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Veröffentlicht am 05.02.2018

Abgerechnet wird zum Schluss

Die Ehefrau
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Die Ehefrau von Meg Wolitzer, gelesen von Gabriele Blum. Erschienen im Der Hörverlag am 22. August 2016. Ungekürzte Hörbuchfassung

Joan Castleman begleitet ihren Mann auf einem Flug nach Helsinki wo ...

Die Ehefrau von Meg Wolitzer, gelesen von Gabriele Blum. Erschienen im Der Hörverlag am 22. August 2016. Ungekürzte Hörbuchfassung

Joan Castleman begleitet ihren Mann auf einem Flug nach Helsinki wo Joseph Castleman einen Literaturpreis entgegennehmen soll. Joan hat als aussichtsreiche Studentin die Aufmerksamkeit des jungen, wenig erfolgreichen Joseph Castleman auf sich gezogen. Nachdem dessen Ehefrau vom Verhältnis ihres Mannes erfahren hat, fliegen Joan und ihr Professor aus der Uni. Er beschließt ein berühmter Schriftsteller zu werden und Joan heiratet ihn. Auf dem Flug nach Helsinki beschließt sie, genug ist genug. Sie will sich von ihm trennen. Natürlich nicht so, dass es ihm schaden würde und so begleiten wir ihre Erinnerungen durch die Szenen einer Ehe.

Meg Wolitzer beschreibt in ihrem grandiosen Roman das Leben von Millionen Ehefrauen der 70er Jahre. Sie beschreibt aber nicht nur die männliche Vorherrschaft in Wirtschaft und Kultur, sondern auch wie schwierig es für Frauen gewesen ist sich als Frau mit der Erziehung einer Frau überhaupt in dieser Welt zurecht zu finden, geschweige denn Anerkennung zu bekommen. Literatur ist einfach, mit wenigen Ausnahmen, rein männlich gewesen. Dabei wird fröhlich geknifft und getrunken und Ehemänner finden ihre nächste Inspiration in fremden Betten. Diese ruhige Bestandsaufnahme, die Erwartungshaltung der Männer und Frauen wie man sich verhält und gibt wird ihr entspannt zu einer Lebensgeschichte.

Ich bin froh, dass meine Onleihe die ungekürzte Fassung für mich hatte. Ich hätte keine Minute der 8 Stunden und 39 Minuten missen mögen. Falls sie nur eine gekürzte Version ergattern können, kaufen sie lieber das Buch auch wenn Gabriele Blum einen wunderbaren Job gemacht hat und sie die Gedanken von Joan so wunderbar ihre Stimme verliehen hat.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Strobel mal ohne Psychospielchen. Richtig gut.

Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe
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Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe von Arno Strobel, erschienen im FISCHER Taschenbuch am 26. Januar 2017. Erster Band der Max Bischoff Reihe.

Max Bischoff und sein älterer Kollege Horst Böhmer ergänzen ...

Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe von Arno Strobel, erschienen im FISCHER Taschenbuch am 26. Januar 2017. Erster Band der Max Bischoff Reihe.

Max Bischoff und sein älterer Kollege Horst Böhmer ergänzen sich hervorragend. Max ist voller Eifer und schwört auf Profiling und Böhmer ist ruhiger, abgeklärter, weiss die gute alte Polizeiarbeit zu schätzen. Max ist gerade im Präsidium als ein völlig verstörter Mann das Gebäude betritt. Er ist barfüßig und überall an ihm ist Blut. Schnell findet Max raus, dass es nicht das Blut des Mannes ist und findet den Ort an dem der Mann in Blut gebadet erwacht ist. Er weiss nicht was sich letzte Nacht ereignet hat. Die Kommissare stehen vor einem Rätsel da zwar viel Blut zu finden ist, aber keine Leiche.

Es ist ein wirklicher Thriller. Wir begleiten Max Bischoff. Wir lernen ihn kennen, wir erfahren über seinen Lebensentwurf und seine Ziele. Wir machen tatsächlich auch Ausflüge in die Gedankenwelt des Täters, welche aber gut zu lesen sind und dessen Gefühle und Beweggründe gut erklärt.

Dies ist das erste Buch des Autors, welches mich nicht verwirrt hat und mich rundum zufrieden gemacht hat. Die Spannung steigert sich kontinuierlich. Der Autor bietet dem Leser viele mögliche Täter an und hält Informationen auch nicht zurück. So tappen wir mit Max Bischoff durch seinen ersten Fall beim KK11 bei dem es richtig gut zur Sache geht. Klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Ein Buch wie Licht und Schatten

Der Baumeister von Albion
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Der Baumeister von Albion von Ellis Peters, erschienen als Neuauflage im Piper Schicksalsvoll Verlag am 2. Oktober 2017

Harry Talvace wurde in einem Kloster erzogen und soll nun Schreibarbeiten verrichten. ...

Der Baumeister von Albion von Ellis Peters, erschienen als Neuauflage im Piper Schicksalsvoll Verlag am 2. Oktober 2017

Harry Talvace wurde in einem Kloster erzogen und soll nun Schreibarbeiten verrichten. Der 15 jährige, der als zweiter Sohn eines Ritters nicht die Aufmerksamkeit seines Vaters gehabt hat und so mehr in der Welt seines Milchbruders Adam aufgewachsen ist, hat andere Vorstellungen als die Gesetze des 13. Jahrhundert es für Freie und Leibeigene vorsehen. Als Adam und Harry mit dem Gesetz in Konflikt geraten und Adam viel härter bestraft werden soll, fliehen Harry und Adam nach Frankreich. Harry ist ein außergewöhnlicher Steinmetz und fällt dem Lord Isambard auf, der ihn als Baumeister für seine Kathedrale zurück nach England bringen will. Sie schwören einander die Baustelle unter allen Umständen zu einem Ende zu bringen. Harry hat sich mit diesem Schwur an einen Despoten der ein Mann seiner Zeit ist, wo das Leben eines Menschen wenig Wert hat gebunden.

Dieser historische Roman ist bereits 1960 unter dem Titel „The heaven tree“ erschienen. Ellis Peters schreibt einen wunderbaren Roman über das Leben und die Gesetze des 13. Jahrhunderts in England, über die Spannungen der Fürsten mit dem Papst. Uns erscheinen die Gesetze mehr willkürlich als gerecht und so erleben wir mit dem charismatischen Harry Talvace eine spannende Geschichte mit vielen wundervollen Augenblicken, wenn uns Ellis Peters das Bauwerk das da entsteht beschreibt. Ich wünschte mir, ich könnte dieses Bauwerk in seiner ganzen Schönheit besuchen und den Lichteinfall den die Autorin so wundervoll beschrieben hat mit eigenen Augen erleben.

Das Buch beschreibt nicht nur die Entstehung des Meisterwerks, es ist voller Intrigen, Rache, Missgunst und Neid aber die Autorin schafft es dem Leser zu vermitteln, dass jemand mit der entsprechenden Stellung in dieser Zeit seine Gefühle so ausleben durfte ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Ein buntes Bild aus alter Zeit, frisch aufgearbeitet.

Das Buch ist packend geschrieben, die Handlung ist nachvollziehbar. Etwas gestört hat mich bei dieser Ausgabe, dass ohne große Trennung von einem Absatz zum nächsten öfter viel Zeit vergangen ist und die Protagonisten sich auch räumlich bewegt haben. Vermutlich liegt es daran, dass die Entstehung dieses wunderbaren Romans schon etwas länger her ist. Klare Kaufempfehlung.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Regionalkrimi trifft die Große weite Welt

Tödliche Oliven
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Tödliche Oliven: Ein kulinarischer Krimi (Buch 4 der Xavier-Kieffer-Krimis) von Tom Hillenbrand, gelesen von‎ Gregor Weber. Erschienen als gekürzte Hörbuchfassung im audio media verlag GmbH am 06.09.14

Xavier ...

Tödliche Oliven: Ein kulinarischer Krimi (Buch 4 der Xavier-Kieffer-Krimis) von Tom Hillenbrand, gelesen von‎ Gregor Weber. Erschienen als gekürzte Hörbuchfassung im audio media verlag GmbH am 06.09.14

Xavier Kieffer unternimmt jedes Jahr eine Reise nach Italien um Olivenöl zu kaufen. Sein Freund Alessandro mit dem er eigentlich fahren wollte ist jedoch verschwunden und dessen Frau ganz aufgeregt weil die Polizei das Verschwinden ihres Mannes nicht ernst nimmt. Xavier fährt alleine zur Ölpresse um Nachforschungen zu betreiben und sieht sich plötzlich von bewaffneten Männern bedroht. Alessandro scheint mit der Olivenöl Mafia krumme Geschäfte gemacht zu haben.

Wieder ein wunderbarer kulinarischer Krimi aus der Feder von Tom Hillenbrand. Immer wieder hört man davon, dass Olivenöl nicht das enthält was auf der Flasche versprochen wird. Der Autor lässt uns an einer interessanten Reise durch die Niederungen der panschenden Industrie teilnehmen und man hat immer so etwas das Gefühl, dass er da hauchzart die Wirklichkeit berührt. Dabei lernt man mit dem Gourmetkoch was es so Wichtiges über das Olivenöl zu sagen gibt.

Xavier Kieffer, der sympathische Koch und Gourmet ist der tollpatschige Held der Geschichte und kommt mit seinen Sorgen und Nöten sehr gut beim Leser an. Er ist der Alltagsheld, der wir doch eigentlich alle so gerne sein würden. Die Geschichte ist spannend, lässt sich leicht hören und wird von Gregor Weber ausgesprochen gut gelesen. Klare Kaufempfehlung.

Veröffentlicht am 15.01.2018

Wenn nicht demokratisch sein keine schlechte Idee ist

Leere Herzen
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Leere Herzen von Juli Zeh, gelesen von Ulrike C. Tscharre. Dieses gekürzte Hörbuch ist im der Hörverlag am 13. November 2017 erschienen.

Britta Söldner und Babak Hamwi haben eine kleine Firma, die Brücke, ...

Leere Herzen von Juli Zeh, gelesen von Ulrike C. Tscharre. Dieses gekürzte Hörbuch ist im der Hörverlag am 13. November 2017 erschienen.

Britta Söldner und Babak Hamwi haben eine kleine Firma, die Brücke, die vordergründig eine psychotherapeutische Praxis ist um suizidgefährdeten Menschen zu helfen. In Wirklichkeit vermitteln die Beiden die Kandidaten mit absolutem Todeswunsch an Terroristische Vereinigungen die hochmotivierten Selbstmordattentäter für ihre Anschläge nun frei Haus geliefert bekommen. Babak hat inzwischen einen Algorithmus geschrieben, der die Bevölkerung auf mögliche Kandidaten für die Brücke durchsucht. Die Brücke hat sozusagen das Monopol auf Selbstmordattentäter. Als dann ein stümperhafter Anschlag mit nicht von der Brücke qualifizierten Leuten geschieht, sind die Unternehmer sofort alarmiert.

Britta und Babak leben in einer Welt wo die Ignoranz und Gleichgültigkeit es haben geschehen lassen, dass die "Bewegung besorgter Bürger" die Regierung Merkel abgelöst haben und nun seit 10 Jahren eine Politik der Abschottung und Intoleranz durchsetzen. Würde man die Menschen zwischen dem Wahlrecht und ihrer Waschmaschine wählen lassen, sie würden gerne aufs Wahlrecht zugunsten bequemer sauberer Wäsche verzichten. Die Menschen bekommen ein bedingungsloses Grundeinkommen und haben das Gefühl, dass es ihnen doch gut geht.

Juli Zeh tritt uns mit ihrem neuen Buch auf die Füße, aber wir dürfen wenigstens lachend untergehen. Wie schon früher schreibt sie mit einem zwinkernden Auge und netten Seitenhieben auf die heutige Politik. Jemand der mit der aktuellen Politik zufrieden ist, oder gar völlig unpolitisch, für den ist dieses Buch nichts. Es wird niemanden wecken der nicht bereits wach ist, aber vielleicht kann es diesen oder jenen motivieren wieder aktiver am politischen Geschehen teil zu nehmen als bisher und den Politikern zu sagen, dass es nicht auf Prozente, sondern auf Inhalte ankommt.

Gelesen wurde dieses sehr politische Buch von einer überzeugenden Ulrike C. Tscharre die ihr Können auch schon bei Boyle Buch „die Terranauten“ unter Beweis gestellt hat. Ich finde es schade, dass dieses Buch gekürzt wurde.