Profilbild von TochterAlice

TochterAlice

Lesejury Star
offline

TochterAlice ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit TochterAlice über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2018

Schlamassel noch und nöcher

Das Adenauer-Komplott
0

Und zwar in Deutschland im August 1944! Der Krieg ist im Prinzip verloren, die Verantwortlichen versuchen, ihren eigenen Hals aus der Schlinge zu ziehen, die Bevölkerung wird absolut in Stich gelassen. ...

Und zwar in Deutschland im August 1944! Der Krieg ist im Prinzip verloren, die Verantwortlichen versuchen, ihren eigenen Hals aus der Schlinge zu ziehen, die Bevölkerung wird absolut in Stich gelassen. Das spürt auch der junge Offizier Maximilian Engel, für den das Dritte Reich keinen Pfifferling mehr wert ist - und der dies in einer Kölner Kneipe auch unverholen kundtut.

Wie man sich vorstellen kann, findet er sich schneller im El De-Haus, wo die politischen Gefangenen gesammelt und verhört - was im Klartext heißt: gefoltert - werden. Eine geheimnisvolle Schönheit verspricht ihm Unterstützung - wenn er Fluchthilfe leistet. Und zwar niemand Geringerem als Konrad Adenauer, in Köln als ehemaliger Bürgermeister allseits bekannt.

Dies ist der Auftakt zu einer langen und engen Beziehung - einmal zwischen Engel und Adenauer, aber auch zwischen Engel und Luisa, die ihren geheimnisvollen Zauber über Jahre hinweg auf ihn ausübt. Vom auslaufenden Dritten Reich führt dieser spannende Politkrimi nämlich geradewegs in die Bundesrepublik - und damit in die Zeit des Wirtschaftswunders. Dass dieser Weg durchaus ein steiniger war, das führt uns Autor Sebastian Thiel eindringlich vor Augen, indem er gekonnt historische Realitäten mit Fiktion verknüpft - so gekonnt, dass ich mich manchmal fragte, was wahr, was erdacht war.

Auf jeden Fall hätte es auch so laufen können, wie Thiel es darstellt - es bleibt immer im Rahmen - oder auch nicht. Denn nichts ist verwegener als die Realität - das wurde mir durch die Lektüre dieses Krimis ganz deutlich vor Augen geführt.

Ein spannendes Buch für alle, die an der neueren deutschen Geschichte interessiert sind - und das dürften nicht wenige sein. Ich wünsche diesem Buch wirklich hohe Auflagen - aber vor allem wünsche ich mir, dass die Leser die Gefahren, die hier dargestellt werden - die Bundesrepublik schrammt nur ganz knapp an einer Katastrophe vorbei - nicht nur als Fiktion sieht. Denn diese sind zweifellos auch in der aktuellen politischen Situation möglich: ganz plastisch und sehr gekonnt zeigt uns Sebastian Thiel, dass Poltik eigentlich immer ein Spiel mit dem Feuer ist!

Veröffentlicht am 21.02.2018

Max legt zu

Die Schwangerschaft des Max Leif
0

Und zwar vor allem an Verantwortung - seine Maja ist nämlich schwanger und das muss gecoacht werden. Zudem hat er gut zu tun - nicht nur als Musiklehrer in Majas neuer Kita "Kling Klang".

Als Hypochonder ...

Und zwar vor allem an Verantwortung - seine Maja ist nämlich schwanger und das muss gecoacht werden. Zudem hat er gut zu tun - nicht nur als Musiklehrer in Majas neuer Kita "Kling Klang".

Als Hypochonder ist Max nicht mehr unterwegs, denn mit seiner Einsamkeit ist es vorbei - ihm fehlt es an Zeit, sich neue Krankheiten auszudenken. Auch wenn er immer noch seine russische Putzfrau Jekaterina Poljakow hat, die über Haus und Seele - und inzwischen auch über Maja - wacht, hat sich doch vieles geändert: Max ist nun Teil eines Paares und ebenso Teil eines Kita-Teams. Und wichtiger, als auf sich selbst zu achten, ist es zu schauen, dass es den anderen gut geht - Maja vor allem, aber auch den Kids. Und Big Mama, der kreolischen Kita-Köchin, dem Herzstück des Teams sozusagen. Zumal sie mit Frau Poljakow, die natürlich auch im "Kling Klang" putzt, so gar nicht kann.

Wie man sieht: es gibt einiges zu tun. Dazu gehört auch, Maja jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Und Musik spielt bei Max, auch wenn er kein Produzent mehr ist, immer noch eine große Rolle - die Playlist des Lebens nimmt eben nie ein Ende! Leif is Leif!

Wie im Vorgängerband "Die sieben Tode des Max Leif" ist der Protagonist nicht nur für eine Überraschung gut. Und weil jeder das bekommt, was er verdient, kann nicht nur Max, sondern auch seine Maja, aber auch andere Figuren mit dem ein oder anderen Bubenstück überraschen.

Max' Geschichte, die ich im Vorgängerband noch als eine Art modernes Märchen bezeichnen habe, entwickelt sich zum Alltagsmovie der ganz besonderen Art. Auch diesmal fungiert er wieder als eine Art moderner Prinz oder Glücksritter, aber einer der ganz besonderen Art und um ihn herum springen jede Menge Prinzessinnen, Froschköniginnen, gute Feen, aber auch böse Schwiegermütter. Nur, wer wen verkörpert, das wird oft erst nach einer ganzen Weile klar.

Genau das Richtige für die Ferien oder für ein entspannendes Wochenende: Eine leichte Lektüre mit vielen Überraschungen und nicht ohne Anspruch, gerade auch, was Wertvorstellungen angeht! Wer seine Freizeit zur Freu-Zeit machen, also genießen und nicht vergeuden will, sollte nicht lange fackeln und zu diesem Buch greifen. Nicht zuletzt deswegen, weil der Stil der Autorin Juliane Käppler einfach wundervoll ist.

Und am Ende wird klar - aus dem "Staying alive" der Bee Gees wird hier Staying a Leif, um mit den Lyrics der drei kalifornischen Herren zu singen: "Well, you can tell by the way I use my walk,
I'm a woman's man... no time to talk." Warum diese Zeilen mehr denn je auf Max Leif zutreffen - man darf gespannt sein!

Veröffentlicht am 21.02.2018

Ein Mann gibt sich preis

In jedem Augenblick unseres Lebens
0

Tom verliert seine Frau, kurz bevor es zum schönsten Moment ihres gemeinsamen Lebens kommen kann:nämlich dem, in dem sie zusammenEltern werden. Und das Unfassbare passiert: das kleine Mädchen Livia - die ...

Tom verliert seine Frau, kurz bevor es zum schönsten Moment ihres gemeinsamen Lebens kommen kann:nämlich dem, in dem sie zusammenEltern werden. Und das Unfassbare passiert: das kleine Mädchen Livia - die Mutter, die noch eine Weile um ihr Leben kämpft, kann ihr noch diesen Namen geben - überlebt, die Mutter muss ihre Familie verlassen, noch bevor diese zu einer geworden ist: Karin hat eine schreckliche Krankheit, eine seltene, die spät entdeckt wird und unheilbar ist, sie erlebt ihre Mutterschaft nur noch kurz und quasi in einer Zwischenwelt - zwischen Leben und Tod.

Tom erlebt diese unfassbare Zeit, in der er - quasi automatisch - zum alleinerziehenden Vater wird - wie durch einen Film, durch den falschen Film, in den er geraten ist. Und das Schlimme - der Tod ist weiterhin um ihn herum, sein Vater und Schwiegervater ringen damit.

Und das Unfassbarste an allem - Tom Malmquist, der Autor, IST Tom, er hat diese erschreckenden Erfahrungen hinter sich, hat seine Geschichte aufgeschrieben - als Roman.

Tom ist ein Dichter, ein junger Mann, der der Poesie verpflichtet und nicht so recht von dieser Welt ist. Sprache benutzt er als Waffe, so scheint es, als eine Art Abwehrmittel gegen die Welt um sich. Und daher wirkt seine Geschichte oft sehr befremdend, sehr distanziert.

Ich kann mir vorstellen, dass das die einzige Art ist, mit diesen Schicksalsschlägen klarzukommen, sie in irgendeiner Form aushalten, ja: parieren zu können. Und deswegen hat er, der Mann des Wortes seine Geschichte in einen Roman gepackt, in dem er sie aus der Ferne erlebt: seinen Lesern gibt er sich und sein trauriges Schicksal dadurch preis. Eine sehr mutige Art, mit seinem Schicksal umzugehen, finde ich.

Ob ich das Buch empfehle? Ja, natürlich, aber die Lektüre kostet viel Kraft, man sollte es also nicht in jeder Lebenslage lesen - sondern eine wählen, in der man eine gewisse Stabilität an sich feststellt, in der man sich ein wenig auf sich selber verlassen kann. Sonst kann ich - und Tom sicher auch nicht - für nichts garantieren.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Budenzauber der unschönen Art

Voll von der Rolle
0

erwartet uns diesmal bei Loretta und ihren Freunden im schönen Ruhrgebiet und eigentlich ist der Grund ein überaus erfreulicher. Frank hat sich einen Kindheitstraum erfüllt und eine Bude namens "Kropkas ...

erwartet uns diesmal bei Loretta und ihren Freunden im schönen Ruhrgebiet und eigentlich ist der Grund ein überaus erfreulicher. Frank hat sich einen Kindheitstraum erfüllt und eine Bude namens "Kropkas Klümpchenbude" eröffnet, doch wird diese leider nicht nur nur von zahlungswilligen Kunden frequentiert.

Und dann liegt einer dieser ungebetenen Gäste auf einmal auch noch tot vor Franks Konsumtempel - wie könnte es anders sein, ist es Loretta, die ihn findet.

Und so kommen Minipli-Mann und Hornbrillengirl (aka Erwin und Loretta) quasi wie von selbst an einen neuen Auftrag, sehr zum Mißfallen von Lorettas Freund Pascal, aus dessen Sicht seine "Perle" ein viel zu gefährliches Leben führt. Doch Frank darf nicht in Stich gelassen werden und - um ganz ehrlich zu sein - ist auch Lorettas Spürsinn wieder erwacht und lässt sich einfach nicht unterdrücken

Ganz schön gewalttätig geht es rund um das Büdchen zu und Loretta muss sich mal wieder durchschlagen. Doch nicht ohne "a little help from my bzw. Lorettas friends", die Fans dieser Serie bereits kennen und lieben. Wobei sie diesmal eher in kleiner Schar auftreten, aber dennoch für Furore sorgen - insbesondere Erwin natürlich, aber auch Frank, der sein neu gewonnenes Revier selbstverständlich verteidigen will.

Dass die anderen Mitglieder des Freundeskreises sich bedeckt halten - von Doris bspw. sieht man diesmal hauptsächlich Buletten und andere Leckereien - ist für mich zwar ein Schlag, aber ich blicke voller Zuversicht auf den nächsten Band, zumal sich mit Senzo und Uschi zwei neue Akteure - diesmal aus der Nachrichtenbranche - anschicken, den Freundeskreis zu Entern.

Mal wieder läuft ohne Freundschaft läuft nix - dies das Credo des Buches. Ein anderes könnte "witzig geht die Welt zugrunde" sein. Nur schade, dass es schon wieder vorbei ist, denn auch dieser, bereits achte Band der Reihe, war allererste Sahne. Wer Spaß kombiniert mit ein wenig Spannung mag, der kommt an dieser Reihe mit Loretta Luchs nicht vorbei!

Veröffentlicht am 21.02.2018

Pieter Posthumus in seinem dritten Fall!

Der Tote im fremden Mantel
0

Ein unkonventioneller Typ mit klaren Wertvorstellungen: das ist Pieter Posthumus, der Protagonist dieses ausgesprochen ungewöhnlichen Krimis aus den Niederlanden, der bereits in seinem dritten Fall ermittelt. ...

Ein unkonventioneller Typ mit klaren Wertvorstellungen: das ist Pieter Posthumus, der Protagonist dieses ausgesprochen ungewöhnlichen Krimis aus den Niederlanden, der bereits in seinem dritten Fall ermittelt. Auch diesmal steht die Atmosphäre an erster Stelle, danach kommt erst die Spannung - wobei diese auf ganz eigene Art übermittelt wird. Brutalität hingegen kommt in diesem Buch eher wenig vor, auch wenn es diesmal ein bisschen härter zugeht - aber nur im Vergleich zu den vorherigen Fällen. Vergleichen mit anderen Krimis und Serien geht es immer noch recht sanft zu, auch wenn dieser Krimi wie so viele nicht ohne Tote auskommt.

Das Setting ist ein ungewöhnliches: Posthumus arbeitet in einem Büro der Stadt Amsterdam, das sich um "einsame" Tote, um Leichen ohne Angehörige, kümmert. Dabei ist des Öfteren Ermittlungsarbeit vonnöten, denn es geht darum, möglichst viel über ihr Leben, ihr Umfeld, ihre Hinterlassenschaften in Erfahrung zu bringen - und dabei geraten Pieter und seine Kollegen immer mal wieder in die ein oder andere ungewöhnliche, prekäre oder gar gefährliche Situation. Diesmal hat er einen Obdachlosen in einem schicken Mantel "vorliegen" und es stellt sich heraus, dass das edle Teil einem Bekannten um mehrere Ecken gehörte - dieser wurde in der vorherigen Nacht schwer verletzt und liegt nun im Krankenhaus im Koma.

Überhaupt spielt Pieters Bekanntenkreis eine nicht geringe Rolle in diesem wie auch in den vorherigen Krimis - und genau das macht eine Menge vom Charme der Reihe aus, denn die Figuren sind nicht minder originell und liebevoll gestaltet als Pieter selbst - jede auf eine ganz eigene Art!


Genauso liebevoll wird auch die Stadt Amsterdam, in diesem Falle: Pieters Amsterdam geschildert. Ich habe mich gleich wieder gefragt, wie ich einer so faszinierenden Stadt so lange Jahre fernbleiben konnte, jetzt muss ich unbedingt wieder da hin.

Allerdings hoffe ich, dass ich nicht in einen Kriminalfall wie den hier geschilderten gerate, denn da geht es um Mord und Totschlag in spannenden Milieus - sowohl im Rahmen einer Umweltkonferenz als auch unter den Kleinkriminellen der Umgebung tauchen mögliche Verdächtige auf.

Wen ich aber sehr gern treffen würde, ist Pieter Posthumus selbst, gerade weil er so ist, wie er eben ist: eine Art linker Intellektueller, jedoch kein Althippie, sondern ein Mann mit einer Vorliebe für edle, hochwertige Kleidung und ebensolches Essen, auf seine Art jedoch ein durchaus unkonventioneller Typ, wenn auch mit vielen Wertvorstellungen, darunter auch althergebrachten sowie einigen sehr persönlichen Zwängen behaftet. Und er hängt an seinem Umfeld, vor allem an der Kneipenbesitzerin Anna und der jungen Tina. Wenn Sie wissen wollen, wie genau das alles zusammenhängt, müssten Sie sich die Geschichte aneignen, ja gönnen, denn es ist ein wahrer Lesegenuss, der hier auf sie wartet: Pieter Posthumus, der jüngere Bruder von Miss Marple, Dr. Siri und der große Bruder bzw. Onkel von Flavia de Luce gibt sich in seinem dritten Fall die Ehre!