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Veröffentlicht am 17.04.2018

Kein Vergleich zu ihren heutigen Thrillern

Sag niemals stirb
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„Sag niemals stirb“ (org.: „Never Say Die“) wurde zwar 2018 in einer neuen Auflage veröffentlicht, ist aber 1992 erstmals erschienen und somit eins der äußerst frühen Werke von Tess Gerritsen. Als großer ...

„Sag niemals stirb“ (org.: „Never Say Die“) wurde zwar 2018 in einer neuen Auflage veröffentlicht, ist aber 1992 erstmals erschienen und somit eins der äußerst frühen Werke von Tess Gerritsen. Als großer Fan ihrer Medical Thriller inklusive der Rizzoli & Isles Reihe, war ich sehr gespannt darauf, einmal einen Blick auf Gerritsens Anfänge zu werfen.

Wilone „Willy“ Maitland kommt nach Vietnam, um herauszufinden, was mit ihrem Vater geschah, der seit einem Flugzeugabsturz vor 20 Jahren als verschollen gilt. Guy Bernard, Paläontologe, der für die Regierung Überreste identifiziert, ist ebenfalls vor Ort, um den Verbleib des berüchtigten US-Piloten und Verräter Friar Tuck zu klären, der damals für die Vietnamesen flog. Während die beiden sich zusammenschließen, kommen Willy Zweifel, ob ihr Vater wirklich der Mann war, für den sie ihn hielt. Gleichzeitig ereignen sich zahlreiche Todesfällen unter den Personen, mit denen Willy und Guy für ihre Nachforschungen sprechen. Doch welche Organisation steckt dahinter und was dürfen die beiden nicht herausfinden?

Die Geschichte startet direkt sehr aufregend aus der Perspektive von Willys Vater zum Zeitpunkt des Flugzeugabsturzes. Es geht alles blitzschnell und der Leser kann selbst nicht sagen, ob er überlebt hat, oder nicht. Nach diesem Prolog wird die Geschichte in der 20 Jahre später angesiedelten Gegenwart erzählt. Dies geschieht überwiegend aus den Perspektiven von Guy und Willy. Die ersten paar Seiten sind hier etwas zäh, erfährt man zuerst nur etwas über die Motive der beiden und wie schwierig es für Willy ist, allgemein an Informationen zu kommen und insbesondere in Vietnam nicht vor verschlossenen Türen zu stehen. Da das Buch nur 300 Seiten umfasst, hätte ich mir hier einen etwas schnelleren Start gewünscht. Sobald es einmal losgeht, bleibt der Spannungsbogen allerdings hoch und die wichtigen Ereignisse reihen sich aneinander. Am Ende kann Gerritsen noch mit einer großen Überraschung aufwarten, die ich so nicht habe kommen sehen. Ich weiß nicht, ob ich den Roman als „Thriller“ oder auch nur „Krimi“ bezeichnen würde. Er ist zwar spannend geschrieben, aber die Bezeichnung „Abenteuerroman“, die ich bei anderen Lesern gesehen habe, finde ich sehr viel passender.

Nach einigen Kapiteln schwirrt dem Leser jedoch der Kopf vor lauter agierender (oder auch nur eventuell agierender) Organisationen, ihren Motiven und konkreten Anhängern. Es fällt schwer, „Gut“ und „Böse“ eindeutig zu trennen, was das Kriegsgeschehen aber vermutlich gut wiederspiegelt. Wie auch Willy traut der Leser niemandem und spätestens als die Morde beginnen, ist jeder verdächtig.

Sehr schade fand ich, dass Willy hier nicht die Rolle der starken Protagonistin einnimmt, die ich mir nach Lektüre des Klappentextes erhofft habe. Guy mit seiner Militärvergangenheit, den daraus resultierenden Kontakten und grundlegenden Sprachkenntnissen, ist natürlich prädestiniert dafür, die Nachforschungen voran zu treiben, aber sehr schnell läuft Willy einfach nur nebenher mit. Außerdem scheint sie alle Entwicklungen, sowohl ihren Vater als auch die Morde betreffend, so gut wegzustecken, dass es ihr etwas an Authentizität mangelt. Vielleicht wäre dies zu vermeiden gewesen, wenn sie einen größeren Anteil an dem Vorankommen der Geschichte gehabt hätte.

Was mich allerdings am meisten gestört hat, ist die eingebundene Liebesgeschichte. Diese ist nicht nur überflüssig, sondern auch kein bisschen authentisch. Willy hat – ganz nach Klischee – ein Problem Männern zu vertrauen. Guy hingegen – ebenfalls nach Drehbuch – hat eine dunkle Vergangenheit. Zunächst misstraut Willy ihm, was auch Sinn macht. Dann ereignet sich eine Begebenheit und von jetzt auf gleich weiß sie, dass sie ihm ihr Leben anvertrauen kann (indirektes Zitat!). Nicht nur, dass diese Reaktion überhaupt nicht zu dem stattgefunden Ereignis im Verhältnis steht, auch ist es absolut unglaubhaft und übertrieben, dass binnen einer Sekunde jegliche Vorbehalte entfallen. Natürlich ist es für die Geschichte sehr bequem.
Danach kämpfen die beiden nicht nur gegen Bösewichte, sondern auch gegen das sexuelle Verlangen, dass sie fortwährend umgibt, weil es falsch wäre, sich diesem hinzugeben. Warum es falsch wäre, ist dem Leser nicht einleuchtend.
Ich habe grundsätzlich nichts dagegen, wenn eine Liebesgeschichte in ein anderes Genre eingeflochten wird. Aufgrund des geringen Umfangs des Buches, verdrängt diese aber hier viel zu viel vom Hauptstrang der Geschichte. Außerdem reicht der Platz nicht aus, um die Story individuell und glaubwürdig zu machen, daher wäre es meiner Meinung nach besser gewesen, darauf zu verzichten.

Insgesamt hat mir die Grundidee gut gefallen. Das Thema ist unverbraucht und das Setting in Vietnam interessant. Nach einem gemächlichen Start liegt durchaus eine spannende Story vor, allerdings bei weitem nicht so ein Pageturner, wie man es heute von der Autorin kennt. Für den Charakter und die Verwendung von Willy, sowie die unnötige und klischeehafte Liebesgeschichte ziehe ich jeweils einen Punkt ab, sodass ich zu 3 von 5 Sternen komme.

Veröffentlicht am 28.03.2018

Einfühlsame Geschichte um Hoffnung und Einsamkeit ohne Spannung

Insel der blauen Delfine
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Der 1960 erstmals erschienene Klassiker „Insel der blauen Delfine“ von Scott O’Dell basiert auf der Geschichte der Verschollenen von San Nicolas.

Das Indianermädchen Won-a-pa-lei lebt mit ihrem Stamm ...

Der 1960 erstmals erschienene Klassiker „Insel der blauen Delfine“ von Scott O’Dell basiert auf der Geschichte der Verschollenen von San Nicolas.

Das Indianermädchen Won-a-pa-lei lebt mit ihrem Stamm auf einer Insel im Pazifik. Nach einem verlustreichen Kampf werden die wenigen Überlebenden von einem Schiff abgeholt, um auf eine andere Insel übergesiedelt zu werden. Doch Won-a-pa-lei bleibt zurück. Während sie täglich auf die Rückkehr des Schiffs wartet, muss sie sich den Gefahren von Hunger, Durst, Witterung und wilden Tieren stellen. Unterdessen vergehen viele Jahre in Einsamkeit.

Beinahe 60 Jahre ist das Erstlingswerk von Scott O’Dell alt, wurde wenige Jahre nach Erscheinen mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und ist immer noch häufig als Schullektüre zu finden.

Dies liegt sicher vor allem an dem schlichten, leicht zu lesenden Schreibstil. Geschrieben ist die Geschichte aus der Sicht von Won-a-pa-lei, sodass sich der Leser gut ins sie einfühlen kann. Ihre Nöte und Ängste sind nachvollziehbar. Gleichsam bewundert man sie für ihre Stärke, ihre Geduld und ihren Mut. Auch die Bindungen, die sie mit den einheimischen Tieren aufnimmt, werden sehr einfühlsam geschildert.

Die Eintönigkeit ihrer Tage wird gut gekürzt, sodass es stets außergewöhnliche Ereignisse gibt, die den Gleichlauf der Jahre erträglicher machen. Sehr interessant ist es, mit Won-a-pa-lei zusammen unbekannte Teile der Insel, vor allem Höhlen, zu entdecken. Auch die wenigen Beobachtungen oder Kontakte zu anderen Menschen lassen den Leser stets angespannt warten, ob es sich nun endlich um die ersehnte Rettung oder doch einen alten Feind handelt.

Diese Ergebnisse bringen leider immer nur kurz Spannung in die Geschichte. Der große Höhepunkt fehlt. Auch wenn man zwischendurch Einblick in Won-a-pa-leis Persönlichkeit erlangt, ist es doch schwer, dem Leser ihren kompletten Charakter nahezubringen, da sie kaum Kontakt zu anderen Menschen hat.
Somit komme ich insgesamt auf 3 von 5 Sternen. Trotz mangelnder Spannung bleibt es ein einfühlsamer Klassiker über Hoffnung und Einsamkeit.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Spannende Story, aber verwirrender Schreibstil

Die Damaskus-Connection
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„Die Damaskus Connection“ von Matt Rees ist der erste Teil seiner neuen Reihe über den Immigration and Customs Enforcement (kurz ICE) Agenten Dominic Verrazzano. Dr. Amy Weston, spezialisiert auf die ...

„Die Damaskus Connection“ von Matt Rees ist der erste Teil seiner neuen Reihe über den Immigration and Customs Enforcement (kurz ICE) Agenten Dominic Verrazzano. Dr. Amy Weston, spezialisiert auf die Behandlung von Opfern chemischer Kampfstoffe, hat dringend um einen Termin bei ihm gebeten, wird aber auf dem Weg ermordet. In ihrer Hand hält sie einen Zettel, der einzige Hinweis für Verrazzano, und er findet schnell heraus, dass es um das Nervengas Sarin geht. Andere Anzeichen deuten zudem nach Syrien, mitten in den Bürgerkrieg. Doch dem Ermittler und seinen Kollegen läuft die Zeit davon, um herauszufinden wann und wo die Gefahr droht.

Eine kleine Anmerkung vorab: Weshalb der englischsprachige Originaltitel „Damascus Thread“ mit „Damaskus Connection“ übersetzt wurde, erschließt sich mir nicht. Warum wurde ein englischer Titel durch einen anderen englischen Titel ersetzt und das für den deutschen Markt? Meiner Meinung nach hätte man es durchaus beim Originaltitel belassen können.

Der Roman wird aus personalen Erzählperspektive geschildert, überwiegend aus der Sicht von Verrazzano, aber zu einem großen Teil auch von seinen verschiedenen Kollegen und dem Antagonisten, sowie wiederum seinen Unterstützern. Dieser Wechsel ist sehr gelungen, da der Leser viele Informationen erhält und immer darauf hinfiebert, dass der Protagonist diese ebenfalls in Erfahrung bringt. Trotzdessen ist der Leser nicht allwissend und muss selbst Zusammenhänge zwischen den einzelnen Informationen herstellen. Er ermittelt also selbst mit, steht allerdings vor weitaus weniger Rätseln als Verrazzano.

Unter anderem dieser Figurenwechsel führt aber zu einiger Verwirrung beim Leser. Er lernt direkt viele Charaktere kennen, die wiederum über andere, unbekannte Charaktere nachdenken. Gerade Verrazzano kämpft viel mit seiner Vergangenheit als Soldat und Söldner, hat Traumatisches erlebt und die darin verwickelten Personen verfolgen ihn in seinen Gedanken bis heute. Da er sich selbst natürlich nicht erklären muss, woher er welche Personen kennt, bekommt man als Leser den Eindruck, man hätte schon einen Band der Reihe verpasst, der die Grundlage für die hier auftretenden dramatis personae liefert.

Erschwerend hinzu kommt eine sehr hektische Schreibweise. Viele Textpassagen, vor allem Dialoge aber auch Handlungen, musste ich mehrfach lesen, um zu verstehen, wer gerade was sagt oder tut und trotzdem bin ich nicht immer zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen. Dies hemmt den Lesefluss ungemein und schmälert auch die Spannung.

Spannung war grundsätzlich allerdings umfangreich vorhanden. Die Ereignisse folgen Schlag auf Schlag und es gibt keinen Moment der Ruhe. Das mag für viele Leser angenehm sein, vielleicht die Grundvoraussetzung für einen Pageturner. Ich schätze es hingegen, wenn einzelne Höhepunkte aufgebaut werden, es zwischendurch auch wieder ruhiger wird und sich dann zum Finale außergewöhnlich steigert. Dies war hier nicht der Fall. Die Story hat von Anfang an einen Zeitdruck vorgegeben (grundsätzlich eine gute Idee) und die Charaktere, insbesondere Verrazzano, stürzen von einer lebensgefährlichen Situation in die nächste. Ein so hohes Spannungsniveau ist schwer zu halten, sodass ich sagen würde, Rees hätte aus einigen Passagen sehr viel mehr herausholen können.

Die Grundidee rund um den syrischen Bürgerkrieg ist natürlich brisant und top aktuell. Mit dem Thema Nervengas wird außerdem ein Aspekt des Kriegswesens beleuchtet, den man vielleicht eher verdrängen möchte, aber nicht ignorieren darf.

Insgesamt komme ich zu 3 von 5 Sternen, weil durch den Schreibstil kein Lesefluss zustande gekommen ist, die Story aber gut und grundsätzlich spannend umgesetzt wurde.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Spannende Handlung, Charaktere unsympathisch

Totenweg
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„Totenweg“ von Romy Fölck ist der erste Band einer bislang auf vier Teile ausgelegten Reihe rund um das ungleiche Ermittlerduo Bjarne Haverkorn und Frida Paulsen.

Vor 18 Jahren wurde Fridas beste Freundin ...

„Totenweg“ von Romy Fölck ist der erste Band einer bislang auf vier Teile ausgelegten Reihe rund um das ungleiche Ermittlerduo Bjarne Haverkorn und Frida Paulsen.

Vor 18 Jahren wurde Fridas beste Freundin Marit erdrosselt in einem alten Viehstall gefunden und Frida weiß etwas darüber. Während sie die ganzen Jahre schwieg, kann der damalige Leiter der Mordkommission, Haverkorn, sich nicht von diesem Cold Case lösen. Als in Fridas Heimatdorf ein Überfall stattfindet, führt das die junge Polizistin und den kurz vor der Pensionierung stehenden Ermittler wieder zurück in die Vergangenheit, zurück nach Deichgraben. Nicht nur die Erinnerungen der beiden werden schmerzhaft wieder aufgefrischt, auch der Täter scheint noch nicht mit der Geschichte abgeschlossen zu haben.

Die Kapitel werden in unregelmäßigem Wechsel aus der Perspektive von Frida und Haverkorn geschildert. In Fridas Abschnitten sind zum Teil Absätze in Form von Erinnerungen aus ihrer Kindheit eingewoben. Diese passen immer hervorragend zu den aktuellen Ereignissen, sodass sich der Leser wirklich vorstellen kann, dass Frida sich in genau dem Moment daran erinnert.

Die Handlung ist bis zum Höhepunkt sehr spannend umschrieben. Es werden einige falsche Fährten gelegt, sodass die Zusammenhänge nicht direkt offensichtlich sind. Das ist für mich das wichtigste bei einem Krimi. Großer Kritikpunkt ist allerdings der Höhepunkt selbst. Eine entscheidende Szene wird nur kurz aus Fridas Erinnerung zusammengefasst, anstatt, dass der Leser das Geschehen wenige Minuten früher live miterlebt. Dadurch ist sehr viel Spannung verloren gegangen und der Höhepunkt für mich wirkungslos verpufft.

Ein weiterer negativer Aspekt waren für mich die Charaktere. Es gibt einen Nebencharakter, den ich sehr interessant und sympathisch finde, welcher aber nur auf rund fünf Seiten vorkommt. Soweit kein Problem, es ist ja auch bewusst nur ein Nebencharakter. Alle anderen allerdings, sei es die beiden Protagonisten, deren Freunde oder Familie, fand ich absolut unsympathisch. Ich bin mit niemandem warm geworden, sodass ich, bis auf Frida und Haverkorn, zwischendurch jeden in Verdacht hatte, etwas mit dem Mord und / oder dem Überfall zu tun zu haben. Aber auch Frida mochte ich einfach nicht. Sie blieb immer distanziert und kühl, ich hatte nie das überzeugte Gefühl, dass sie jemanden wirklich mag oder jemandem vertraut. Haverkorn war zwar emotional, wenn er an seinen alten Fall und sein vermeintliches Versagen dachte, ich konnte mit ihm allerdings nicht so richtig mitfühlen und dass, obwohl der Leser noch eine sehr traurige Geschichte über ihn erfährt. Auch mit ihm war ich einfach nicht auf einer Wellenlänge, ich konnte mit dem Schicksal von beiden nicht mitfiebern.
Das tut mir sehr leid, weil Romy Fölck selbst eine sehr sympathische Person ist. Vielleicht ist es aber auch eine regionale Begebenheit und mein rheinischer Charakter beißt sich mit den authentisch beschriebenen nordischen Gemütern.

In die Beschreibung der Marsch-Region, der dortigen Menschen und ihrem Wesen hat die Autorin sehr viel Gefühl und Detailliebe einfließen lassen. Ich kann absolut nicht beurteilen, ob ihre Darstellung authentisch und gelungen ist, aber man merkt auf jeder Seite, wie sie die Region liebt und wie viel es ihr bedeutet, dieses ganz spezielle Lebensgefühl von dort oben im Norden für jeden Leser zu veranschaulichen, egal wo er oder sie lebt. Mit diesen „Regionalkrimis“, die im deutschen Krimi-Markt seit längerem sehr im Trend liegen (so meine Wahrnehmung), kann ich allgemein wenig anfangen. Für eine gut erzählte, spannende Geschichte ist der Handlungsort für mich austauschbar, solange der Autor die Stimmung gut rüberbringt. Das ist Rom Fölck gelungen und mit welcher Leidenschaft sie „ihre“ Region vertritt ist bemerkenswert. Doch wie gesagt ist es vielleicht genau diese authentische Beschreibung, welche die Charaktere für mich leidenschaftslos macht.

Somit treffen zwei entscheidende Punkte aufeinander: Es gibt im Krimi für mich nichts Wichtigeres als eine spannende, nicht zu offensichtliche Handlung und Verkettung von Fährten. Dies ist Romy Fölck hervorragend gelungen. In einem Roman allgemein geht es für mich hingegen nicht ohne mindestens einen Charakter, den ich mag, mit dem ich mich identifizieren kann und den ich gerne begleite. Diesen gab es nicht. Insgesamt konnte mich „Totenweg“ leider nicht überzeugen, somit komme ich zu 3 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 16.02.2018

All that we see or seem is but a dream within a dream

Silber - Das dritte Buch der Träume
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In „Silber – Das dritte Buch der Träume“ von Kerstin Gier – dem Finale der Trilogie – wird es für Liv Silber immer gefährlicher in der Traumwelt. Arthur hat neue Geheimnisse entdeckt, die ihm eine gefährliche ...

In „Silber – Das dritte Buch der Träume“ von Kerstin Gier – dem Finale der Trilogie – wird es für Liv Silber immer gefährlicher in der Traumwelt. Arthur hat neue Geheimnisse entdeckt, die ihm eine gefährliche Macht verschaffen – mehr als zuvor auch im realen Leben. Livs Beziehung zu Henry steuert zudem auf einen Punkt zu, dem sie sich nur durch eine Lüge weiter nähern will. Hinzu kommt außerdem noch die Hochzeit ihrer Mutter, welche die Schwiegermutter in spe ganz nach ihren Vorstellungen gestalten will. Liv kämpft also an allen Ecken und Enden.

Allgemein sind die meisten positive Aspekte aus den ersten beiden Teilen erhalten geblieben.

Kerstin Giers Schreibstil ist leicht zu lesen. Auch das Layout fördert diese Leichtigkeit: Es sind weniger Zeilen pro Seite als normal, und der Abstand zwischen ihnen ist etwas größer, sodass das Buch sehr schnell von der Hand geht. Die Kapitel sind kurz, dadurch gibt es immer gute Gelegenheiten, eine Pause einzulegen.

Schön sind immer noch die schwarz-weißen Blumenranken am Rand einzelner Seiten, die unregelmäßig das Bild auflockern und auch den Buchschnitt beeinflussen. Der optisch ebenfalls hervorgehobene Eintrag des „Tittle-Tattle-Blog“ gibt den neusten Tratsch der Schule wieder und erinnert stark an Gossip Girl. In den ersten beiden Teilen war ich diesbezüglich schon zwiegespalten: ich wollte unbedingt wissen, wer dahinter steckt, aber es ist keine wirklich neue Idee. Im Ausblick auf Band drei hat die Autorin angekündigt, dieses Geheimnis zu lüften und hat Wort gehalten. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber die Auflösung war zum Teil etwas fade und ebenfalls sehr stark an Gossip Girl angelehnt. Das Konzept in Grundzügen aufzugreifen, finde ich noch in Ordnung, aber auch die Auflösung so zu gestalten empfand ich dann leider doch als etwas einfallslos.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen, finde ich den Spannungsboden in Teil drei sehr schwach. Die erste Hälfte des Buches hat sich lange hingezogen. Die Protagonisten haben nur beobachtet, gelebt und in begrenztem Maße auf die Ereignisse reagiert. Wirkliche Handlungen, Aktionen, sind wenig erfolgt. Außerdem gab es ein dauerndes Hin und Her, ob und inwieweit man Arthur und Anabel trauen kann und auf welcher Seite sie stehen – und das stets ergebnislos. Für die Story absolut unnötig.

Auch hatte ich das Gefühl, dass Kerstin Gier diesmal zu viele Handlungsstränge einbringen wollte: Die immanente Gefahr aus der Traumwelt, Beziehungsprobleme mit Henry und die familiären Spannungen mit Ernest‘ Mutter gab es zwar alle in Teil zwei bereits, aber um den wesentlichen Aspekt der Trilogie, die Traumwelt, zu einem Finale zu führen, hätte man die anderen beiden Themenblöcke ruhig schlanker gestalten können. Dann wäre die erste Hälfte des Buches vielleicht auch etwas interessanter gewesen.

Obwohl mir Liv in diesem Teil charakterlicher wieder sehr viel besser gefallen hat, da sie authentischer als in Teil zwei war, trägt sie diesmal kaum etwas zur Storyentwicklung bei. Alle bedeutsamen Erkenntnisse und Pläne werden von anderen Charakteren zusammengetragen. Auch das könnte dazu beigetragen haben, dass der Leser etwas außen vor bleibt, verfolgt er die Geschichte doch durch Livs Augen.

Eine große Frage, die ich auch in den beiden vorherigen Rezensionen aufgegriffen habe, wurde nicht geklärt. Es haben nicht lediglich irgendwelche Details dazu gefehlt, nein, die Frage wurde gar nicht beantwortet. Im Buch gab es zwar eine Erwähnung dessen in Richtung „Muss man das erklären können?“ und ich habe zugestimmt und das zunächst mit „nein“ beantwortet. Allerdings habe ich bei der Lektüre von Teil eins und zwei für mich selbst festgelegt, dass diese Erklärung ein Qualitätsmerkmal sein würde, dass die Trilogie für mich rückwirkend kippen könnte und dazu stehe ich jetzt: Ich bin mit dem Ende unzufrieden und dadurch gleichsam mit dem Anfang. Die losen Enden fügen sich nicht ausreichend zusammen, dass die Geschichte in sich schlüssig wird. Die Frage im Buch, ob man das erklären können muss, ist – auch wenn ich jetzt „nein“ sage - eine Ausrede, mit dem es sich Kerstin Gier etwas zu leicht gemacht hat, wie ich finde.

Ich fasse zusammen: wenig Handlung und unbefriedigendes Ende, aber weil ich immer noch begeistert bin von der gesamten Idee, jeden einzelnen der Charaktere mag und es zwischendurch immer etwas zu lachen gab, komme ich noch auf 3 von 5 Sternen.