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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2018

Vom Altern und der Lebenslust

Die Farben des Lebens
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Der Roman „Die Farben des Lebens“ von Lorraine Fouchet ist 2018 als deutschsprachige Ausgabe im Hoffmann und Campe Verlag erschienen. Die französische Originalausgabe ist bereits 2017 unter dem Titel „Les ...

Der Roman „Die Farben des Lebens“ von Lorraine Fouchet ist 2018 als deutschsprachige Ausgabe im Hoffmann und Campe Verlag erschienen. Die französische Originalausgabe ist bereits 2017 unter dem Titel „Les couleurs de la vie“ erschienen.
Kims Großmutter hat beschlossen, genug gelebt zu haben. Sie stirbt in einer Klinik in der Schweiz und für ihre Enkelin scheint darauf hin alles zu zerbrechen. Kim, die bei ihrer Großmutter aufgewachsen ist, braucht Zeit zum Nachdenken, um mit dem Verlust zurechtzukommen. Sie beschließt aus ihrem gewohnten Leben auszubrechen, ihre große Liebe Clovis zurückzulassen und an der Cote d’Azur eine ältere Dame zu betreuen. Diese ältere Dame, Gilonne, zeigt der jungen Protagonistin, was es heißt zu leben. Und das Altern nicht dem Verlust der Lebensfreude gleichzusetzen ist. Neben Kim kümmert sich auch noch Gilonnes Sohn um die ältere Dame, doch bald lernt Kim, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint und ein Familiengeheimnis möchte aufgedeckt werden.
Lorraine Fouchet besticht mit einem malerischen Schreibstil, verwebt gekonnt zwei Erzählstränge miteinander und schafft es, ihre Charaktere liebevoll zu zeichnen. Neben den handelnden Personen erzählt sie die Geschichte auch aus der Sicht von Gegenständen, so lässt sie beispielsweise den Kühlschrank zu Wort kommen und bezaubert durch eine ungewohnte Erzählweise. Das Buch erzählt Altern und zeigt auf, das Leben auch im Alter noch lebenswert ist.
„Die Farben des Lebens“ ist ein Roman mit Tiefgang, der zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 18.03.2018

Romantisierung der guten, alten Zeit

Generation Kohl
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1982 gibt Helmut Schmidt sein Amt an Helmut Kohl ab und Deutschland hatte einen neuen Bundeskanzler. Andreas Hock hat mit seinem Buch „Generation Kohl“ eine Hommage an seine eigene Jugend geschrieben und ...

1982 gibt Helmut Schmidt sein Amt an Helmut Kohl ab und Deutschland hatte einen neuen Bundeskanzler. Andreas Hock hat mit seinem Buch „Generation Kohl“ eine Hommage an seine eigene Jugend geschrieben und für seine eigene Generation eine nostalgische Erinnerung und für jüngere Generationen ein „So war das damals“-Erlebnis geschaffen.
Andreas Hock erzählt anhand von politischen Ereignissen und persönlichen Erlebnissen aus einer Ära, in der man noch „zwischen Gut und Böse unterscheiden“ konnte. Die Erinnerung an die „langweilige gute alte Zeit“, soll den LeserInnen die extremen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts in einer immer hektischer werdenden, globalisierten Welt vergessen lassen. „Das Bewusstsein für einen pfleglicheren Umgang mit unserer Umwelt musste sich erst noch herausbilden.“ Hock erinnert an Freundschaften ohne Facebook und Tinder und an den zweiwöchigen Adriaurlaub als Höhepunkt seines Jahres. Nicht nur einmal habe ich mich beim Lesen nach einer Zeit des Friedens und der Sicherheit gesehnt und doch glaube ich, dass die Generation Kohl auch nicht nur in Friede, Freude, Eierkuchen aufgewachsen ist, sondern mit ihren eigenen Problemen kämpfen musste. Andreas Hock hat es geschafft mir, durch die Romantisierung der „guten, alten Zeit“ die Angst vor der Zukunft zu nehmen. Denn der Weltspartag ist auch heute noch wichtig und unsere größte Sorge sollte weiterhin das Waldsterben und der Klimawandel sein.

Veröffentlicht am 11.03.2018

Eine Elvis-lastige Mutter-Tochter-Geschichte

Das Glück kurz hinter Graceland
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Der Roman „Das Glück kurz hinter Graceland“ von Kim Wright ist als Deutsche Erstausgabe 2018 im Ullstein Taschenbuch Verlag erschienen.
Überzeugt hat mich die Autorin schon durch die Wahl des Zitates zu ...

Der Roman „Das Glück kurz hinter Graceland“ von Kim Wright ist als Deutsche Erstausgabe 2018 im Ullstein Taschenbuch Verlag erschienen.
Überzeugt hat mich die Autorin schon durch die Wahl des Zitates zu Beginn des Buches. Wer könnte schönere einleitende Worte zu einem Buch über Rock’n’Roll Geschichte finden, als The Boss, Bruce Springsteen, selbst. Und schon bei diesem kleinen Zitat habe ich mich in eine andere Welt versetzt gefühlt und mich selbst dabei beobachtet „Dancing in The Dark“ zu singen.
Die Hauptprotagonistin Cory schlägt sich nach dem Tod ihrer Mutter als Blues-Sängerin durch. Bis sie im alten Schuppen das legendäre Auto von Elvis Presley entdeckt, den Blackhawk. Für Cory ist das der Beweis. Nun ist sie felsenfest davon überzeugt, die biologische Tochter von Elvis Presley zu sein. Vor 37 Jahren war ihre Mutter Honey dessen Backgroundsängerin. Doch nach einem Jahr verließ sie das Leben auf der großen Bühne, um ihre Jugendliebe zu heiraten. Cory beschließt mit dem Rock’n’Roll-trächtigen Auto, Honeys damalige Route abzufahren. Dabei erfährt sie nicht nur viel über ihre Mutter, sondern auch über Elvis, die 70er und ihren eigenen Platz in dieser Geschichte.
Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der Tochter und der Mutter. Cory und Honey scheinen so unterschiedlich und doch wieder so gleich. Alle Personen, außer natürlich Elvis, sind frei erfunden. Die Orte der Geschichte existieren aber wirklich und so begleitet man Cory nicht nur auf ihrer Reise durch die Vergangenheit, sondern auf ihrer Reise quer durch die USA und fühlt sich selbst auf die berühmte Route 66 versetzt. Meiner Meinung nach ein wirklich lesenswertes Buch.

Veröffentlicht am 10.01.2018

Eine berührende Familiengeschichte

Das Erbe der Rosenthals
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Im Gedenkjahr 2018 erscheint im Bastei Lübbe Verlag ein ganz besonders berührendes Buch von Armando Lucas Correa: „Das Erbe der Rosenthals“, eine jüdische Familiengeschichte.
Berlin 1939. Die einst hochangesehe ...

Im Gedenkjahr 2018 erscheint im Bastei Lübbe Verlag ein ganz besonders berührendes Buch von Armando Lucas Correa: „Das Erbe der Rosenthals“, eine jüdische Familiengeschichte.
Berlin 1939. Die einst hochangesehe und geachtete, jüdische Familie Rosenthal wird nun auf offener Straße beschimpft und verachtet. Die Familie beschließt Deutschland zu verlassen. Die St. Louis soll die Rosenthals sicher von Hamburg nach Havanna bringen. Auch Hannahs Freund Leo ist an Bord. Doch in Kuba angekommen will die kubanische Regierung nicht alle 937 Flüchtlinge an Land lassen.
New York 2014. Die elfjährige Anna lebt gemeinsam mit ihrer Mutter. Den Vater hat sie nie kennengelernt, da dieser vor ihrer Geburt beim Anschlag auf das World Trade Center ums Leben kam. Anna, die von ihrer Familiengeschichte nicht viel weiß, freut sich, als sie ein Brief ihrer Großtante aus Kuba erreicht. Sie beschließt zusammen mit ihrer Mutter nach Kuba zu reisen, um ihre Vergangenheit kennenzulernen.
Beide Handlungsstränge sind jeweils aus der Sicht von Hannah Rosenthal und Anna Rosen beschrieben. Die Familienzusammenführung der beiden jungen Frauen ist dem Autor sehr gut gelungen. Auch Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen gut miteinander und beide Handlungsstränge sind durchgehend spannend beschrieben.
Erschreckend fand ich vor allem die Tatsache, dass sich die Geschichte überall zu wiederholen beginnt. Die jüdische Familie, die von der Verfolgung der Nationalsozialisten nach Kuba flieht und dort während der kubanischen Revolution miterlebt, wie Menschen wieder zu Verfolgten werden und Nachbarn wieder ihre Nachbarn verraten und denunzieren. Vor allem das traurige Schicksal von Hannahs Freund Leo und seinem Vater hat mich sehr berührt. Die beiden bleiben am Schiff zurück und hätten doch noch Hoffnung in einem anderen Land gefunden. Ich hoffe viele (junge) LeserInnen nehmen aus dem Buch mit, dass sie Verfolgung und Ausgrenzung nicht mehr zulassen und die einzelnen Menschen und nicht deren Herkunftsländer und Religionen sehen. Gerade in einer Zeit in der frischgeborene Neujahrsbabys Opfer von Hassreden werden, weil sie von einer Mutter mit Kopftuch stammen sind solche Familiengeschichten besonders wichtig. Lassen wir Unrecht nie wieder zu Recht werden.

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Veröffentlicht am 05.02.2024

Haltet fest zusammen!

Wir sind (die) Weltklasse
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Das Kinderbuch „Wir sind Welt-Klasse!“ von Tanya Lieske und Sybille Hein ist im Hanser Verlag erschienen und für Kinder ab 8 Jahren gedacht.

Adam ist mit seiner Familie von Polen nach Deutschland gezogen. ...

Das Kinderbuch „Wir sind Welt-Klasse!“ von Tanya Lieske und Sybille Hein ist im Hanser Verlag erschienen und für Kinder ab 8 Jahren gedacht.

Adam ist mit seiner Familie von Polen nach Deutschland gezogen. In der neuen Heimat kommt er auch in eine neue Schule. Die Klasse ist wunderbar zusammengewürfelt, denn Adam ist nicht der einzige Schüler, der von „irgendwoher“ kommt.
Ganz besonders gut hat mir der Überblick über alle Kinder und die Lehrerin gefallen. Auch die Illustrationen passen gut zur Geschichte. Im Buch kommen immer wieder polnische Ausdrücke vor, die dann in einem kleinen Wörterbuch erklärt werden. Auch das Kapitel über polnische Kinder in Deutschland hat mir gut gefallen.
Beim Lesen bekommt man selbst Lust, wieder in die Schule zu gehen. Und einen Ausflug ins „Dino-Museum“ werde ich mit meinen Kindern nach der Lektüre auch unternehmen.
Das Buch hat eine wunderschöne Moral, das es den Kindern vermittelt: Egal wie verschieden man ist, das Wichtigste ist der Zusammenhalt.

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