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Veröffentlicht am 22.05.2018

Jakoba, eine mutige Heilerin

Die Arznei der Könige
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Deutschland im Jahr 1318: Nach dem Tod ihrer Familie lebt die 18-jährige Jakoba von Dahlenburg in einem Kloster und hat das Noviziat fast schon hinter sich. In ihrer Aufgabe als Krankenpflegerin sieht ...

Deutschland im Jahr 1318: Nach dem Tod ihrer Familie lebt die 18-jährige Jakoba von Dahlenburg in einem Kloster und hat das Noviziat fast schon hinter sich. In ihrer Aufgabe als Krankenpflegerin sieht die junge Adelige ihre Bestimmung. Doch ihr Bruder Anno hat anderes mit ihr vor. Er zwingt sie in eine neue Ehe. Als ihr brutaler Mann Gevehard einem Unfall zum Opfer fällt, muss Jakoba fliehen. Mit der Hilfe von Meister Arnold, einem Theriak-Krämer, schlägt sie sich bis nach Paris durch und kann sich als Heilerin einen Namen machen. Doch es warten weitere gefährliche Abenteuer auf sie…

„Die Arznei der Könige“ ist ein gelungener historischer Roman von Sabine Weiß.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 35 Kapiteln. Es gibt außerdem einen Pro- und einen Epilog. Die Länge der Kapitel und den Aufbau des Romans habe ich als angenehm empfunden, nur die Uneinheitlichkeit der Orts- und Zeitangaben wirkte auf mich etwas störend. Erzählt wird überwiegend aus der Sicht von Jakoba.

Der Schreibstil mit Liebe zum Detail ist flüssig, anschaulich und lebhaft. Die Sprache ist der Zeit des Mittelalters angepasst. Ich konnte wunderbar in die Geschichte eintauchen und habe den Roman nur ungern zur Seite gelegt.

Hauptprotagonistin Jakoba war mir schnell sympathisch. Sie ist eine mutige Frau, die kämpft, obwohl ihr das Schicksal in einer schwierigen Zeit mehrfach übel mitspielt. Sie hatte mein Mitgefühl. Auch die übrigen Charaktere werden gut herausgearbeitet und authentisch geschildert.

Zu keiner Zeit wird der Roman – trotz der hohen Seitenzahl - langatmig. Immer wieder passieren unvorhergesehene Dinge, die der Geschichte Tempo verleihen. Nur an wenigen Stellen war mir der Roman ein wenig zu dramatisch.

Neben der stimmigen Handlung gelingt es der Autorin auf unterhaltsame Weise, Informationen über politische und gesellschaftliche Hintergründe in die Geschichte einzuflechten. Interessant und lehrreich sind auch die Passagen zur mittelalterlichen Heilkunst.

Es hat mir gut gefallen, dass der Roman auf einer historischen belegten Persönlichkeit basiert, der Medica Jakoba, der Glücklichen, über die ich bis dato noch nichts wusste. Nicht zuletzt in den Anmerkungen zum Ende des Romans wird die fundierte und gründliche Recherche der Autorin deutlich.

Weitere Pluspunkte sind die abgebildeten Land- und Stadtkarten, durch die man Jakobas Reise gut nachverfolgen kann. Hilfreich sind außerdem das Glossar sowie das Personenverzeichnis.

Meinem Geschmack entspricht das hübsche Cover, das thematisch gut passt. Auch der Titel ist treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Die Arznei der Könige“ von Sabine Weiß ist ein lesenswerter Roman, der mich überzeugen konnte. Er hat mir schöne Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Das unheimliche Pflegekind

Das Böse in deinen Augen
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Die elfjährige Ellie Atkinson ist vielen unheimlich. Als Pflegekind ist sie in die Familie Jefferson gekommen, nachdem ihre Eltern und ihr Bruder bei einem Brand gestorben sind und sie als einzige überlebt ...

Die elfjährige Ellie Atkinson ist vielen unheimlich. Als Pflegekind ist sie in die Familie Jefferson gekommen, nachdem ihre Eltern und ihr Bruder bei einem Brand gestorben sind und sie als einzige überlebt hat. Das Mädchen wird als Hexe beschimpft und gehänselt. Sie sei gefährlich und könne schreckliche Dinge auslösen, heißt es. Kinderpsychologin Imogen Reid, die nach einer Entlassung zurück in ihren englischen Heimatort Gaunt zieht, will das anfangs nicht glauben. Als sie Ellies Fall übernimmt, hält sie die Gerüchte für übertrieben. Doch je näher sie Ellie kommt, desto merkwürdiger erscheint ihr das Mädchen. War es etwa ein Fehler, ihr zu vertrauen?

„Das Böse in deinen Augen“ ist ein spannender Psychothriller von Jenny Blackhurst.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 100 Kapiteln, die von einem Pro- und einem Epilog eingerahmt werden. Erzählt wird zum Teil aus der Ich-Perspektive von Imogen, zum Teil aus der Sicht Ellies und weiterer Personen – jeweils im Präsens. Dieser Aufbau hat mir gut gefallen.

Der Schreibstil ist – wie von Jenny Blackhurst gewohnt – flüssig, angenehm, anschaulich und packend. Durch die Kürze der Kapitel entsteht ein recht hohes Erzähltempo. Zudem gelingt es der Autorin gut, eine gruselige und beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Dadurch konnte mich der Thriller schnell fesseln.

Mit Imogen und Ellie stehen zwei reizvolle und vielschichtige Charaktere im Vordergrund. Sie haben ihre Schattenseiten und waren mir dennoch nicht unsympathisch. Der Leser bekommt interessante Einblicke in das Gefühlsleben der beiden. Der Thriller erhält so psychologische Tiefe. Authentisch wirken auch die Nebenfiguren wie beispielsweise Imogens Ehemann Dan, Pflegemutter Sarah Jefferson und ihre leiblichen Kinder.

Die rätselhaften Erlebnisse rund um Ellie werden Stück für Stück geschildert. Auch in Imogens Vergangenheit gibt es einige Geheimnisse. So wirft der Thriller immer wieder neue Fragen auf und macht mysteriöse Andeutungen. Geschickt sät die Autorin Zweifel an gleich mehreren Personen. Dadurch bleibt die Lektüre bis zum Ende spannend und unvorhersehbar. Beim Lesen habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt, sondern das Miträtseln genossen. Die überraschende Auflösung finde ich überzeugend.

Eine Stärke des Thrillers ist es auch, dass er wichtige Themen wie Mobbing aufgreift. Außerdem geht es um Ängste und Traumata. Dadurch regt das Buch zum Nachdenken an.

Das Cover lässt nur einen indirekten inhaltlichen Bezug zur Geschichte erkennen. Es passt aber gut zu den übrigen Büchern der Autorin und gefällt mir optisch gut. Der Titel weicht zwar deutlich vom englischen Original („The Foster Child“) ab, ist aber treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Das Böse in deinen Augen“ ist ein gelungener Spannungsroman, der für unterhaltsame Lesestunden sorgt. Er macht Lust auf weitere Thriller von Jenny Blackhurst.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Geschichte
Veröffentlicht am 15.03.2018

Ohne Erinnerungen im Koma gefangen

Nachts, wenn mein Mörder kommt
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Sarah Beresford liegt im Koma. Die 28-Jährige hat ihr Gedächtnis verloren. Sie erinnert sich an nichts. Sie kann nicht sehen, nicht sprechen und sich nicht bewegen. Sie weiß nicht, wie sie aus diesem Zustand ...

Sarah Beresford liegt im Koma. Die 28-Jährige hat ihr Gedächtnis verloren. Sie erinnert sich an nichts. Sie kann nicht sehen, nicht sprechen und sich nicht bewegen. Sie weiß nicht, wie sie aus diesem Zustand herauskommt. Aber sie bekommt in ihrem Bett in einem Londoner Krankenhaus mit, was um sie herum gesprochen wird. Sie findet heraus, dass ihre schweren Verletzungen kein Unfall waren. Und dass die Polizei nach ihrem Angreifer sucht. Ihr Mann Adam wurde tot gefunden. Was ist bloß passiert? Was hat ihre 14-jährige Nachbarin und Freundin Kelly McCarthy mit all dem zu tun? Und wird sie dieser unheimliche Mann umbringen, der mehrfach in ihr Krankenzimmer geschlichen kommt? Sarah versucht, ihren eigenen Fall zu lösen.

„Nachts, wenn mein Mörder kommt“ ist der Debütroman von Deborah Bee.

Meine Meinung:
Das Buch beinhaltet 47 relativ kurze Kapitel. Erzählt wird jeweils aus der Ich-Perspektive – abwechselnd aus der Sicht von Sarah und der von Kelly. Die Handlung erstreckt sich über zwölf Tage. Der Aufbau der Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

Der Schreibstil differenziert zwischen den altersmäßig sehr unterschiedlichen Hauptprotagonistinnen. Während die Kapitel zu Sarah authentisch die Verwirrung und Angst der verletzten Frau widerspiegeln und einige tolle Metaphern enthalten, sind die Kapitel zu Kelly in Jugendsprache verfasst und erzählerisch etwas chaotisch. Mir fiel es leicht, mich in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden einzufinden und in die Geschichte einzutauchen.

Die beiden Hauptcharaktere, Sarah und Kelly, passen auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammen. Die hübsche und gebildete Sarah wirkt in dem Londoner Problemviertel South Tottenham, wo auch Kelly mit ihrer Mutter Brenda und dem kleinen Bruder Billy wohnt, total deplatziert. Doch schnell war meine Neugier daran geweckt, was die beiden verbindet. Die Kombination der zwei Charaktere empfinde ich als reizvoll. Auch die übrigen Figuren werden glaubwürdig dargestellt.

Die Grundidee des Romans ist äußerst originell und hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Aus der Sicht einer Person mit dem „Locked-In-Syndrom“ erzählen zu lassen und das mit einem Kriminalfall zu verknüpfen, das ist nach meiner Ansicht ein tolles Konzept. Das macht „Nachts, wenn mein Mörder kommt“ zu einem besonderen Buch, wie ich es noch nie gelesen habe.

Die Geschichte ist absolut schlüssig und realitätsnah. Es wird eine Vielzahl an Fragen aufgeworfen und es gibt mehrere Wendungen, so dass mich das Buch fesseln konnte. Ich habe mich beim Lesen zu keiner Zeit gelangweilt. Die Probleme, die im weiteren Verlauf der Geschichte ans Licht kommen, konnten mich bewegen und regen zum Nachdenken an. Die psychologische Tiefe ist ein weiteres Plus des Romans.

Mein einziger Kritikpunkt ist die Verkaufsstrategie des Buches, das als „Thriller“ vermarktet wird. Dadurch bin ich mit anderen Erwartungen herangegangen. Tatsächlich handelt es sich um einen gut gemachten Roman mit viel subtiler Spannung, nicht aber um einen klassischen Thriller. Zudem ist der deutsche Titel absolut irreführend und längst nicht so treffend wie das englische Original („The Last Thing I Remember“). Das ist etwas schade, denn es handelt sich um einen wirklich ungewöhnlichen und lesenswerten Roman, der einen solchen Etikettenschwindel gar nicht nötig hat. Einen vollen Stern möchte ich jedoch dafür nicht abziehen.

Mein Fazit:
„Nachts, wenn mein Mörder kommt“ von Deborah Bee ist ein Spannungsroman, der ganz anders als vermutet ist. Dennoch konnte mich die Geschichte überzeugen und überraschen. Wer es mit dem Label „Thriller“ nicht so genau nimmt, den erwartet eine außergewöhnliche, empfehlenswerte Lektüre, die noch eine Weile nachhallen wird.

Veröffentlicht am 16.02.2018

Ein hartes Leben im Yukon

Wie Wölfe im Winter
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Vor sieben Jahren hat die 23-jährige Gwendolynn McBride, kurz Lynn, noch in Alaska gewohnt. Doch nach einem großen Krieg ist auch noch eine Grippeepidemie ausgebrochen und hat einen Großteil der Menschheit ...

Vor sieben Jahren hat die 23-jährige Gwendolynn McBride, kurz Lynn, noch in Alaska gewohnt. Doch nach einem großen Krieg ist auch noch eine Grippeepidemie ausgebrochen und hat einen Großteil der Menschheit ausgelöscht. Mit ihrem Bruder, ihrer Mutter und ihrem Onkel kämpft die junge Frau nun auf einer kleinen Farm im Yukon nahe des Blackstone Rivers um ihr Überleben. Das Leben ist hart, der Winter eisig. Seit Jahren ist die Gruppe isoliert vom Rest der Welt. Dann taucht plötzlich ein Fremder auf. Die Familie nimmt Jax, den Verfolgten, bei sich auf. Doch in der neuen Welt ohne Nahrung, ohne Regeln und ohne Moral bringen sich Lynn und die anderen damit in Lebensgefahr.

"Wie Wölfe im Winter" ist der postapokalyptische Debütroman von Tyrell Johnson.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen, die wiederum in 46 Kapitel untergliedert sind. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Lynn. Mehrfach gibt es Rückblenden in die Zeit vor der Epidemie.

Die Sprache ist bildhaft, flüssig und angenehm. Die detaillierten Beschreibungen der Szenerie haben mir ebenso gefallen wie die Darstellungen der Gedanken- und Gefühlswelt von Lynn, in die ich gut eintauchen konnte. Dem Autor gelingt es zudem, eine passende Atmosphäre zu schaffen.

Die Hauptprotagonistin ist ein reizvoller Charakter. Sie ist stark und taff und wurde mir dadurch schnell sympathisch. Zudem empfand ich ihre Entwicklung als einen Pluspunkt. Auch die anderen Figuren sind interessant und werden authentisch gezeichnet, bleiben jedoch zum Teil etwas blass.

Ich mag dystopische Geschichten sehr gerne, weshalb mich die Grundidee des Romans und das Setting sehr angesprochen haben. Tatsächlich konnte mich auch die Umsetzung überzeugen. Von Anfang an ist die Geschichte spannend, sodass mir der Einstieg sehr leicht fiel. Außerdem gibt es mehrere Wendungen. Die Handlung wirkt stimmig. Die geschaffene Welt der Zukunft ist interessant ausgestaltet und wirkt auf mich durchaus vorstellbar. Das beschriebene Szenario stimmt allerdings auch nachdenklich, sodass der Roman einige Denkimpulse geben kann.

Das reduzierte Design des Covers sieht sehr ansprechend aus und passt auch thematisch sehr gut. Der Titel mit der Alliteration ist ebenfalls geglückt und orientiert sich darüber hinaus nahe am amerikanischen Original („The Wolves of Winter“).

Mein Fazit:
Mit "Wie Wölfe im Winter" ist Tyrell Johnson ein spannender und kurzweiliger Roman gelungen, der mir unterhaltsame Lesestunden beschert hat. Vor allem für Fans von Dystopien ist das Buch absolut empfehlenswert.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Ein Koffer voller Leere

Bananama
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Von wem stammen die Schreie aus dem Wald? Wieso liegen tote Menschen im Garten? Und warum verschließen Vater und Mutter das Haus? Diese und weitere Fragen stellt sich ein sechsjähriges Mädchen, das mit ...

Von wem stammen die Schreie aus dem Wald? Wieso liegen tote Menschen im Garten? Und warum verschließen Vater und Mutter das Haus? Diese und weitere Fragen stellt sich ein sechsjähriges Mädchen, das mit seinen Eltern, selbst ernannten Aussteigern, in „Bananama“ lebt. Merkwürdige Dinge gehen in und um das einsam gelegene Haus am Waldrand vor sich. Immer seltsamer verhalten sich die Eltern. Wahnhaft halten sie an ihren Vorstellungen von einem idealen Leben fest, während sich die Ereignisse der Welt draußen nicht länger verleugnen lassen. Von sozialen Kontakten fast völlig isoliert, nimmt das Mädchen alles mit wachsendem Befremden und zunehmender Angst wahr. Und doch spitzt sich die Situation weiter zu…

Der moderne Roman „Bananama“ von Simone Hirth beleuchtet die Widersprüche und Absurditäten der Gesellschaft, wobei er einen ironischen Blick auf die Utopie eines sicheren Lebens wirft.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte in sieben Kapiteln in der Ich-Perspektive aus der Sicht des kleinen Mädchens, dessen Namen nicht verraten wird. Der ungewöhnliche, eindrucksvolle Schreibstil sticht hervor und macht den Roman besonders. Tolle Sprachbilder und treffende, sich wiederholende Metaphern wie die des Koffers, der mal mit schönen Dingen gefüllt und mal leer ist, ziehen sich durch das gesamte Buch.

Der Erzählstil, der das kindliche Denken widerspiegelt, ist sehr eindrücklich und dicht. Es herrscht eine unheimliche Stimmung, die anfangs kaum greifbar ist, sich dann aber immer weiter manifestiert. Transportiert wird mehr als das, was tatsächlich erzählt wird. Der Roman spielt mit der Fantasie und der Wahrnehmung der Leser. Was ist real? Was ist surreal? Dadurch wird die Lektüre teilweise etwas verwirrend und verstörend, aber auch fesselnd und spannend.

Die Entscheidung, eine Sechsjährige die Ereignisse schildern zu lassen, gefällt mir sehr gut. Sie reflektiert viel und wirkt sehr reif für ihr Alter, teilweise vielleicht schon etwas zu reif. Ihre Gefühls- und Gedankenwelt werden detailliert dargestellt. Auch die beiden Eltern sind als Charaktere reizvoll. Ihr Denken und Handeln ist widersprüchlich, abstrus und für Außenstehende größtenteils kaum nachvollziehbar. So werden sie zu Prototypen von idealistisch verblendeten Individuen, die bei allem guten Willen genau das Falsche tun und einem unrealistischen Idyll hinterherhechten.

Thematisch deckt der Roman ein breites Spektrum ab. Der stark ideologisch motivierte Vater bringt dem Kind abstrakte Begriffe wie „Ökologischer Fußabdruck“, „Nachhaltigkeit“ und „Permakultur“ näher. Doch die Utopie einer perfekten Welt wird durch das seltsame, widersprüchliche Verhalten der Eltern ad absurdum geführt und der Lächerlichkeit preisgeben, was mich an einigen Stellen schmunzeln ließ. Diese gesellschaftskritische Komponente hat mir ebenso zugesagt wie die philosophischen Fragen, die aufgeworfen wurden. Gleichzeitig konnte mich der Roman durch die Angst und Verunsicherung des Mädchens sehr berühren.

Durch den Umstand, dass viele Fragen offen bleiben, bietet der Roman viel Interpretationsspielraum und regt zum intensiven Nachdenken an. Dadurch wird er sicherlich aber auch polarisieren.

Das Cover des Buches ist sowohl optisch als auch inhaltlich sehr gelungen. Der simple Titel ist ebenfalls passend gewählt.

Mein Fazit:
Der Roman „Bananama“ von Simone Hirth ist keine leichte Kost. Es ist eine außergewöhnliche Lektüre, die bei mir mit Sicherheit noch eine Weile nachwirken wird.