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Veröffentlicht am 15.03.2018

Lesenswerter Roman mit toller Wertevermittlung

Die Oleanderschwestern
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Meine Meinung
Iris und Viola sind Schwestern - Zwillingsschwestern um genau zu sein - und wissen nichts voneinander. Bis sie sich eines Tages zufällig auf einer Garten-Show begegnen. Beide sind darüber ...

Meine Meinung
Iris und Viola sind Schwestern - Zwillingsschwestern um genau zu sein - und wissen nichts voneinander. Bis sie sich eines Tages zufällig auf einer Garten-Show begegnen. Beide sind darüber höchst verwirrt und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Die Zwillinge wurden getrennt, als sie kleine Mädchen waren. Iris wuchs nach der Trennung der Eltern bei ihrem Vater Francesco Donati auf, während Viola liebevoll von ihrer Mutter aufgezogen wurde. Von dem jeweils anderen Elternteil, sowie von der Zwillingsschwester wussten die Mädchen nichts. Doch nachdem die beiden jungen Frauen sich gegenseitig gesehen haben, kommen Fragen auf - Fragen die niemand beantworten will. Erst als Guilia Donati gesundheitlich so schlecht da steht und nach ihrem Sohn Francesco und den Mädchen verlangt, bekommen die offene und freundliche Iris und die schroffe Viola nach und nach die Antworten, die sie suchen bis sie am Ende nicht nur zu sich selbst finden müssen, sondern sich ebenfalls entscheiden müssen, ob sie das Erbe der großen und mächtigen Donati-Familie antreten wollen.

Der Roman von Cristina Caboni ist wirklich sehr bildlich geschrieben. Sie schafft es mit ihren Worten den Leser nach Italien zu entführen und ich fühlte mich durch ihre herrlichen Beschreibungen direkt in den wunderschönen Garten von La Spinosa versetzt. Auch die Figuren erweckt die Autorin mit ihren Worten zum Leben. Nach und nach baut sie die Charaktere liebevoll und detailliert auf und auch wenn ich manche Reaktionen nicht sofort nachvollziehen konnte, am Ende wird Licht ins Gefühls-Chaos gebracht und das trieb mir sogar ein paar Tränen in die Augen. Bereits nach der Hälfte des Buches hatte ich die ganze Familie Donati ins Herz geschlossen und habe mit ihnen mitgelacht, aber auch mitgelitten.

Der Roman hat mich berührt, vor allem wie die Schwestern versuchen dem anderen näher zu kommen und doch so viel Angst davor haben de anderen nicht gerecht werden zu können. Und doch hat mir manchmal der berühmte rote Faden gefehlt. Für die Entwicklung der Geschichte und der Figuren hätten es auch gut und gerne ein paar weniger Seiten sein können, aber alles in allem finde ich die Idee und die Umsetzung gut gelungen. Cristina Caboni beschäftigt sich in diesem Buch vor allem damit, was Gärten und Pflanzen eigentlich brauchen um gut gedeihen zu können. Reicht ihnen Wasser, Wind, Luft und Erde oder brauchen sie die Interaktion zwischen Mensch und Natur? Das Thema Verbindung zwischen eineiigen Zwillingen kratzt die Autorin nur leicht an, schließt aber eine Art telepathische Verbindung nicht aus. Ich bin sicher, dass Zwillinge eine besondere Verbindung zueinander haben, aber dieses Thema auszuweiten hätte nicht nur das Buch gesprengt, sondern würde auch diese Rezension ins Unermessliche stürzen.

Letztendlich geht es in diesem Buch darum, dem anderen und vor allem sich selbst zu verzeihen. Fehler zu machen, ist völlig normal, aber man sollte daraus lernen. Sie helfen dabei sich weiterzuentwickeln. Sich selbst Fehler einzugestehen und nicht sein ganzes Leben damit zu vergeuden Fehler zu bereuen, ist wohl die größte Weisheit hier.

Besonders gut fand ich, das über jedem Kapitel etwas über eine bestimmte Pflanze geschrieben wurde. Ich wurde nicht nur unterhalten, ich habe auch bei jedem Kapitel etwas Neues gelernt. Das Cover ist sehr blumig gestaltet, was absolut perfekt zur Geschichte passt, denn schließlich geht es vordergründig um einen großen Garten.

Vielen Dank liebes Team von blanvalet und an das bloggerportal für dieses tolle Rezensionsexemplar!

Zitat
"Du solltest noch mal mit deinem Sohn sprechen und ihn spüren lassen, wie sehr du ihn liebst. Die Liebe braucht klare Worte und keine Andeutungen." (Seite 155)

Fazit
Ein Roman über das Vergeben - nicht nur anderen, sondern auch sich selbst Fehler zu verzeihen. Ein wirklich lesenswerter Roman, der die Sicht auf manche Dinge wesentlich verändert - wenn man sich darauf einlässt. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.03.2018

Charmant und unterhaltsam!

Die Chocolaterie der Träume
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Klappentext
Keira ist eine Genießerin und Lauries beste Freundin. In Keira's Chocolates, ihrer kleinen Chocolaterie in der romantischen Valerie Lane in Oxford, stellt sie traumhafte Pralinen in sorgfältiger ...

Klappentext
Keira ist eine Genießerin und Lauries beste Freundin. In Keira's Chocolates, ihrer kleinen Chocolaterie in der romantischen Valerie Lane in Oxford, stellt sie traumhafte Pralinen in sorgfältiger Handarbeit her und liebt das, was sie tut, über alles. Genau wie für ihre Freundinnen aus der Valerie Lane ist die einzigartige Valerie Bonham Keiras großes Vorbild. Jeden Mittwoch treffen sich die fünf Freundinnen auf einen Tee in Laurie's Tea Corner und gönnen sich dabei Keiras großartige Pralinen, die überall beliebt sind. Bei all den leckeren Sachen kann Keira selbst oft nicht widerstehen und wird von Jahr zu Jahr ein wenig molliger. Aber was macht das schon? Sie steht zu ihrer Leidenschaft und zu ihren Kurven. Wenn sie ehrlich ist, sind ihr ihre Pralinen oft auch ein Trost, nämlich immer dann, wenn ihr Freund Jordan sie wieder wegen ihrer Figur kritisiert. Zum Glück stehen Keira ihre Freundinnen immer zu Seite - und dann gibt es noch diesen einen charmanten Kunden, der in letzter Zeit häufiger bei Keira's Chocolates einkauft ...

Einstieg ins Buch
An einem kalten Morgen Ende Januar trafen fünf Frauen in einer kleinen Straße in Oxford zusammen, die von sechs alten Straßenlaternen und acht leeren Blumenkübeln gesäumt wurde, in denen im Sommer die herrlichsten Blumen blühten und ihren Duft versprühten. ...

Meine Meinung
Keira führt ihre Chocolaterie mit Herz und voller Leidenschaft. Und genau das weiß ihre treue Kundschaft auch zu schätzen. Wenn doch nur ihr Freund Jordan diese Leidenschaft irgendwie nachvollziehen könnte. Doch Jordan lebt in einer anderen Welt. Er hat nur eines im Sinn: Gesunde Ernährung und Bewegung. Dass das über kurz oder lang zu Reibereien führt, hätte Keira wissen müssen. Und dann entdeckt sie nach einem Streit auch noch Jordans dunkles Geheimnis. Ihre Freundinnen in der Valerie Lane stehen ihr natürlich bei und unterstützen sie so gut sie können. Und dann sind da ja auch noch die ganzen anderen guten Taten, die es schaffen, Keira ein bisschen von Jordan abzulenken. Am Ende aber muss sie sich entscheiden...

Manuela Inusa entführt ihre Leser mit dem 2. Band der Serie wieder ins wunderschöne England - genauer gesagt nach Oxford. Bereits am Anfang des Buches hatte ich dank der tollen Beschreibungen schon das Gefühl mitten auf der Valerie Lane zu stehen. Die Autorin schafft es sehr leicht dem Leser dieses Gefühl von Zusammengehörigkeit zu vermitteln, das seit jeher in die Valerie Lane gehört. Das ganze Buch spielt sich fast ausschließlich auf dieser Straße und in Oxford ab und doch wurde es mir nie langweilig. Immer passierte etwas Neues und Aufregendes. Da gibt es zum Beispiel diesen einen Kunden, der immer Montags für seine Frau feinste Pralinen bei Keira kauft und als er nicht mehr kommt, fängt sie doch an sich Sorgen zu machen. Dabei hat sie ihre ganz eigenen Probleme.

Die Charaktere der Valerie Lane sind allesamt sehr herzlich und liebevoll darstellt. Nach und nach baut der Leser eine richtige Beziehung zu jedem einzelnen von ihnen auf und erst dadurch werden die Figuren greifbar und authentisch. Doch in diesem Buch steht Keira und ihr Leben im Vordergrund, so wie es im ersten Band Laurie war, die mit ihrem Teeladen im Vordergrund stand. Je mehr ich über die Charaktere erfahre, desto neugieriger bin ich auf sie. Da bleibt beispielsweise noch Ruby, die sich um ihren kranken Vater kümmern muss und oft spontan die Szenerie verlässt. Oder Susan, die einfach ein herzensguter Mensch ist und jeden unterstützt, wo sie nur kann.Das Einzige, was mich ein bisschen gestört hat, war die Zeit, die sich Keira genommen hat um am Ende ihre Entscheidung zu treffen. Manchmal zog sich das ein bisschen und ich dachte mir "aber warum denn?".

Der Plot an sich ist stimmig und plausibel. Der einfache Schreibstil trug dazu bei, dass ich das Buch leider viel zu schnell durchgelesen hatte und nun muss ich so lange auf den nächsten Band warten. Das Cover ist einfach wieder so wunderschön geworden und passt hervorragend zur Geschichte und in die Valerie Lane.

Vielen Dank liebes Team von blanvalet und an das bloggerportal für dieses tolle Rezensionsexemplar!

Zitat
Sie hätte weinen können vor Freude, denn diese kleine Geste sagte so viel mehr als tausend Worte. (Seite 56)

Fazit
"Die Chocolaterie der Träume" ist so ein schönes Buch, das den Leser scheinbar in eine andere Zeit reisen lässt. Charmant und unterhaltsam - von mir eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 22.02.2018

Unterhaltsam bis zum Schluß

Totenweg
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Meine Meinung
Frida hatte eine schwere Kindheit. Ihre beste Freundin fiel einem Mord zum Opfer und zerstörte damit alles, was Frida kannte: Geborgenheit, Liebe, Freundschaft, Vertrauen und Familie. Nach ...

Meine Meinung
Frida hatte eine schwere Kindheit. Ihre beste Freundin fiel einem Mord zum Opfer und zerstörte damit alles, was Frida kannte: Geborgenheit, Liebe, Freundschaft, Vertrauen und Familie. Nach einer harten Zeit im Internat geht Frida zur Polizei um Ermittlerin zu werden. Durch ihren Ehrgeiz hat sie es schon weit gebracht. Sie zögert nicht, als ihr Vater fast totgeschlagen und halb ertrunken aufgefunden wird. Frida übernimmt kurzerhand den Hof ihres Vaters und kümmert sich um die Ernte und um alles, was sonst noch so anfällt. Nach und nach wird ihr klar, das es hier um mehr geht, als nur den Hof über Wasser zu halten. Ein zugezogener Landwirt mit viel Geld versucht Stück für Stück das ganze wertvolle Land in der Marsch aufzukaufen. Und er macht offensichtlich vor nichts halt. Wird Frida es schaffen ihn aufzuhalten und den Hof ihres Vaters zu retten?

"Totenweg" hat mich gleich in seinen Bann gezogen. Die düstere Stimmung wird von Romy Fölck gekonnt in Szene gesetzt und vermittel dem Leser die ungemütliche und kühle Stimmung, die mittlerweile in der Marsch eingezogen ist. Vor allem aber symbolisiert das Wetter die Beziehung von Frida zu ihrem Elternhaus, die nach dem Mord an ihrer Freundin deutlich abgekühlt ist. Verregnet, düster und ohne Hoffnung. Frida muss nach der Rückkehr auf den Hof ihrer Eltern nicht nur mit deren Existenz, sondern auch mit ihren eigenen Dämonen kämpfen. Hier vor Ort wird sie wieder mit allem konfrontiert, was sie damals scheinbar hinter sich gelassen hat. Frida ist eine Kämpfernatur, die sich nichts gefallen lässt. Ich konnte mich gut mit ihre identifizieren und war schnell auf ihrer Seite um jeden ihrer Schritte mitzuerleben.

Die übrigen Figuren hat die Autorin ebenfalls gekonnt aufgebaut. So zum Beispiel den Kommissar Haverkorn, der anfänglich etwas unterkühlt und streng wirkt, doch nach und nach immer menschlicher wird. Ein Blick hinter die Fassade kann manchmal Wunder bewirken.

Der Plot ist durchgängig unterhaltsam und auch zum Ende hin plausibel geklärt. Es bleiben keine Fragen offen. Romy Fölck hat es sehr geschickt verstanden falsche Fährten zu legen, sodass ich erst kurz vor Ende gemerkt habe, wer wirklich für alle verantwortlich ist. Verantwortlich für den Tod mehrerer Menschen und den Brand, der mehr aufdeckt, als er vertuschen sollte. Das hat mir wirklich gut gefallen und bis zum Schluss hatte ich einen ganz anderen Charakter in Verdacht. Leider wurde die Spannung nicht durchweg hochgehalten, doch das gab den Raum, um Charaktere wie Haverkorn aufzubauen, sodass man sein Verhalten besser verstehen konnte.

Das Cover ist passend gewählt und auch der Titel macht unbedingt Sinn, denn der Totenweg ist nicht nur der Weg, der zum Fundort einer Leiche führte, es ist auch der Weg, den Frida bezwingen muss um wieder leben zu können.

Zitat
Frida blickte selbstbewusst in die Runde, obwohl sie innerlich vor Anspannung zitterte. Wenn die Männer sie im Stich ließen, war es vorbei. (Seite 61)

Fazit
"Totenweg" überzeugt auf ganzer Linie. Das Buch ist unterhaltsam bis zum Schluss und ein lesenswerter Krimi, der zur Abwechslung mal in Deutschland spielt. Noch nie habe ich einen so guten Krimi von einem deutschen Autor gelesen. Von mir eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 16.02.2018

Nachdenken und Umdenken!

Damals war es Friedrich
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Klappentext
Zwei Jungen wachsen im selben Haus auf und gehen in dieselbe Schulklasse. Jeder wird als einziges Kind von verständnis- und liebevollen Eltern erzogen. Selbstverständlich werde sie Freunde, ...

Klappentext
Zwei Jungen wachsen im selben Haus auf und gehen in dieselbe Schulklasse. Jeder wird als einziges Kind von verständnis- und liebevollen Eltern erzogen. Selbstverständlich werde sie Freunde, und jeder ist bei der Familie des anderen daheim. Doch Friedrich Schneider ist Jude, und allmählich wirft der Nationalsozialismus seine Schatten über ihn. Friedrichs Freund, der zwar bis zuletzt an Friedrich hängt, kann ihm immer weniger zur Seite stehen, da er selbst dem Zwang seiner Zeit ausgeliefert ist. Langsam gleitet die Geschichte aus der heilen Kinderwelt in ein unfassbares Dunkel.

Einstieg ins Buch
Irgendwer hatte ihn Polykarp getauft. ...

Meine Meinung
Friedrich ist ein kleiner Junge wie jeder andere auch. Er spielt gerne mit seinem besten Freund und ist oft zu Gast bei dessen Eltern. Sein Vater arbeitet bei der Post und ist zu jedem freundlich und zuvorkommend. Friedrich kommt aus gutem Hause, aber - er ist Jude. Deutschland beginnt sich unter der Naziherrschaft zu verändern und auch die Welt des kleinen Friedrich verändert sich nach und nach. Zuerst sind es "Kleinigkeiten", doch mit der Zeit werden die Gesetze immer härter und schränken das Leben der Juden extrem ein. Friedrich darf plötzlich nicht mehr in die Badeanstalt oder ins Kino, weil Juden dort unerwünscht sind. Dann muss er auf eine Extra-Schule für Juden. Friedrich bekommt mit, dass Menschen anfangen ihn zu verabscheuen und zu hassen für das was er ist. Nicht für den Menschen, der er ist, sondern für seinen Glauben. Er wird gedemütigt und will eigentlich einfach nur dazugehören. Sein bester Freund steht ihm zur Seite so gut er kann, doch auch er stellt irgendwann fest, dass die Gefahr für ihn zu groß wird.

Das Buch wird aus der Sicht von Friedrichs bestem Freund erzählt und bringt dem Leser sehr gut nahe, wie unfassbar der Krieg für alle Menschen war. Für die Juden sicherlich am Schlimmsten, doch auch die Menschen, die anderer Ansicht waren und versuchten ihre Freunde und Arbeitskollegen zu schützen, setzten immer mehr ihr Leben aufs Spiel. Der Krieg aus der Sicht eines Kindes geschildert, scheint noch viel grausamer zu sein, denn er ist noch weniger nachzuvollziehen. Das ganze Entsetzen über die Behandlung von Friedrich ist seinem Freund deutlich anzumerken und auch die absolute Machtlosigkeit gegenüber den unverständlichen Sanktionen wird hier sehr deutlich.

Die Menschheit fühlt sich so überlegen gegenüber allem, so weit entwickelt, aber doch fehlt es ihnen an Weitsicht, Verständnis und vor allem Einsicht. Wie kann ein Mensch einen anderen Verurteilen aufgrund seines Glaubens oder seiner Hautfarbe? Welches Recht nimmt sich der Verurteilende heraus besser zu sein als der andere? Für mich völlig unverständlich. Hass entsteht aus Angst und Perspektivlosigkeit und das sollte doch zumindest in Deutschland oder Europa keine Rolle spielen. Es geht uns doch gut und doch... immer wieder treffe ich auf Menschen, die so viel Hass in sich tragen. Hass gegen Schwarze, Hass gegen Flüchtlinge. Ich kann nur hoffen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Der Entwicklung der AfD sehe ich mit Sorge entgegen. Meine Hoffnung besteht darin, dass es weniger Mitläufer und mehr Menschen mit Verstand gibt, die offen sind für eine Welt ohne Rassismus. Denn Rassismus wird anerzogen und besteht nicht seit der Geburt.

Das Buch hat mich wieder sehr feinfühlig gemacht. Insbesondere auch für die Situation der Flüchtlinge, die in ihrer Heimat vor Krieg, Angst, Verfolgung und Demütigung fliehen. Niemals sollte man vergessen, dass wir alles Menschen sind und dem anderen gegenüber etwas hilfsbereiter und offener sein.

Zitat
"Über uns wohnt eine jüdische Familie, Schneiders. Der Junge heißt Friedrich. Die beiden sind gleich alt; sie sind befreundet." Großvater hüstelte. "Eine jüdische Familie?" "Ja", sagt Vater, "nette Leute!" (Seite 19)

Fazit
Ein Buch, dass wahrscheinlich niemals seine Aktualität verlieren wird - leider. Ich persönlich finde, das diese Literatur in jeden Unterricht gehört und besprochen werden muss. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.01.2018

Lesenswerter Thriller mit geschichtlichem Hintergrund

Knochenlese
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Klappentext
1982 geschah in Chupan Ya, einem kleinen Dorf in Guatemala, während des Bürgerkriegs ein schreckliches Verbrechen. Ein Militärkommando stürmte die Häuser und Hütten, verschleppte, quälte und ...

Klappentext
1982 geschah in Chupan Ya, einem kleinen Dorf in Guatemala, während des Bürgerkriegs ein schreckliches Verbrechen. Ein Militärkommando stürmte die Häuser und Hütten, verschleppte, quälte und tötete Männer, Frauen und Kinder. Heute, zwanzig Jahre nach dem Massaker, machen sich die Mitglieder einer Menschenrechtsorganisation daran, die lang verschwiegene Bluttat aufzuklären. Unterstützt werden sie dabei von Dr. Tempe Brennan, einer forensischen Anthropologin aus Montreal, die sich bereit erklärt, bei der Identifizierung der verscharrten Opfer aus den Massengräbern zu helfen. Doch diese Knochenlese verlangt selbst der abgebrühten Krimonologin viel ab. Dann aber wird ein Attentat auf ihre Kollegen verübt und Tempe erfährt, dass die jetzt amtierenden Machthaber in Guatemala in ihrer Kaltblütigkeit den früheren Regimes mehr als ebenbürtig sind. Unbeirrt ermittelt Tempe dennoch weiter und gerät auf die Spur einer schrecklichen Mordserie in Guatemala City. Bald ist selbst sie dort ihres Lebens nicht mehr sicher.

Einstieg ins Buch
"Ich bin tot. Sie haben mich umgebracht." Die Worte der alten Frau stachen mir ins Herz. ...

Meine Meinung
Temperance Brennan ist nach Guatemala City gereist, um dort die Menschenrechtsorganisation vor Ort bei der Identifizierung der Opfer von Chupan Ya zu unterstützen. Im Jahre 1982 fand dort ein militärisches Massaker statt und die Opfer verdienen es, angemessen bestattet zu werden. Tempe Brennan muss sich durch tausende von Knochen "lesen" und das verlangt ihr einiges ab. Doch die aktuellen Machthaber in Guatemala wollen mit allen Mitteln verhindern, dass diese Geschichte aufgeklärt wird. Spätestens als Tempes Kollegen Opfer eines geplanten Anschlags werden, steht fest, dass es hier um mehr geht als um die Identifizierung von menschlichen Knochen. Tempe beginnt zu recherchieren und kommt schon bald einer Verbindung auf die Spur, die sie fast das Leben kostet.

Im fünften Band rund um die forensische Anthropologin Temperance Brennan geht es wieder sehr ins Detail. Das ist also nichts für zarte Gemüter. Gerade die Exhumierungen sind sehr detailliert und bildlich beschrieben. Für mich war es, als stünde ich direkt daneben. Das Aussehen der Opfer, sowie die Gerüche der Leichen und die Empfindungen von Tempe sind derart gut und authentisch dargestellt, dass in meinem Kopf die Bilder dazu deutlich waren und ich mich während des Lesens aus der wirklichen Welt ausgeklingt hatte. Die hervorragende Beschreibung liegt natürlich daran, dass Kathy Reichs selbst Anthropologin ist und deshalb die ganzen Vorgänge und Eindrücke genau kennt und wiedergeben kann.

Die Charaktere, vor allem die Protagonisten Tempe und Ryan, hat Kathy Reichs auch in diesem Buch wieder sehr gut dargestellt. Tempe, die sich immer kräftig mit den Opfern auseinandersetzt und um jeden Preis die Wahrheit herausfinden will. Ryan, der nicht nur gut aussieht, sondern auch was im Köpfchen hat. Er unterstützt und beschützt Tempe in allen Ermittlungsphasen ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Hinzu kommt der Charakter des Ermittlers Galiano, der vor Ort in Guatemala mit den beiden zusammen ermittelt. Besonders gut finde ich, dass Kathy Reichs es schafft, auch Randpersonen so zu beschreiben, dass ich mir eine Persönlichkeit vorstellen kann, sich aber dabei nicht in unnötige Details verliert.

Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr detailliert im Bereich der forensischen Arbeit, aber dennoch locker und flüssig zu lesen. Kathy Reichs schafft es mit ihrer Ausdrucksweise ausgezeichnet Emotionen zu übertragen und in gefährlichen Situationen die richtige Stimmung zu schaffen. Wie immer gibt es am Ende der einzelnen Kapitel den typischen Cliffhanger, der mich immer zum Weiterlesen animiert. Am Ende des Buches überschlagen sich die Ereignisse, nachdem sich der Spannungsbogen kontinuierlich aufgebaut hat. Nur manchmal gab es ein paar Passagen, die zwar Ruhe in den Plot brachten, aber teilweise auch etwas langatmig waren.

Zitat
Tatortfotos bieten einen billigen Einblick in die Geheimnisse anderer. Im Gegensatz zu künstlerischen Fotos, bei denen Licht und Gegenstände ausgewählt oder positioniert werden, um Augenblicke der Schönheit darzustellen, zeigen Tatortfotos die nackte, ungeschönte Wirklichkeit in grellem Detail. Sie zu betrachten ist eine erschütternde und entmutigende Aufgabe. (Seite 77)

Fazit
"Knochenlese" ist ein Thriller, der wirklich lesenswert ist. Er befasst sich kritisch mit den Umständen des Bürgerkriegs in Guatemala und zeigt einige Hintergründe zu diesem Thema auf, ohne dabei zu einem Geschichtsbuch zu werden. Für Fans von unterhaltsamen Thrillern eine gute Wahl. Von mir eine klare Leseempfehlung.