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Veröffentlicht am 18.03.2018

Roadtrip nach Memphis

Das Glück kurz hinter Graceland
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„Das Glück kurz hinter Graceland“ ist eins dieser Bücher, das ich aufgrund der Covergestaltung und des Klappentextes bereits in die Kategorie „leichte Urlaubslektüre für zwischendurch“ geschoben hatte. ...

„Das Glück kurz hinter Graceland“ ist eins dieser Bücher, das ich aufgrund der Covergestaltung und des Klappentextes bereits in die Kategorie „leichte Urlaubslektüre für zwischendurch“ geschoben hatte.
Nie hätte ich erwartet, dass mich diese Geschichte so berühren wird.

Der größte Teil wird in der Ich-Form aus der Sicht von Cory erzählt. Mit fast 40 Jahren hat sie in ihrem Leben noch nicht viel erreicht. Sie tingelt als Sängerin durch die Bars und hält sich mehr schlecht als recht über Wasser. Ihr ganzes Leben lang ist sie schon davon überzeugt, eine Tochter von Elvis Presley zu sein und als sie in der Garage ein Auto findet, dass nur der original Blackhawk des King sein kann, macht sie sich auf den Weg nach Graceland.

Dieser spontane Trip soll zu Corys Fahrt ihres Lebens werden. Sie lernt nicht nur mehr über ihre verstorbene Mutter als sie jemals wusste, sie trifft auch auf einige ihrer Weggefährten von damals. In kurzen Rückblicken erfahren wir die Geschichte von Corys Mutter Honey, die für ein Jahr mit dem King of Rock 'n' Roll auf Tour war und in Graceland lebt.

Elvis Presley ist länger tot als ich auf der Welt bin und ich gebe zu, dass mein Wissen über ihn sehr lückenhaft bis nicht vorhanden war. Kaum hatte ich mit „Das Glück kurz hinter Graceland“ begonnen, erwachte meine Neugierde. Stundenlang hörte ich mir „Elvis live in Las Vegas 1970“ an. Auch fast 50 Jahre später sind diese Songs zeitlos und Elvis Stimme geht unter die Haut.

Ich habe zahlreiche Artikel, die ich im Internet finden konnte gelesen und ich denke, dass Kim Wright den King und das Leben auf Graceland ziemlich nah an der Realität beschrieben hat.
Auch wenn die Geschichte um Cory und und ihre Mutter frei erfunden ist, so fühlt sie sich durch ihren realen Bezug doch echt an.

Ich denke, wenn ein Leser sich durch einen fiktiven Roman animiert fühlt, etwas über tatsächliche Ereignisse zu lesen und lernen, dann hat ein Autor ziemlich gute Arbeit geleistet.

„Das Glück kurz hinter Graceland“ ist für mich deswegen bei weiten mehr als nur ein „Zwischendurch“ Roman. Es wird für mich immer das Buch bleiben, dass mir Elvis Presley näher gebracht hat.
Der Schreibstil von Kim Wright hat es mir sehr leicht gemacht, diese Geschichte zu lesen. Schon nach wenigen Seiten wollte ich den Roman nicht mehr aus der Hand legen.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der Lust auf einen verrückten Roadtrip und eine Reise in die Vergangenheit hat.

Veröffentlicht am 11.03.2018

"Eine Familie mit Saft"

Bis zum Himmel und zurück
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Ich gebe zu, eigentlich wollte ich Catharina Junks Roman nur lesen, da ich die Leseprobe so witzig fand. Besonders hohe Ansprüche hatte ich nicht.
Schnell belehrte mich das Buch eines Besseren. „Bis zum ...

Ich gebe zu, eigentlich wollte ich Catharina Junks Roman nur lesen, da ich die Leseprobe so witzig fand. Besonders hohe Ansprüche hatte ich nicht.
Schnell belehrte mich das Buch eines Besseren. „Bis zum Himmel und zurück“ ist bei weitem mehr als nur ein Schenkelklopfer. Tatsächlich hat mich diese Geschichte sehr berührt ich litt mit den Charakteren, deren Leben durch einen unachtsamen Moment für immer aus den Fugen geraten ist.

Erzählt wird in der Ich-Form aus der Sicht von Drehbuchautorin Katja. Ihre mehr oder weniger unbeschwerte Kindheit nahm ein jähes Ende, als ihre jüngere Schwester bei einem tragischen Unglück ums Leben kam. Dieser Schicksalsschlag lies die Familie völlig hilflos zurück. Katja versuchte ihren Schmerz mit Selbstverstümmelung zu vergessen, ihre Mutter ertränkte ihn in Alkohol und der Vater flüchtete zu einer anderen Frau. 15 Jahre später sind von der einstigen Familie nur noch Scherben übrig, sämtlicher Kontakt ist abgebrochen.
Doch als Katjas Vater ins Koma fällt, sieht sie sich mit der Vergangenheit konfrontiert und sie macht sich auf die Suche nach Antworten auf die Fragen, die sie schon mehr als ihr halbes Leben lang quälen.
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Ich mochte Katja sehr gerne. Auch wenn ich nichts dergleichen selbst erlebt habe, so konnte ich mich doch ein wenig mit ihr und ihrer „Meine vier Wände sind mein sicherer Hafen“ Mentalität identifizieren. Ihr trockener Humor hat mich oft amüsiert, auch wenn es an vielen Situationen, in denen sie sich befindet, im Grunde nichts zu lachen gab.
Es war sehr interessant zu verfolgen, wie Katja sich im Laufe des Buches weiter entwickelt und die Mauern, die sie um sich errichtet hat, immer mehr einrissen.

Auch einige der Nebencharaktere habe ich schnell in mein Herz geschlossen, sei es Alex, Jella oder Joost.

Das war mein erstes Buch der Autorin, aber ihr Schreibstil hat mich so sehr begeistert, dass ich ihren Debütroman sehr bald lesen möchte.
Catharina Junk gelang es mühelos, sich auf dem schmalen Grad zwischen Komik und Schmerz zu bewegen. Dieses Buch ist wirklich überraschend vielschichtig und wirkt dabei niemals kitschig oder aufgesetzt. Am Ende musste ich tatsächlich ein wenig weinen.

Auch das Cover gefällt mir sehr gut. Es hat zwar nicht wirklich Bezug zur Handlung, aber es weckt durch seinen gelblichen Farbton die Erinnerung an warme Sommertage und das ist definitiv etwas, was man in diesem endlosen Winter gebrauchen kann.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Wichtiges Thema

Die Vergessenen
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„Die Vergessenen“ befasst sich mit einem Thema, welches bei vielen Leuten, auch bei mir, nicht mehr wirklich präsent ist.
Einem jeden ist bekannt, welches Unrecht an Juden und Minderheiten während des ...

„Die Vergessenen“ befasst sich mit einem Thema, welches bei vielen Leuten, auch bei mir, nicht mehr wirklich präsent ist.
Einem jeden ist bekannt, welches Unrecht an Juden und Minderheiten während des zweiten Weltkrieges begangen wurde, aber das Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung, die nicht in der Lage waren, einer Arbeit nachzugehen ermordet wurden, wird kaum noch thematisiert.
Umso schockierender liest sich Ellen Sandbergs Roman.

Als Veras verschuldeter Cousin Chris getötet wird, stellt sie fest, dass er dabei war, jemand zu erpressen. Ihre Nachforschungen ergeben, dass ihre Tante während des Krieges als Schwester in einem Pflegeheim tätig war. Dort herrschten unmenschliche Zustände. In sogenannten Hungerhäusern mussten Kranke qualvoll verhungern. Des weiteren wurden Menschen mutwillig mit Lungenentzündungen und TBC infiziert.
Vera ist entsetzt und gräbt immer tiefer, dabei merkt sie erst sehr spät, dass es Leute gibt, die jede Grenze überschreiten würden um ihre Geheimnisse zu bewahren.

Ellen Sandberg ist das Pseudonym für die Autorin Inge Löhnig, von der ich mit Begeisterung schon einige Krimis gelesen habe.
Auch diesmal konnte mich ihr Schreibstil von der ersten bis zur letzten Seite überzeugen. Erzählt wird auf drei verschiedenen Ebenen. In der Gegenwart sind Vera und Manolis, ein Autoverkäufer bei Tag und ein Mann für Sonderaufträge bei Nacht, die Hauptfiguren.
Außerdem erfährt man in Rückblicken mehr über Tante Kathrin und die Situation, in der sie sich damals befand.

„Die Vergessenen“ befasst sich nicht nur mit dem Unrecht an wehrlosen Menschen, sondern stellt auch das Thema Schuld und Sühne in den Mittelpunkt. Krieg ist ein Ausnahmezustand, in dem keine Regeln zu gelten scheinen und zahllose Kriegsverbrecher müssen sich niemals für ihre Vergehen verantworten. Das ist in heutigen Kriegen nicht anders als damals und stimmt in jedem Fall sehr nachdenklich.

Bei diesem Roman handelt es sich zwar um einen Einzelband, dennoch sehe ich Potenzial für weitere Geschichten mit Vera und Manolis und hoffe, dass es ein Wiedersehen geben wird.

Veröffentlicht am 20.10.2017

Geld alleine macht nicht glücklich

Die Lichter von Paris
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Schon das Cover zu Eleanor Browns neuem Roman „Die Lichter von Paris“ hat mich sehr angesprochen, denn es lädt zum Träumen ein und dazu, in der Lektüre zu versinken.

Erzählt wird auf zwei Ebenen. Zum ...

Schon das Cover zu Eleanor Browns neuem Roman „Die Lichter von Paris“ hat mich sehr angesprochen, denn es lädt zum Träumen ein und dazu, in der Lektüre zu versinken.

Erzählt wird auf zwei Ebenen. Zum einen spielt die Geschichte im Jahr 1999. In der Ich-Form wird das Leben von Madeleine beschrieben. Parallel dazu erleben wir einen Sommer von Margie, Madeleines Großmutter, im Jahr 1924.

Auf den ersten Blick führt Madeleine ein beneidenswertes Leben. Sie braucht nicht arbeiten, hat einen reichen Mann und insgesamt ein luxuriöses Leben. Alles was man sich selbst oft wünscht. Doch was Eleanor Brown hier charakterisiert ist kein glückliches Prinzessinnenleben. Madeleine ist gefangen in einem goldenen Käfig. Sie beugt sich den Zwängen der Gesellschaft und bekommt dabei immer weniger Luft zum atmen.
Erst als sie die Tagebücher ihrer Großmutter findet erkennt sie, dass ihre Familie in einem endlosen Kreislauf feststeckt und dass man manchmal mutig sein muss, um sein Glück zu finden.

Eleanor Brown gelang es sehr gut Emotionen zu transportieren. Ich konnte sowohl Madeleine als auch Margies Verzweiflung nachempfinden. Es hat mich sehr bewegt zu lesen, wie ein Charakter nach dem anderen resignierte und sich in ein Leben fügte, dass so nicht gewünscht war.

Zu oft kommt es vor, dass sich Leute aus den falschen Beweggründen für eine Ehe entscheiden. Insbesondere heutzutage sollte sich niemand mehr genötigt fühlen eine Verbindung einzugehen um der der Einsamkeit zu entgehen. Das Buch erörtert den Aspekt, dass man nicht zwangsläufig weniger alleine ist, wenn man zu zweit ist. Ich denke, das Ziel des Lebens sollte nicht sein einen Partner zu finden sondern mit sich selbst glücklich zu sein, denn nur dann kann man seine Zufriedenheit mit jemand anderen teilen.

Aus diesem Grund hat mir auch sehr gefallen, dass Madeleine sich nicht einfach in die nächste Beziehung gestürzt hat, sondern sich die Zeit nimmt, ihre Träume zu verwirklichen.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Die Schauplätze waren eine gelungene Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart und durch die beiden Erzählperspektiven las sich „Dich Lichter von Paris“ sehr kurzweilig.

Veröffentlicht am 21.09.2017

Originelle Zukunftsvision

Scythe – Die Hüter des Todes
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Es gibt Bücher, bei denen ich schon nach wenigen Seiten weiß, dass ich eine 5 Sterne Bewertung geben werde. „Scythe – Die Hüter des Todes“ ist so ein Buch.
Ich habe schon einige Dystopien mit den unterschiedlichsten ...

Es gibt Bücher, bei denen ich schon nach wenigen Seiten weiß, dass ich eine 5 Sterne Bewertung geben werde. „Scythe – Die Hüter des Todes“ ist so ein Buch.
Ich habe schon einige Dystopien mit den unterschiedlichsten düsteren Horrorszenarien gelesen, doch Neal Shusterman gelingt es tatsächlich, etwas komplett Neues zu erschaffen.
Die Welt, die er beschreibt ist perfekt. Es gibt keine Krankheiten, keinen natürlichen Tod, keinerlei Kriminalität oder Schmerzen. Die Menschen sind zufrieden und zusätzlich unsterblich.
Natürlich kann nicht jeder endlos leben, die Welt wäre irgendwann komplett überbevölkert. Um dem entgegen zu wirken, wurde der Beruf des Scythe eingeführt, dessen Aufgabe es ist, jedes Jahr eine gewisse Quote an Menschen zu beseitigen – im Sprachgebrauch des Autors: sie nachzulesen.

Ich mochte wirklich sehr, dass es in der von Neal Shusterman beschriebenen Zukunft keine Diktatur oder sonstige böse Mächte gab, die die Menschen unterdrückt.
Die Leute lebten einfach glücklich.
Das Buch stimmt auch ein wenig nachdenklich. Das irgendwann einmal alle Krankheiten heilbar sind, ist gar nicht so abwegig. Wenn man zurück blickt, starben unsere Vorfahren an Pest, Erkältungen oder Diabetes etc. da es keinerlei Medikamente dafür gab.
Wieso sollte es nicht möglich sein, heute tödliche Krankheiten in der Zukunft zu heilen. Was würde passieren, wenn wir tatsächlich immer älter und älter werden würden?

Interessant war auch, dass die Grundidee des Scythe nicht als überschattendes Monster dargestellt wurde, sondern als notwendige Einrichtung. Mehrmals wird betont, dass die Wahrscheinlichkeit zur Nachlese ausgewählt zu werden relativ gering ist.

Neal Shusterman beschränkt sich auf einige wenige Charaktere, auf die er näher eingeht. Alle anderen erscheinen als Randfiguren. Im Mittelpunkt der Handlung stehen Citra und Rowan, die eine Ausbildung zum Scythe beginnen. Gemeinsam mit den beiden Jugendlichen erfährt der Leser mehr über die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Scythe und ihre Rituale.

Positiv finde ich, dass obwohl es sich hier um den Auftakt einer Serie handelt, das Buch eine Art von Abschluss erhält. Die Geschichte über die Lehre von Citra und Rowan hat einen klaren Anfang, einen Höhepunkt und ein Ende.
Natürlich gibt es einen Ausblick, welche Abenteuer im nächsten Band auf uns warten könnten, aber genauso lässt sich „Scythe“ als Einzelroman lesen. Nichts finde ich schlimmer als nach einem riesen Cliffhanger monatelang auf die Fortsetzung warten zu müssen, deswegen bin ich mit Neal Shustermans Lösung sehr zufrieden.

Mein einziger Kritikpunkt ist das Liebesgeständnis der beiden Protagonisten. Es ist völlig aus dem Zusammenhang gegriffen und unglaubwürdig. Es scheint ein wenig, als wenn zwanghaft eine Romanze eingepresst werden sollte, dabei genügt es für den Handlungsverkauf völlig, wenn Citra und Rowan Freunde sind.

Alles in allen ist „Scythe – Die Hüter des Todes“ in jeden Fall sehr lesenswert und sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene geeignet.