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Veröffentlicht am 28.05.2018

Dry Country

Die Geschichte des Wassers
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Ich habe den ersten Teil des "Klimaquartetts" - "Die Geschichte der Bienen" - leide rnoch nicht gelesen und noch auf meinem SuB. Durch die sehr positiven Bewertungen zu Maja Lundes Debütroman war ich schon ...

Ich habe den ersten Teil des "Klimaquartetts" - "Die Geschichte der Bienen" - leide rnoch nicht gelesen und noch auf meinem SuB. Durch die sehr positiven Bewertungen zu Maja Lundes Debütroman war ich schon auf ihren zweiten Roman gespannt und habe mir das Buch aus unserer Bücherei geholt. So ganz überzeugt hat mich die Geschichte allerdings nicht.

Wasser ist für uns Menschen lebenswichtig und Maja Lunde widmet sich diesem Thema wieder sehr explizit. Es geht darum, welche aktuellen Entwicklungen dazu führen könnten, dass wir bereits in nächster Zukunft eine Wasserknappheit haben könnten und das auch in Ländern, die im Moment mehr als genug Wasser haben...

Auf zwei Zeitebenen erzählt uns die Autorin über die Auswirkungen des Klimawandels.
Norwegen 2017.
Die Norwegerin Signe ist seit ihrer Jugend Umweltaktivistin. Als in ihrem Heimatort Gletscherabbau betrieben wird, um Eis in die reichen arabischen Länder zu karren, ist Signe entsetzt. Schon als Kind hat sie sich gemeinsam mit ihrem Vater für die Natur starkt gemacht und bis heute gehört sie zu den aktivsten Umweltschützern. Ihre Mutter und ihr ehemaliger Freund Magnus standen eher auf der anderen Seite, die sich beruflich der Wirtschaft und dem Toursimus widmen. Signe stiehlt einige Kisten mit den Eisblocks und segelt in ihrem Segelboot "Blau" Richtung französischer Küste, wo sie den Verantwortlichen für diese Zerstörung vermutet, nämlich Magnus. Während ihrer Fahrt auf der rauhen See gibt es immer wieder Passagen, die aus ihrer Vergangenheit erzählen.

Frankreich 2041.
Die Länder in Süd- und Mitteleuropa leiden unter einer extremen Dürre und Wassermangel. Große Flüchtlingskolonnen bewegen sich Richtung Norden, wo die Menschen noch Trinkwasser vermuten. Unter ihnen auch David, ein junger Mann und Vater von Lou. Auf der Flucht aus seiner brennenden Stadt hat er seine Frau Anna und sein Baby August verloren und wartet im Flüchtlingslager Timbout auf die Beiden. Dort herrscht quälende Trockenheit. Es gibt viel zu wenig Nahrung und Wasser für die große Anzahl der Flüchtlinge. Bald kommt es zu Unruhen und Krankheiten. Eines Tages entdecken David und Lou ein Boot. Sie hoffen auf Regen und setzen darin ihre große Hoffnung Frankreich zu verlassen...

Im zweiten Erzählstrang werden wir direkt mit den Konsequenzen der Wasserknappheit konfrontiert und das in einem Land wie Frankreich, das in der Gegenwart sicherlich nicht weniger Wasserressourcen hat, wie Österreich, Deutschland oder die Schweiz.. Es zeigt sehr genau auf, wie furchtbar es ist, wenn man zwar von (Salz)wasser umgeben ist, aber man dieses Wasser nicht trinken kann. Der Grundwasserspiegel ist gesunken, es regnet kaum mehr und die Dürre weitet sich immer mehr aus. Auch in diesem Erzählstrang gibt es Rückblenden, wo sich David an die Zeit vor seiner Flucht erinnert und der Leser mehr über seine Vergangenheit erfährt. Zum Ende hin führen beide Erzählstränge zusammen...

Leider konnten mich beide Figuren nicht zu 100% überzeugen. Sowohl Signe, als auch David empfand ich als blass und oberflächlich. Ich konnte keine Verbindung zu den Personen aufbauen und spürte immer wieder eine Distanz zu den Charakteren.
Signe setzt sich zwar für die Umwelt ein, ist aber eine Vertreterin der Extreme. Sie geht kaum Kompromisse ein. Signe ist eine Einzelgängerin, egoistisch und engstirnig.
David, der sehr jung Vater wurde ist alleine auf sich gestellt und soll für seine Tochter Lou sorgen. Er ist in dieser Extremsituation total überfordert. Seine Verantwortungslosigkeit gegenüber Lou hat mich manchmal sprachlos gemacht. Beliebt hat er sich dadurch nicht bei mir gemacht...

Auch das Potential der Thematik fand ich nicht optimal ausgeschöpft. Globale Konsequenzen fehlten. Das Thema wurde alleine auf das Flüchlingslager konzentriert. Man fragt sich, wie es in anderen Ländern aussieht und welche globale Auswirkung der Wassermangel hat. Dadurch bleibt die Geschichte für mich etwas zu sehr an der Oberfläche.
Das Ende war gut gelöst, ebenso wie sich beide Erzählstränge schlussendlich miteinander verbinden.

Man sollte sich nicht nur nach dem Lesen dieses Buches den Kopf zerbrechen, wie wir mit Wasser umgehen, sondern bereits heute etwas unternehmen, dass es nicht zu diesem Horrorszenario, wie Maja Lunde es beschreibt, kommen kann!
Wasser ist der wichtigste Rohstoff, den wir haben und die meisten von uns gehen viel zu sorglos damit um. Die Lektüre hat mich sehr nachdenklich gemacht. Wir alle sollten versuchen mit dem Wasser so sparsam wie möglich umzugehen.

Schreibstil:
Maja Lunde schreibt eindringlich, ruhig und flüssig. Die Charaktere bleiben leider etwas flach und oberflächlich.
Die Kapitel sind kurz und es wird immer abwechselnd aus der Sicht von Signe und der von David in der Ich-Form erzählt.

Fazit:
Maja Lunde zeigt uns auch in ihrem zweiten Roman, was uns passieren kann, wenn wir weiterhin so gedankenlos mit unserer Umwelt umgehen. Das Buch regt zum Nachdenken an, überzeugt aber nicht gänzlich. Das mag an den eher blassen Figuren liegen oder an der wenig globalen Ansichtsweise. Trotzdem sollte sich jeder Mensch den Roman zu Gemüte führen und über seinen Umgang mit Wasser nachdenken!

Veröffentlicht am 10.05.2018

Roman mit Schwächen

Das Geheimnis des Winterhauses
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Vor einigen Jahren habe ich die Bücher der Autorin verschlungen. Da ich ein großer Neuseelandfan bin, war vor allem die Weiße Wolke Saga mein absolutes Highlight. Die letzten Romane haben mir dann schon ...

Vor einigen Jahren habe ich die Bücher der Autorin verschlungen. Da ich ein großer Neuseelandfan bin, war vor allem die Weiße Wolke Saga mein absolutes Highlight. Die letzten Romane haben mir dann schon weniger gefallen und vorallem "Eine Hoffnung am Ende der Welt" fand ich richtig schlecht. Deswegen hatte ich eine Sarah Lark Pause eingelegt.
Nachdem dieser Roman wieder sehr gute Bewertungen erhalten hat, habe ich ihn mir aus meiner Bücherei mitgenommen. Leider hat er meine Erwartungen nicht ganz erfüllt.

Das begann damit, dass die ersten Kapitel in Wien spielen, die Autorin aber überhaupt keinen Wien-Bezug herstellen konnte. Der Roman hätte genauso in Deutschland, England oder den USA spielen können. Das fand ich schade! Dann führt der Weg unser Hauptprotagonistin nach Dalmatien ins ehemalige Jugoslawien, dem heutigen Kroatien. Ellionor (auch ein sehr "österreichische Name"!) ist Historikerin und weiß nicht, als sie in Kroatien ankommt, dass diese Gegend einmal zu Österreich gehört hat?! Ich dachte ich lese nicht richtig! Bei uns in Österreich weiß jedes kleine Kind, welche Länder einmal zur Habsburger-Monarchie gehört haben. Und die Autorin willl mir erzählen, dass eine österreichische Historikerin das NICHT weiß?!! Hier hätte ich das Buch fast in die Ecke gepfeffert! Man sollte nicht nur über Neuseeland richtig recherchieren, sondern auch über andere Gegenden, über die man schreibt Bescheid wissen bzw. der Protagonistin die richtigen Worte in den Mund legen!

Aber beginnen wir mit der Geschichte, die uns die Autorin hier erzählen will. Wie schon erwähnt befinden wir uns zuerst in Wien, wo Ellionor durch eine schwere Nierenerkrankung (die sich im späteren Verlauf irgendwie in Luft aufgelöst hat!) ihrer Kusine Karla erfährt, dass sie nicht mit dem Rest der Familie verwandt ist. Ihre Großmutter Dana wurde damals adoptiert und in Ellionor erwächst der Wunsch ihre wahren Wurzeln zu suchen. Der erste Weg führt sie nach Dalmatien, wo sie auf Geschichten über ihren Urgroßvater Franjo Zima stößt. Dieser hat Liliane, die Tochter einer großen Winzerfamilie, zuerst geschwängert und dann sitzen gelassen. Gemeinsam mit seinem Freund verschwand er in einer Nacht-und-Nebel Aktion nach Neuseeland, um als Gumdigger das große Geld zu verdienen. Liliane wurde verheiratet und ihr das Kind weggenommen (Großmutter Dana). Ellionor reist daraufhin mit ihrem unsympathischen Ehemann Gernot, der sich von ihr aushalten lässt, weil er als Künstler noch immer auf seinen Durchbruch wartet, nach Neuseeland. Gernot möchte in Auckland in einer Galerie seine Bilder ausstellen, während sich Ellionor auf die Suche nach Spuren ihres Urgoßvaters macht. Ellionor verliert sich immer mehr in die Geschichte ihrer Vorfahren. Sie findet im Tagebuch von Dana, ihrer Großmutter, viele Hinweise, doch führen auch einige Spuren lange Zeit nirgendswohin. Alte Briefe und ein Autor, der über die Geschichte einer Geliebten von Franjo ein Buch geschrieben hat, decken weitere Geheimnisse auf....

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und der Vergangenheitspart, der bis ins Jahr 1904 zurückreicht, ergibt sich aus Tagebucheinträgen und Briefen. Schreibstil und Schriftart sind dementsprechend verschieden und angepasst.
Die Charaktere sind gut gezeichnet, wobei die Männer diesmal eher schlecht wegkommen. Franjo, der seinen Namen später auf Frank Winter ändert, ist ein Hallodri. Mit seinem Charme und seiner sprachlichen Überzeugungskraft fällt er immer wieder auf die Füße und bricht sämtliche Frauenherzen. Trotzdem ist ihm das Glück nur teilweise hold. Ich fand seine Beschreibung gelungen.
Gernot, Ellionors Ehemann in der Gegenwart, ist ein Ich-bezogener Schmarotzer, der auf Kosten seiner Frau lebt und es versteht sie zu manipulieren und klein zu halten. Er ist eitel und empfindet kaum Empathie für andere Menschen.
Ellionor hingegen ist eine sehr sympathische, jedoch zu leichtgäubige Frau, die wenig Selbstwertgefühl hat. Ihr sehnlichster Wunsch nach einem Kind hat sich ebenso nicht erfüllt, wie ein fixes Standbein für Gernot.

Der Part in der Vergangenheit hat mir sehr gut gefallen. Der Gegenwartsstrang konnte mich allerdings nicht wirklich überzeugen. Hier war doch vieles vorhersehbar und fühlte sich nicht immer ganz rund an. Der Epilog fiel außerdem sehr kitschig aus und wäre meiner Meinung nicht wirklich mehr vonnöten gewesen.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und sehr bildhaft. Jedoch finde ich, dass die Autorin diesmal ihren Roman anders angelegt hat. Mich hat das nicht gestört, denn ich finde es gut, wenn man sich verändert. Da Sarah Lark bereits viele Neuseelandromane geschrieben hat, war auch das Thema der Harzgewinnung und der Kauribäume etwas ganz Neues und sehr interessant zu lesen. Die Autorin erklärt den Beruf des Gumdiggers anschaulich. Viele junge Männer aus dem Süden sind damals nach Neuseeland ausgewandert. Ähnlich den Goldgräbern wurde auch ihnen das schnelle Geld versprochen, war jedoch Schwerstarbeit und nur für die ersten Arbeiter auch gewinnbringend.

Die Landschaftsbeschreibungen sind wie immer überaus gelungen und sehr bildgewaltig. Hier hat Sarah Lark wieder Bilder im Kopf entstehen lassen.

Fazit:
Ein Roman mit einigen Schwächen. Der Gegenwartsstrang war vorhersehbar, konnte mich nicht überzeugen und war auch noch schlecht recherchiert. Der Vergangenheitsstrang konnte mich jedoch überzeugen und hat mich auch an der Geschichte dranbleiben lassen.

Veröffentlicht am 03.03.2018

Prächtige Landschaftsbeschreibungen, aber zu vorhersehbar

Die Kamelien-Insel
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Sylvia ist eine richtige Karrierefrau, die mit ihrem ebenso erfolgreichen Ehemann Holger in einem Penthaus in München wohnt. Meistens sehen sich die Beiden nur zwischen Tür und Angel, doch sie sind mit ...

Sylvia ist eine richtige Karrierefrau, die mit ihrem ebenso erfolgreichen Ehemann Holger in einem Penthaus in München wohnt. Meistens sehen sich die Beiden nur zwischen Tür und Angel, doch sie sind mit ihrem luxuriösen Leben zufrieden. Als Sylvia überraschend eine Gärtnerei in der Bretagne erbt, erfährt sie erst davon, als ihr Ehemann sie vor vollendende Tatsachen stellt und ihr erzählt, dass er diese bereits zum Verkauf angeboten hat. Sylvia ist anfangs erleichtert nicht noch mehr Arbeit aufgehalst zu bekommen, doch dann fällt ein Kunde aus und sie hat endlich einige Wochen Freizeit. Ihre verstorbene Tante Lucie spukt ihr im Kopf herum und so macht sie sich kurzentschlossen auf nach Frankreich. Dort findet sie keineswegs eine heruntergekommende Gärtnerei vor, wie ihr Holger berichtet hat, sondern eine atemberaubende Kamelienzucht. Sylvia ist gefangen von der Pracht der Blumen, der wildromantischen Szenerie und den urtypischen Bretonen. Doch dann erfährt sie, dass hier ein Hotelkomplex gebaut werden soll und sie diejenige ist, die die Zukunft der Insel zerstören wird....

Das erste Drittel des Romans hat mich bezaubert und ich fand wunderbar in die flüssig geschriebene Handlung. Die örtlichen Beschreibungen, insbesonders die der wildromantischen Bretagne und der Kamelieninsel, waren einfach prächtig und verzauberten alleine beim Lesen des Buches. Gemeinsam mit Sylvia verliebt man sich in die Blumenschönheiten und die liebenswerten Menschen der Insel.
Während die Autorin die Gezeiten, die Blumen und die atemberaubende Landschaft mit viel Gefühl und Liebe beschrieb, fehlte mir dies bei einigen ihrer Figuren. Manche Charaktere waren greifbar, andere wiederum kaum. Ebenso hatten die meisten kaum Ecken und Kanten, sondern waren einfach gut oder böse. Auch Sylvia war für mich nicht glaubswürdig. Sie war für mich ein sehr gegensätzlicher Charakter, den ich einige Handlungen im späteren Verlauf der Geschichte nur schwer abnahm. War sie doch anfangs die toughe Karrieferau mit Durchblick, mutieret sie plötzlich zu einer Figur, die äußerst naiv handelt und sich von ihrem Ehemann für dumm verkaufen lässt.

Der Roman lebt vom Schreibstil der Autorin. Die Landschaften werden sehr bildhaft beschrieben und man wähnt sich beim Lesen auf der Insel umgeben von Meeresrauschen. Ich hörte das Tosen der Wellen, roch den Duft der Blumen und war überwältigt von der Wildheit der Gezeiten. Doch nach einiger Zeit kam mir vieles der Handlung zu vorhersehbar und zu gewollt vor. Der große Minuspunkt ist die unnötige Liebesgeschichte zu Mael. Diese hätte der Roman weder gebraucht, noch war für mich dieser Charakter greifbar. Ich konnte mir weder ein Bild von Mael machen, noch konnte ich die sehr plötzlichen Gefühle für ihn nachvollziehen.

Ich lese gerne Geschichten wie diese, doch sollten sie nicht zu gewollt sein, zu vorhersehbar (Happy End lasse ich gelten, aber nicht, wenn ich schon 100 Seiten vorher weiß, was passieren wird!) oder unbedingt eine Liebesgeschichte beinhalten....
Die Kamelieninsel wäre ohne diese drei Punkte ein wirklich wunderbarer Roman geworden, da sowohl das Setting, als auch der Schreibstil passen. Die Umsetzung ist aber leider nur teilweise gelungen...

Fazit:
Ein kurzweiliger Roman mit bezaubernden Landschaftsbeschreibungen für zwischendurch. Leider etwas zu vorhersehbar und gewollt. Die Liebesgeschichte fand ich unnötig und meiner Meinung nach wäre der Roman ohne dieser überzeugender gewesen.

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Veröffentlicht am 16.02.2018

Leider enttäuschend nach den guten Rezensionen

Die Liebenden von Leningrad
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Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut, über das ich schon im Vorfeld soo viele begeisterte Meinungen gelesent hatte. Der Roman wurde Anfang der 2000er Jahre bereits bei Weltbild veröffentlicht und ...

Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut, über das ich schon im Vorfeld soo viele begeisterte Meinungen gelesent hatte. Der Roman wurde Anfang der 2000er Jahre bereits bei Weltbild veröffentlicht und ist nun als Taschenbuch bei Heyne neu aufgelegt worden.

Ich muss zugeben, dass mir das Schreiben meiner Rezension zum Buch sehr schwer gefallen ist und ich Tage daran gesessen bin. Ich hatte sehr große Erwartungen, was vielleicht falsch war.

"Die Liebenden von Leningrad" ist der Auftakt einer Trilogie.
Die ersten Leseabschnitte ließen sich gut lesen und ich war bald mitten in der Geschichte. Wir schreiben das Jahr 1941. Die Deutschen erobern Landstrich um Landstrich und stehen vor den Toren Leningrads. Noch geht in der Stadt alles seinen gewohnten Weg. Es ist ein Tag vor Tatiana Metanowas 17. Geburtstag, als ihr Vater sie zum Einkaufen von Lebensmittelvorräten schickt. Dabei begegnet sie dem jungen Offizier Alexander Below. Für Beide ist es Liebe auf den ersten Blick. Ich war überrascht, dass sich Tatiana und Alexander bereits auf den ersten 50 Seiten trafen. Die Liebesgeschichte nimmt bereits sehr früh viel Raum ein. Das hat mich etwas enttäuscht, da ich mir mehr Kriegserlebnisse erwartet hatte.

Tatiana wohnt gemeinsam mit ihren Eltern, der älteren Schwester Dascha, Zwillingsbruder Pavel (Pascha) und den Großeltern auf kleinem Raum. Als Dascha ihr von ihrer neuen Liebe erzählt, ahnt Tatiana nicht, dass sie ebenfalls von Alexander spricht. Tatiana bittet Alexander Dascha nicht das Herz zu brechen, denn ihre Schwester bliebe immer ihre Schwester und kein Mann sollte diese geschwisterliche Beziehung zerstören. Um weiterhin in Tatianas Nähe sein zu können, stimmt Alexander ihren Vorschlag zu. Doch bald bricht der Krieg auch über die Stadt herein....
Rund 300 Seiten liest man nun über eine Dreiecksgeschichte zwischen Tatiana, Dasha und Alexander, was mich mit der Zeit zu nerven begann. Das ewige Hin und Her und Tatianas Selbstaufopferung begannen mich immer mehr zu stören.

Wahnsinnig beeindruckend fand ich allerdings die cirka 200 Seiten der Beschreibung der Belagerung von Leningrad und das fürchterliche Ausmaß für die Bewohner der Stadt. Der bittere Kampf ums Überleben, der Hunger und das Leid beschrieb die Autorin so wahnsinnig authentisch, dass ich während des Lesens sogar beim Kaffee trinken Schuldgefühle bekam. Ich litt mit Tatiana und ihrer Familie, während die Menschen wie die Fliegen starben. Einfach grandios erzählt. Bis jetzt habe ich noch keinen Roman gelesen, der diese Szenen besser umsetzen konnte und mir gleichzeitig die Tränen die Augen trieb. Wahnsinng gut recherchiert!
Doch danach beginnt der zweite Teil des Buches, der anfangs in Lazarewo spielt, und der mich den Roman fast abbrechen ließ! Ich hatte das Gefühl, hier schreibt eine andere Autorin! Plumpe Sexszenen und derbe Wörter beherrschten die nächsten 100 Seiten. Der Stil einfach nur furchtbar flach! Jegliche Romantik fehlte und ich hatte das Gefühl im falschen Buch gelandet zu sein.
Das Weiterlesen bereitete mir große Schwierigkeiten. Auch der Kitsch hielt hier Einzug und ich musste mich wirklich überwinden die letzten 200 Seiten zu lesen. Diese waren dann relativ spannend und konnten mich teilweise zurück in die Geschichte holen....der fahle Nachgeschmack blieb jedoch!

Neben der Dreiecksgeschichte, die mich nicht wirklich überzeugen konnte, fand ich auch Tatiana und Alexander nicht unbedingt liebenswert. Tatiana ist anfangs sehr naiv, was man allerdings ihrem Alter zuschreiben kann. Ihre Selbstaufopferung und ihr Talent sich von allen Menschen ausnutzen zu lassen, ließen mich immer wieder den Kopf schütteln. Während ihre Familie teilweise überhaupt nichts arbeitete und sich von vorne bis hinten bedienen ließ, stemmte sie als Jüngste und Schmächtigste alles auf ihren schmalen Schultern. Sie entwickelt zwar bis zum Ende hin eine unglaubliche innerliche Stärke, aber diese Selbstaufopferung blieb ihr erhalten.
Alexander ist oft unbeherrscht und jähzornig. Was mich aber am meisten an ihm störte, war seine Unzuverlässigkeit und sein Verhalten Tatiana gegenüber. Wenn man im Nebenzimmer sitzen muss, während er mit ihrer Schwester im Schlafzimmer zugange ist...das geht bei mir gar nicht!!!!
Ich denke, ich werde den zweiten Teil wohl nicht mehr lesen.

Und nun mein Dilemma mit der Bewertung.... So empfand ich die Teile des Buches:
Einstieg 3-4/5
Aushungerung Leningrads 5/5
Teil 3: Lazarewo 1/5
Teil 4: 3 von 5

Im Endeffekt gebe ich nun doch 3 statt 3 1/2 Sterne, da 200 sehr gute Seiten von 800 einfach zu wenig sind.

Schreibstil:
Der Roman lässt sich flüssig lesen, jedoch sind einige Dialoge öfters etwas holprig. In einigen Rezensionen las ich, dass dies der Übersetzung geschuldet sei, die bei der Neuauflage nicht verbessert wurde. Das ist sehr schade!
Die Geschichte ist in vier Teile mit den Überschriften: Weiße Nächte, Die grimmige Umarmung des Winters, Lazarewo und Todesmutig, geteilt. Die Schrift ist sehr klein und die Seiten sind dicht beschrieben.

Fazit:
Der Roman lässt mich sehr zwiegespalten zurück. Die erste Hälfte ist großteils gelungen, auch wenn ich auch hier einige Kritikpunkte habe. Die Belagerung Leningrads und der bittere Kampf ums Überleben wurden von der Autorin allerdings wirklich grandios und authentisch beschrieben. Doch die zweite Hälfte des Buches ist schlicht und einfach schlecht. Vielleicht hatte ich mir nach den guten Bewertungen einfach zu viel erhofft. Für mich leider eine Enttäuschung. Die Folgebände werde ich nicht mehr lesen.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Entlang der Route 66

Das Leuchten der Erinnerung
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Bei Lovelybooks habe ich diesen Roman zur Buchverfilmung mit Donald Sutherland und Helen Mirren gewonnen. Ich war schon sehr gespannt auf diese Geschichte, in der es um ein über 80-jähriges Ehepaar geht, ...

Bei Lovelybooks habe ich diesen Roman zur Buchverfilmung mit Donald Sutherland und Helen Mirren gewonnen. Ich war schon sehr gespannt auf diese Geschichte, in der es um ein über 80-jähriges Ehepaar geht, dass sich auf eine allerletzte Reise in ihren Oldtimer-Wohnmobil "The Leisure Seeker" aufmacht. Ihre Kinder und die Ärzte sind absolut dagegen, denn Ella hat Krebs und John leidet an schwerer Demenz.

Was mir gleich aufgefallen ist, obwohl ich den Film nicht gesehen habe, sondern mir nur den Trailer dazu angeschaut habe ist, dass sich im Buch und Film das Ziel der Reise, als auch die Strecke komplett unterscheiden. Während sich John und Ella im Film entlang der Ostküste von Boston bis nach Florida auf den Spuren von Ernest Hemingway begeben und in Key West sein Haus anschauen wollen, fahren die Beiden im Buch auf der Route 66 von Chicago nach Kalifornien.
Dabei finde ich eigentlich die Idee im Film besser, denn warum das alte Ehepaar Disneyland als Ziel gewählt hat, war mir nicht wirklich klar.

Die Route 66 ist wohl den meisten ein Begriff. Dass es sie eigentlich gar nicht mehr vollständig gibt und befahrbar ist, war mir nicht bekannt und finde ich sehr schade. Die verfallenen Raststätten und die heruntergekommenden Orte entlang der berühmten Straße, die flirrende Hitze und der Staub, die trockene und öde Landschaft - all das verbreitet eine eher trostlose Stimmung im Roman. Dazu kommt natürlich auch die schwere Krebserkrankung von Ella und die Demenz von John. Trotzdem schwingt immer wieder ein Schuss Humor mit, den Ella ist trotz ihrer Krankheit ein toughe Frau, die auch schwierige Situationen, wie einen Überfall, meistert.

Der Roadtrip der beiden alten Menschen besteht größtenteils aus Aneinanderreihungen von denselben Begebenheiten oder ähnlichen Ereignissen. Auf dem Weg nach Santa Monica machen die Beiden, mit einer Ausnahme, immer wieder auf Campingplatzen Halt, wo sie auf ihrer Leinwand Fotos von früheren Reisen mit ihrem Wohnmobil anschauen. Für Ella ist es eine schöne Erinnerung an ihr gemeinsamen Leben und die Kinder. Außerdem gedenkt sie an gemeinsame Reisen mit bereits verstorbenen besten Freunden. Ella möchte aber auch mit den Bildern Johns Erinnerung überprüfen und ihn immer wieder an seine Kinder und schöne gemeinsame Momente erinnern. Die starke Persönlichkeit von Ella trägt die beiden dabei durch die Handlung.

Die gesamte Reise ist nicht nur wegen des Settings sehr amerikanisch, sondern mir fällt bei US-Autoren immer wieder auf, wie anders wir hier eigentlich in Europa leben bzw. wie uns die Amerikanierung immer mehr und mehr einholt. Ich fragte mich während der Lektüre, ob es in den USA eigentlich nichts anderes als Burger zu essen gibt. Man wird zwar darauf hingewiesen, dass Burger Johns Lieblingsessen ist und er darauf besteht. Bei Demenzkranken ist eine tägliche Routine sehr wichtig...doch muss man diese Besuche in Burgerketten immer wieder und vorkauen? Ich finde auch, dass Johns Demenzerkrankung zu leicht dargestellt wird. Wenn ich an meine verstorbene Mutter denke, die noch keine schwere Demenz, aber ab und zu richtige Aussetzer hatte, wo sie vollkommen in eine andere Welt abtauchte, mit Johns Verhalten vergleiche, kommt die Krankheit hier für einen schwer Demenzkranken zu leicht daher.

Die beiden Hauptprotagonisten sind sehr liebevoll beschrieben, wirken lebendig und authentisch. Ella ist eine patente Frau mit einem großen Herz und viel Mitgefühl für andere Menschen. Ihren sarkastischenr Humor mochte ich sehr. John hat hingegen keine Ahnung von Ellas schweren Krankheit. Für ihn ist es einfach nur eine weitere Reise mit dem Wohnwagen, wie er sie die letzten Jahrzehnte immer wieder gemacht hat. Die Liebe zwischen den beiden ist trotz ihrer Krankheit greifbar. Auch wenn John nicht immer den Namen seiner Frau weiß, erkennt er in ihr seine Geliebte.
Ellas Wunsch für diese Reise konnte ich nachvollziehen. Mit der ansteigenden Zahl an gefahrenen Kilometern, schwinden die Kraftreserven besonders von Ella immer mehr und ich habe bei ihren Beschwerden mitgelitten. Das Ende war für mich zwar traurig, aber stimmig. Trotzdem hat mir das gewisse Etwas gefehlt.
Mir hat der Roman gefallen, aber richtig berührt hat er mich leider nicht. Das lag vorallem an den immer wiederkehrenden Aneinanderreihungen gleicher Begebenheiten, das "zu Amerikanische" und manche Ungereimtheiten. Außerdem plätscherte mir die Handlung einfach zu viel dahin.

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autoren ist leicht und flüssig zu lesen. Die Kapitel sind eher kurz gehalten und sind nach der Reiseroute von Ella und John angeordnet. So begleitet man die Beiden von einem Bundesstaat zum nächsten bis sie in Disneyland ankommen. Die Dialoge zwischen John und Ella sind liebevoll, heiter, aber auch zornig und deprimierend.
Eine Karte mit den Etappen im Buch wäre ebenfalls nett gewesen.

Fazit:
Leider konnte mich die eigentlich rührende Geschichte nicht ganz abholen. Es ist ein leiser Roman ohne große Höhen und Tiefen, der trotzdem die Empfindungen von Ella sehr gut widerspiegelt. Bei mir kamen die Emotionen dennoch nur teilweise an und der ganze Roman war mir etwas "zu amerikanisch" (aufgebauscht).