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Veröffentlicht am 31.03.2018

Das verschlossene Zimmer

Commissaire Le Floch und der Brunnen der Toten
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Commissaire Le Floch soll als Vertreter der Polizei in der Oper für die Sicherheit der königlichen Familie sorgen. Deshalb ist er sofort zur Stelle als ein Bote in der königlichen Loge eine offensichtlich ...

Commissaire Le Floch soll als Vertreter der Polizei in der Oper für die Sicherheit der königlichen Familie sorgen. Deshalb ist er sofort zur Stelle als ein Bote in der königlichen Loge eine offensichtlich besorgniserregende Nachricht überbringt. Le Floch eilt zum Wohnsitz des Comte de Ruissec, wo er in der Lage ist, die Tür zu den Räumen des Sohnes der Familie zu öffnen. Der junge Mann liegt tot in seinen Gemächern. Die Umstände scheinen auf einen Selbstmord hinzuweisen. Das ist im Jahr 1762 allerdings eines der schlimmsten Vergehen, die ein Mensch begehen kann. Die Familie versucht daher den Todesfall als Unfall darzustellen.

Die Untersuchungen des Commissaire Le Floch erweisen sich als schwierig. Polizeipräfekt Sartine erscheint etwas desinteressiert, was den jungen Ermittler ebenso misstrauisch macht wie die Spuren, die er an der Leiche gefunden hat. Natürlich macht er sich unter diesem Umständen um so hartnäckiger auf die Suche nach der Wahrheit. Gemeinsam mit seinem treuen Wachtmeister Bourdeau gelingt es Le Floch ein Komplott ungeahnten Ausmaßes aufzudecken. Gibt es etwa Zusammenhänge mit der politischen Situation des Jahres 1762 oder handelt es sich um ein rein familiäres Ereignis der de Ruissecs? Je tiefer Le Floch gräbt, desto verworrener werden die Hinweise. Schon bald gibt es eine weitere Leiche.

In seinem zweiten Fall vermag Commissaire Le Floch ebenso zu überzeugen wie in seinem ersten. Der Autor versteht es aufs Beste das Paris des 18. Jahrhunderts zu beschreiben. Man hört die Kutschen, die Pferde, das Gemurmel der Menschen auf den Straßen, man meint die meist nicht gerade angenehmen Gerüche wahrzunehmen, die in den Gassen wabern. Man spürt die anheimelnde Atmosphäre, wenn Nicolas Le Floch im Kreise seiner Gönner und Freunde weilt. Man nimmt teil an den höfischen Intrigen und an der Tragödie der Familie de Ruissec. Nach und nach entfalten sich die Zusammenhänge. Geschickt werden die Handlungsstränge zunächst verflochten und dann wieder entwirrt. Dabei ist das höfische Leben und dessen Auswirkungen auf die öffentliche Ordnung immer gegenwärtig.

Ein ruhiger Kriminalroman, der das Leben in Paris um 1762 detailliert und so lebendig beschreibt, dass man fast glaubt, es könne tatsächlich so zugegangen sein.

Denjenigen, die des Französischen mächtig sind, kann gewiß auch die TV-Serie empfohlen werden, mit der bereits die ersten zwölf Teile der Reihe verfilmt worden sind.

Veröffentlicht am 30.03.2018

Karfreitag

Verrat
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Während Bridget ein scheinbar normales Leben führt, in dem sie ihrer Schwiegermutter gefallen will, ist ihr Mann Francis in den späten 1980ern für die IRA unterwegs. An verschiedenen Orten kann es sein, ...

Während Bridget ein scheinbar normales Leben führt, in dem sie ihrer Schwiegermutter gefallen will, ist ihr Mann Francis in den späten 1980ern für die IRA unterwegs. An verschiedenen Orten kann es sein, dass er sich mit einem Team zusammenfindet, um Anschläge vornehmlich auf englische Soldaten zu verüben. Dabei läuft nicht immer alles glatt und gerade, wenn es die falschen trifft, beginnt auch Francis zu überlegen, ob dieser bewaffnete Kampf noch zeitgemäß ist. Seine Frau, der schon klar ist, was ihr Mann so treibt, kommt ins Überlegen über den Sinn. Wäre es nicht doch besser, nicht mehr wie unter einer Dunstglocke aus Misstrauen, Geheimhaltung und möglichem Verrat leben zu müssen?

Der Konflikt um und in Nordirland ist seit der Unterzeichnung des Karfreitagsabkommens etwas in Vergessenheit geraten. Mit diesem Buch erinnert der Autor an die Vorkommnisse hauptsächlich in den Jahren bevor die Vereinbarung abgeschlossen wurde. Die eher in ärmlichen Verhältnissen lebenden Katholiken, die ihren gerechten Anteil von der privilegierten Minderheit der Protestanten per Terror einklagen. Der Konflikt im Rahmen der englisch-irischen Geschichte ist für einen Festlandeuropäer, der immer im Frieden gelebt hat nur schwer nachzuvollziehen. Ein wenig hilfreich ist hier das Nachwort des Autors, das allerdings auch einen guten Anreiz bietet auf eigene Faust weiter zu forschen. Nicht zu unterschätzen ist wahrscheinlich auch der Hinweis von Nicolas Searle, die Erfolge des Abkommens könnten durch den Brexit bedroht sein. Zwar kann man überhaupt nicht sicher sein, ob man es selbst besser gemacht hätte, manchmal fragt man sich aber dennoch, wer da mit welchen Gedanken über was wie abgestimmt hat. Nun, es gilt für die Politik, eine Lösung zu finden.

Vor diesem Hintergrund erscheint das Buch in Deutschland gerade im richtigen Moment. Auch wenn zunächst in relativ trockenen und unberührten Worten geschildert wird, wie Briget und Francis ihre Ehe erleben, wird doch recht bald deutlich, dass beide auf ihre eigene Art mit ihrer Verbindung zur IRA hadern. Als Ehefrau ist Bridget nicht direkt betroffen, dennoch sorgt sie sich hinter ihrer glatten Fassade des nicht Wissens. Auch Francis kommen nach verunglückten Aktionen Bedenken an der Rechtmäßigkeit des Kampfes. Etwas woran er als kleiner Befehlsempfänger eigentlich nicht zweifeln darf. Doch über dieses Thema herrscht Schweigen zwischen den Eheleuten. Wo sich also ein Ausweg bieten könnte, sehen sie nur die Möglichkeit des Stillhaltens, des weiter so, um nicht aufzufallen. Seltsam still sind sie in diesem Buch, vieles wird nur angedeutet, wenig deutlich ausgesprochen. Und auch die mitwirkenden Briten scheinen immer auf mehreren Hochzeiten zu tanzen. Doch wie eigenartig wird die Situation erst, wenn der Kampf durch das Abkommen beendet wird und alles, um das man bisher herum geschwiegen hat, auf einmal nicht mehr gefragt ist.

Ein eindringlicher Roman, der einige Details der näheren irischen Geschichte aufzeigt und der die Besorgnis weckt, wie sich die Dinge nach dem Brexit entwickeln werden.

Veröffentlicht am 28.03.2018

Ludwigdrama

Kaiserschmarrndrama
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Der Franz Eberhofer ist wieder unterwegs. Im Wald wurde eine Tote gefunden, die wie sich schnell herausstellt beim Simmerl zur Miete gewohnt hat. Etwas pikant dabei ist, dass die Verstorbene zu Lebzeiten ...

Der Franz Eberhofer ist wieder unterwegs. Im Wald wurde eine Tote gefunden, die wie sich schnell herausstellt beim Simmerl zur Miete gewohnt hat. Etwas pikant dabei ist, dass die Verstorbene zu Lebzeiten mit ihrem Körper im Internet Geld verdient hat. Ihre Kundenliste umfasst beinahe halb Niederkaltenkirchen und das macht das Ermitteln recht schwierig. Ist schon blöd, wenn man etliche der potentiellen Verdächtigen persönlich kennt. Auch im Privatleben hat es der Eberhofer nicht leicht. Der Bau des Doppelhauses, dass die Susi mit dem Leopold zusammen beauftragt hat, schreitet unaufhaltsam voran. Ein Doppelhaus, in das der Franz eigentlich überhaupt nicht einziehen will.

Zum neunten Mal erleben wir, wie der Franz Eberhofer einen Fall umschleicht und umstolpert, wie er seine Trägheit durch blitzgescheite Ideen zu kaschieren vermag. Seine Spaziergänge mit Ludwig, der nun auch schon in die Jahre gekommen ist. Seine Sorge um das Paulchen, das häufiger mal in die Kita muss. Seine Lieblingssusi, die doch so ganz andere Vorstellungen vom Zusammenleben hat, die dennoch seine Lieblingssusi bleibt. Nicht zu vergessen der liebenswert schrullige Rest der Familie. Von den vielen privaten Gedanken abgelenkt, ergeben sich die Fortschritte in dem Mordfall eher zufällig und immer spielt die Sorge mit, einer seiner engeren Bekannten könnte der Täter sein.

Eberhofer bleibt sich selbst treu, manchmal etwas nervig, etwas stoisch, aber doch immer wieder herzig und ein treuer Freund. Fest verwurzelt in seiner Heimat steht er grantelnd seinen Mann. Man möchte ihn nicht mehr missen. Mit ihm in der bayrischen Provinz. Man fühlt sich versucht, sich aufzumachen, um Land und Leute kennen zu lernen. Obwoh man in neuerer Zeit bei dem Namen Christian Tramitz geneigt ist an eine Krimiserie zu denken, führt als Sprecher einen so gekonnt in die Welt des Franz Eberhofer, dass das Hören ein Genuss ist. Auch in den etwas ernsteren Momenten überzeugt Christian Tramitz mit viel Empathie. Auch wenn einem die Bilder vom Franz und vom Hubsi manchmal im Kopf durcheinander geraten, handelt es sich um ein hervorragend vorgetragenes Hörbuch um einen unserer liebsten Ermittler.

Veröffentlicht am 24.03.2018

Die dreckigste Lache

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)
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hat Goethe, so meint jedenfalls Schiller, der mit seinem Freund nach Franckfurth gereist ist, um dessen Mutter zu besuchen. Unversehens geraten die beiden Dichter in einen geheimnisvolle Angelegenheit. ...

hat Goethe, so meint jedenfalls Schiller, der mit seinem Freund nach Franckfurth gereist ist, um dessen Mutter zu besuchen. Unversehens geraten die beiden Dichter in einen geheimnisvolle Angelegenheit. Der Stadtrat ist verzweifelt, schließlich will man es sich nicht mit den Franzosen verderben, an die man eh schon zahlen muss. Käme der Verdacht auf, die Franckfurther seien an einer Verschwörung beteiligt, würde das die Stadt vollends wirtschaftlich ruinieren. Bereits zwei Mitglieder des Stadtrats sind unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen und nun sollen die beiden Dichter ihre detektivischen Fähigkeiten anstrengen, um das Geheimnis zu klären und Schlimmeres zu verhindern.

Zunächst sieht Schiller in der Ermittlung eine angelegentliche Möglichkeit seiner Schreibblockade entgegen zu wirken. Goethe dagegen hält es kaum in der Stadt. Diese Sichtweise ändert sich jedoch schnell nach einer Veranstaltung bei der jugendlichen Baronin, die kürzlich verwitwet ist. Alsbald hat Goethe einen Narren an ihr gefressen und sein Wunsch nach einer schnellen Abreise ist dahin. Schiller dagegen möchte, nachdem er festgestellt hat, dass ihnen möglicherweise Gefahr drohen könnte, schnellstens zurück zu seiner Familie. Und doch forschen die beiden Freunde weiter nach den Ursachen der ungewöhnlichen Aktivitäten, die sich in der Stadt entfalten.

Aus Sicht Schillers geschildert erleben Goethe und der Berichterstatter hier ihr zweites detektivisches Abenteuer. Der Sprache in Schillers Werken nachempfunden, die sich als durchaus modern und gut lesbar bezeichnen lässt, wirkt dieser Roman wie eine liebenswerte Erinnerung an den lange verstorbenen Dichter. Die Beschreibungen von Goethes Charakter und auch seinem Witz und Ideenreichtum sind dem hier berichtenden Schiller sehr gelungen. Besonders die Kabbeleien zwischen den Freunden wirken sehr authentisch und machen die Lektüre zum Vergnügen. Die Ermittlung wirkt dabei mehr wie eine Bühne, auf der die Freunde Goethe und Schiller ihre Fähigkeiten ins beste Licht rücken. Die Beschreibungen einiger Ereignisse sind dabei fesselnd und atemberaubend. Man mag den Fall vielleicht als etwas konstruiert empfinden, das freundliche Geplänkel zwischen den beiden großen Dichtern ist jedoch jede Leseminute wert, die man diesem Roman widmet.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Lieblich

Tödlicher Bienenstich (Ein Pippa-Bolle-Krimi 7)
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Pippa Bolle bekommt das Angebot für den Imker Thilo Schwange, das Haus zu hüten. Eigentlich soll sie dabei seine Freundin Kati im Auge behalten, um die Thilo sich sorgt. Und so reist Pippa nach Lieblich ...

Pippa Bolle bekommt das Angebot für den Imker Thilo Schwange, das Haus zu hüten. Eigentlich soll sie dabei seine Freundin Kati im Auge behalten, um die Thilo sich sorgt. Und so reist Pippa nach Lieblich ins schöne Rheingau. Doch so lieblich wie der Name klingt, ganz so lieblich geht es in Lieblich nicht zu. Im Gegenteil, zwei Parteien stehen sich beinahe verfeindet gegenüber. Die Einen wollen, dass die wunderbare Natur erhalten wird, die anderen wollen, dass der Fortschritt und damit auch das Geld Einzug halten in dem schönen kleinen Ort. Ob die dafür nötigen Versuchsfelder für den Weinanbau und alle weiteren Investitionen allerdings dazu beitragen würden, das Ortsbild zu verschönern, mag dahingestellt sein.

Ein Wiederlesen mit Pippa Bolle in ihrem siebten Auftritt. Mal wieder zieht es die Berlinerin in die Welt. Auch wenn es diesmal nicht ganz so weit in die Ferne geht, hat sie sich doch ein schönes Plätzchen ausgesucht. Eines der kleinsten Weinbaugebiete Deutschlands, aber vielleicht deshalb ein Kleinod. Doch Pippa wäre nicht Pippa, wenn sie nicht bald einem Rätsel auf die Spur käme. Vor nicht allzu langer Zeit ist einer der ersten Bürger des Ortes verstorben, auf einer Parkbank ist er erfroren. Auf dieser Parkbank haben ihn viele gesehen, doch keiner war zugegen als es passierte.

Fast nur Gutes gibt es von Pippa Bolle zu berichten. Mit ihrer quirligen, freundlich-intelligenten Art begeistert sie und sie steht für entspannte spannende Lesestunden. Da liegt es eher am Leser, wenn diesem mal ein Setting mehr liegt als ein anderes. Vielleicht reist der Leser lieber ins Ausland oder er ist einer Whiskey-Geschichte eher zugeneigt als einer des Weines. Pippa aber bleibt Pippa, eine tolle Erfindung der Frau Auerbach, deren Aufträge zum Haus einhüten regelmäßig Überraschungen und packende Ereignisse bieten. Ihre Gewitztheit und ihr sympathisches Wesen lassen jede Begegnung zu einer Freude werden.