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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2018

Genial im Duett

Durch Nacht und Wind (Goethe und Schiller ermitteln)
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„Mag die Nachwelt uns verdammen - jedoch hätten wir erneut die Wahl, wir würden ein 2tes Mal genauso handeln.“ Ein kryptischer Satz, mit dem Friedrich Schiller sein Vorwort zu seiner im Jahr 1799 verfassten ...

„Mag die Nachwelt uns verdammen - jedoch hätten wir erneut die Wahl, wir würden ein 2tes Mal genauso handeln.“ Ein kryptischer Satz, mit dem Friedrich Schiller sein Vorwort zu seiner im Jahr 1799 verfassten Niederschrift beendet! Was mag wohl dahinter stecken?
Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe wird beauftragt, den äußerst mysteriösen Mord an Großherzog N., der sich mit seiner Familie im Schloss Belvedere nahe Weimar aufhält, zu klären. Sein Freund Schiller, der später die Ereignisse aufzeichnet, begleitet und unterstützt ihn bei den Nachforschungen. Dabei scheint ein kostbarer, jedoch mit einem schrecklichen Fluch beladener Ring eine entscheidende Rolle zu spielen.
In nostalgischer Aufmachung präsentiert sich Stefan Lehnbergs Buch über „die criminalistischen Werke des Johann Wolfgang von Goethe“ ; das Cover zeigt die Silhouetten des Ermittler-Duos, und der Titel ist in alter Frakturschrift wiedergegeben. Einen kleinen Touch Altertümlichkeit verleiht Lehnberg auch seinem Stil: In seinen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil mischt er eine Andeutung an historische Schreibweise. Humorvoll-ironisch nähert sich Lehnberg den großen Literaten, holt sie von ihrem Dichterpodest und stellt sie mit ihren menschlichen Vorzügen und Schwächen dar. Schillers Kommentare, die kleinen Sticheleien und Zwistigkeiten zwischen den Poeten sowie die bunte Mixtur aus historischen und fiktiven Personen beleben den Kriminalfall und machen ihn „anders“. Und wer schon immer einmal wissen wollte, woher Goethes Roman „Hermann und Dorothea“ seinen Namen hat, erhält hier eine Erklärung.
Ein wirklich sehr unterhaltsames Büchlein!

Veröffentlicht am 31.03.2018

Wenn der Schiller mit dem Goethe...

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)
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Wieder einmal wandeln zwei berühmte Literaten auf fremden Pfaden: Geheimrat von Goethe und sein Freund Hofrat Schiller ermitteln in einem äußerst delikaten Fall in Goethes Geburtsstadt Frankfurt. Jemand ...

Wieder einmal wandeln zwei berühmte Literaten auf fremden Pfaden: Geheimrat von Goethe und sein Freund Hofrat Schiller ermitteln in einem äußerst delikaten Fall in Goethes Geburtsstadt Frankfurt. Jemand scheint ein großes Interesse an einem Krieg zwischen der Stadt und Frankreich zu haben; denn er provoziert Bonaparte auf vielerlei Art. Der Stadtrat jedoch will eine kriegerische Auseinandersetzung auf jeden Fall verhindern - mit Goethes Hilfe. Und so geraten die zwei Poeten, die eigentlich nur Goethes Mutter besuchen wollten, unversehens mitten hinein in ein turbulentes Abenteuer - und mehr als einmal in Lebensgefahr.
Goethe als studierter Advokat und Schiller als ehemaliger Militärarzt ergänzen sich bestens als Ermittlerteam. Erfindungsreich, aber manchmal auch tollkühn, stürzen sie sich in das Unternehmen, die Stadt Frankfurt vor einer drohenden Belagerung Napoleons zu bewahren.
Wie bereits im ersten Teil seiner Goethe-Schiller-Krimis mischt Lehnberg mit größtem Vergnügen geschichtliche Fakten und Fiktion, historische Personen und Fantasiefiguren. Er lässt das „Franckfurth“ zu Beginn des 19. Jahrhunderts auferstehen und sorgt für Lokalkolorit, mit der unvollendeten Paulskirche, dem Carambolspiel (eine Art Billard mit nur drei Kugeln in rot, weiß und gelb) in der Taverne „Zum schwarzen Eber“ oder einer wilden Verfolgungsjagd durch die alten Gassen.
Augenzwinkernd gibt der Autor menschliche Schwächen der Dichter preis; das Geplänkel der beiden Großen untereinander und Schillers spitze Bemerkungen über Goethes Amouren geben dem Roman zusätzlich Würze. Flott geschrieben und - so finde ich - spannender als im ersten Band entrollt sich der Plot, immer wieder ironisch untermalt von kleinen Indiskretionen und Respektlosigkeiten. Eine sehr amüsante Freizeitlektüre!

Veröffentlicht am 31.03.2018

"Da. So seid ihr."

Leere Herzen
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Ein Blick in die nahe Zukunft: 2025 ist der Pegida-Slogan „Merkel muss weg“ Wirklichkeit geworden, und die rechte Besorgte Bürger Bewegung stellt mit Regula Freyer als Kanzlerin die Regierungspartei. ...


Ein Blick in die nahe Zukunft: 2025 ist der Pegida-Slogan „Merkel muss weg“ Wirklichkeit geworden, und die rechte Besorgte Bürger Bewegung stellt mit Regula Freyer als Kanzlerin die Regierungspartei. Eher gleichgültig betrachten die meisten Menschen die „Effizienzpakete“ der Regierung, die nach und nach die Grundrechte abschaffen sollen.
In diesem düsteren Szenario lebt Britta Söldner mit Ehemann Richard und Tochter Vera komfortabel im eigenen Haus in der Braunschweiger Gegend. Während Richards Unternehmen nicht recht floriert, ist Britta sehr erfolgreich mit ihrem Projekt „Brücke“, das sie gemeinsam mit Babak Hamwi leitet. Offiziell als Heilpraxis für Psychotherapie deklariert, verbirgt sich dahinter jedoch wesentlich mehr als „Life-Coaching, Self-Managing, Ego-Polishing“; Britta betreibt auch ein lukratives Geschäft mit dem Tod - bis ihr eines Tages gefährliche Konkurrenz in die Quere kommt.
In schlichtem Schreibstil schildert die Autorin Brittas Alltagsleben und ihren Kampf gemeinsam mit Babak um das Fortbestehen ihrer Firma. Es ist ein durchaus spannender Krimi zu verfolgen, in welche Intrigen sie gerät, inwieweit ihre Familie mit hineingezogen wird. Juli Zehs Kritik und moralische Belehrungen (so angebracht sie sein mögen) sind allerdings nicht sehr geschickt verpackt. Zynisch wirkt es, wie die Autorin die Bevölkerung beurteilt: ich-bezogen, gleichgültig dem Leid anderer gegenüber, politisch passiv.
„Full hands, empty hearts“ heißt daher nicht nur ein erfolgreicher Hit des Jahres 2025, sondern ist zugleich eine passende Bezeichnung für Brittas Mitmenschen, und vor allem für sie selbst. Oder sind es nicht eigentlich wir Leser, denen Juli Zeh den Spiegel vorhalten will? Nicht umsonst beginnt sie ihren Roman mit einem Statement: „Da. So seid ihr.“

Veröffentlicht am 25.02.2018

Max Wolfes dritter Fall

Wer Furcht sät
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Gerechtigkeit oder Rache? Dieses Thema steht im Mittelpunkt des dritten Teils der Krimiserie um Detective Constable Max Wolfe. Der Leser begleitet den sympathischen Ermittler Max und sein Team auf der ...


Gerechtigkeit oder Rache? Dieses Thema steht im Mittelpunkt des dritten Teils der Krimiserie um Detective Constable Max Wolfe. Der Leser begleitet den sympathischen Ermittler Max und sein Team auf der Suche nach einer Gruppe von Männern, die ehemalige Straftäter tötet. Während er sich mit Hilfe von Sachverständigen bemüht, den Tatort aufzuspüren und dem Treiben der Unbekannten ein Ende zu bereiten, verfolgt ihn stets deren Slogan „#führtsiewiederein“ in den sozialen Kanälen des Internets. Und schnell genug gerät er persönlich in das Visier der Gesuchten und in Todesgefahr.
Tony Parsons´ Schreibstil liest sich ohne Mühe und angenehm flüssig. Seine Kriminalromane sind stets gut durchdacht und außerordentlich spannend geschrieben. Wer den Schriftsteller kennt, weiß, dass er sich nicht allein auf die Ermittlung in einem Kriminalfall beschränkt. Er versteht es großartig, aktuelle, soziale Themen in seine Romane einzuflechten. „Wer Furcht sät“ behandelt auf kontroverse Art den Ruf in der Öffentlichkeit nach härteren Strafen, gar der Wiedereinführung der Todesstrafe. Max erfährt selbst die Grenzen der Gesetze und ist nicht der einzige, der sich fragt, wie angemessen die jeweilige Strafe für Gewalttäter ist. Authentisch geschilderte Charaktere regen den Leser zum Nachdenken an: fordern harte Strafen Gerechtigkeit oder Rache?
Ebenso bildhaft schildert der Autor ein historisches, eigentlich unzugängliches London. Wer ist sich schon bewusst, wieviele Überbleibsel aus alten Zeiten unterhalb der Straßen und Gebäude der modernen Stadt liegen? Wolfe beeindruckt mit viel stadtgeschichtlicher Kenntnis und führt seine Leser an vergessene unterirdische Orte, verlassene U-Bahnstationen und Reste ehemaliger Strafzellen und Hinrichtungsstätten. Ebenso erhält das „Black Museum“, das die Polizeiarbeit dokumentiert, wieder seinen Platz in Wolfes Recherchearbeit.
Eine bemerkenswert geistreiche und anregende Lektüre: auch Parsons dritten Roman um DC Max Wolfe kann ich wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 24.02.2018

Liebenswert und einfallsreich

Ziemlich beste Schwestern – Quatsch mit Soße (Ziemlich beste Schwestern 1)
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Ob sie Mäuse als Untermieter in ihr Puppenhaus einquartieren oder gar mit Cousin Mats einen Gartenteich für ein Babynilpferd ausbuddeln - Mimi und Flo stecken voller originelle oder gar verrückte Einfälle. ...

Ob sie Mäuse als Untermieter in ihr Puppenhaus einquartieren oder gar mit Cousin Mats einen Gartenteich für ein Babynilpferd ausbuddeln - Mimi und Flo stecken voller originelle oder gar verrückte Einfälle. Da brauchen die Eltern der beiden 7 und 5 Jahre alten Mädchen schon eine gehörige Portion Verständnis und Humor!
In kleinen abgeschlossenen Geschichten, die sich wegen ihrer Kürze gut zum Vorlesen vor dem Zubettgehen eignen, stellt Sarah Welk ihren jungen Lesern die einfallsreichen Schwestern Mimi und Florentine vor. Sie lässt die siebenjährige Mimi selbst zu Wort kommen und ihre Sicht der Dinge schildern, die sich in der Familie im Haus am Brückenweg zutragen. Natürlich geht es nicht immer friedlich zu bei den Geschwistern, doch wenn eine von ihnen eine spannende Idee hat, sind beide mit Eifer dabei, sie spontan in die Tat umzusetzen. Was dabei herauskommt, erzählt die Autorin in klaren, deutlichen Sätzen und altersgerechter Sprache, augenzwinkernd und mit viel Empathie für die Kinder.
Mimis und Flos „Abenteuer“ sind in einer großen klaren Schrift gedruckt, von der besonders Estleser profitieren.
Zahlreiche liebevolle, teils ganzseitige Bilder ergänzen den Text und vervollständigen das Buch auf farbig-fröhliche Weise. Die englische Kinderbuchillustratorin Sharon Harmer übernimmt dabei den liebevollen, humorigen Stil der Autorin in ihre Zeichnungen. Mein Fazit: ein lustiges, lesenswertes, nicht allzu braves Buch zum Vor- und Selberlesen ab 7 Jahren