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Veröffentlicht am 06.04.2018

Wenn die Fassade bröckelt

Kleine Feuer überall
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Auf „Kleine Feuer überall“ von Celeste Ng war ich sehr gespannt, da ich es in der englischen Originalausgabe schon häufig auf Instagram gesehen hatte.
Der Klappentext gibt nicht sonderlich viel preis, ...

Auf „Kleine Feuer überall“ von Celeste Ng war ich sehr gespannt, da ich es in der englischen Originalausgabe schon häufig auf Instagram gesehen hatte.
Der Klappentext gibt nicht sonderlich viel preis, so dass man zunächst nicht genau weiß, was für eine Geschichte einen erwartet.

Celeste Ngs Erzählweise ist gemächlich und unaufgeregt. Es dauerte ungefähr 50 Seiten, bis ich richtig in die Geschichte eingetaucht bin.
Interessant ist, dass das Buch quasi mit dem Ende beginnt. Das Haus der Familie Richardson steht in Flammen. Verdächtigt wird die jüngste Tochter Izzy.
Im nächste Kapitel springt die Handlung mehrere Monate zurück und erzählt welche Ereignisse zu diesem Amoklauf geführt haben.

Schauplatz ist das kleine Örtchen Shaker Heights, eine Vorzeigestadt. Die Bewohner sind überwiegend wohlhabend und stolz auf ihre perfekten Berufe, Häuser, Weltanschauungen...
Als die alleinerziehende Mutter Mia mit ihrer Tochter Pearl nach Shaker Heights zieht, beginnt es langsam unter der Oberfläche zu brodeln. Die Fotografin blickt hinter die Fassaden und ihr Sinn für Gerechtigkeit ist nicht unbedingt gleich mit dem der alteingesessenen Bewohner.

Wie schon eingangs erwähnt, ist dies ein ruhiges Buch. Wer also Spannung und sich überschlagende Ereignisse erwartet, wird hier nicht auf seine Kosten kommen. Dennoch ist „Kleine Feuer überall“ sehr lesenswert. Ich mochte die Grundmessage des Romans, dass man manchmal einfach alles hinter sich lassen muss um einen Neuanfang zu wagen.

Mia und Pearl sind bodenständige Personen, die es einem sehr einfach machen, sie zu mögen. Bei den erfolgsverwöhnten Richardsons dauert es ein wenig länger, bis man mit den Charakteren warm wird. Die Kinder im Teenageralter sind im Grunde alle drei gute Menschen, ach wenn sie stark von ihren Eltern geprägt wurden. Nun sind sie in einem Alter, in dem sie eigene Moralvorstellungen entwickeln und das Handeln ihrer Mitmenschen hinterfragen.

Interessant fand ich, dass sich die Autorin dazu entschlossen hat, Mia einfach bei ihrem Vornamen zu nennen, während Elena Richardson ganz formal als Mrs Richardson bezeichnet wurde. Ich denke, dass hier nochmals auf die soziale Herkunft und die unterschiedliche Stellung in der Gesellschaft hingewiesen werden sollte.

Abstammung, Herkunft, gesellschaftliche Stellung – dies sind die zentralen Themen dieses Romans und auch wenn sich die wohlhabenden Familien von Shaker Heights damit rühmen alle Menschen gleich zu sehen, so wird im Verlauf der Geschichte klar, dass dem eben nicht so ist. Die Autorin spricht hier wichtige Themen an, die heute aktueller sind denn je.

Alles in allem ein wirklich lesenswerter, ernster Roman.

Veröffentlicht am 21.03.2018

Die Macht von Feuer und Eis

Fire & Frost, Band 1: Vom Eis berührt
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Bei der optischen Gestaltung von „Fire & Frost“ hat der Ravensburger Verlag ganze Arbeit geleistet. Vermutlich handelt es sich hier um das hübscheste Buch, das ich dieses Jahr bisher gelesen habe. Die ...

Bei der optischen Gestaltung von „Fire & Frost“ hat der Ravensburger Verlag ganze Arbeit geleistet. Vermutlich handelt es sich hier um das hübscheste Buch, das ich dieses Jahr bisher gelesen habe. Die Graphik auf dem Cover passt wunderbar zur Handlung und ermöglicht ein klares Bild der Protagonistin Ruby.

Die Geschichte selbst spielt in einer nicht näher definierten, dem Mittelalter ähnlichen Zeit. Die Leute leben in überwiegend ärmlichen Verhältnissen. Einzelne wurden mit bestimmten Gaben geboren, die ihnen ermöglichen, große Kälte oder Hitze zu erzeugen und dies auch als Waffe einsetzen können. Über das Land herrscht ein skrupelloser König. Hier kommt die 17-jährige Ruby ins Spiel. Sie wird eines Tages akquiriert einen Anschlag auf den König zu verüben und die Bevölkerung von seinem Regime zu erlösen.

Nach dem mir das Cover so gut gefallen hat, hatte ich ziemlich hohe Erwartungen an „Fire & Frost“ und wollte es genauso sehr mögen. Im ersten Drittel hatte ich das Gefühl, dass das Buch diesen Anspruch nicht erfüllen kann. Ich fand den Schreibstil zwar sehr angenehm und bildhaft und mochte den verbalen Schlagabtausch zwischen Ruby und ihrem Lehrer Arcus, aber es dauerte doch eine Zeit, bis ich richtig in die Geschichte hinein kam. Als Ruby in den Palast gebracht und an Arenakämpfen teilnimmt, ging die Spannungskurve steil nach oben und für die zweite Hälfte würde ich sogar 5 Sterne vergeben.

Ich fand die Mythen und Prophezeiungen die über Fire- und Frostbloods kursieren sehr fesselnd und es war interessant zu sehen, wie Rubys Kräfte stärker wurden.

„Fire & Frost“ ist der Auftakt zu einer Trilogie. Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass Teil 1 mit keinem zu großen Cliffhanger endet. Die Handlung aus dem Buch erreicht einen Höhepunkt und wird mehr oder weniger abgeschlossen, so dass Ruby im nächsten Band zu einem neuen Abenteuer aufbrechen kann.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Fesselnd

Fanatisch
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Das Cover von Patricia Schröders Jugendthriller „Fanatisch“ fand ich zunächst nicht sehr ansprechend, da es mit seinen großen Lettern ziemlich plakativ und simpel gehalten ist. Auch der pastellfarbene ...

Das Cover von Patricia Schröders Jugendthriller „Fanatisch“ fand ich zunächst nicht sehr ansprechend, da es mit seinen großen Lettern ziemlich plakativ und simpel gehalten ist. Auch der pastellfarbene Untergrund scheint nicht so ganz zum Genre zu passen. Auf den zweiten Blick erkennt man jedoch, dass das „T“ in „Fanatisch“ durch ein Kreuz ersetzt wurde und dies wiederum spiegelt perfekt die Thematik des Romans wieder.

Erzählt wird überwiegend in der Ich-Form aus Sicht der 17-jährigen Nara, die aus heiterem Himmel Drohbriefe erhält und kurz darauf in eine Falle gelockt und für 6 Tage gefangen gehalten wird. Für ihre 17 Jahre ist Nara sehr intelligent und tough. Sie lässt sich so schnell nicht unterkriegen und auch wenn sie zum Schein auf die Forderungen ihrer Peiniger eingeht um ihre Familie zu schützen, so arbeitet sie doch mit Hochtouren daran, hinter die Motive des Täters zu kommen. Schnell wird klar, dass es sich um einen Fanatiker handelt, der unter dem Deckmantel der Religion seinen Hass auf Muslime auslebt.

„Fanatisch“ ist für die Zielgruppe ab 14 gedacht, ist aber für Erwachsene genauso spannend zu lesen. Ab etwa der Mitte der Geschichte hatte ich einen Verdacht, wer hinter all dem steckt, der Autorin gelang es jedoch gekonnt, den Täter bis kurz vor Schluss gesichtslos zu halten, so dass ich am Ende überrascht war, obwohl ich genau diese Person im Blick hatte.

„Fanatisch“ dient nicht allein dem Unterhaltungszweck, sonder es klärt über ein Thema auf, welches leider heutzutage brisanter ist denn je.
Deswegen finde ich es gut, dass dieses Buch für eine jüngere Zielgruppe gedacht ist um auch hier zu sensibilisieren, dass es keine Rolle spielt, wo man herkommt und welcher Religion man angehört, wir sind alle Menschen, die auf dem selben Planeten leben und Gewalt und Terror kann und darf niemals die Antwort auf unsere Probleme sein.

Veröffentlicht am 27.01.2018

Unheimliches Szenario

Woman in Cabin 10
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In ihrem zweiten Thriller „Woman in cabin 10“ spielt Ruth Ware gekonnt mit den Ängsten ihrer Leser.
Gleich zum Auftakt wird Journalistin Laura „Lo“ Blacklock in ihrer eigene Wohnung überfallen Aufzuwachen ...

In ihrem zweiten Thriller „Woman in cabin 10“ spielt Ruth Ware gekonnt mit den Ängsten ihrer Leser.
Gleich zum Auftakt wird Journalistin Laura „Lo“ Blacklock in ihrer eigene Wohnung überfallen Aufzuwachen und festzustellen, dass sich jemand Fremdes Zugang zu einem vermeintlich sicheren zu Hause verschafft hat, das ist wahrhaftig eine gruselige Vorstellung.

Für Lo, die seit ihrer Teenagerzeit an Panikattacken leidet, ist es besonders schwer, diese Situation zu bewältigen. Deswegen kommt es ihr genau recht, dass sie zur Recherche für ihren nächsten Artikel eine Luxuskreuzfahrt machen darf.
Doch schon am ersten Abend wird sie Zeugin, wie eine Leiche über Bord geworfen wird.
Zumindest glaubt sie dies, denn es gibt keinerlei Spuren von einem Verbrechen. Tatsächlich wird noch nicht einmal jemand vermisst.
Lo hatte dem Alkohol ordentlich zugesprochen – kann sie sich wirklich auf das verlassen, was sie gesehen hat?

Ruth Ware schafft eine durchgängig unheimliche Atmosphäre. Der Gedanke mit einem Mörder auf hoher See gefangen zu sein weckt Beklemmungen in mir.

Gerade deswegen zog mich dieser Plot komplett in seinen Bann. Ich konnte nicht aufhören zu lesen und wollte unbedingt wissen, was es mit diesem vermeintlichen Todesfall auf sich hat. Alles erschien mir mehr als mysteriös, der Einbruch bei Lo, das ausgefallene Handynetz... und ich versuchte eine Verbindung herzustellen.

Die zentrale Hauptfigur ist Lo. Ich konnte ihr Verhalten zwar nicht immer ganz nachvollziehen (wäre es nicht besser, sich unauffällig zu verhalten, als einen Mörder auf sich aufmerksam zu machen?), gleichzeitig mochte ich genau diese Beharrlichkeit und ihren Sinn für Gerechtigkeit.

Das Finale des Thrillers ist temporeich und lies mich mitfiebern.
Am Ende sind zwar nicht alle Fragen komplett ausgeräumt, aber dafür ist mein Bücherregal um ein weiteres spannendes Buch reicher.

Veröffentlicht am 07.01.2018

Ekelerregend und spannend

Wolfswut
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Andreas Gößling lässt gleich zum Auftakt seines Thrillers „Wolfswut“ eine Bombe platzen.
Bei der Durchsicht des Nachlasses ihres geliebten Vaters stößt Lotte auf eine Lagerhalle, in der sich Fässer mit ...

Andreas Gößling lässt gleich zum Auftakt seines Thrillers „Wolfswut“ eine Bombe platzen.
Bei der Durchsicht des Nachlasses ihres geliebten Vaters stößt Lotte auf eine Lagerhalle, in der sich Fässer mit grauenhaftem Inhalt befinden – menschliche Körperteile.
Das Polizeiteam um Kommissarin Kira Hallstein nimmt die Ermittlungen auf und stößt auf unfassbare Abgründe.
Der bei allen beliebten und geschätzte Alex Soltau muss ein heimliches Doppelleben geführt haben.

Die Grundlage für diesen Thriller ist eine wahre Begebenheit, was den Grusel beim Lesen noch verstärkt.
Andreas Gößling nimmt kein Blatt vor den Mund und schildert die Vorgehensweise des Täters in allen Einzelheiten bis an die Grenze des Erträglichen. Persönlich war es mir an manchen Stellen zu viel und ich musste teilweise das Lesen unterbrechen um Abstand zu diesem Grauen zu bekommen. Ich kam nicht umhin, mir die unfassbaren Schmerzen der Opfer vorzustellen und wenn sich vor Augen hält, dass es solche Menschen wirklich gibt, dann kann einem nur schlecht werden.

Was die Hauptcharaktere betrifft war mein Favorit Max. Der etwas tollpatschige, von Bayern nach Berlin versetzte Polizist konnte mit seiner durchdachten Arbeitsweise und Empathie bei mir punkten.

Hauptkommissarin Kira Hallstein war mir persönlich zu sterotyp. Eine Polizistin die ein Jugendtrauma nicht verwunden hat und mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen hat – das findet man heutzutage in jedem zweiten Krimi.

Unnötig auch die Giftpfeile die in Richtung Vegetarier und Nissan Micra Fahrer geschossen wurden (P. S. an Herrn Gößling – die Höchstgeschwindigkeit meines Micras liegt deutlich über 130 km/h...).

Positiv hervorheben möchte ich in jedem Fall den Spannungsbogen. Dem Autor gelang es, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Niemals wurde es langweilig, nur ein winziges Puzzleteil schien zur Auflösung des Falls zu fehlen und ich brannte darauf, mit jedem Kapitel mehr zu erfahren. Hinzu kamen Vermutungen, Verdächtigungen und Misstrauen gegenüber den Charakteren.
„Wolfswut“ regt dazu an, eigene Überlegungen anzustellen und die Geschichte nicht nur passiv an sich vorbei ziehen zu lassen.

Alles in allem ein wirklich spannender Thriller – wenn auch nichts für Zartbesaitete.