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Veröffentlicht am 13.04.2018

Entführung hautnah

Wir sind dann wohl die Angehörigen
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Am 25. März 1996 veränderte sich das Leben von Jan Phillip Reemtsma und seiner Familie maßgeblich. Der bekannte Sohn des Zigarettenfabrikanten wurde entführt und befand sich für lange 33 Tage in der Gewalt ...

Am 25. März 1996 veränderte sich das Leben von Jan Phillip Reemtsma und seiner Familie maßgeblich. Der bekannte Sohn des Zigarettenfabrikanten wurde entführt und befand sich für lange 33 Tage in der Gewalt seiner Entführer. Sein Sohn Johann schildert 20 Jahre nach den traumatischen Erlebnissen in "Wir sind dann wohl die Angehörigen" seine Sicht der damaligen Tat.

Johann Scheerer erzählt seine Erlebnisse sehr ergreifend. Er beschreibt sehr authentisch und offen die Zeit aus der Sicht eines 13-jährigen Jungen und legt offen, welche Auswirkungen eine solche Entführungen auch auf die Angehörigen hat. Die Normalität des alltäglichen Leben ist mit einem Schlag ausgelöscht. Es beginnt die Zeit des Bangen und Hoffens auf ein baldiges und gutes Ende, wobei sich immer wieder Schreckens-Szenarien in den Köpfen breit machen. Hier ist sicherlich Selbstbeherrschung gefragt, um die nötige Ruhe aufzubringen, die in der außergewöhnlichen Situation von Nöten ist. Immer wieder habe ich die Kraft von Johann und seiner Mutter bewundert, wie sie eigentlich niemals die Hoffnung aufgeben und für ein glückliches Wiedertreffen kämpfen. Die 33 Tage der Entführung werden aber auch für die beiden zur Tortur. Gerade der Kampf gegen die Zeit, in der sie größtenteils machtlos der Tatenlosigkeit ausgesetzt sind, stellt sich als große Herausforderung dar. Johann Scheerer beschreibt auch, wie sich die Entführung durch personenbedingte Fehler und unglückliche Umstände unnötig in die Länge zog.

"Wir sind dann wohl die Angehörigen" konnte mich wirklich fesseln und gerade der reale Hintergrund der Geschichte und die persönliche Betroffenheit des Autors machten das Buch zu einem lesenswerten Erlebnis. Ich empfehle dieses besondere Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen!!

Veröffentlicht am 13.04.2018

Ein spannender Kriminalroman mit viel Gefühl

Der Fluch von Aarau
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Die Verlagsangestellte Andrina wird bewusstlos neben der Leiche einer jungen Frau gefunden, die ebenfalls aushilfsweise im Verlag gearbeitet hat. Andrina kann sich, so sehr sie sich auch bemüht, an nichts ...

Die Verlagsangestellte Andrina wird bewusstlos neben der Leiche einer jungen Frau gefunden, die ebenfalls aushilfsweise im Verlag gearbeitet hat. Andrina kann sich, so sehr sie sich auch bemüht, an nichts erinnern. Neben den Selbstzweifeln an ihrer eigenen Person gerät sie natürlich auch in den Fokus der ermittelnden Beamten. Hat sie mit dem Tod der jungen Frau etwas zu tun? War sie selber Opfer des Täters? Die Fragen beschäftigen Andrina tagein und -aus und die Beziehungspause zu Marco Feller macht ihre Situation nicht angenehmer.
"Der Fluch von Aarau" ist nun der mittlerweile sechste Band um die Verlagsangestellte Andrina. Wie in den vorherigen Bänden konnte mich die Autorin Ina Haller mit ihrer lebendigen und sehr flüssig zu lesenden Schreibweise an das Buch fesseln. Den besonderen Charme erhalten die Bücher von der Hauptprotagonistin Andrina Kaufmann. Sie wird als sympathische und engagierte Frau beschrieben, die aber mit ihren privaten Problemen zu kämpfen hat. Gerade in diesem Buch geht es auch um ihre Selbstzweifel und Klärung ihrer Gefühle, die der Geschichte eine besondere Tiefe und zusätzliche Spannung verleihen. Die Tatsache, dass die Ermittlungsarbeiten nur am Rande stattfinden, da der Fokus nicht auf einen ermittelnden Beamten gerichtet ist, unterscheidet die Bücher von vielen anderen des Genres. Die Spannung, auch aus kriminalistischer Sicht, kommt aber auch nicht zu kurz. Gekonnt wird mit der unklaren Situation um Andrinas Bewusst-losigkeit und dem Tod der jungen Frau der Spannungsbogen aufgebaut und im Verlaufe des Buches auch auf einem hohen Niveau gehalten. Auch die nachvollziehbare und spannende Auflösung im Finale konnte mich überzeugen. Es bleibt mir daher nur zu hoffen, dass die Geschichte um die sympathische Lektorin Andrina noch nicht zu Ende erzählt ist...
Insgesamt handelt es sich aus meiner Sicht bei "Der Fluch von Aarau" um einen sehr gelungenen und etwas anderen Kriminalroman mit einem angenehmen Lokalkolorit der schönen Schweizer Bergwelt. Ich kann das Buch daher guten Herzens weiterempfehlen und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen!!!

Veröffentlicht am 07.04.2018

Das unvergessene Geheimnis auf Helgoland

Sturmfeuer
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Während einer Jugendregatta vor Helgoland verschwindet plötzlich einer der jugendlichen Teilnehmer während eines Wendemanövers aus seinem Boot. Es wird eine dramatische Suchaktion organisiert, welche allerdings ...

Während einer Jugendregatta vor Helgoland verschwindet plötzlich einer der jugendlichen Teilnehmer während eines Wendemanövers aus seinem Boot. Es wird eine dramatische Suchaktion organisiert, welche allerdings zunächst ohne Ergebnis bleibt, der junge Nils Michelsen bleibt verschwunden. Kurze Zeit später wird sein Vater tot am Fuße der Klippen aufgefunden. Ein weiterer trauriger Unfall, oder hat die persönliche Situation den Vater des Jungen in den Freitod getrieben? Für die Polizistin Anna Krüger sind dies zu viele Zufälle und sie beginnt intensiver nach den Hintergründen der Tode zu recherchieren. Sie stößt dabei auf ein Geheimnis, welches sie selbst in große Gefahr bringen kann.
Tim Erzberg hat mit "Sturmfeuer" den zweiten Band um die engagierte und sympathische Ermittlerin Anna Krüger geschrieben. Der Autor erzählt die Geschichte in einem lebendigen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil. Die Hauptprotagonistin Anna Krüger wird interessant charakterisiert. Sie hat mit ihrer eigenen Vergangenheit zu kämpfen und leidet in Folge ihrer traumatischen Ereignisse an schweren Migräne-anfällen. Dieser Teil der Geschichte verleiht dem Buch aus meiner Sicht einen besonderen Reiz. Die Spannung wird ansonsten durch das Verschwinden des jungen Seglers direkt zu Beginn des Kriminalromans klassisch aufgebaut und durch anfangs schwer zu durchschauende historische Rückblicke auf hohem Niveau gehalten. Das fulminante Finale sorgt für eine nachvollziehbare und spannende Auflösung und lässt auf weitere Fälle für das dortige Ermittler-Team hoffen. Sehr gut gefallen hat mir der lokale Bezug zur Insel Helgoland, wohldosiert erhält das Buch so einen charmanten Lokalkolorit.
Insgesamt ist "Sturmfeuer" für mich ein sehr gelungener Regionalkrimi, der mich fesseln konnte und für ein paar spannende Stunden gesorgt hat. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen!!!

Veröffentlicht am 07.04.2018

Toller historischer Kriminalroman

Nacht über Föhr
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Im Jahre 1845 wird auf der Insel Föhr der vierzehnjährige Schiffs-junge Ingwer tot aufgefunden. Er wurde scheinbar erschlagen und im Nachgang noch mit einigen eingeschnitzten Symbolen versehen. Es deutet ...

Im Jahre 1845 wird auf der Insel Föhr der vierzehnjährige Schiffs-junge Ingwer tot aufgefunden. Er wurde scheinbar erschlagen und im Nachgang noch mit einigen eingeschnitzten Symbolen versehen. Es deutet auf einen Ritualmord hin, und ein Verdächtiger ist mit dem Südseemenschen Pana schnell gefunden. Nur dem Reiseschriftsteller Johann Kohl erscheint die Sachlage nicht so eindeutig und er schließt sich nicht der allgemeinen Hetzjagd auf den Fremden auf der Insel Föhr an, stattdessen stellt er eigene Recherchen an und stößt dabei auch schnell auf einige Ungereimtheiten...

Schon mit "Eidergrab" konnte mich der Autor Volker Streiter begeistern. Auch bei "Nacht über Föhr" konnte er mich mit seiner bildreichen und der damaligen Zeit angepassten Sprache in das Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Insel Föhr entführen. Die historische Kulisse wirkt sehr gut recherchiert und gibt das Leben auf der Insel authentisch wieder. Der Spannungsbogen wird mit dem Tod des Schiffsjungen zu Beginn des Buches aufgebaut und mit den Recherchen der unterschiedlichen Protagonisten und den damit verbundenen Wendungen und Informationen auf einem hohen Niveau gehalten. Die Hauptprotagonisten mit dem Reiseleiter Johann Kohl, der Schwester des Toten Laura und der Postfrau Marianne werden interessant und ausführlich charakterisiert und ihre gemeinsame Jagd nach dem Mörder des Schiffsjungen verbindet die unterschiedlichen Perspektiven zu einem Ganzen. Das sehr spannende Finale sorgt für einen nachvollziehbaren und überzeugenden Abschluss.

Mit "Nacht über Föhr" ist Volker Streiter aus meiner Sicht ein weiterer toller historischer Kriminalroman gelungen. Gerade die Recherchen mit den begrenzten Möglichkeiten der damaligen Zeit geben dem Buch ihren besonderen Charme. Ich empfehle den Krimi daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen!!!

Veröffentlicht am 28.03.2018

Die Welt der Oligarchen

Blasse Helden
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Anfang der 90er Jahre sucht der deutsche Anton nach einer Leichtigkeit in seinem Leben. In der westlichen Welt kann er sie nicht finden, so dass er sich in das scheinbare Mekka Russland begibt. Er findet ...

Anfang der 90er Jahre sucht der deutsche Anton nach einer Leichtigkeit in seinem Leben. In der westlichen Welt kann er sie nicht finden, so dass er sich in das scheinbare Mekka Russland begibt. Er findet hier ein Land vor, welches eigentlich in Trümmern liegt. Hier kommt nur weiter, wer Moral und Anstand hinten anstellt und sich der Welt der Korruption und des Geldes öffnet. Anton macht genau dies, indem bei einem Rohstoffhändler die Deals ohne politische Interessen und moralische Bedenken abwickelt. Die Welt scheint ihm nun zu Füßen zu liegen, Frauen, Kultur und Alkohol stehen ihm in unbegrenztem Maße zur Verfügung...

Auf sehr spannende und fesselnde Art und Weise lässt uns der Autor Arthur Isarin Anton durch das Russland der 90er Jahre begleiten. Der Autor erzählt die Geschichte in einem anspruchsvolleren, aber auch flüssig zu lesenden Schreibstil. Er schildert schonungslos die sehr unmoralischen Verhältnisse des Landes und spickt das Ganze mit einem sarkastischen Humor. Dies lässt das Buch sehr lebendig und die Welt, die sich hier dem Protagonisten offenbart, als authentisch erscheinen. Anton wird als Abenteurer beschrieben, der die Welt neu kennenlernen möchte. Er nimmt all die Verlockungen, die sich ihm bieten, in Anspruch und lebt in einem verarmten und in Unruhe befindlichen Land in Saus und Braus. Sicherlich nur zu ertragen für Menschen, denen ihr eigenes Wohl am Herzen liegt und die sich um eine Ideologie nur wenig kümmern. Spannend ist es nun Anton auf seinen 8 Jahren in Russland zu begleiten. Was macht dieses Leben aus ihm? Findet er hier sein Wohl und kann sein ausschweifendes Leben genießen, oder quälen ihn irgendwann seine sozialen und ethischen Wurzeln?

Arthur Isarin schildert das damalige Leben Russlands anhand unterschiedlicher Episoden im Leben vom Hauptprotagonisten Anton. Ihm gelingt es, den Leser mit in die Zeit der 90r zu nehmen und ihm das Leben der wenigen Oligarchen in dem Land vor Augen zu führen. Auch wenn man ähnliches geahnt hat, hinterlassen die einzelnen Episoden einen Nachhall beim Leser.

"Blasse Helden" hat mir sehr gut gefallen. Der Autor, der selber eine Zeit lang in Russland gearbeitet hat, hält dem damaligen Russland den Spiegel vor ohne das Ganze zu bewerten. Ein spannender Roman, der mich packen konnte und nachdenklich zurückgelassen hat. Aus meiner Sicht ist das Buch sehr lesenswert und ich bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen!!!