr schmachvoll.
Mit der Figur des Astronomen Io kommt eine magische Komponente ins Spiel. Unterstützt durch Jamie und Ios Worte, weich wie Honig, der langsam und dickflüssig durch ihren Kopf fließt, ist Pip nicht nur bereit für ihren Showdown mit dem gewalttätigen Monster Sammy, sondern nach 16 Jahren auch zum Widerstand gegenüber ihrer oppressiven Mutter mit ihrer Taktik der Infantilisierung, voller Gaslighting und manipulativem Verhalten.
Sämtliche Charaktere sind authentisch gezeichnet in einfühlsamem, teils bildlichem, teils poetischem Schreibstil.
Die Botschaft zum Finden des Glücks kristallisiert sich überzeugend heraus. Auch das Zitat von Stephen Hawking passt gut: ……. »Seid neugierig. Und egal, wie schwierig euch das Leben erscheinen mag, man kann immer etwas tun und damit erfolgreich sein. Man darf nur nicht aufgeben. «

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