Profilbild von tintentraeume

tintentraeume

Lesejury Star
offline

tintentraeume ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tintentraeume über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2018

TNT besitzen emotionale Sprengkraft! – Das bisher spannendste und bewegendste Werk der Reihe.

Die letzte erste Nacht
1

Langsam stand Trevor auf, machte jedoch keinen Schritt auf mich zu. „Das hier ist keine Liebesgeschichte, Tate. Wir sind nicht Elle und Luke oder Emery und Dylan. Das mit uns hat kein Happy End.“ Sekundenlang ...

Langsam stand Trevor auf, machte jedoch keinen Schritt auf mich zu. „Das hier ist keine Liebesgeschichte, Tate. Wir sind nicht Elle und Luke oder Emery und Dylan. Das mit uns hat kein Happy End.“ Sekundenlang konnte ich ihn nur anstarren, dann schnappte ich hörbar nach Luft. „Du Mistkerl! Habe ich dich je um ein verdammtes Happy End gebeten?“
[S. 105, eBook]

Inhalt:
Tate kann Trevor nicht ausstehen. Trevor kann Tate nicht an sich heran lassen. Doch als die Beiden eine gemeinsame Nacht teilen, können sie nicht leugnen, dass zwischen ihnen eine Anziehungskraft herrscht. Eine Anziehungskraft, die beide dazu bringt, diese Nacht wiederholen zu wollen. Dabei darf Tate Trevor nicht zu nah kommen, denn er verbirgt ein schreckliches Geheimnis, was das, was die Beiden haben, für immer zerstören könnte. Und während Tate verzweifelt versucht ihre Gefühle zu ignorieren und herauszufinden, warum ihr Bruder damals wirklich starb, kommt sie einer gefährlichen Wahrheit auf die Spur. Einer Wahrheit, die niemals ans Licht kommen sollte.

Meinung:
Jetzt ist es vorbei. Jetzt ist erneut eine wunderbare Geschichte aus der Feder von Bianca Iosivoni verschlungen. „Die letzte erste Nacht“ reiht sich wunderbar in die Firsts-Reihe ein, hält aber auch eine ganz eigene und besondere Atmosphäre für den Leser bereit. Denn Tate und Trevor sind sehr verschlossene und beinahe schon düstere Figuren, die Beide eine sehr schwere Last zu tragen haben. Dabei arbeitet die Autorin die beiden Seiten der Figuren auf sehr authentische Weise heraus und schafft es so bereits nach wenigen Seiten, dass man ganz in ihrer Welt versinkt, mit ihnen fühlt, mit ihnen liebt, mit ihnen leidet.

Besonders Tate, die in den bisherigen Werken der Autorin eher rau und schroff wirkte, wird hier von einer ganz anderen Seite präsentiert. Der Leser erfährt auf sehr einfühlsame Weise, warum Tate ist, wie sie ist und warum sie so verzweifelt versucht die Wahrheit um den Tod ihres Bruders herauszufinden. Tate wirkt im ganzen Buch sehr menschlich, auch wenn ihre Handlungen und Reaktionen teils sehr extrem und impulsiv sind, sind es doch gerade auch diese, welche sie so sympathisch machen. Tate hat ihren eigenen Kopf, ist stur, dickköpfig, kann aber auch sehr gefühlvoll und emotional sein. Nicht nur einmal habe ich mich in ihr wiedererkannt und identifiziert. Zu Beginn hatte ich noch die Befürchtung, dass ich nicht schnell mit ihr warm werden würde, doch bereits nach den ersten Kapiteln wurde diese Befürchtung widerlegt. Denn Tate ist eine sehr realistische und echte Protagonistin, mit der man sich nur zu gerne zwischen die Seiten stürzt.

Aber auch Trevor konnte mein Herz erobern, auch wenn er es zu Beginn nicht allzu leicht bei mir hatte wie Tate. Dies liegt hauptsächlich daran, dass seine Kapitel im Werk vergleichsweise mau gestreut sind. Nicht selten habe ich mir an der einen oder anderen Stelle gewünscht lesen zu können, wie es ihm mit diversen Situationen wohl erging, leider lässt die Autorin die Leser jedoch nicht immer an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben. Aus diesem Grund herrschte zwischen Trevor und mir von Beginn an eine gewisse Distanz, die er erst im letzten Drittel der Geschichte vollkommen überwinden konnte. Dabei ist es nicht so, dass Trevor nicht ebenfalls authentisch oder sympathisch von Bianca dargestellt wird, ganz im Gegenteil: von der ersten Seite an erkennt man, dass er zu den Guten gehört. Trotzdem konnte der Funke zwischen ihm und mir zunächst nicht überspringen.

Betrachtet man die Beiden – auch TNT genannt – jedoch in Kombination, kann man nicht mehr nur von einem Funken sprechen, denn zwischen Tate und Trevor geht es nicht nur einmal sehr explosiv her, bis nahezu alles in Flammen steht. TNT sind wunderbar - wunderbar explosiv, wunderbar in Kombination. Die Momente und Situationen, die Bianca Iosivoni zwischen ihnen erschafft sind spannend, mitreißend und emotional und machen beim Lesen einfach Spaß. Eigentlich hangelt man sich in der Geschichte von TNT-Moment zu TNT-Moment, lacht, weint, bekommt Gänsehaut. Die Chemie zwischen Tate und Trevor ist – wie auch schon bei den anderen Paaren der Firsts-Reihe – nahezu perfekt und macht das Leseerlebnis zu etwas ganz Besonderem.

Etwas Besonderes ist es auch, wie wohl man sich in dieser Buchwelt fühlt. Schon nach den ersten Seiten fühlt es sich an wie ´Nach Hause kommen´. Man scherzt zusammen mit Emery und Dylan, joggt mit Luke über den Campus und lässt sich von Elles Kaffeesucht anstecken. Bianca hat hier einen Freundeskreis kreiert, von dem man nur zu gerne ein Teil wird – und das ändert sich auch in „Die letzte erste Nacht“ nicht, sondern wird vielmehr noch verstärkt (eine meiner absoluten Lieblingsstellen in Bezug auf den Freundeskreis, war hier definitiv die Stromausfall-Szene.) Der lockere, leichte und oftmals auch sehr lustige Schreibstil der Autorin trägt zu dieser Wohlfühl-Atmosphäre maßgeblich bei und sorgt dafür, dass die Seiten nur so dahin fliegen.

„Die letzte erste Nacht“ ist jedoch nicht ausschließlich ein Friede-Freude-Eierkuchen-Buch, sondern zeichnet sich, auch im direkten Vergleich zu seinen Vorgängern, durch eine gewisse Düsternis und Dramatik aus. Diese Düsternis und die damit verbundenen sehr spannenden Szenen, stellt Bianca Iosivoni auf sehr anschauliche Weise dar, womit sich dieser Band teilweise zum absoluten Page-Turner entwickelt, den man nur schwerlich aus der Hand legen kann. Auch wenn das Buch, wie in diesem Genre häufig üblich, einen gewissen Schema folgt, tut dies dem Spannungsbogen keinen Abbruch.

Fazit:
„Die letzte erste Nacht“ ist der bisher wohl spannendste, bewegendste und dramatischste Teil der Firsts-Reihe und zeichnet sich – wie auch schon seine Vorgänger – durch authentische und echte Figuren, einen angenehmen Schreibstil und mitreißende Momente zwischen den Protagonisten aus. TNT machen dieses Werk jedoch letztlich so außergewöhnlich, denn diese Beiden besitzen definitiv emotionale Sprengkraft! Also aufgepasst: Der Inhalt dieses Buches ist höchst explosiv! Lesen auf eigene Gefahr!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Gefühl
  • Dramaturgie
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 16.03.2018

Mona Kasten hat sich schon längst in mein Herz geschrieben, auch wenn "Save me" nicht auf ganzer Linie überzeugen konnte...

Save Me
0

Inhalt:
Ruby Bell will an der Maxton Hall möglichst unter dem Radar ihrer Mitschüler bleiben, denn als Stipendiatin passt sie so gar nicht in eine Welt, die auf Luxus, Macht und Geld gründet. Ihre Familie ...

Inhalt:
Ruby Bell will an der Maxton Hall möglichst unter dem Radar ihrer Mitschüler bleiben, denn als Stipendiatin passt sie so gar nicht in eine Welt, die auf Luxus, Macht und Geld gründet. Ihre Familie kommt aus einfachen Verhältnissen und ihr grüner Schulrucksack hat seine besten Zeiten bereits erlebt, aber Ruby beißt sich durch, gibt stetig ihr Bestes, um sich ihren Kindheitstraum zu erfüllen: Ein Studienplatz in Oxford. Doch als die schweigsame Außenseiterin Zeugin eines wohl gehüteten Geheimnisses wird, verliert sie ihren Tarnumhang und erregt die Aufmerksamkeit des Maxton-Hall-King: James Beaufort - gutaussehend, Mitglied einer der reichsten Familien Englands und Playboy. Mithin kann der Schein manchmal trügerisch sein und als Ruby einen Blick hinter die harte Fassade von James erhascht, beginnt ihr Herz in seiner Gegenwart schließlich schneller zu schlagen. Aber ist er es wert, vom Schatten ins Licht zu treten?

Meinung:
"Save me" war für mich eine der ersehntesten Neuerscheinungen des Jahres. Ich habe die Monate, Tage, Stunden und Sekunden seiner Veröffentlichung entgegen gefiebert und seufzend über seinen Einband gestrichen, als ich es dann endlich zwischen den Fingern hielt. Es verströmte diesen unglaublichen Duft, den nur ganz frisch gedruckte Werke haben und ich konnte es kaum erwarten Ruby und James kennenzulernen. Trotz allem ließ ich mir mit dem Lesen Zeit - zu groß war die Angst einer Enttäuschung, zu groß die Angst vor einem Cliffhanger. Als ich dann schließlich doch mit dem Lesen begann, wurde ich auf vielfältige Weise überrascht.

Wie gewohnt ist der Schreibstil von Mona Kasten angenehm und flüssig, ich würde sogar behaupten, dass er sich weiterentwickelt hat, reifer und präziser geworden ist, so dass man schon nach kurzer Zeit mit der Geschichte verschmelzen und alles um einen herum vergessen kann. Wenn Mona eines kann, dann ist es Schreiben. Locker und leicht, erbaut sie ihre Buchwelt vor den Leseraugen und kreiert Figuren, die sich im Leserherz schon nach einigen Seiten einnisten. Allen voran Ruby und ihre Schwester Ember. Beide sind sehr liebenswert, schlau, stark und bodenständig. Mir hat es demnach sehr viel Spaß bereitet, immer mehr Facetten ihres Lebens kennenzulernen. Mit James hingegen habe ich mich etwas schwer getan, wahrscheinlich deshalb, weil er aus einer Welt kommt, zu der ich nicht allzu viele Bezugspunkte habe und die mir weitestgehend fremd ist. Um diese Distanz zu überbrücken, war es ein äußerst gelungener Schachzug von der Autorin die Geschichte aus zwei Perspektiven zu erzählen: aus der von Ruby und der von James. Dies vereinfacht es an vielen Stellen, Sympathien zu James, seiner Welt und seinen Freunden aufzubauen.

Natürlich ist die Geschichte sehr klassisch und verfolgt ein typisches Muster: Mädchen aus einfachen Verhältnissen, trifft auf reichen Typen, der so gar nicht die Ziele verfolgen möchte, die ihm seine Familie vorgibt, aber trotz allem nicht aus seinem Leben auszubrechen vermag. Letztlich liest sich die Geschichte aber ganz anders. Dies ist nicht nur den vielfältigen und gut gezeichneten Figuren zu verdanken, sondern auch der ein oder anderen Plot-Überraschung.

Warum "Save me" trotzdem nur vier Sterne von mir bekommen hat? Schlussendlich habe ich den roten Faden in der Geschichte vermisst. Viele Kapitel zeichnen lediglich den Alltag der Figuren, der Konflikt und die Spannungen zwischen Ruby und James wurden mir oftmals nicht genug vertieft und die Kapitel aus der Sicht von James, waren mit etwas zu dünn gestreut. Der Funke, der mich bei der Again-Reihe schon immer auf den ersten Seiten gefangen genommen hat, wollte diesmal einfach nicht überspringen. Das, was Ruby und James verbindet, konnte ich leider (bis zu den letzten fünfzig Seiten) nicht sehen. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir zudem gewünscht, dass die Nebenfiguren noch mehr in die Handlung mit einbezogen werden, da sich die Maxton-Hall-Reihe im Gegensatz zu der Again-Reihe, über drei Bände mit den gleichen Hauptcharakteren beschäftigt, entsteht viel Raum, den die Nebenfiguren füllen könnten. Dies würde der Geschichte auch etwas mehr Tiefe verleihen.

Fazit:
"Save me" gehört definitiv zu den Werken, die ich in diesem Jahr am meisten ersehnt habe, konnte letztlich aber nicht in allen Punkten überzeugen und wird dem Hype in meinen Augen nicht gerecht. Zwar erschafft Mona Kasten hier erneut eine unglaublich gelungene und authentische Buchwelt mit spannenden Charakteren, jedoch vermag sie es nicht, das volle Potenzial ihrer Idee auszuschöpfen. Streckenweise fiel es mir schwer, den roten Faden in der Geschichte zu finden und das zu entdecken, was die Beziehung von Ruby und James ausmacht. Trotz allem werde ich wohl auch "Save you" entgegenfiebern und es kaum erwarten können, auch über seinen Einband zu streichen. Mona Kasten hat sich nämlich schon längst in mein Herz geschrieben....

Veröffentlicht am 20.02.2018

Ein etwas anderer, aber durchaus gelungener, nervenaufreibender und hochaktueller Thriller aus der Feder von Sebastian Fitzek.

Das Joshua-Profil
0

"Es tut mir leid...", flüsterte der Sterbende, als ich dicht genug bei ihm war, um seinen Atem an meiner Wange zu spüren, "...aber Joshua hat Sie auserwählt!"
["Das Joshua-Profil", S. 24]

Inhalt:
Max ...

"Es tut mir leid...", flüsterte der Sterbende, als ich dicht genug bei ihm war, um seinen Atem an meiner Wange zu spüren, "...aber Joshua hat Sie auserwählt!"
["Das Joshua-Profil", S. 24]

Inhalt:
Max Rhode ist ein recht erfolgloser Thrillerautor, der nach seinem Bestseller "Die Blutschule" kein ordentliches Werk mehr zustande gebracht hat. Immer auf der Suche nach neuen Ideen, verbringt der Vater einer Pflegetochter namens Jola, seine Zeit oft in seinem Arbeitszimmer und recherchiert für sein nächstes Buch. Als ihn eines Tages ein Anruf erreicht und er von einem Arzt ins Krankenhaus gebeten wird, um sich die letzten Worte eines ihm unbekannten Verbrennungsopfers anzuhören, ist es gerade die Jagd nach neuen Thrillerideen, die ihn ans Krankenbett des Sterbenden führt. Mit seinen letzten Atemzügen, will der Mann Max davor bewahren, sich innerhalb des nächsten Jahres strafbar zu machen, denn Joshua hätte ihn auserwählt und Joshua irrt nie. Doch für Max ergeben die Worte des Mannes keinen Sinn, er tut sie als Spinnerei ab und zwei Monate später, hat er sie schon wieder vergessen, bis die Hölle losbricht und sich der junge Autor nicht nur auf der Flucht, sondern ebenfalls auf der verzweifelten Suche nach seiner entführten Tochter befindet...

Meinung:
Obwohl Sebastian Fitzek schon längst zu meinen Lieblingsautoren gehört und mein Herz bereits vor Jahren für sich gewinnen konnte, gibt es eine Handvoll Werke aus seiner Feder, die ich noch nicht entdeckt habe. Das hat zwei Gründe: zum einen möchte ich mir seine Schätze einteilen, um möglichst lange etwas von ihnen zu haben, zum anderen kann ich seine Werke auch immer nur in einem gewissen Abstand lesen. Ich liebe seine Bücher und ich liebe seine Ideen, doch die Handlung und besonders die Auflösung seiner Werke sind oft sehr abstrus, der ganze Thriller oft stark konstruiert, aber das ist eben Fitzek, das ist seine Handschrift, trotzdem brauche ich deshalb manchmal eine Fitzek-Pause.

Dem ist es schließlich auch geschuldet, dass "Das Joshua-Profil" eine beträchtlich lange Zeit auf meinem SuB lag und darauf gewartet hat, mich in seine Welt zu ziehen. Eine Welt, die erneut durch die typische Fitzek-Handschrift gekennzeichnet ist, sich letztlich aber gar nicht wie ein richtiger Fitzek liest. Dabei kann ich gar nicht sagen, woran ich dies genau festgemacht habe, es war mehr der Leseprozess, der sich einfach anders angefühlt hat, was das Buch an sich jedoch nicht schlecht macht. Ganz im Gegenteil: der Thriller war durchweg sehr überzeugend.

Fitzek schlüsselt die Ereignisse nur sehr langsam auf, was dazu führt, dass man als Leser in einem rasanten Tempo von Kapitel zu Kapitel springt, um endlich das Rätsel um Joshua aufzulösen und damit das Puzzle zu vervollständigen. Dabei legt der Autor die Handlung aus sehr vielen verschiedenen Blickwinkeln dar. So begleiten wir nicht nur den Protagonisten auf seiner Flucht, sondern ebenfalls seine entführte Pflegetochter Jola, Maxs Staranwalt Toffi und mehrere weitere Buchfiguren, die im Verlauf der Geschichte eine Rolle bekommen. "Das Joshua-Profil" lebt von seinen verschiedenen und zahlreichen Figuren, denn sie bringen nicht nur Tempo, sondern auch Spannung in jedes Kapitel. In meinen Augen waren sie es, die dieses Werk so besonders gemacht haben. Sie und die Themen, die Fitzek hier besonders herausgearbeitet hat.

Denn wie so oft, basiert die Grundidee des Autors auf einem sehr aktuellen und kritischen Thema. Da ich dieses hier aber nicht ansprechen kann, ohne entscheidende Puzzleteile der Handlung zu offenbaren, werde ich es nicht genau benennen, sondern lediglich äußern, dass Fitzek dieses Thema wieder sehr schockierend und authentisch aufbereitet hat, sodass es nach der letzten Seite im Kopf des Lesers nachpocht und zum Nachdenken, sowie zur Meinungsbildung bzw. Positionierung anregt.

Dieses Thema bildet zwar den roten Faden innerhalb der Geschichte, ist jedoch nicht die einzig kritische Materie, die in die Handlung verwoben wird. Zusätzlich spinnt Fitzek noch mehrere Tabuthemen in die Handlung, die das Leseerlebnis teilweise sehr beklemmend machen und bei dem ein oder anderen Leser definitiv dazu führen können, dass dieser das Werk abbricht. Warum Sebastian Fitzek in "Das Joshua-Profil" nicht nur einen pädophilen Charakter erschafft, der nach und nach die Sympathiepunkte der Leser gewinnen kann, sondern sich ebenfalls mit Missbrauch, Misshandlung und Pflegefamilien auseinandersetzt, erklärt er in seinem grandiosen vierzehn-seitigen Nachwort, das man als Weiterführung der Geschichte verstehen und somit unbedingt lesen sollte. Hier findet man nicht nur seine Begründung der Themenschwerpunkte, sondern ebenfalls viele sehr kluge und überzeugende Denkansätze, mit denen man sich definitiv einmal beschäftigt haben sollte.

Obwohl dieser Thriller über überzeugende und spannende Figuren, sowie kritische und aktuelle Themen verfügt und als Gesamtpaket sehr gut funktioniert, hat er nur eine Vier-Sterne-Bewertung von mir bekommen. Warum? Zwar hört jedes Kapitel sehr ungewiss und damit dramatisch auf und durch den Perspektivwechsel wird man regelrecht angespornt, schnell weiterzulesen, um an diese mitreißende Stelle zurück zu gelangen, aber trotzdem hat die Handlung nicht für das gewohnte Kribbeln in meinen Fingern gesorgt, nicht meinen Herzschlag beschleunigt und nicht meine Hände zum Schwitzen gebracht. Es war zwar spannend, aber nicht nervenzerreißend spannend. Und das ist letztlich genau der Funke, der mir gefehlt hat, den ich vermisst habe. Warum das Buch für mich nicht so spannend war, wie für manch andere Leser? Stellenweise ist es mir sehr schwer gefallen, mich auf die Handlung der Geschichte einzulassen, mich in sie hineinziehen zu lassen. Im Gegensatz zu anderen Werken des Autors (ausgenommen "AchtNacht"), geht es bei "Das Joshua-Profil" ziemlich rasant zu. Verfolgungsjagden und Versteckspiele bestimmten die Kapitel, diese waren mir jedoch teilweise etwas zu sehr konstruiert, etwas zu abgehoben, schlicht: ich konnte sie nicht immer ganz nachvollziehen, was mich dann aus der Spannungswelle, aus der Geschichte geworfen und immer wieder leicht zum Stocken gebracht hat.

Fazit:
„Das Joshua-Profil“ von Sebastian Fitzek ist auf der einen Seite ein sehr typisches Werk des Autors, auf der anderen Seite wiederrum nicht, verfügt aber über ein gelungenes und mitreißendes Gesamtpaket. Dieses Gesamtpaket wird bestimmt durch überzeugende Figuren, spannende Kapitel und ein rasantes Tempo, wirkt jedoch stellenweise stark konstruiert und übertrieben, weshalb es im Gesamtschnitt einen Stern einbüßen musste. Trotzdem handelt es sich hierbei um einen guten Thriller, der zum Nachdenken anregt, indem er aktuelle Themen, aber auch Tabuthemen authentisch aufgreift und aufarbeitet.

Veröffentlicht am 13.02.2018

Eva Völler arbeitet das historische Venedig auf sehr überzeugende und authentische Weise auf und verknüpft es sehr gelungen mit dem Zeitreise-Thema.

Zeitenzauber - Die magische Gondel
0

Inhalt:
Zusammen mit ihren Eltern verbringt die 17-jährige Anna ihre Ferien in Venedig. Zunächst langweilt sich das junge Mädchen und streift des Öfteren alleine durch die Straßen der italienischen Wasserstadt ...

Inhalt:
Zusammen mit ihren Eltern verbringt die 17-jährige Anna ihre Ferien in Venedig. Zunächst langweilt sich das junge Mädchen und streift des Öfteren alleine durch die Straßen der italienischen Wasserstadt auf der Suche nach Ablenkung. Als ihr dabei eine rote Gondel ins Auge fällt, die es in Venedig eigentlich gar nicht mehr geben sollte, wird Anna neugierig. Kurz darauf kreuzen sich die Wege von Anna und der roten Gondel erneut, denn als sie während einer Bootsparade in den Kanal fällt und kurz darauf von einem gutaussehenden Jungen wieder heraus gefischt wird, zieht dieser sie in eben jene Gondel. Doch bevor Anna noch begreifen kann, was genau passiert ist, fängt die Welt vor ihren Augen an zu flimmern und bei ihrem nächsten Augenaufschlag, findet sie sich im Jahr 1499 wieder.

Meinung:
Als ich letztens durch mein Bücherregal stöberte, auf der Suche nach meiner nächsten Lektüre, streifte mein Blick die Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier und ich kam nicht ohnehin mich daran zu erinnern, wie gut mir ihre Bücher, aber auch die Thematik der Zeitreise mir damals gefallen hatten. Was mich schließlich zu den Fragen führte, warum ich so wenige Bücher mit diesem Thema besitze und nicht häufiger eine solche Zeitreise-Geschichte verschlinge. Das wiederrum brachte mich dazu "Zeitenzauber - Die magische Gondel" - eine ziemlich verstaubte SuB-Leiche - auf meinem E-Reader auszugraben und mit dem ersten Band der Trilogie, aus der Feder von Eva Völler zu beginnen.

Gleich vorweg: auch wenn ich hier die Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier erwähnt habe, möchte ich die zwei Werke auf keiner Ebene miteinander vergleichen, dies würde an dieser Stelle auch nicht viel Sinn ergeben, denn auch wenn es scheint, als würde die Geschichte von Eva Völler zunächst in eine ähnliche Richtung gehen, entwickelt sich diese letztlich ganz anders und kann mit vielen außergewöhnlichen und neuen Ideen auftrumpfen. Zusätzlich kann es einen einfach mürbe machen, wenn man versucht Werke mit Lieblingsbüchern zu vergleichen, denn gerade dann kann man eigentlich nur enttäuscht werden.

Ich liebe Italien und ich bin fasziniert von Venedig, obwohl ich selbst noch nie dort war und die Wasserstadt demnach nur aus Film, Fernsehen und Literatur kenne, war ich schon immer ein großer Fan. Aus diesem Grund war ich auch sofort Feuer und Flamme, als ich las, dass "Zeitenzauber - Die magische Gondel" in einer meiner Bucket-List-Lieblingsstädte spielt. Dabei schafft es Eva Völler mit Leichtigkeit ein Venedig zu malen, das vor den Augen des Lesers real wird, denn die Autorin weckt alle Sinne und so hört man das Wasser in den Kanälen rauschen, spürt die warme Sonne auf seiner Haut, erschnuppert die verschiedenen Speisen auf den mit Menschen überfüllten Märkten und taucht schließlich ganz tief in die Buchwelt ein. Begleitet wird man dabei von einem sehr angenehmen und flüssigem Schreibstil und zwei sehr interessanten Protagonisten.

Ich gebe zu, dass ich zu Beginn meine Schwierigkeiten mit den Figuren hatte, sowohl mit Anna, als auch mit Sebastiano. Anna war anfangs einfach anstrengend, denn ihre naive Art und ihre ständigen Beschwerden und Klagen darüber, dass sie endlich in ihre Zeit zurück will, haben einfach gestört. Auch Sebastiano konnte mich zunächst nicht von sich überzeugen, in meinen Augen war er viel zu überheblich und selbstfixiert. Glücklicherweise konnten die Beiden meine Meinung während des Lesens nochmals ändern. Was mir letztlich besonders gut gefallen hat und was die Story von anderen Werken des Genres unterscheidet: Anna ist ein sehr starker und eigenständiger Charakter. Niemals im Traum würde es ihr einfallen sich retten zu lassen oder ängstlich die Flucht anzutreten, stattdessen stürzt sie sich mutig in jedes Abenteuer, bietet ihren Gegnern die Stirn und sagt offen und ehrlich was sie denkt.

Mein Highlight in der Geschichte war die besondere Authentizität und gelungene Historizität, die Völler auf tolle Weise kreiert und aufbaut, wie auch die kleinen und schönen Ideen, die sie in jedes Kapitel einfließen lässt. So können Anna und Sebastiano beispielsweise in Gegenwart von Personen, die aus der Vergangenheit stammen, keine Worte benutzen, die es nur in der Zukunft gibt. Diese werden nämlich auf magische Weise direkt in die entsprechenden Worte der Zeit umgewandelt.

Fazit:
"Zeitenzauber - Die magische Gondel" von Eva Völler konnte mich schlussendlich leider nicht auf voller Linie von sich überzeugen, was aber weder an der Figuren, noch an der Grundidee lag. Im Gegenteil: Gerade diese beiden Komponenten waren (auch wenn nicht von Beginn an) letztlich sehr überzeugend, viel mehr hatte ich Schwierigkeiten in die Geschichte einzutauchen. Eva Völler arbeitet das historische Venedig auf sehr überzeugende und authentische Weise auf und verknüpft es sehr gelungen mit dem Zeitreise-Thema. Schließlich ist es dem raffinierten und überaus gelungenen Finale geschuldet, dass das Werk sich doch noch vier Sterne sichern konnte. Jetzt bin ich gespannt, wie es weiter geht und werde die Reihe somit definitiv weiter verfolgen.

Veröffentlicht am 12.02.2018

Ein MUSS für alle Bentow-Fans!

Das Porzellanmädchen
0

Inhalt:
Luna Moor hat weiße Haut wie aus Porzellan, rabenschwarze Haare und ist eine gefeierte Bestseller-Autorin. Doch niemand weiß, dass ihre Seele tiefe Narben trägt. Narben, die Luna nachts nicht ruhig ...

Inhalt:
Luna Moor hat weiße Haut wie aus Porzellan, rabenschwarze Haare und ist eine gefeierte Bestseller-Autorin. Doch niemand weiß, dass ihre Seele tiefe Narben trägt. Narben, die Luna nachts nicht ruhig schlafen lassen und die sie versucht durch das Schreiben zu kompensieren. Als Jugendliche wurde das Mädchen aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu Puppen, von einem psychopathischen Mann mit einer Gasmaske entführt. Dem (wie sie ihn nennt) Insekt konnte Luna zwar nur um Haaresbreite entkommen, doch der Täter wurde nie geschnappt. Aus diesem Grund begibt sich Luna noch einmal in das Haus, in dem damals alles geschah, sie will einen neuen Thriller schreiben, über das Insekt, über ihren Peiniger und endlich mit der Vergangenheit abschließen.

Meinung:
Erst im letzten Jahr habe ich den deutschen Thrillerautor Max Bentow und seine Werke, ferner die bekannte Nils-Trojan-Reihe für mich entdeckt und schnell lieben gelernt. Bentows Ideen sind immer sehr außergewöhnlich und spannend bis zur letzten Seite. Damit gehört der Autor zu einer der wenigen deutschen Schreiber, die mich vollends von sich überzeugen konnten und dessen Werke ich nur allzu gerne verschlinge. So musste natürlich auch "Das Porzellanmädchen" auf meiner Leseliste landen.

Das Erfrischende an dem aktuellen Psychothriller von Bentow ist, dass es sich hierbei um einen Einzelband handelt. Angesichts der Tatsache, dass viele Bücher des Genres Teil einer Reihe sind, die man häufig zwar unabhängig voneinander lesen kann, die jedoch den gleichen Protagonisten haben, fand ich dies sehr abwechslungsreich.

Protagonistin der Geschichte ist die junge Luna Moor. Gefeierte Bestseller-Autorin, mit einer grausamen, düsteren und geheimen Vergangenheit. Als Teenager wurde Luna von einem Unbekannten mit Gasmaske entführt und in ein entlegenes Haus verschleppt. Schwer lastet die Vergangenheit auf ihren Schultern, denn ihr Peiniger, das Insekt, wurde nie gefunden. Jahre später begibt sich Luna deshalb auf eigene Faust auf die Suche nach dem Monster, das noch immer ihre Träume heimsucht und sie nachts nicht ruhig schlafen lässt und fasst einen Plan: Sie will über ihn in ihrem neuen Thriller schreiben, das Erlebte so verarbeiten. Als sie schließlich das Haus wiederfindet, in dem damals alles geschah, packt Luna ihre Sachen, um dort zwecks Recherche und Fertigstellung ihres Romans ein paar Wochen zu wohnen. Begleitet wird sie dabei von Leon, dem Sohn ihrer besten Freundin, der ungeplanter und ungewollter Weise einige Tage bei Luna verbringen muss, da sich seine Mutter auf eine Auslandsreise befindet.

Luna und Leon bringen viel Potenzial mit und scheinen zunächst die perfekten Begleiter für diese sehr schaurige und spannende Grundidee aus der Feder von Max Bentow, könne ihr Potenzial jedoch nicht ganz ausschöpfen. Leon wirkt oft wie ein Fremdkörper in der Geschichte und seine Motive und Gefühle blieben mir durchweg ein Rätsel. Nicht nur einmal habe ich mich gefragt, warum ihm im Werk eine Rolle zugeschrieben wurde, denn meiner Ansicht nach hat der Jugendliche kaum eine Funktion innerhalb der Geschichte. Lunas Rolle und Funktion ist natürlich klar, aber auch sie konnte mich irgendwie nicht gefangen nehmen. Durchweg fehlt es ihr an Tiefe und so bleibt das Bild von ihr doch recht oberflächlich. Dass sie die Protagonistin ist, macht das Ganze umso ärgerlicher, denn gerade diese sollten wenigsten Konturen, Facetten und Farbe besitzen.

Dass der Psychothriller zusätzlich zwischen Szenen in der Gegenwart und Romanausschnitten aus Lunas aktuellem Werk hin und her springt, hat der Geschichte nochmals zusätzlich Tiefe genommen. Letztlich sehr schade, denn die Gegenwartskapitel waren durchweg spannend und nervenaufreibend und haben mir nicht nur einmal eine Gänsehaut über den Körper gejagt und das trotz der Tatsache, dass ich mit meinem Anfangsverdacht am Ende richtig lag. Schlussendlich ist dies ein sehr kurzweiliger Roman, ein solider Thriller, der an einigen Stellen nicht ganz ausgereift ist, aber trotzdem Spaß macht. Gerade für Bentow-Fans demnach ein absolutes MUSS.

Fazit:
Solider Thriller, der sich manchmal an der Geschichte in der Geschichte verliert, wodurch die eigentliche Handlung stellenweise etwas dünn wird. Trotzdem durchweg spannend und stellenweise sogar leicht gruselig - obwohl ich mit meinem Verdacht (den ich schon auf den ersten Seiten hatte) richtig lag. Nicht der Beste Bentow, aber ein MUSS für alle Fans.