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Veröffentlicht am 07.04.2018

Ein anspruchsvolles, lohnendes Leseerlebnis

Skandinavisches Viertel
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INHALT
Das Skandinavische Viertel in Ostberlin kennt niemand so gut wie Matthias Weber. Als Kind unternimmt er hier in den siebziger Jahren Streifzüge, beflügelt von seiner reichen Phantasie, zugleich ...

INHALT
Das Skandinavische Viertel in Ostberlin kennt niemand so gut wie Matthias Weber. Als Kind unternimmt er hier in den siebziger Jahren Streifzüge, beflügelt von seiner reichen Phantasie, zugleich auf der Flucht vor inneren Dämonen. Vater, Onkel, Großmutter: nette Leute, und doch jeder auf seine Weise in Schuld verstrickt. Nur sehr langsam durchdringt der Junge das Geflecht aus Geheimnis und Verrat in seiner Familie. Jahre später kehrt Matthias in sein Revier zurück, das sich seit dem Fall der Mauer im Umbruch befindet. Er wird Wohnungsmakler, und da sich der umgängliche Grübler nicht zum Haifisch eignet, macht er es sich zur Aufgabe, Neureiche und Großkotze aus seinem Viertel fernzuhalten. (Verlagstext – Klett-Cotta Verlag)
MEINE MEINUNG
“Skandinavisches Viertel” von Torsten Schulz ist ein sehr einfühlsam erzählter, thematisch ansprechender und nachdenklich stimmender Roman, der mich mit seiner bewegenden ostdeutschen Familiengeschichte noch länger beschäftigt hat. Der Autor versteht es hervorragend, in seinem Roman die Komplexität des Lebens in ausdrucksstarken und zum Teil auch skurrilen Episoden einzufangen. Der gefühlvolle, prägnante Erzählstil gewürzt mit einer guten Portion Humor und ironischen Pointen konnte mich schnell gefangen nehmen.
Im Mittelpunkt des Romans steht die Hauptfigur Matthias Weber, dessen Lebensgeschichte allmählich und sehr behutsam in sich zeitlich abwechselnden Erzählsträngen enthüllt wird. In vielen Rückblenden lernen wir den jungen, aufgeweckten Matthias kennen, der seine Kindheit und Jugend im Ostberlin der 70er und 80er Jahre verbrachte. Als Jugendlicher kennt er sich in seinem Skandinavischen Viertel im Grenzgebiet in der Nähe zur Mauer bestens aus und fühlt sich dort oft wohler als zu Hause. Auf seinen endlosen Streifzügen lässt er seiner Fantasie freien Lauf und lebt seine kleinen Freiheiten aus. Er erschafft sich seine eigene Welt, in dem er die Straßen seines Viertels kurzerhand nach skandinavischen Vorbildern umbenennt.
Sehr eindringlich, aber dennoch sehr subtil erzählt Schulz die bedrückende Geschichte von Matthias ostdeutscher Familie aus dem Arbeitermilieu - alles in allem zwar nette, aber eher schwierige Charaktere, die gefangen sind in ihrer Schuld, in ihren schon lange ausgeträumten Träumen und die sich mit ihrem Leben mehr schlecht als recht arrangiert haben. Erst langsam erschließt sich dem Leser ein Zugang zu ihnen. Wir erleben eine Familie, in der es viele Lügen und Geheimnisse gibt und in der Verdrängen, Sprachlosigkeit und bei einigen auch die fatale Flucht zum Alkohol als Problemlöser zur Tagesordnung gehört. Geschickt thematisiert der Autor dabei auch folgenschwere, politische Verstrickungen einiger Familienmitglieder in der Vergangenheit, über die man in der DDR besser nicht redete. Immer wieder versucht der neugierige Junge das komplizierte Geflecht der unter der Oberfläche schwelenden Verstörungen in der Familie durch Nachfragen zu entwirren, sorgsam gehütete Familiengeheimnisse und tragische Ereignisse ans Licht zu bringen. Doch wird es noch Jahrzehnte dauern, bis er schließlich einige der unausgesprochenen, bedrückenden Wahrheiten erfahren wird. Zunehmend erkennt der Leser, dass Matthias problematische Familienhintergründe auch deutliche Spuren bei ihm hinterlassen und sein Leben nachhaltig geprägt haben. In der Erzählperspektive der Gegenwart lernen wir den inzwischen 50-jährigen Matthias kennen, der sich nach seinem kläglichen Scheitern als Journalist und der Rückkehr aus dem Ausland als führender Immobilienmakler in seinem alten Heimatviertel etabliert hat. Fest entschlossen geldgieren Immobilienhaien und der Gentrifizierung entgegen zu wirken, lebt er ein ambivalentes Machtstreben aus und versucht für soziale Gerechtigkeit in seinem Viertel zu sorgen, indem er nach seinen eigenen Kriterien passende Kunden aussucht. Hervorragend ist es dem Autor gelungen aufzuzeigen, wozu die fehlende Aufarbeitung von Matthias unglücklich verstrickter Familiengeschichte geführt hat. Die Unfähigkeit, sich seinen Verlusten, Ängste und Konflikten zu stellen und an tragfähige Bindungen zu arbeiten, führt schließlich zu einer zunehmenden Einsamkeit. Stattdessen verzettelt sich die Hauptfigur in unbefriedigenden Frauengeschichten, stets auf der Suche nach Glück und innerer Freiheit.
Sehr fesselnd ist es, im Laufe der verschachtelten Erzählweise die vielen Geheimnisse und tragischen Verwicklungen der Familie zu ergründen. Bewusst hat der Autor neben dem offenen Ausklang seines Romans auch einige Deutungen der Fantasie der Leser überlassen.
FAZIT
Eine tiefgründige, nachdenklich stimmende Geschichte über die Komplexität und Widrigkeiten des Lebens! Ein anspruchsvolles, lohnendes Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 31.03.2018

Fesselnder und unterhaltsamer Jugendthriller

ONE OF US IS LYING
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INHALT
Bayview High, 24. September:
Fünf Schüler versammeln sich zum Nachsitzen im Chemie-Raum. Bronwyn, die viel versprechende Musterschülerin auf dem Weg nach Yale, Addy, die hübsche Homecoming-Queen, ...

INHALT
Bayview High, 24. September:
Fünf Schüler versammeln sich zum Nachsitzen im Chemie-Raum. Bronwyn, die viel versprechende Musterschülerin auf dem Weg nach Yale, Addy, die hübsche Homecoming-Queen, Cooper, der gefeierte Baseball-Star, Nate, der Drogendealer auf Bewährung sowie Simon, der Urheber der berüchtigten Gossip-App, die schon so manchem das Genick gebrochen hat. Doch der Nachmittag verläuft bald anders als erwartet, denn Simon bricht mit einem anaphylaktischen Schock zusammen und jede Hilfe kommt für ihn zu spät. Plötzlich stehen die vier Schüler unter dem dringenden Verdacht, etwas mit Simons tragischem Tod zu tun zu haben. Die Polizei beginnt mit ihren Ermittlungen und stellt bald fest, dass jeder der vier einen triftigen Grund hatte, Simon aus dem Weg zu räumen, denn dieser hatte für den nächsten Tag einen neuen Skandalpost geplant, bei dem pikante Geheimnisse über Bronwyn, Addy, Cooper und Nate veröffentlicht werden sollten. In den Augen der Polizei ist jeder von ihnen verdächtig und könnte sogar ein Motiv für einen Mord an dem missliebigen Mitschüler haben. Aber wer von ihnen lügt? Oder haben sie sich sogar zusammengetan, um ihre dunklen Geheimnisse zu verbergen?
MEINE MEINUNG
Mit „One of us is lying“ ist der amerikanischen Autorin Karen M. McManus ein wirklich fesselnder Jugendbuch-Thriller gelungen, den ich schon bald nicht mehr aus der Hand legen konnte.
McManus hat für ihren Thriller ein sehr packendes und faszinierendes Ausgangsszenario gewählt, das im amerikanischen Highschool-Ambiente angesiedelt ist. Gleich zu Anfang wird der Leser mit einem höchst tragischen, aber auch sehr verdächtigen Todesfall konfrontiert, der viele Fragen aufwirft und vier mutmaßliche Verdächtige zurücklässt, die als einzige zusammen mit dem Opfer Simon in einem Raum waren. Als bekannt wird, dass Simon kurz davor war, mit seiner Gossip-App wieder einen Skandal zu posten, geraten die vier Jugendlichen schnell sogar unter Mordverdacht. Die Spekulationen schlagen schnell große Wellen. Nicht nur in der Schule sondern auch in den Medien sickern belastende Details durch, folgenschwere Vorverurteilungen werden verbreitet und die Situation für die betroffenen Schüler gerät zunehmend außer Kontrolle.
Erzählt wird der Thriller abwechselnd aus der Perspektive der vier verdächtigen Schüler Bronwyn, Addy, Cooper und Nate aus der jeweiligen Ich-Perspektive. Der ständige Wechsel zwischen den verschiedenen Erzählperspektiven bringt enorm Spannung in die Geschichte, denn je besser wir die vier Protagonisten und ihr Umfeld kennenlernen, desto mehr erfahren wir auch über die Geheimnisse, die sie zu verbergen haben. Dinge, von denen keiner möchte, dass die bekannt oder gar veröffentlicht werden, und somit ein potentielles Mordmotiv für die Polizei darstellen. Geschickt hat die Autorin immer wieder Verdachtsmomente in das Geschehen eingestreut, die einen aufs Neue rätseln lassen, wie die verwirrenden Details zusammenhängen können und wer nun der Täter ist. Die Autorin hat ihren Thriller mit jeder Menge Lügen, Intrigen, Gossip und unerwarteten Wendungen wirklich sehr packend und zusätzlich mit der eingebauten Liebensgeschichte äußerst abwechslungsreich gestaltet. Zum Ende hin zieht die Spannung noch einmal enorm an und gipfelt in einem unglaublich mitreißenden Finale. Auch die Auflösung des Falls war insgesamt sehr schlüssig, und das Ende für meinen Geschmack geschickt gewählt. Sehr angenehm zu lesen ist der flüssige, jugendliche Schreibstil der Autorin.
Die verschiedenen Hauptfiguren des Thrillers wirken sehr authentisch und sind mit ihren unterschiedlichen Eigenarten vielschichtig charakterisiert. Auch wenn sie anfangs noch etwas eindimensional erscheinen, bekommen sie im Laufe der Handlung immer mehr Tiefgang, so dass man sich hervorragend in ihre Lage hinein versetzen kann und zunehmend mitzufiebern beginnt.
Ein wirklich fesselndes Buch, das auch wichtige Themen anspricht, die zum Nachdenken anregen. Sehr anschaulich thematisiert McManus in ihrem Thriller nicht nur das Mobbing unter Jugendlichen, das durch die Social Media rasch Kontrolle geraten kann, sondern auch welche weitreichenden Folgen es für die Betroffenen haben kann, wenn der Schutz der Privatsphäre verletzt wird.
FAZIT
Ein sehr fesselnder und unterhaltsamer Jugendthriller mit jeder Menge Lügen, Intrigen und Gossip über die fatalen Auswirkungen von Cyber-Mobbing und die Abgründe der menschlichen Psyche.
Nicht nur für Jugendliche sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 10.03.2018

Eine verstörende, beklemmende Geschichte

Bananama
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INHALT
Ein sechsjähriges Mädchen lebt mit ihren Eltern in einem Haus am Waldrand mit kleinem Garten fernab von der Zivilisation. Als selbst ernannte Aussteiger versuchen sie sich an einem einfachen Leben ...

INHALT
Ein sechsjähriges Mädchen lebt mit ihren Eltern in einem Haus am Waldrand mit kleinem Garten fernab von der Zivilisation. Als selbst ernannte Aussteiger versuchen sie sich an einem einfachen Leben in ihrem idyllischen „Bananama“ ohne großen Kontakt zur Außenwelt und ganz im Einklang mit ihren Idealen. Doch immer häufiger muss sie bei ihren Eltern Veränderungen feststellen, die sie sehr befremden und ihr Angst machen. Zunehmend wird ihr Paradies von der „Welt da draußen“ bedroht, doch die Eltern verschließen die Augen vor der Realität und halten zwanghaft an ihrer Vision fest. Doch der allmähliche Zerfall ihres kleinen Bananama lässt sich nicht mehr aufhalten…
MEINE MEINUNG
Mit „Bananama ” ist der deutschen Autorin Simone Hirth ein bemerkenswerter Roman gelungen, der dem Leser mit seiner beklemmenden Intensität unter die Haut geht und ihn noch länger beschäftigt.
In ihrem Roman beleuchtet die Autorin Widersprüche und Absurditäten des gesellschaftlichen Lebens und übt deutliche Kritik an unserer Konsumgesellschaft und der rein materialistischen Denkweise. Zugleich enthüllt sie aber auch auf ironische Weise die Beschränkungen des menschlichen Daseins und Denken.
Schon bald kann man sich der enormen Sogwirkung dieser Erzählung nicht mehr entziehen und wird von den sich zuspitzenden, unwirklichen Geschehnissen und der zunehmend bedrückenden Atmosphäre unweigerlich gefangen genommen. Hervorragend ist auch der eindringliche, bildreiche und sprachgewaltige Schreibstil der Autorin.
Im Mittelpunkt dieser skurrilen Geschichte steht die Hauptfigur und namenlose Ich-Erzählerin im Grundschulalter, die mit ihren Eltern recht abgeschieden in ihrem selbstgeschaffenen Aussteiger-Paradies „Bananama“ lebt.
Sehr subtil schildert die Autorin aus dem unschuldigen Blickwinkel eines sehr aufgeweckten Kindes, wie das idealistische Lebensmodell ihrer Eltern jenseits aller gesellschaftlichen Normen und mit ihren selbstgestrickten Konventionen mehr und mehr Risse bekommt. Den Herausforderungen des Alltags scheinen sie nicht so recht gewachsen zu sein, trotz propagiertem Konsumverzicht werden häufig der örtliche Tauschkreis und Bestellungen über das Internet genutzt. Der Vater versucht dem Mädchen sein „Weltbild“ zu vermitteln, indem er ihr Begriffe wie Ressourcenknappheit, Globalisierung, Biosphärenpark und Materialismus erklärt, die für sie jedoch sperrige Worthülsen bleiben und sie befremden. Völlig überfordert, vereinsamt und auch emotional auf sich allein gestellt wünscht sich das Mädchen nichts sehnlicher als ein bisschen Normalität aus der Welt „da draußen“ und sei es nur ein Schokoriegel, eine Freundin, Schwester oder zumindest eine Puppe. Sie rettet sich in selbst geschaffene Rituale wie beispielsweise das Beerdigen von Wörtern, die ihr eine gewisse Stabilität und Sicherheit geben.
So muss sie miterleben, wie der idyllische Schein ihres Aussteigerlebens abbröckelt und die Eltern in eine äußerst widersprüchliche Scheinwelt abdriften, wodurch sie den Bezug zur bedrückenden Realität ihres Lebens immer mehr verlieren. Zunehmend baut die Autorin eine sehr unheilvolle Spannung auf, indem sie die angespannte, oft unheimliche Situation immer stärker außer Kontrolle geraten, eskalieren und surrealer werden lässt. Die Eltern verharren schließlich in einem passiven Verhalten und hüllen sich in eine Mauer des Schweigens, unfähig sich den Realitäten zu stellen und ihr Weltbild zu revidieren. Gekonnt entlarvt die Autorin mit sehr zynischem Blick wie ihre Ideale und ihre utopische Vorstellung eines sicheren Lebens schrittweise kläglich scheitern. Lediglich die junge Ich-Erzählerin beginnt dies zu begreifen und kann durch ihr konsequentes Handeln dem ihr aufgezwungenen Lebenskonzept entkommen.
Geschickt lässt die Autorin ihren Roman mit einem offenen Ende ausklingen, so dass einige Geschehnisse und Entwicklungen ungeklärt und die Deutungen der Fantasie der Leser überlassen bleiben.
FAZIT
Eine verstörende, beklemmende Geschichte, die den Leser auf ganzer Linie herausfordert und ihm ein außergewöhnlich intensives Leseerlebnis beschert.

Veröffentlicht am 09.03.2018

Ein witziges, sehr unterhaltsames Jugendbuch!

Absolute Gewinner
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INHALT
Der 13-jährige Luca, der mit seiner alleinerziehenden Mutter in Hamburg-Hamm lebt, ist ein schüchterner Einzelgänger, hat keine Freunde, aber eine große Leidenschaft: das Basketballspielen. Jeden ...

INHALT
Der 13-jährige Luca, der mit seiner alleinerziehenden Mutter in Hamburg-Hamm lebt, ist ein schüchterner Einzelgänger, hat keine Freunde, aber eine große Leidenschaft: das Basketballspielen. Jeden Tag trainiert er allein auf einem Schul-Basketballplatz, bis er eines Tages von dem etwas seltsamen Hausmeister angesprochen wird, ob er nicht beim „Night Move“, einem Basketballturnier für Jugendliche, mitmachen möchte. Schon bald trainiert er mit weiteren „Underdogs“ in einer bunt zusammengewürfelten Mannschaft für das Turnier. Und das äußerst erfolgreich, denn das Loser-Team ist gar nicht mal so schlecht und gewinnt sogar ganz unerwartet. Doch am nächsten Tag ist plötzlich ihr Trainer verschwunden und bleibt unauffindbar. Wie sollen sie sich nun auf ihr Finale in Berlin vorbereiten? Ihr Coach muss dringend wieder her! Während Luca und seine Teammitglieder versuchen, seinem rätselhaften Verschwinden auf die Spur zu kommen, ahnen sie noch nicht, in welche heikle Sache sie durch ihre Nachforschungen hineingeraten werden …
MEINE MEINUNG
Mit „Absolute Gewinner“ ist Jürgen Scheuring ein witziges und sehr unterhaltsames Jugendbuch gelungen. Erzählt wird die Geschichte rund um Luca und sein Basketballteam in einer authentischen, frischen Jugendsprache gewürzt mit viel Humor, wobei auch einige berührende, nachdenklich stimmende Episoden nicht fehlen.
Mit seinem Protagonisten 13-jährigen Luca hat Scheuring einen liebenswerten Ich-Erzähler gewählt, der uns in seiner humorvollen, selbstkritischen und locker-flockigen Art seine Geschichte erzählt und dabei sehr lebensecht wirkt. Durch die Ich-Perspektive werden uns seine Emotionen und Gedanken anschaulich nahegebracht und man sich gut in ihn hineinversetzen. Schüchtern, eher in sich gekehrt, ohne Freunde und mit enormen Komplexen wegen seiner piepsigen Stimme lernen wir Luca zu Anfang kennen und können im Laufe der Story mit verfolgen, wie er immer mehr Selbstvertrauen hinzugewinnt und zum Ende hin über sich hinaus wächst.
Hervorragend gelingt es Scheuring, auch die verschiedenen Nebencharaktere vielschichtig und sympathisch zu schildern, so dass sie mit ihren Eigenheiten sehr realistisch und lebendig wirken, auch wenn einige Figuren sicher ein wenig überzeichnet sind. Meine besonderen Favoriten waren natürlich Jana mit ihrem Pommes-frites-breiten Mund und der türkische Computer-Nerd und Alleswisser Heinrich.
Sehr anschaulich beschrieben finde ich auch die tolle Atmosphäre während des Basketball Trainings und das allmählich aufkommende Gemeinschaftsgefühl zwischen den charakterlich so unterschiedlichen Teammitgliedern. Hier spürt man richtig, wie viel Spaß es machen kann, in einem Team Basketball zu spielen und seine besonderen Talente einzubringen. Mir haben die „Lebensweisheiten“ ihres Coachs „Sichel“ sehr gut gefallen, die einem noch einmal vor Augen führen, worauf es beim Teamsport wie Basketball vor allem ankommt. Ein echtes Highlight sind die lebendigen Schilderungen der Spiele, die ein richtig authentisches Feeling vermitteln, und bei denen der Autor gekonnt sein Expertenwissen eingebracht hat.
Mit dem plötzlichen Verschwinden des Coachs hat der Autor zudem eine packende Nebenhandlung eingebracht. Die nachfolgenden Ermittlungen und mysteriösen Geschehnisse entwickeln sich bald zu einer fesselnden und sehr turbulenten Krimi-Handlung. Auch wenn einige der Episoden etwas unrealistisch und überspitzt erscheinen, so sind sie doch äußerst witzig, unterhaltsam und bringen zusätzlichen Schwung in die Geschichte.
„Absolute Gewinner“ ist aber nicht nur ein unterhaltsames Buch für Jugendliche, sondern regt auch zum Nachdenken über Themen wie Diskriminierung, Gewalt, Teamgeist, Freundschaft und Vertrauen an.
Der Magellan Verlag hat für Christoph Scheurings Roman eine außergewöhnlich ansprechende Gestaltung des Cover verwendet, die mich sehr begeistert hat – neben dem tollen Basketball Feeling zwischen den Seiten haben wir auf der Vorderseite zudem eine geniale Basketball-Haptik!
FAZIT
Ein witziges, sehr unterhaltsames Jugendbuch! Lesenswert!
Ein absolutes Muss für alle Basketball-Fans ab zwölf Jahren aber auch für solche die es noch werden wollen!

Veröffentlicht am 12.01.2018

Lesenswerter Alpenkrimi - witzig, skurril und unterhaltsam

Im Grab schaust du nach oben
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INHALT
Ausnahmezustand herrscht im idyllisch gelegenen Kurort im Werdenfelser Land, denn der G7-Gipfel findet auf Schloss Elmau statt. Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften versucht die angespannte Lage ...

INHALT
Ausnahmezustand herrscht im idyllisch gelegenen Kurort im Werdenfelser Land, denn der G7-Gipfel findet auf Schloss Elmau statt. Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften versucht die angespannte Lage und die angereisten Gipfelgegner im Ort unter Kontrolle zu halten. Mittendrin Kommissar Jennerwein mit seinem Team, der zudem noch den unerwarteten Tod eines geschätzten Kollegen und seine bewegende Beerdigung verkraften muss.

MEINE MEINUNG
Der neunte Fall von Kommissar Jennerwein startet ziemlich verwirrend: Ein tödlicher Schuss, der zunächst lange keine weitere Erwähnung findet, eine bis ins kleinste Detail geschilderte, traditionell-bayuwarische Bestattung und viele neue Schauplätze rund um den G7 Gipfel, die man nicht zuordnen kann. Verwirrung kommt auf, denn eigentlich gibt es für Jennerwein weder etwas zu ermitteln noch einen Mordfall zu lösen. Geschickt hat der Autor jedoch wichtige Hinweise eingebaut, die anfangs leicht überlesen und bei einigen doch sehr skurrilen Nebenhandlungen schnell aus dem Auge verloren werden können. In einem ausführlichen Rückblick werden schließlich die vor der Beerdigung liegenden Ereignissen erzählt. So langsam nimmt dann der eigentliche Kriminalfall Gestalt an und wird immer spannender. Endlich gelingt es, die wichtigen Figuren zu eruieren und ihre Rolle in der kompliziert gestrickten Geschichte zu erfassen. Trotz eingestreuter Anekdoten, einiger absurder Episoden und den obligatorischen Wendungen habe ich nun nicht mehr den roten Faden verloren und konnte hervorragend spekulieren und miträtseln. Die Auflösung des Falls war dann für mich keine große Überraschung mehr, einige Enthüllungen und vor allem der Cliffhanger am Ende jedoch schon.
Schön ausgearbeitet sind die unterschiedlichen Charaktere wie beispielsweise die besonnene Psychologin Dr. Maria Schmalfuß, Polizei-Obermeister Ostler oder der gute Hölleisen. Zudem haben wieder viele alte Bekannte wie das zwangspensionierte Bestatter-Ehepaar Grasegger oder der zwielichtige Gangster Swoboda Karl und seine Mafia-Geliebte einen Gastauftritt.

FAZIT
Auch dieser Alpenkrimi ist wieder – wie seine Vorgänger - sehr unterhaltsam und zum Ende hin sogar richtig spannend, gespickt mit absolut witzigen Dialogen und einem tollen bayerischen Lokalkolorit.

Insgesamt trotz einiger Abstriche ein Buch mit hohem Unterhaltungswert.