Liebe über den Tod hinaus
Federica Pascali, eine junge Frau aus dem Piemont, lebt seit dem frühen Tod ihrer Eltern allein in ihrem Elternhaus. Geldsorgen hat sie keine, jedoch trägt sie eine tiefe Traurigkeit in sich und zieht ...
Federica Pascali, eine junge Frau aus dem Piemont, lebt seit dem frühen Tod ihrer Eltern allein in ihrem Elternhaus. Geldsorgen hat sie keine, jedoch trägt sie eine tiefe Traurigkeit in sich und zieht sich oft in die Einsamkeit zurück. Ihre einzige Freundin ist die ältere mütterliche Maria. Als sie wiederholt einen exotisch aussehenden Mann erblickt, den außer ihr niemand sehen kann, zweifelt sie an ihrem Verstand. Außerdem plagen sie fürchterliche Alpträume. Maria rät ihr zu einer Therapie, und die Therapeutin bringt sie zu einer alten Frau mitten in den Bergen, die sich als weise entpuppt und ihr Erkenntnis bringt.
Leider hat die Geschichte überhaupt nicht meinen Erwartungen entsprochen. Der erhoffte Wechsel auf eine andere Zeitebene fand nur einmal statt, das Kapitel ist zwar lang und war auch recht spannend, die darauf basierende Hauptgeschichte zeigte aber ziemliche Längen, was in einem so kompakten nur etwa 200 Seiten umfassenden Text schon recht erstaunlich anmutet. Federica blieb mir fremd, sie ist hochgradig labil, depressiv, völlig unfähig ihr Leben zu meistern, beziehungsunfähig, leidenschaftslos und auch nicht willens auch nur etwas Lebenslust zu empfinden. Die vorherrschenden Vokabeln, die mit ihr verwendet werden, wie etwa hervorlugen, Furcht, beben, etc zeigen ihre Verunsicherung und Passivität. Wenn sie aktiv wird, dann nur durch das Drängen Marias oder der Therapeutin.
Gut fand ich das informative Vorwort der Autorin zu den Sarazenen. Da hätte ich mir dann auch viel mehr geschichtliche Bezüge im Haupttext gewünscht. Der Schreibstil ist ungewöhnlich, wenn auch gut zu lesen. Manchmal sind mir die Sätze zu kurz und abgehackt erschienen. Die Geschichte ist kompakt und wenig anspruchsvoll, sie liest sich in einem Rutsch durch und birgt wenig Handlung. Die Verzweiflung Federicas kommt sehr überzeugend rüber, aber wie erwähnt war das dann mehr oder minder ein Dauerzustand, was leider auch irgendwann anstrengend wird. Von den Charakteren fand ich Maria mit ihrer mütterlichen Art, ihrem Pragmatismus und ihrer ganzen Lebensart am Sympathischsten. Sie ist empathisch, humorvoll, kümmert sich um Federica, ist aufbrausend und leidenschaftlich und lebt ihr Leben. Sofian, der titelgebende Sarazene, ist ein interessanter Charakter, über den ich gerne mehr erfahren hätte. Auch die Unterschiede in Kultur, Religion und Lebensart der beiden und wie sie sich aneinander annähern hätte man besser herausarbeiten können. Stattdessen verloren sich die Beschreibungen in der Vergangenheit zu sehr im Alltäglichen und wiederholten sich dann auch. Mir persönlich driftete das Ganze dann zu sehr ins Esoterische ab, Themen wie Wiedergeburt, zwei Seelen nach dem Tod vereint etc sind zwar interessant, um das überzeugend zu behandeln war dieser Roman aber zu oberflächlich.
Fazit: Leider nicht so ganz mein Fall. Wohlwollend betrachtet könnte man sagen, dass Federicas tiefe Sehnsucht schließlich ihre Erfüllung findet und dass zwei Seelen bis weit über den Tod hinaus wieder miteinander vereint sind. Wer sich gerne in solch romantischen Tagträumen verliert, wird sich hierauf sicherlich besser einlassen können. Wer einen fundiert recherchierten historischen Roman auf zwei Zeitebenen erwartet, wird jedoch bitter enttäuscht. Einige gute Szenen und Charaktere sind durchaus vorhanden, und die Kompaktheit der Geschichte macht es einem leicht durchzuhalten. Mich hat es leider nicht überzeugt.