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Veröffentlicht am 13.02.2018

Eine Berg- und Talfahrt der Gefühle!

Verliere mich. Nicht.
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Wahnsinns-Geschichte! Ich habe das Buch förmlich inhaliert (und mich gefragt, warum ich bloß so eine schlechte Genießerin sein muss). Ich hätte es innerhalb weniger Stunden in einem Rutsch durchgelesen, ...

Wahnsinns-Geschichte! Ich habe das Buch förmlich inhaliert (und mich gefragt, warum ich bloß so eine schlechte Genießerin sein muss). Ich hätte es innerhalb weniger Stunden in einem Rutsch durchgelesen, wäre die Leserunde nicht gewesen. Es hat mich viel Willenskraft gekostet, zwischendurch zu pausieren.

Die Geschichte hat mich genau wie im ersten Teil mitgerissen. Ich wurde nach dem fiesen Cliffhanger gleich wieder abgeholt und habe in den paar Stunden so viele Gefühle durchlebt! Es war teilweise nervenaufreibend und an manchen Stellen anstrengend, aber auf eine gute Art und Weise. Eine gute Geschichte muss einem die Nerven aufreiben. Sie muss den Leser nicht nur berühren, sondern wie ein Sturm über ihn hinweg fegen und ihn verwüsten. Sie muss echt sein, emotional, intensiv. Ich war mit Sage zusammen traurig und verzweifelt, habe mich mit ihr gemeinsam verlassen gefühlt, war mit ihr aufgeregt und hatte ihre Schmetterlinge in meinem Bauch. All das hat Laura Kneidl erreicht. Und wie? Indem sie eine authentische Geschichte erzählt hat. Die Settings waren wunderbar schlicht und einfach. Mehr hat es gar nicht gebraucht, denn der Reiz der Geschichte lag darin, dass sie wie aus dem Leben gegriffen war.

Die Charaktere haben mich komplett überzeugt, weil sie durchweg echt und sympathisch waren und nachvollziehbar gehandelt haben. Von Sage und Luca über April und Megan bis hin zu Collin und den anderen Jungs. Die Nebencharaktere sind absolut liebevoll gezeichnet und ich hätte nicht schlecht Lust gehabt, mehr über sie zu erfahren. Das finde ich beeindruckend, weil ich oft genug Nebencharaktere eher als Ballast sehe oder sie zumindest als langweilig empfinde.

Leider konnte mich das Buch schlussendlich nicht in allen Punkten überzeugen. Der erste Teil hat in mir die Erwartung geweckt, dass Sage nach dem Rückfall intensiv an der Überwindung ihrer Probleme arbeiten würde. Dazu hätte aber gehört, dass sie sich mit ihrem Stiefvater und mit ihrer Familie auseinandersetzt – und zwar länger als nur eineinhalb Kapitel. Eine solche Vorgeschichte kann man nicht in wenigen Seiten auflösen. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet und es gab ja auch so viele Möglichkeiten - Szenen zwischen Luca und Sage. Klar, waren diese Szenen spannend, intensiv und natürlich auch wichtig für die Entwicklung ihrer Beziehung. Aber man hätte mit Sicherheit die eine oder andere einsparen können. Oder das Buch hätte etwas länger sein müssen. Naja, wenn es nach mir geht, hätte es auch gerne ein Dreiteiler sein dürfen, ich wäre dabei gewesen.

Alles in Allem: Wer auf authentische und aufregende New Adult Geschichten steht, wird an diesem Zweiteiler auf jeden Fall seine Freude haben.

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Veröffentlicht am 12.11.2017

Romantasy mit großen Ambitionen - aber nicht mehr

Bird and Sword
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Zum Inhalt

Kurz vor ihrer Hinrichtung durch den König Jerus spricht Larks Mutter einen Fluch aus: „Still Tochter. Bleib am Leben.“ Sie nimmt ihrer kleinen Tochter die Stimme, um sie zu beschützen, denn ...

Zum Inhalt

Kurz vor ihrer Hinrichtung durch den König Jerus spricht Larks Mutter einen Fluch aus: „Still Tochter. Bleib am Leben.“ Sie nimmt ihrer kleinen Tochter die Stimme, um sie zu beschützen, denn Larks Stimme hat eine Macht, die auch sie sonst das Leben kosten könnte. So wächst diese fortan bei ihrem Vater auf wie in einem goldenen Käfig, bis eines Tages König Tiras erscheint. Jeru führt Krieg gegen die Vogelmenschen, die man Volgar nennt, doch Larks Vater hat keine Männer zur Unterstützung entsandt. Aus diesem Grund nimmt der König Lark als Pfand mit nach Jeru City. Wird die Burg des Königs nur ein weiteres Gefängnis sein oder rückt die Freiheit für Lark in erreichbare Nähe?


Mein Eindruck

Das Cover war für mich gleich ein Hingucker. Es bot ein stimmiges Gesamtbild - die metallischen Farben, das Mädchen, das wie eine Prinzessin aussieht, die Federn im Hintergrund – alles passte schon wunderbar zum Titel. Dann erfuhr ich, dass die Protagonistin Lark heißt, bei ihrem Vater wie in einem goldenen Käfig aufwächst und nicht mehr „singen“ kann, und ich war angefixt. Ich liebe es, wenn Autoren „detailverliebt“ sind und zu diesem Zeitpunkt dachte ich, es könnte sich lohnen - und das hat es ja dann auch.

Bisher kannte ich Amy Harmon nicht. Aber dass Liebesromane ihre Spezialität sind, habe ich mir beim Lesen von Bird & Sword schon fast gedacht. Sie liefert uns mit dem ersten Band des Zweiteilers eine spannende Liebesgeschichte. Dass Harmon mit diesem Buch zum ersten Mal einen Fuß ins Fantasy-Genre setzt, merkt man allerdings auch. Sie hatte große Ambitionen und hat sich viel Mühe gegeben, eine stimmige, umfangreiche und authentische Fantasiewelt zu kreieren. Aber dann hat sie eben den Fokus doch auf das gelegt, was sie am besten kann: die Liebesgeschichte zwischen Lark und König Tiras. Dass die Fantasiewelt dabei schließlich zu kurz kommt, ist zwar schade, aber wenn man auf Romantasy steht, tut das der Unterhaltsamkeit keinen Abbruch.

„Die Vögel rufen ‚Fliegen, fliegen!‘ und die Blätter winken sie voran, entfalten sich und flüstern: ‚Wachsen, wachsen!‘“

Harmon hat eine spannende Welt erschaffen, in der Wörter die Seele aller Dinge und Lebewesen sind. Die Schöpfungsgeschichte um den Gott der Wörter zieht den Leser zu Beginn des Buches in die Geschichte und macht Lust auf mehr. Man möchte wissen, wie die Story für die Begabten ausgeht, die im Königreich Jeru verfolgt werden. Wird Lark sich endlich aus ihrem alten Leben befreien können? Und wird sie vielleicht sogar ihre Stimme wiederfinden?

Es ist nicht nur die Gesamtheit der erschaffenen Fantasiewelt, sondern auch die kleinen Details, die einem beim Lesen auffallen und über die man sich freut. Es ist z.B. eine schöne Vorstellung, dass der Körper in einer bestimmten Frequenz summt und man ihn mit dem eigenen Summen bei der Heilung unterstützen kann. Das habe ich bisher noch nie gelesen.


Harmons Protagonisten gefallen mir ganz gut. Es ist nichts wirklich Neues, Frisches dabei, aber es reicht, um eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Leider haben die Bösewichte der Geschichte nicht wirklich Tiefe; sie sind einfach nur böse. Das wirkt dann doch etwas lieblos.

Man schwankt bei der Protagonistin stark zwischen Mitgefühl und Unverständnis. Dieses Mädchen kennt nichts anderes als die Gefangenschaft und die Einsamkeit in ihrem goldenen Käfig. Aber ab und zu fragt man sich doch, ob sie nicht etwas zu naiv ist und ob sie nicht stärker sein sollte und sich noch mehr wehren sollte. Dennoch habe mit ihr mitfühlen, -fiebern und -leiden können. Harmons Charaktere können rätselhaft sein, sodass man sie kaum einschätzen kann. Sie können sehr ambivalente Gefühle im Leser hervorrufen. Die drei wichtigsten Charaktere der Geschichte erleben einen spürbaren Wandel. Ein paar Pluspunkte für die Charakterzeichnung, die ansonsten nicht herausragend ist.

Boojohni, Larks einziger wahrer Freund, ist übrigens der heimliche Held der Geschichte, immer hoffnungsvoll, positiv, treu und weise. Leider wurde ihm viel zu wenig Beachtung geschenkt, sowohl von den Charakteren der Geschichte als auch von der Autorin. Obwohl er so ein vielversprechender Charakter ist, wurde er nur sehr oberflächlich beschrieben und hätte fast genauso gut auch weggelassen werden können. Sehr schade.


Zu Beginn war ich der Meinung, dass der Schreibstil an manchen Stellen ordentlich schwächelt. Harmon hat sich wirklich was vorgenommen, indem sie Wörter als Aufhänger ihrer ganzen Geschichte genommen hat, denn umso wichtiger sind Wörter und Sprache nun mal.

Leider fehlte mir die Beständigkeit im Schreibstil und darunter litt zum Teil auch die Authentizität der Geschichte. Harmon schreibt zwar lebendig, bezaubernd, ab und zu richtig poetisch und voller Bilder, lässt aber hin und wieder auch einfach (sprachliche) Chancen verstreichen. Oder es liegt womöglich auch einfach an der Übersetzung, denn manche Formulierungen haben mich wirklich enttäuscht. Im Verlauf der Geschichte habe ich mich dann entweder an den Sprachstil gewöhnt oder es ist tatsächlich besser geworden.

Harmon provoziert immer wieder eigene Interpretationen des Lesers, indem sie sich weitere Beschreibungen, Ausführungen und Antworten spart. Das fand ich mitunter sogar raffiniert und spannend zu beobachten. Die Geschichte wirft viele Fragen auf und regt dadurch zum Rätseln und – wie ich es gerne mache – Herumspinnen an. Meine Verdachtsmomente kann ich jetzt im Nachhinein alle gar nicht mehr aufzählen. Man wird auch hin und wieder auf eine falsche Fährte geführt und erlebt dann ein paar "Überraschungen".

Leider möchte man als Leser dann doch gerne über die eine oder andere rätselhafte Situation aufgeklärt werden. Auch hätte Harmon gut und gerne mehr über die Gedanken, Gefühle und Beweggründe der Charaktere schreiben dürfen, um ihnen noch mehr Tiefe zu geben.


Mein Fazit

Abschließend kann ich sagen, ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Liebesgeschichten – kann die Frau. Die Charaktere empfand ich überwiegend als angenehm. Was den Fantasy-Part angeht hatte Harmon große Ambitionen, ausgereift ist aber anders. Ich freue mich trotz einiger Kritikpunkte sehr auf den zweiten Teil, denn ich bin gespannt auf Harmons Entwicklung. Und ich hoffe dennoch, dass dieser Zweiteiler nicht ihr einziger Ausflug ins Fantasy-Genre bleibt.