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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.01.2020

Sehr spannend, aber furchtbar brutal, grob und blutig.

1794
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Stockholm im Jahre 1794. Es gilt das Gesetz des Stärkeren. Jean Michael Cardell ist am Ende, als eine Frau ihn bittet, den brutalen Tod ihrer Tochter in der Hochzeitsnacht aufzuklären. Sie glaubt an die ...

Stockholm im Jahre 1794. Es gilt das Gesetz des Stärkeren. Jean Michael Cardell ist am Ende, als eine Frau ihn bittet, den brutalen Tod ihrer Tochter in der Hochzeitsnacht aufzuklären. Sie glaubt an die tiefe Liebe des jungen, reichen Ehemanns und kann nicht glauben, dass dieser sie brutal ermordet hat. Cardell macht sich auf Spurensuche, begleitet von Emil Winge, dem jüngeren Bruder seines verstorbenen Freundes...
Ich kenne 1793 leider nicht, hatte aber keinerlei Probleme beim Lesen - Vorgeschichte und Zusammenhänge wurden geschickt mit eingewoben.
Der Krimi ist sehr gut geschrieben, detailreich, ein opulentes Sittenbild dieser Zeit, aber entsprechend auch grobschlächtig, blutig und brutal. Die verschiedenen Fäden - jeder für sich eine überzeugende Geschichte - laufen elegant zusammen und erzeugen dauerhafte Spannung. Trotz einiger Abscheu kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ein historischer Krimi, der positiv aus der Reihe fällt - für unerschrockene Leser absolut empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 21.05.2019

Beeindruckend und tiefgründig

Drei Frauen am See
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Dora Heldt ist mit „Drei Frauen am See“ ein wunderbarer Roman gelungen. Sie erzählt die Geschichte eines Kleeblatts: Vier Mädels, die ihre Kindheit und Jugend in tiefer Freundschaft miteinander verbringen, ...

Dora Heldt ist mit „Drei Frauen am See“ ein wunderbarer Roman gelungen. Sie erzählt die Geschichte eines Kleeblatts: Vier Mädels, die ihre Kindheit und Jugend in tiefer Freundschaft miteinander verbringen, sich gegenseitig helfen und unterstützen und die nichts trennen kann, wie es scheint. Die Leichtigkeit ihrer gemeinsamen Sommer am See begleitet sie in ihr Erwachsenenleben. Bis ein Missverständnis zu einem großen Unglück wird: sie wenden sich voneinander ab, meiden sich und jede geht ihren eigenen Weg ins Leben. Viele Jahre später stirbt Marie, und ihr Vermächtnis ist für die drei Zurückgebliebenen eine harte Herausforderung…
Dora Heldt kann einfach wunderbar erzählen. Man erlebt die Kindheit und Jugend der vier Freundinnen richtig mit, Eindrücke und Gefühle sind greifbar und berührend. Aber auch die Spannung kommt nicht zu kurz, denn fast bis zum Schluss bleibt unklar, was zu dem Zerwürfnis geführt hatte. Das wahre Freundschaft auch verzeiht, das gemeinsame Erinnerungen und Erlebnisse Schätze fürs Leben sind, davon erzählt Dora Heldt in sanftem Ton, sehr beeindruckend und zu Herzen gehend!

Veröffentlicht am 25.02.2018

FERRANTE MAGIE

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Elena Ferrante erzählt von zwei Freundinnen, Elena und Lila, die einen ganz unterschiedlichen Lebensweg gehen, der sie jedoch immer wieder zusammenbringt. Eine Geschichte, gewoben, wie sie das Leben selbst ...

Elena Ferrante erzählt von zwei Freundinnen, Elena und Lila, die einen ganz unterschiedlichen Lebensweg gehen, der sie jedoch immer wieder zusammenbringt. Eine Geschichte, gewoben, wie sie das Leben selbst schreiben könnte, mit Höhen, Tiefen, voll menschlicher Gefühle, eingebettet in eine Zeit der Konventionen und politischer Veränderungen.
Elena Ferrante schreibt fesselnd: offen, schonungslos, menschlich. Liebe und Freundschaft auf dem Boden der Tatsachen: nicht immer romantisch und verträumt, auch Abstand, Loslösung und Schmerz bestimmen das Leben. Es ist spannend zu lesen, wie die beiden sich völlig unterschiedlich entwickeln und ihren Weg suchen. Geht es der einen gut, scheint es der anderen eher schlecht zu gehen - was mich im dritten Band nicht so ganz überzeugt hat, macht Band 4 wieder wett. Diese Mischung aus Schicksal, das man nicht wirklich beeinflussen kann und dem, was man daraus macht, ist irgendwie magisch. Auch die Gefühlswelten sind so real geschildert, von Glück und Trauer, schlechtem Gewissen, Abhängigkeit - eine Welle, die durch die ganze Geschichte wogt und mich als Leser dazu bringt, mitzufühlen, aber manchmal auch kritisch zu betrachten, ob das Verhalten der beiden natürlich irgendwie „typisch Frau“ ist? Der Wunsch, perfekt zu funktionieren, erfolgreich zu sein, die große Liebe zu finden und zu leben, und nebenbei die beste Mutter der Welt zu sein? Sind da Versagen und Aufgeben nicht sowieso vorprogrammiert?
Für mich eine große Geschichte, wie das Leben sie schreiben könnte, sehr real und fesselnd erzählt!

Veröffentlicht am 06.04.2024

Liebe und Glück, Trauer und Leid, das Schicksal hält alles bereit

Sommerhaus am See
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Der amerikanische Traum: Ein Sommerhaus am See. Über viele Jahre hat sich hier die Familie Starling in den Ferien versammelt, es war ein Fixpunkt in ihrem Leben, aber nun soll das Haus verkauft werden. ...

Der amerikanische Traum: Ein Sommerhaus am See. Über viele Jahre hat sich hier die Familie Starling in den Ferien versammelt, es war ein Fixpunkt in ihrem Leben, aber nun soll das Haus verkauft werden. Noch einmal treffen sich die Eltern und ihre Söhne samt Lebenspartnern am See. Der Abschied wird unerwartet zu einer Achterbahn der Gefühle.

Das farbenfrohe Cover zeugt eher von Wohlbehagen, eine Frau eingekuschelt in ein Handtuch nach einem Bad im See. Der Inhalt fühlt sich da zeitweise eher unbehaglich an.
David James Poissant erzählt von einer ganz normalen Familie, von fürsorglichen Eltern und wilden Jungs, die ihre Sommer am See verbringen. Als ein entsetzlich trauriger Vorfall die Gefühle der Protagonisten freisetzt, kommen auch lange vergrabene Geheimnisse ans Licht.
Der Autor erzählt sehr eindringlich von der seelischen Zerrissenheit der Familienmitglieder, den hohen Erwartungen, ihren Sorgen und Ängsten und davon, dass ein jeder an einem Scheidepunkt angekommen ist, hervorgerufen durch die Entscheidung der Eltern, das geliebte, aber verwahrloste Haus zu veräußern.
Viele Probleme, viel Ungesagtes und ein Wust an Gefühlen offenbaren sich langsam, und auf Einsicht folgt langsam neuer Mut und leise Zuversicht. Es ist ein einfühlsames, aber auch sehr direktes Buch, intensiv und beeindruckend. Und spiegelt in meinen Augen auch sehr stark den American Way of Life wider.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Mysteriös, tricky und absolut außergewöhnlich!

Der Twyford-Code
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Ein vermisster, unbekannter Vater, ein zurückgelassenes Handy ohne Vertrag – so beginnt eine abenteuerliche, ja haarsträubende Geschichte um einen vergessenen Code, der in den Kriegsjahren angeblich in ...

Ein vermisster, unbekannter Vater, ein zurückgelassenes Handy ohne Vertrag – so beginnt eine abenteuerliche, ja haarsträubende Geschichte um einen vergessenen Code, der in den Kriegsjahren angeblich in Kinderbüchern versteckt gewesen sein soll.

Janice Halletts Erzählung handelt von Steve, dessen Leben kein Zuckerschlecken war. Unfähig des Lesens und Schreibens, hat er auf ganz besondere Weise seine Geschichte aufgezeichnet.
Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen! Die Gestaltung des Textes richtet sich weitgehend nach dem Fortschritt der Entschlüsselung des Handys, ist mysteriös, manchmal auch sehr unheimlich und lässt dem Leser jede Menge Möglichkeiten der Auslegung. Kaum meint man, auf der richtigen Spur zu sein, wird man eines Besseren belehrt. Das sorgt für Ratlosigkeit, aber auch reichlich Abwechslung und zeitweise braucht man Durchhaltevermögen, wenn man so ganz und gar in die Irre geführt wird.
„Der Twyford-Code“ ist ein außergewöhnliches, spektakuläres Buch, an dessen ungewöhnlichen Stil man sich erst gewöhnen muss, dafür aber mit allerlei Tricks und Wendungen überrascht wird.

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