Cover-Bild Der Zopf
(55)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 21.03.2018
  • ISBN: 9783103973518
Laetitia Colombani

Der Zopf

Roman
Claudia Marquardt (Übersetzer)

Der SPIEGEL-Bestseller - Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente – dieselbe Sehnsucht nach Freiheit
Ergreife Dein Glück - überall auf der Welt kannst Du es finden!

Die Lebenswege von Smita, Giulia und Sarah könnten unterschiedlicher nicht sein. In Indien setzt Smita alles daran, damit ihre Tochter lesen und schreiben lernt. In Sizilien entdeckt Giulia nach dem Unfall ihres Vaters, dass das Familienunternehmen, die letzte Perückenfabrik Palermos, ruiniert ist. Und in Montreal soll die erfolgreiche Anwältin Sarah Partnerin der Kanzlei werden, da erfährt sie von ihrer schweren Erkrankung.
Ergreifend und kunstvoll flicht Laetitia Colombani aus den drei außergewöhnlichen Geschichten einen prachtvollen Zopf.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2018

Haare als Rettungsanker

0

Drei Frauen von drei verschiedenen Kontinenten: Nämlich aus Asien, Europa und Amerika sind in diesem Roman versammelt.

Erzählt wird immer reihum aus der Perspektive einer der Frauen: der Inderin Smita, ...

Drei Frauen von drei verschiedenen Kontinenten: Nämlich aus Asien, Europa und Amerika sind in diesem Roman versammelt.

Erzählt wird immer reihum aus der Perspektive einer der Frauen: der Inderin Smita, der Italienerin Giulia und der Kanadierin Sarah, die nicht nur auf verschiedenen Kontinenten leben, sondern auch in völlig unterschiedlichen Welten.

Während Smita in ihrer Heimat ein Opfer des Kastensystems ist, da sie als Dalit zu den Ärmsten der Armen gehört und quasi rechtlos ist, arbeitet Giulia auf Sizilien in der kleinen Perückenfabrik ihres Vaters, einem Familienunternehmen also und Sarah hat sich in Montreal eine erfolgreiche Anwaltskarriere als Teilhaberin einer der einflussreichsten Kanzleien aufgebaut.

Doch dann stürzt bei jeder Einzelnen ihre bisher existierende Welt zusammen, alle Werte sind auf einmal null und nichtig.

Und für jede der drei beginnt ihre eigene Geschichte, und zwar eine ausgesprochen haarige, auch wenn sich das in Smitas und Sarahs Fall erst sehr spät herausstellt.

Ein Wunder - oder vielmehr drei Wunder? Nun ja, man kann es so sehen oder auch nicht. Es ist jedenfalls so, dass die Kraft einer jeden Frau es schafft, in ihrem Leben eine Änderung zu bewirken, sich vom Tiefpunkt zu lösen. Und wenn man so etwas vorher nicht für möglich gehalten hat, dann ist es in der Tat ein Wunder, wenn auch eigentlich am meisten für die Betroffene selbst.

Die französische Autorin Laetitia Colombani hat hier ein ebenso berührendes wie originelles Werk geschaffen, das sowohl von der Atmosphäre, die sie herzustellen versteht, als auch von ihren eindringlichen Charakteren, deren Darstellung nicht vieler Worte bedarf, aber dennoch sehr bildhaft und anschaulich ist, lebt.

Haare als Rettungsanker sozusagen - der Lesende braucht ein wenig Geduld, um zu dieser Erkenntnis zu kommen, denn der die drei Frauen verbindende Zopf wird - im übertragenen Sinne - erst ganz am Ende des Romans geflochten. Man wird es beim Genuss dieser so anregenden Lektüre aber - so mein Eindruck - kaum merken, dass man ein bisschen auf die Probe gestellt wird.

Ich habe mich während der Lektüre mit allen drei Frauen angefreundet - in Gedanken zumindest und es fiel mir schwer, diesen warmherzigen, aber alles andere als süßlichen Roman zu beenden und aus der Hand zu legen, weil es ja für mich keine andere Möglichkeit gibt, diese neuen Freundschaften zu pflegen. Außer eine noch - in Gedanken. Und das werde ich auch tun, indem ich diesen Roman und seine Protagonistinnen immer im Sinn - und im Herzen behalte!

Veröffentlicht am 23.06.2018

Drei Frauenschicksale

0

Warnung! Der Klappentext verrät zu viel! Wenn möglich nicht vorher lesen!

Ein richtiger Zopf besteht aus drei einzelnen Strähnen, die sich am Ende zusammenfügen. Genauso ist dieser Roman von Laetitia ...

Warnung! Der Klappentext verrät zu viel! Wenn möglich nicht vorher lesen!

Ein richtiger Zopf besteht aus drei einzelnen Strähnen, die sich am Ende zusammenfügen. Genauso ist dieser Roman von Laetitia Colombani. Er erzählt von drei sehr unterschiedlichen Frauen, die auf den ersten Blick nicht wirklich viel gemeinsam haben. Und doch verbindet sie einiges...

Die Geschichten der drei Frauen wechseln sich immer wieder ab. Wir lesen zuerst über Smita aus Indien, dann über Giulia aus Sizilien und Sarah aus Kanada und jeder Part endet mit einem kleinen Cliffhanger, sodass man das Gefühl bekommt einfach weiterlesen zu wollen. So begleiten wir abwechselnd Smita, Giulia und Sarah in ihren sehr verschiedenen Leben.

Die Autorin hat mich besonders mit dem Strang rund um Smita beeindruckt. Diese ist eine Dalit, eine Unberührbare, die am untersten Ende der Gesellschaft steht. Sie hat keinerlei Rechte und null Chancen mehr aus ihrem Leben machen zu können. Die Beschreibung ihrer Aufgabe, der Einsammlung von Exkrementen höher gestellter Inder wird sehr eindringlich beschrieben. Den Gestank konnte ich durch die lebendige Beschreibung fast riechen. Ebenso erfährt man detailiert von der Arbeit ihres Ehemann Nagajaran, einem Rattenfänger. Sein Fang ist das tägliche Essen seiner Familie. Lohn erhält Smita keinen, bestenfalls ein paar Essenreste. Smita's größter Wunsch ist es ihre Tochter Lalita in die Schule zu schicken und ihr ein ähnliches Schicksal als Müllsammlerin zu ersparen. Mit Nagajaran hat sie einen guten Ehemann gefunden und die Beiden geben ihr gesamtes Erspartes einem Lehrer, damit Lalita die Schule besuchen kann. Dieser nimmt das Geld, verwehrt Lalita aber den Unterricht. Smita kann diese Schmach nicht hinnehmen und flieht mit ihrer Tochter...
Man erfährt in Smitas Abschnitt sehr viel über das Kastensystem, dem Glauben, die Armut und die Diskriminierung von Frauen. Nachdem man die Verbrennung der Witwen großteils abgeschafft hat, haben diese Frauen denselben Status wie Dalits und werden geächtet. Es ist schockierend zu lesen, wie Frauen in Indien behandelt und die Gesetzte missachtet werden.

Der Abschnitt um Giulia in Sizilien konnte mich anfangs nicht sofort begeistern. Giulia ist die jüngste Tochter der letzten sizillianischen Perückenmanufaktur in Palermo. Hier werden noch Echthaarperücken aus ausschließlich sizilianischen Haaren geflochten. Im Gegensatz zu ihren Schwestern interessiert sie sich für das kleine Firmenunternehmen und arbeitet selbst fleißig mit. Giulia möchte später in die Fußstapfen des Vaters treten. Das passiert allerdings schneller als ihr lieb ist, denn als ihr Vater nach einem Verkehrsunfall im Koma liegt, entdeckt sie, dass die Firma hoch verschuldet ist und auch der Privatbesitz samt Haus gepfändet werden kann. Ihre Mutter und ihre Schwestern tendieren zur Aufgabe der Fabrik. Kunsthaar oder Haare aus anderen Ländern kommen nicht in Frage. Sie bestehen auf Tradition oder Verkauf, doch Giullia glaubt an Weiterentwicklung und will nicht so schnell aufgeben. Als sie sich in einem Mann mit Flüchtlingsstatus verliebt, beginnt sie zu kämpfen - für die Fabrik, die Arbeiter und die Liebe.

Die Dritte im Bunde ist Sarah, die in Montreal, Kanada lebt. Sie erscheint neben Smita und Giulua wie ein Mensch von einem anderen Stern. Sie ist eine Karrierefrau, alleinerziehend und steht kurz davor Partner in der Anwaltskanklei zu werden, in der sie arbeitet. Als Frau muss sie noch härter arbeiten, Schwäche ist unerwünscht, denn "In einem Haifischbecken sollte man lieber nicht bluten". Sarah lebt den Perfektionismus und hat alles im Griff....bis ihr das Schicksal ein Schnippchen schlägt und sie schwer erkrankt. Sie verschweigt ihre Krankheit, wie sie auch ihre Kinder verschwiegen hat und bemerkt sehr schnell, dass Schwäche und Krankheit ein Hindernis ist, um mitspielen zu dürfen...

Sehr gefallen hat mir der Aufbau des Romans - die drei Handlungsstränge, die einander beeinflussen und sich am Ende verbinden...wie ein Zopf.

Smitas Erzählstrang ist eindeutig am intensivsten und hat mich sehr berührt. Alle drei Protagonistinnen kämpfen gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Missachtung der Menschen- und Frauenrechte und für ein besseres Leben, manchmal auch ums Überleben. Der rote Faden der sich durch den Roman zieht, ist das Haar. Für alle drei Frauen haben Haare eine besondere Bedeutung, die ich hier nicht verraten möchte.

Inhaltlich steckt in diesem nur 288 Seiten starken Buch sehr viel. Einzig die Nebenfiguren blieben etwas blass. Die Autorin hat sich größtenteils auf ihre drei Protagonistinnen fixiert.
Das Ende fand ich etwas abrupt und hier hätte ich mir gerne noch mehr Seiten gewünscht. Es werden zwar die wichtigsten Fragen beantwortet, es bleiben jedoch ein paar davon offen. Man kann sich aber selbst das weitere Schicksal von Smita, Giulia und Sarah vorstellen und blickt auf einen hoffnugsvollen Ausgang der Geschichte.

Schreibstil:
Der aussagekräftige und klare Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Laetitia Colombani schreibt sehr einfühlsam und bildhaft. Dialoge gibt es kaum, dafür viel indirekte Rede. Die Gedanken und Gefühle von Giulia und Sarah hätten noch mehr in die Tiefe gehen können.


Fazit:
Ein bemerkenswerter Debutroman über drei beeindruckende Frauen, der mir noch lange im Gedächtnis beleiben wird. Gerne hätte ich noch mehr über Smita, Giulia und Sarah gelesen...ein paar mehr Seiten hätten der Geschichte gut getan. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.04.2018

Ein Zopf der Hoffnung

0

Drei Frauen, drei Länder, drei verschiedene Schicksale.
Smita möchte ihrer Tochter ein besseres Leben ermöglichen, Giulia möchte das Perückenunternehmen ihrer Familie retten und Sarah kämpft trotz Diskriminierung ...

Drei Frauen, drei Länder, drei verschiedene Schicksale.
Smita möchte ihrer Tochter ein besseres Leben ermöglichen, Giulia möchte das Perückenunternehmen ihrer Familie retten und Sarah kämpft trotz Diskriminierung um Erfolg bei ihrer Arbeit. Sie sind einander so fern und doch verbindet ein Zopf ihre Leben und gibt ihnen wieder Hoffnung ...

Protagonisten
Smita ist eine Dalit, eine Unberührbare, unterhalb aller Kasten. Ihr Schicksal ist es, Exkremente der anderen zu säubern. Sie mag dieses Leben nicht, aber sie kann auch nichts an den Umständen ändern. Nur für ihre Tochter Lalita wünscht sie, dass diese zur Schule gehen und all dem entkommen kann, da sie es niemals übers Herz bringen würde, ihre kleine zarte Tochter zu dieser widerlichen, demütigenden Arbeit zu zwingen. Sie arbeitet hart, um Lalita ein besseres Leben zu ermöglichen, dass einer Dalit in diesem Dorf sonst nicht möglich wäre. Sie ist mutig und stark, obwohl sie ihr ganzes Leben nur gedemütigt wurde und wie Abschaum behandelt wurde.

Sarah ist wohl die Personifikation von Ehrgeiz. Sie musste hart um ihre Partnerschaft bei der Anwaltskanzlei kämpfen und will diese Position auf keinen Fall gefährden. Sie ist gut in ihrem Job, aber das reicht ihr nicht, wenn sie so gut sein will wie die Männer, mit denen sie konkurriert. Für ihre Kinder hat sie kaum Zeit, da sie sich keinen Tag freinehmen möchte und mit ihrem Job verheiratet scheint. Als sie erkrankt, ist sie entschlossen, wie gewohnt weiterzuarbeiten und sich nichts anmerken zu lassen, damit sie unverwundbar bleibt und all ihre Arbeit nicht umsonst war. Ihre harte Mauer, die sie mühsam aufrecht erhält, schützt einen weichen Kern, ein Mädchen, das Anerkennung möchte.

Giulia arbeitet in der Perückenfabrik ihrer Familie, ein Unternehmen, dass die Familie seit Generationen führt und mit vielen Traditionen verbindet. Doch dann schlägt das Leben zu und alles, was sie besitzen, steht auf dem Spiel. Da hat Giulia kaum die Gelegenheit ihre neu entdeckten Gefühle für ihren Geliebten zu genießen, weil sie auch andere Sorgen hat. Ihre Familie und die Traditionen bedeuten ihr viel, sie möchte anders als ihre Schwestern nicht etwas vollkommen anderes tun, sondern das gleiche Geschäft fortführen und das Erbe bewahren, wenn auch auf eine andere Art.

Handlung und Schreibstil
Einiges an diesem Buch fand ich wirklich toll, anderes etwas schwächer.
Wir hatten hier drei Handlungsstränge, die zum Schluss eine Verbindung hergestellt haben, die nicht zu erzwungen wirkte. Ich fand aber nicht alle Handlungsstränge so emotional berührend, denn während ich mit Smita richtig mitgelitten habe und für Sarah auch viel Mitgefühl aufbringen konnte, ließ Giulias Schicksal mich eher kalt. Zwar hatte ich auch mit ihr Mitleid, aber ihre Geschichte konnte mich nicht so sehr überzeugen wie die anderen.
Ich fand es schade, dass auf dem Umschlag schon der Ausgang der Geschichte stand anstelle der Ausgangspunkte, aber das habe ich seltsamerweise gar nicht vorher gelesen, da die Inhaltsbeschreibung im Internet eine andere war.

Am meisten haben mich die Umstände in Indien schockiert. Es ist ein großes Land mit vielen verschiedenen Arten von Menschen und ich dachte, schon etwas über das Kastensystem zu wissen, aber was hier aufgewühlt wurde, war unglaublich und ich habe vieles nochmal recherchiert, weil ich es wirklich nicht glauben konnte.

Ich dachte erst, ich könnte Probleme mit den fehlenden Anführungsstrichen haben, aber dem war definitiv nicht so. Ich fand den Schreibstil sehr angenehm und die indirekte Rede fand ich eigentlich sogar sehr gut gewählt.

Fazit
"Der Zopf" hat mir wirklich ziemlich gut gefallen! Zwei der drei Schicksale konnten mich wirklich mitreißen und haben mich sehr berührt.

Veröffentlicht am 01.04.2018

Berührende Schicksale

0

Das Buch führt uns in drei verschiedene Länder und erzählt die Schicksale dreier Frauen: Giulia aus Sizilien, Smita aus Indien und Sarah, die in Montreal, Kanada, lebt. Alle stehen an einem Scheidepunkt ...

Das Buch führt uns in drei verschiedene Länder und erzählt die Schicksale dreier Frauen: Giulia aus Sizilien, Smita aus Indien und Sarah, die in Montreal, Kanada, lebt. Alle stehen an einem Scheidepunkt in ihrem Leben. Die Herausforderungen, die sich ihnen stellen, sind völlig unterschiedlich, doch alle drei beschließen, sich nicht einfach in ihr Schicksal zu fügen, sondern zu kämpfen.
Zunächst dachte ich, das Buch ist zu kitschig für meinen Geschmack, denn ich habe schon nach der Leseprobe geahnt, wie sich die Geschichten miteinander verknüpfen. Aber ich habe mich getäuscht: „Der Zopf“ ist ein wunderschöner und berührender Roman, den man nicht aus der Hand legen kann.
Was mir besonders naheging, ist die Schilderung der Dalits, der „Unberührbaren“ Indiens. Es ist kaum vorstellbar, unter welchen Bedingungen diese Menschen selbst heute noch leben. Auch die Vergewaltigungen und die allgemeine Frauenfeindlichkeit, die in Indien herrscht und von denen die Medien immer wieder berichten, sind ein Thema, das zur Sprache kommt. Doch die Dalit Smita will sich nicht mit ihrer Rolle abfinden, und vor allem soll ihre Tochter einmal ein besseres Leben führen als sie. Dafür nimmt sie ihren ganzen Mut zusammen und ihr Schicksal in die Hand.
Sarah, Anwältin und Karrierefrau, mangelt es nicht an Geld und Prestige, doch sie wird krank, und ihr Leben verändert sich von heute auf morgen grundlegend.
Giulia wiederum muss als 20jährige den traditionsreichen Familienbetrieb übernehmen. Auch sie steht vor einer große Entscheidung und muss sich gegen erhebliche Widerstände behaupten.
Alle drei Frauen haben eines gemeinsam: Sie sind Einzelkämpferinnen und geben nicht auf.
„Der Zopf“ ist ein beachtlicher Debütroman, den ich an einem Abend gelesen habe und wirklich empfehlen kann.

Veröffentlicht am 21.03.2018

Ein berührender, kunstvoll geflochtener Frauenroman

0

INHALT
Eine Reise rund um den Globus - Drei Kontinente, drei Frauen, drei Lebenswege, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dennoch eint sie das gleiche Schicksal. Smita aus Indien, Giulia aus Sizilien ...

INHALT
Eine Reise rund um den Globus - Drei Kontinente, drei Frauen, drei Lebenswege, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dennoch eint sie das gleiche Schicksal. Smita aus Indien, Giulia aus Sizilien und Sarah aus Kanada kämpfen mutig gegen die Widrigkeiten des Lebens an, die sie unversehens in eine existenzielle Krise stürzen. Wird es ihnen gelingen, einen Ausweg zu finden und einen Neuanfang zu wagen?
MEINE MEINUNG
Mit „Der Zopf” hat die französische Autorin Laetitia Colombani einen bemerkenswerten Debütroman geschrieben, den man noch einige Zeit lang in Gedanken mit sich trägt.
In dem eindrücklich erzählten, berührenden Frauenroman stehen drei Frauen im Mittelpunkt, die auf verschiedenen Kontinenten, in voneinander abweichenden sozialen Milieus und sehr unterschiedlichen Welten leben. Sehr originell ist der besondere Aufbau des Romans, in dem die fesselnde Lebensgeschichte der drei Hauptfiguren in den sich abwechselnden Kapiteln aus ihrer Perspektive in der 3. Person erzählt wird. Geschickt lässt die Autorin diese drei unterschiedlichen Handlungsstränge sehr kunstvoll zusammenlaufen, bis zum Ende hin deutlich wird wie diese zusammenhängen. Drei teilweise emotional aufwühlende Schicksale verflochten zu einem alles verbindenden Zopf – ein wundervoll gewähltes Bild. Thematisch ist dies auf dem Cover sehr gelungen aufgegriffen, das auch farblich sehr ansprechend gestaltet und ein echter Blickfang ist.
Als Symbol stehen Haare auch stellvertretend für die Identität eines Menschen, von ihnen lässt sich auf die körperliche Gesundheit, gesellschaftliche Stellung und sogar religiöse Einstellung des Menschen schließen, und besitzen hierdurch sogar einen besonderen Wert, der sie zu einem begehrten Handelsobjekt macht.
Der sehr anschauliche Schreibstil der Autorin gewährt uns Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der verschiedenen Hautfiguren, baut oft ohne viele Beschreibungen eine teilweise eindringliche Atmosphäre auf und passt auch sprachlich hervorragend zu den jeweiligen Charakteren.
So lernen wir in den unterschiedlichen Episoden die drei Frauen und ihre Lebenssituation schrittweise kennen. Die junge Giulia aus Sizilien arbeitet in der kleinen, elterlichen Perückenmanufaktur in Palermo. Die alleinerziehende Kanadierin Sarah ist erfolgreiche Teilhaberin in einer großen Anwaltskanzlei in Montreal. Sie hat sich trotz aller Schuldgefühle wegen ihrer drei Kinder für den knallharten Karriereweg entschieden und ihren nach außen perfekten, aber stressigen Lebensstil ganz darauf ausgerichtet. Die aufopferungsvolle Mutter Smita lebt unter ärmlichsten Bedingungen im dem Dorf Badlapur, denn ihre Familie gehört als „Unberührbare“ zur untersten Schicht des Kastensystems in Indien und ist gesellschaftlich geächtet. Alles würde sie dafür geben, ihrer Tochter Lalita eine gute Ausbildung zu ermöglichen, damit sie der großen Armut einmal entfliehen kann. Gebannt folgt man den geschilderten Ereignissen und ist betroffen von den Widrigkeiten des Lebens, gegen die die Frauen unversehens ankämpfen müssen. Immer wieder tragen geschickt platzierte Cliffhanger am Ende einzelner Kapitel zur Steigerung der Spannung bei.
Obwohl die Autorin mit großer Sensibilität ihre Hauptfiguren und charakterliche Weiterentwicklung im Laufe der Handlung ausgearbeitet hat, hätte ich mir bei ihnen teilweise etwas mehr Nuancen und Tiefgang gewünscht. Dennoch hatte ich schon bald jede einzelne von ihnen in mein Herz geschlossen und gefesselt ihren Lebensweg mitverfolgt. Äußert bewegt hat mich vor allem das unvorstellbare Schicksal von Smita und ihrer kleinen Tochter in Indien.
Die Autorin beschreibt auf sehr einfühlsame und behutsame Weise den Kampf dreier Frauen, die ganz unerwartet in eine Krise stürzen. In diesem entscheidenden Moment ihres Lebens gelingt es ihnen, ihr Schicksal mutig und entschlossen in die Hand zu nehmen und einen Weg in ihre individuelle Freiheit und hoffnungsvolle Zukunft zu beschreiten. Der nachdenklich und zugleich hoffnungsvoll stimmende Ausklang des Romans hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ein bemerkenswerter, warmherziger Roman, der den Leser mit auf eine außergewöhnliche und sehr persönliche Reise über die Kontinente genommen hat, stellvertretend für die Lebenswege vieler Frauen in aller Welt, die gegen Ungerechtigkeiten, Diskriminierung, Frauenfeindlichkeit und Schicksalsschläge in ihrem Leben anzukämpfen haben, und der zugleich ein wundervoller Mutmacher ist für alle Frauen auf der Suche nach einem Weg in ihre individuelle Freiheit und Selbstbestimmung.
FAZIT
Ein ergreifender und einfühlsam geschriebener Frauenroman über drei bewegende Frauenschicksale. Sehr lesenswert!