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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2018

Ein spannende Reise nach Griechenland

Offshore
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Kostas Charitos ist bei der Mordkommission und soll den Fall eines getöteten Beamten untersuchen. Als sich plötzlich die Täter stellen, wollen seine Vorgesetzen den Fall möglichst schnell als erledigt ...

Kostas Charitos ist bei der Mordkommission und soll den Fall eines getöteten Beamten untersuchen. Als sich plötzlich die Täter stellen, wollen seine Vorgesetzen den Fall möglichst schnell als erledigt ablegen, weitere Ermittlungen sind unerwünscht. Doch für Charitos gibt es zu viele Unklarheiten und so versucht er, neue Erkenntnisse auf Umwegen zu bekommen. Doch damit macht der Kommissar sich keine Freunde.
Kommissar Charitos ermittelt bereits zum zwölften Mal, für mich war es jedoch der erste Fall des griechischen Kommissars mit der lebhaften Familie. Mir haben besonders das Umfeld und die Beschreibung von Land und Leuten sehr gut gefallen, da die Mentalität der Menschen deutlich wird. Alles wird grundsätzlich bei viel Essen und Kaffee diskutiert und die politische Situation nach der Krise kommt immer wieder als Gesprächsthema auf den Tisch. So werden auch viele Empfindungen der griechischen Bevölkerungen angesichts der Krise des Landes und der Haltung der anderen europäischen Staaten deutlich.
Die Krimihandlung sollte man darüber hinaus aber auch nicht vernachlässigen, denn sie ist äußerst spannend und zeigt die Ermittlungswege von Charitos schön auf. Er nutzt viel seine Kontakte, fordert Gefallen ein und versucht so, neue Informationen zu bekommen. Und ist dabei erfolgreich, denn Petros Markaris erzählt sehr spannend von einer Mordserie, die unter den Tisch gekehrt werden soll. Es gibt zahlreiche überraschende Wendungen, die einen als Leser in Atem halten, was mir sehr gut gefallen hat.

Mir hat der Krimi „Offshore“ von Petros Markaris ausgesprochen gut gefallen, er verbindet Spannung mit vielen Informationen zu Kultur und Ansichten der Menschen in Griechenland, das macht es für die Leser besonders abwechslungsreich. Das war ganz sicher nicht mein letzter Krimi mit Kommissar Charitos und ständig kochenden Ehefrau Adriana.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Eine starke Geschichte

Kirchberg
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Johannas Leben war bewegt, und doch irgendwie durchschnittlich. Als Baby von ihrer überforderten Mutter an die Großeltern abgegeben, wägst sie in einem beschaulichen Dorf in Schwaben auf, der Großvater ...

Johannas Leben war bewegt, und doch irgendwie durchschnittlich. Als Baby von ihrer überforderten Mutter an die Großeltern abgegeben, wägst sie in einem beschaulichen Dorf in Schwaben auf, der Großvater Dorfschullehrer, die Großmutter immer da, wenn sie gebraucht wird. Jetzt kehrt Johanna zurück in die Heimat, die Großeltern leben nicht mehr, doch das Haus gehört ihr. Nach einem Schlaganfall kann sie kaum sprechen, sich schwer bewegen und dennoch zieht es sie in die Einsamkeit des leerstehenden Hauses, ohne Hilfe. Es wird eine Reise in die Vergangenheit, auch für die Dorfbewohner, denn Johannas Anwesenheit ist auch für sie nicht immer leicht zu akzeptieren.
Verena Boos überzeugt in ihrem Roman „Kirchberg“ gerade durch die Beschreibung der Normalität, die einen als Leser sofort fasziniert. Es ist nichts Spektakuläres am Leben der Protagonistin, und doch fesselt einen Johannas Geschichte sofort. Die Sprachlosigkeit mit der sie kämpft ist gerade für sie, die doch als Wissenschaftlerin an der Uni arbeitet und immer gelesen und geschrieben hat, furchtbar zu akzeptieren. Sie sucht die Einsamkeit, doch stattdessen findet sie alte Freunde und eine Dorfgemeinschaft, die sie nicht ausstößt, obwohl sie immer ein Dorn im Auge aller war. Das Kind ohne Vater, aufgezogen von den Großeltern, wo gibt es denn sowas? Sicher eine schwierige Ausgangssituation für eine junge Frau in einem konservativen Dorf, wo man dies und jenes nicht tut, aber immer genau weiß, was der Nachbar gerade macht. Die Beschreibungen und Rückblenden, mit denen Verena Boos dem Leser das Leben ihrer Hauptfigur langsam entblättert, gehen sehr Nahe und lassen einen nicht los. Der Autorin ist es großartig gelungen, einen mit der Geschichte zu berühren, ohne um Mitleid für Johanna zu heischen oder um Mitgefühl zu betteln. Sie ist eine starke Person und wird ernst genommen, sowohl vor als auch nach dem alles verändernden Schlaganfall.
Mit „Kirchberg“ hat Verena Boos einen bewegenden Roman vorgelegt, der gar keine Extravaganzen oder spektakuläre Überraschungen braucht, um den Leser tief zu bewegen. Es ist die Hauptfigur selbst, die uns beim Lesen immer dichter rückt und bis ins Innerste berührt mit ihrem Kampf, ihrer Suche und ihrer Verzweiflung. Ein starkes Buch über eine starke Frau.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Ein ganz besonderer Krimi

Der Mann, der kein Mörder war
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Als in Västerås der 16 Jahre alte Roger Eriksson verschwindet, ist die örtliche Polizei schnell überfodert. Erst nach drei Tagen beginnt die Suche nach dem Jungen und als seine Leiche gefunden wird, wird ...

Als in Västerås der 16 Jahre alte Roger Eriksson verschwindet, ist die örtliche Polizei schnell überfodert. Erst nach drei Tagen beginnt die Suche nach dem Jungen und als seine Leiche gefunden wird, wird die Reichsmordkommission eingeschaltet. Die Suche nach dem Mörder im Umfeld des Jungen führt die Ermittler und es Psychologen Sebastian Bergmann immer wieder an das Elitegymnasium Palmlövska, auf das auch Roger ging. Doch was haben der perfekte Direktor oder die Lehrerin von Roger wirklich mit dem Mord zu tun? Und warum hat der Junge, nachdem er an seiner alten Schule gemobbt wurde, auch an dieser Schule scheinbar keine Freunde gefunden? Die Suche nach dem Mörder von Roger gestaltet sich schwierig, scheint es über den Schüler doch kaum Informationen zu geben.
Unterlegt wird die Kriminalgeschichte mit zahlreichen persönlichen Geschichten des Ermittlerteams rund um den Kommissar Torkel. Sebastian Bergmann ist ein alter Bekannter von ihm und als Torkel ihn bittet, bei dem Fall zu helfen, bringt er sein ganzes Team gegen sich auf, denn Sebastian ist alles andere als eine sympathische umgängliche Person. Seit er seine Frau und seine Tochter verloren hat, ist er ständig auf der Suche nach unverbindlichem Sex und macht auch vor in den Fall verwickelten Frauen nicht halt. Er wirkt arrogant, behandelt die anderen Ermittler herablassen und besserwisserisch. Kaum einer hält es mit ihm aus, dennoch kann er den Fall entscheidend vorantreiben.
Der Krimi lebt von all diesen zwischenmenschlichen Beziehungen, die das schwedische Autorenduo so detailliert darlegt, dass einem die Personen schnell ans Herz wachsen. Je mehr man sie kennt, desto eher versteht man ihre Art, an den Mord heranzugehen und die Ermittlungen zu führen. Das unterscheidet diesen Krimi auch deutlich von den zahlreichen anderen skandinavischen Krimis, die in den letzten Jahren den Buchmarkt geflutet haben, er ist weitaus persönlicher und menschlicher ausgerichtet als es es bei einer reinen Täterjagd möglich wäre. Dadurch ist Hjorth und Rosenfeldt ein sehr gutes Buch gelungen, desssen Tempo zum Ende hin immer weiter steigt, so dass man es bei den letzten 100 Seiten wirklich nicht mehr aus der Hand legen kann.
Das schwedische Fernsehen verfilmt den Roman in Kooperation mit dem ZDF, man darf also gespannt darauf sein, Torkel, Vanja und Sebastian bald über den Bildschirm flimmern zu sehen. Eine sehr gute Vorlage haben Hjorth und Rosenfeldt auf jeden Fall geliefert!

Veröffentlicht am 20.02.2018

Schöne unterhaltsame Geschichte

Der kleine Teeladen zum Glück
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Laurie betreibt erfolgreich einen kleinen Teeladen in der Valerie Lane in Oxford. Jeden Mittwoch trifft sie sich in ihrem Laden mit ihren Freundinnen, die ebenfalls Läden in der Straße haben, sie ist glücklich ...

Laurie betreibt erfolgreich einen kleinen Teeladen in der Valerie Lane in Oxford. Jeden Mittwoch trifft sie sich in ihrem Laden mit ihren Freundinnen, die ebenfalls Läden in der Straße haben, sie ist glücklich und alles läuft gut. Wenn da nicht die Liebe wäre. Denn Laurie ist Single und völlig verschossen in ihren gutaussehenden Teelieferanten Barry. Ihre Freundinnen sind sich einig – Laurie hat das Liebesglück verdient! Und so versuchen sie, den beiden auf die Sprünge zu helfen.
„Der kleine Teeladen zum Glück“ ist der Auftakt der mehrbändigen Reihe um die Ladeninhaberinnen in der Valerie Lane in Oxford und gleich der erste Teil ist wirklich sehr schön geschrieben. Es ist eine romantische Liebesgeschichte, mit tollen Figuren und viel Humor, die einen gut unterhält und auch ein wenig träumen lässt. Die Idee, gleich eine Serie daraus zu machen und so Buch für Buch die Freundinnen näher vorzustellen, gefällt mir sehr gut, besonders da einem nicht nur Laurie, sondern gleiche alle Frauen einem in Band eins ans Herz wachsen. Sie haben alle ihre Eigenarten und so fließt die Geschichte zügig dahin und man merkt gar nicht, dass man in einem Rutsch fast das ganze Buch gelesen hat. Zu einfach hat es Laurie jedoch auch nicht und der ein oder andere Stolperstein sorgt für Spannung, besonders ihre völlig versnobte Mutter hat Unterhaltungswert und macht es ihrer Tochter nicht unbedingt leicht. Diese kleinen Elemente sorgen dafür, dass die Story nicht zu oberflächlich daherkommt und einem als Leser viel Freude macht.
Mir hat Manuela Inusas Roman „Der kleine Teeladen zum Glück“ ausgesprochen gut gefallen. Es ist eine leichte, aber sehr kurzweilige und unterhaltsame Geschichte mit liebenswerten Figuren, also rundherum gelungen.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Ein sehr unterhaltsamer Krimi

Die Tote im roten Kleid
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Nach einem Erdrutsch auf den Shetland-Inseln wird unweit eines eigentlich unbewohnten Hauses eine Frauenleiche gefunden. In einem schicken roten Kleid wurde sie wohl von dem Erdrutsch überrascht und kam ...

Nach einem Erdrutsch auf den Shetland-Inseln wird unweit eines eigentlich unbewohnten Hauses eine Frauenleiche gefunden. In einem schicken roten Kleid wurde sie wohl von dem Erdrutsch überrascht und kam zu Tode – oder wurde sie bereits vorher ermordet? Kommissar Jimmy Perez setzt alles daran, die Identität der Toten zu klären und den Vorfällen auf die Spur zu kommen. Auch wenn dies bedeutet, den Nachbarn und Bekannten auf der Insel etwas auf die Füße zu treten.
Dies ist zwar schon der siebte Band von Ann Cleeves Shetland-Krimis, doch auch ohne Vorwissen kommt man sehr schnell in die Geschichte rein. Mit Jimmy Perez hat die Autorin einen spannenden und sehr tiefgehenden Charakter geschaffen, der die ganze Story trägt und die Fäden auch zwischen den anderen Figuren zusammenhält. Durch die Suche nach der Identität der Toten und die Geschichten, die um sie auftauchen, ist die ganze Story äußerst spannend. Auch die Verhältnisse auf der Insel und die Rollen der verschiedenen Figuren sind toll beschrieben und halten die Story am Laufen, so dass man sich von Anfang Mitten in einem spannenden Kriminalfall befindet, ohne auch nur eines der vorhergehenden Bücher gelesen zu haben.
Ann Cleeves ist mit „Die Tote im roten Kleid“ ein toller und spannender Krimi gelungen, der auch mit viel Lokalkolorit der Shetland-Inseln und individuellen Charakteren überzeugen kann. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung, die Lektüre war äußerst unterhaltsam.