Die Stille meiner Worte von Ava Reed
Inhaltsangabe/Klappentext:
Hannah hat ihre Worte verloren. In der Nacht, als ihre Zwillingsschwester Izzy ums Leben kam. Wer soll nun ihre Gedanken weiterdenken, ihre Sätze beenden und ihr Lachen vervollständigen? Niemand kann das. Egal, was Hannahs Eltern versuchen, sie schweigt.
Um Izzy nicht loslassen zu müssen, schreibt sie ihr Briefe. Schreibt und verbrennt sie. Immer wieder.
Hannah kann der Stille ihrer Worte nicht entkommen. Bis sie Levi trifft, der mit aller Macht versucht herauszufinden, wer sie wirklich ist …
Meine Meinung:
Für mich war „Die Stille meiner Worte“ von Ava Reed das erste Buch welches ich von der Autorin gelesen habe und ich muss sagen meine Erwartungen wurden übertroffen. Mehr noch, für mich war es das beste Buch das ich (bisher) in diesem Jahr gelesen habe.
Was mich beim Lesen bewegt hat ist kaum in Worte zu fassen, denn diese Stille die von Hannah ausgegangen ist, ist bei mir angekommen. Selten hat mich ein Buch so berührt, so mitgenommen und so gefesselt. Hannah hat mich von der ersten Sekunde an mit ihrer Traurigkeit erreicht und obwohl ich nicht wusste was überhaupt passiert ist habe ich mit ihr gefühlt und mit ihr gelitten. Die Briefe die sie an ihre tote Schwester geschrieben hat waren herzzerreißend und man wusste von Anfang an das etwas wirklich schlimmes passiert sein musste – Hannah kann seither nicht mehr sprechen und es ist als wäre sie mit ihrer Schwester in eine andere Welt gegangen. Nicht leicht, nicht für Hannah, aber auch nicht für ihre Eltern. Ich fühlte mit Hannahs Eltern genauso mit wie mit dem Mädchen das seine Zwillingsschwester verloren hat. Ein Kind zu verlieren ist nicht leicht, aber das lebende Kind in dieser Traurigkeit und Stille zu sehen, die Angst es auch verlieren zu können muss schlimm sein. Man spürt wie die Eltern die Situation belastet und die Tatsache das sie Hannah nicht helfen können, nicht mit ihr reden können ist echt schlimm. Mir war klar das sie Angst hatten und als sie merkten das sie gar nicht mehr an sie ran kommen melden sie Hannah in einer anderen Schule an, einer Schule in der sie auch psychologische Behandlung bekommt, einer Schule in der andere Jugendliche sind die ebenso ihr Päckchen zu tragen haben. Sie hoffen das man ihr dort helfen kann den Weg ins Leben zurück zu finden. In Hannahs Gedankenwelt herrscht nun komplettes Chaos, man spürt das sie nicht weg will, man spürt das sie meint sie wird abgeschoben, für sie fühlt es sich an als würden die Eltern sie nicht mehr wollen. Es ist für sie nicht leicht, aber sie muss die vertraute Wohnung, die vertraute Umgebung verlassen aber sie nimmt etwas mit das sie auf keinem Fall alleine zurücklassen kann und das sie für sich braucht, aber von dem sie auch weiß das es in Izzys Sinne wäre. Hannah packt "Mo" ein, die Katze ihrer verstorbenen Schwester. Bevor die Schule beginnt geht es für die „Neuen“ erst einmal in eine Art Feriencamp wo sich alle besser kennenlernen sollen und in dem es auch Gesprächsrunden gibt. Mit dabei ist auch Levi – Levi der an einem Punkt in seinem Leben ist wo er die Schule verlassen kann, aber der nicht weiß wie es in seinem Leben weitergehen soll. Levi hat mir, genau wie Hannah, vom ersten Moment an gefallen. Er hat eine ruhige und besonnene Art an sich, aber er steckt auch voller Ängste. Er ist einfühlsam und ich weiß sofort das er es schaffen wird und Hannah erreichen wird. Man spürt schon bald das die beiden sich zueinander hingezogen fühlen, aber wer nun denkt das eigentliche Thema würde in den Hintergrund treten und eine Romanze würde sich anbahnen hat falsch gedacht. Für mich war das eine gute Entscheidung, denn es hätte nicht gepasst, zumindest nicht in dem Moment und in dieser Zeit.
Dazwischen immer wieder die Briefe die Hannah an ihre tote Schwester schreibt, Briefe die einen Einblick in ihr Seelenleben geben, Briefe die ungemein berühren und die nach dem Schreiben immer wieder verbrannt werden damit sie zur Schwester gelangen können.
Mich hat das Buch sehr bewegt und mitgenommen, ich hatte viele Fragezeichen im Kopf welche sich am Ende aber alle aufgelöst haben. Der Schreibstil war grandios und führte dazu das ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen konnte.
Besonders gut gefallen hat mir das Hannah sich langsam in dem Camp eingelebt hat und erkannt hat das sie nicht die einzige ist denen im Leben was genommen wurde. Das Schicksal war auch zu ihren Mitbewohnern grausam, jeder schleppte Ballast mit rum und auch wenn Hannah nicht reden konnte, man spürte das sie das alles nicht kalt gelassen hat, aber auch das sie auf ihre Art und Weise neue Kontakte knüpfte. Sie brauchte nicht zu reden um zu trösten oder den anderen spüren zu lassen das sie da ist, sie öffnete sich im Laufe der Zeit immer mehr – nur halt auf andere Art und Weise.
Berührt hat mich in dem Buch auch ein vierbeiniger Charakter – Izzys Katze Mo die Hannah einfach in ihren Rucksack gepackt hat und mitgenommen hat. Die Katze war für sie wichtig, sie konnte sie nicht alleine zurücklassen, aber sie selbst brauchte sie auch um sich herum. Man merkte das auch die Katze Izzy vermisste, aber auch das sie sich als eine Art Verbindungsglied gesehen hat und intuitiv wusste sie das sie Hannah nicht alleine lassen konnte. Sie wusste das Hannah sie brauchen würde und hat sie mehr oder weniger darauf hingestupst das sie mit muss. Mo ging also als blinder Passagier mit und er war half damit nicht nur Hannah, sondern auch einigen anderen. Er war für alle da und intuitiv wusste der Vierbeiner wo er gerade gebraucht wurde.
Ein sehr emotionales Buch, voller bewegender, trauriger, aber auch schöner Momente. Keine leichte Kost, aber ein Buch bei dem die Gefühle auf wundersame Art und Weise transportiert wurden und bei dem die Stille angekommen ist. Es ist schwer zu beschreiben was mir beim Lesen durch den Kopf gegangen ist, selten konnte ich so in ein Buch eintauchen, alle Geräusche um mich rum auch das Ende ausblenden und einfach nur diese Traurigkeit und Stille empfinden. Besonders gelungen fand ich auch das Ende des Buches, für mich war der Schluss mega und genau richtig. Man kann das Buch mit den Jahreszeiten vergleichen – in Hannahs Gefühlswelt war eisiger Winter, alles dunkel, still und leise. Allmählich zieht der Frühling ein, es wird immer heller, es wird grüner und man hört die Vögel jeden Tag ein bissel mehr piepen................
Fazit:
Mich hat dieses Buch vom ersten Moment an gefangen genommen. Die Stille und Traurigkeit ist bei mir angekommen, ich habe diese schwere Zeit mit Hannah durchlitten und war ganz nah bei ihr.
Für mich war „Die Stille meiner Worte“ eine ganz besondere Geschichte und das beste Buch das ich in diesem Jahr gelesen habe.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und fünf Sterne plus.