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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2018

Toller Familienroman

All die Jahre
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Es gibt Bücher, die einfach ganz toll geschrieben sind und dadurch bereits glänzen - und dieses Buch ist so eins! "All die Jahre" ist ein echter Familienroman, der sich über mehrere Generationen erstreckt ...

Es gibt Bücher, die einfach ganz toll geschrieben sind und dadurch bereits glänzen - und dieses Buch ist so eins! "All die Jahre" ist ein echter Familienroman, der sich über mehrere Generationen erstreckt und so authentisch wirkt, dass die Figuren einem bald schon sehr vertraut erscheinen.
J. Courtney Sullivan hat bereits zwei andere Romane veröffentlicht, die ich nun sicherlich auch bald lesen werde. Mit "All die Jahre" erzählt sie nicht nur die schwierige und kurvenreiche Lebensgeschichte zweier Schwestern, sondern auch den Weg vieler irischer Einwanderer nach Amerika. Durch die verschiedenen Zeitebenen fügt sich alles genau ineinander und der Leser erfährt eine ganze Menge über die Geheimnisse der Figuren.
Leider bin ich als Leserin am Ende ein wenig auf diesem Wissen sitzen geblieben, denn nach der sehr ausführlichen Schilderung blieb es mir am Ende dann leider zu verschachtelt, es gab kaum Aufklärung zwischen den Figuren und es war auch etwas abrupt.
Dafür gibt es von mir leider einen halben bis einen Stern Abzug. Sonst war ich aber sehr zufrieden und hatte ein tolles Leseerlebnis. Ich würde das Buch in jedem Fall weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 03.01.2018

Sehr klug geschrieben

Töte mich
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"Töte mich" ist mein erstes Buch von Amélie Nothomb, aber es wird sicher nicht das Letzte sein! Kurz und knapp, in wenigen Stunden ausgelesen, kommt es als kleines Schurkenstück daher und hat mich gut ...

"Töte mich" ist mein erstes Buch von Amélie Nothomb, aber es wird sicher nicht das Letzte sein! Kurz und knapp, in wenigen Stunden ausgelesen, kommt es als kleines Schurkenstück daher und hat mich gut unterhalten: der sympathische Graf Neville, der sich in seinen Gedankenkonstrukten aufgrund einer ungebetenen Weissagung verliert und auch seine schwermütige Tochter Sérieuse (der Name scheint Programm) sind mir ans Herz gewachsen. Immer wieder scheint die Geschichte etwas aus der Zeit gefallen, daher tut die Autorin gut daran, die Jahreszahl 2014 häufiger zu erwähnen ;)
Letztendlich wirkt es dadurch aber noch märchenhafter und besonderer - wirklich eine kluge Geschichte, die mit und ohne Kenntnis der griechischen Mythologie Freude macht!

Veröffentlicht am 29.09.2017

Ein würdiger Ferrante

Die Geschichte der getrennten Wege
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Endlich ist er da: der dritte Ferrante-Band. Dieses Mal angetan nicht nur mit der obligatorischen Personenliste auf einem beiliegenden Lesezeichen, sondern auch mit einer ausführlichen Zusammenfassung ...

Endlich ist er da: der dritte Ferrante-Band. Dieses Mal angetan nicht nur mit der obligatorischen Personenliste auf einem beiliegenden Lesezeichen, sondern auch mit einer ausführlichen Zusammenfassung der ersten beiden Bände, die nach der langen Wartezeit definitiv Sinn macht.
Erneut musste ich mich kurz an Ferrantes besonderen, detailverliebten und nüchternen Stil gewöhnen, war dann aber völlig in der Geschichte gefangen.
Es gefällt mir gut, dass Elenas Sicht hier viel stärker hervortritt und obwohl auch Lila im Mittelpunkt steht, wie auf einer Metaebene die Beziehung der beiden betrachtet wird. Eine Fähigkeit, die Elena für mich auszeichnet.
Viele spannende Dinge kommen auf die beiden zu: politische Unruhen, die Verwirklichung des eigenen Lebenstraums, oder eher gesagt der Wunsch danach, Mann und Kinder, alte Lieben.
Elena und auch Lila geht es nicht immer gut in diesem 3. Teil und gerade Elenas Unzufriedenheit und Frust hat mich über lange Strecken als Leserin auch sehr frustriert gemacht. Das heißt für mich aber nicht, dass ich das Buch dadurch schlechter finde, sondern eher sehr authentisch. Die groß angelegte Saga ist wirklich ein Gesamtkunstwerk und das Ende war für mich eine echte Überraschung. Das hätte ich nie erwartet...und wie soll ich nun bis Februar warten?
Für mich nicht das beste Buch der Welt, da es mich insgesamt weniger begeistert als andere, aber ein sehr gutes! Der vierte Band verspricht aufgrund der begonnenen Handlungsstränge ein furioses Finale zu werden und ich freue mich darauf!

Veröffentlicht am 17.09.2017

Braucht ein bisschen Geduld

Die Melodie meines Lebens
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Antoine Laurain ist mittlerweise im deutschsprachigen Raum durch seine vorherigen Romane sehr bekannt und immer für eine kleine Überraschung gut. "Die Melodie meines Lebens" kommt im Retroschick daher ...

Antoine Laurain ist mittlerweise im deutschsprachigen Raum durch seine vorherigen Romane sehr bekannt und immer für eine kleine Überraschung gut. "Die Melodie meines Lebens" kommt im Retroschick daher und auf den ersten Blick scheint auch die Story ein wenig Retro zu sein: ein alternder Arzt, der einen verloren geglaubten Brief erhält und sich auf die Suche nach seinen Bandkollegen aus den wilden 80ern macht.
Besagter Arzt heißt Alain und ist leider für mich kein Sympathieträger gewesen. Ich fand ihn eher anstrengend und gerade das erste Drittel des Buches zog sich daher für mich etwas. Die anderen Charaktere aus der Band sind speziell, teilweise gewöhnungsbedürftig, und nicht mit allen konnte ich spontan etwas anfangen. Wirkliche Highlights sind für mich JBM, ein Computergenie und Visionär à la Steve Jobs, und dessen Assistentin Aurore. Zwei ganz tolle Charaktere, über die ich auch einen 500 Seiten starken Roman lesen könnte.
Und als ich die beiden dann "gefunden" hatte, packte mich die Geschichte auch richtig und machte mir Spaß. Die letzten 100 Seiten waren dabei mein persönliches Highlight - ich möchte nichts verraten, aber der Autor löst alle Handlungsstränge auf spannende und teilweise herrlich groteske bis komische Art auf. Ich mag das sehr! Zudem fängt er dabei viele aktuelle Themen wie beispielsweise den aufsteigenden Rechtsextremismus auf. Wirklich stark!
Aufgrund dieser überzeugenden letzten 100 Seiten vergebe ich 4 Sterne!

Veröffentlicht am 26.08.2017

Geht unter die Haut

Gegen alle Regeln
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"Gegen alle Regeln" schockiert mit einem sehr dramatischen Klappentext und im ersten Moment hätte ich gedacht, das wäre für mich ein wenig zu viel. Doch zum Glück habe ich trotzdem in die Leseprobe hineingelesen, ...

"Gegen alle Regeln" schockiert mit einem sehr dramatischen Klappentext und im ersten Moment hätte ich gedacht, das wäre für mich ein wenig zu viel. Doch zum Glück habe ich trotzdem in die Leseprobe hineingelesen, denn der Stil der Autorin hat mich spontan begeistert! Ich finde, sie schreibt sehr authentisch (keine Überraschung bei einem autobiographischen Roman einer Journalistin) und auf eine besondere Art selbstironisch. Gerade ihre Darstellung ihres Arbeitsumfeldes in der großen Stadt hat mich sehr beeindruckt und ich mag es, wenn Schilderungen quasi stellvertretend für einen ganzen Berufsstand stehen.
Ariel hat es nicht leicht - sie verliert ihr gewünschtes Kind auf grausame und drastische Weise, ganz allein, und erfährt so gut wie keinen Rückhalt von ihrer Partnerin, die Alkoholikerin ist. Das sind Themen des Buches, allerdings nicht die ganze Zeit über, weswegen es für mich auch nicht unbedingt ein extrem trauriges Buch ist. Es ist eine Erzählung, die sehr unter die Haut geht und ich habe oft mit ihrem Schicksal gehadert, so wie auch sie es sehr oft getan hat, und ihr Verlust hat mir für sie wehgetan. Dennoch ist es nicht durchgehend negativ, sondern eine Geschichte, die für mich eher Stärke und sogar etwas Hoffnung vermittelt, da die Autorin einfach eine Kämpferin ist.
Warum ziehe ich einen Stern ab? Ich denke, es hat einfach ein Funken für mich gefehlt - die Geschichte hat mich sehr interessiert, aber ich war nicht 100% dabei. Der tolle Stil, den ich am Anfang so geschätzt habe, blieb für mich nicht über das ganze Buch so faszinierend und am Ende wurde es für mich ein wenig anstrengend - sicherlich auch, weil die Geschichte natürlich hart ist und man mit der Protagonistin leidet.

Ich finde es gut und mutig, dass diese Erfahrungen von ihr geschildert wurden. Eine Leseempfehlung für jeden, der sich diesen schwierigen Themen gewachsen fühlt!