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Veröffentlicht am 20.07.2018

Abwechslungsreiche Erfahrungsberichte

Träume kennen kein Alter
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Das Buch ist kein Roman, sondern es besteht aus Lebensberichten, Ausblicken, Rückblicken, Erfahrungen, es berichtet über Gefühle und Ängsten von ganz verschiedenen Frauen. Es sind ganz unterschiedliche ...

Das Buch ist kein Roman, sondern es besteht aus Lebensberichten, Ausblicken, Rückblicken, Erfahrungen, es berichtet über Gefühle und Ängsten von ganz verschiedenen Frauen. Es sind ganz unterschiedliche Autorinnen, die jeweils in kurzen Kapiteln aus ihrer Sicht erzählen. Frauen schreiben für Frauen und machen ihnen Mut auch postiiv auf die zweite Lebenshälfte zu blicken.
Das schöne daran ist, dass jede Geschichte so individuell ist, so verschieden, aber dass trotz aller Unterschiede, trotz aller verschiedenen Ausgangspunkte oder Zielsetzungen eines bei allen gleich ist: den Mut weiterzugeben nicht aufzugeben, neue Wege einzuschlagen, die Möglichkeiten, die sich einem bieten auch zu nutzen.
Die Herausgeberin ist Ellen Nieswiodek-Martin, Chefredakteurin der christlichen Zeitschrift Lydia. Die Erfahrungsberichte der einzelnen Autorinnen werden zumeist getragen vom christlichen Glauben, sie geben Hoffnung und regen zum Nachdenken an. Manch eine passte sehr gut zu meinen Lebensumständen, manche waren einfach nur interessant. Alle zusammen sind eine gelungene Mischung, die mich nicht nur unterhalten hat, sondern mir auch Denkanstösse und Mut gegeben haben.

Veröffentlicht am 10.06.2018

Ausgefeilter und gut aufgebauter Krimi

Im Netz der Schuld
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Ein Roman, der mit zwei Toten und einem Schwerstverletzten in der Gegenwart beginnt. War der Überlebende der Schießerei, der Polizist Billy Harney, auch der Täter ? Billy kann sich an die Tatnacht und ...

Ein Roman, der mit zwei Toten und einem Schwerstverletzten in der Gegenwart beginnt. War der Überlebende der Schießerei, der Polizist Billy Harney, auch der Täter ? Billy kann sich an die Tatnacht und die Tage davor erinnern. Er macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und verstrickt sich damit immer tiefer in ein gefährliches Netz, denn er wird schnell zum Hauptverdächtigen. Doch was ist die Wahrheit?

Der Roman wird in zwei Zeitebenen erzählt. Wie alles begann, die Razzia in einem Bordell, die Suche nach dem "schwarzen Buch", die vielen prominenten Besucher, die nun ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten....Billy hat sich damit mehr als einen Feind gemacht. Aber wer ist der Cop, der die Hand aufgehalten hat um solche Machenschaften zu decken? Billy gerät bei der Suche nach dem schwarzen Schaf immer mehr in Gefahr.
James Patterson springt dann wieder in die Gegenwart, in der Billy - im Gegensatz zu den zwei Frauen - überlebt hat. Die jeweiligen Teile sind gut voneinander getrennt und dem jeweiligen Abschnitt vorangestellt sind die Übertitelungen "Vergangenheit" bzw. "Gegenwart", so dass man beim Lesen nicht den Überblick verliert.

Ein dramatischer Anfang, gefolgt von einigen detektivischen Abschnitten, bei denen man den Hauptprotagonisten Billy, aus dessen Sicht die meisten Abschnitte erzählt werden, kennen und einschätzen lernt. Doch auch der Leser ist nicht schlauer oder besser "wissender" als Billy. Genauso wenig wie er, weiß man, wer der Täter ist - es werden so einige ins Visier genommen, viele Fährten gelegt, so dass ich immer wieder in Irrwege geführt wurde, immer wieder neue Theorien aufgestellt habe um am Ende mit einer gelungenen und für mich nicht erwarteten Auflösung überrascht wurde.
Zwischenzeitlich gab es ein paar Längen, nicht weil es nichts zu erzählen gab oder weil nichts passiert ist (im Gegenteil), sondern weil der Spannungsbogen zwischenzeitlich abflaute. Im nachhinein betrachtet, waren diese Abschnitte aber auch wichtig, um Spuren zu legen, um die falsche Fährten zu legen, die handelnden Personen zu beschreiben und um die Story auszuschmücken. Dazu gehört auch, dass Billys Vergangenheit erst nach und nach aufgedeckt wird, auch hier wird immer wieder häppchenweise vor allem Neugier geschürt.
Gerade zum letzten Drittel war es wieder sehr spannend und ab da musste ich auch einfach weiterlesen, denn die große Frage, was ist in dieser Tatnacht passiert, die großen Fragen, die immer über dem gesamten Krimi schwebten, nach dem Wie? dem Wieso? dem Warum? und vor allem nach dem Wer? wollten beantwortet werden, haben mich - je mehr Background-Wissen ich bekommen hatte - umso weniger in Ruhe gelassen.

James Patterson konnte mich am Ende überraschen mit einem finalen Show-down, mit Wendungen, die sich angedeutet hatten, aber - für mich - nicht vorhersehbar waren. Ein tolles Ende und ein gut ausgefeilter und vor allem sehr gut aufgebauter Krimi.

Veröffentlicht am 10.04.2018

Gut in den Tag starten

Guten Morgen, Hoffnung!
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Das Buch gibt Hoffnung, lässt innehalten, regt zum Besinnen an, gibt Kraft und stärkt einen beim Lesen im Glauben.
Nur zwei Doppelseiten für einen Tag reichen aus um den Tag hoffnungsvoller und mutiger ...

Das Buch gibt Hoffnung, lässt innehalten, regt zum Besinnen an, gibt Kraft und stärkt einen beim Lesen im Glauben.
Nur zwei Doppelseiten für einen Tag reichen aus um den Tag hoffnungsvoller und mutiger zu begehen. Dabei sprechen die Autoren Probleme und Gedanken an, die fast jeden Leser betreffen. Natürlich sind sie allgemeiner gehalten, aber dennoch fühlt man sich persönlich damit gemeint. Jeder von uns kennt Verluste, Ängste, Mutlosigkeit oder negative Gedanken.
Jeden Tag mit einer Doppelseite oder auch zweien starten oder auch mal zwischendurch, der Reihe nach oder durcheinander - ganz egal.
Die Doppelseiten beginnen mit einem Bibelvers, danach kommt etwa eine Seite einer aufbauenden, kraftspendenden Andacht, die einem hilft den Kopf zu heben, die negativen Gedanken zu verbannen und mutig und gläubig in den Tag zu starten.
Anschließend gibt es ein kurzes Gebet, dem sich ein Impuls für den Tag anschließt. Impulse zeigen nur den Weg, machen aufmerksam, regen an, doch sie geben auch den Schubs in die richtige Richtung.

MIr hat das Buch sehr gut gefallen, es lässt sich leicht und verständlich lesen und gibt mit 178 hoffnungsvollen und mutmachenden Andachten den Startschuss für einen guten Tag.

Veröffentlicht am 22.03.2018

Ausdrucksstarkes Debütbuch

Leinsee
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Anne Reineckes Debütroman glänzt mit einer wunderbaren Sprache, die direkt, fantasievoll, ungewöhnlich, ausdrucksstark, lebendig und bildgewaltig ist. Es sind Sätze, die man immer wieder lesen möchte, ...

Anne Reineckes Debütroman glänzt mit einer wunderbaren Sprache, die direkt, fantasievoll, ungewöhnlich, ausdrucksstark, lebendig und bildgewaltig ist. Es sind Sätze, die man immer wieder lesen möchte, die eine Kraft haben, die man selten findet.

"Karl würgte und schluckte. In seinem Brustkorb brannte es. Und es stach als würde sich ein zusammengerolter Igel darin drehen." (Zitat, S. 110).

Es ist die Geschichte von Karl. Karl, der zurückkehrt nach Leinsee, dem Wohnort seiner Eltern. Der Vater tot, erhängt, die Mutter im Krankenhaus vor einer OP, die sie wahrscheinlich nicht überleben wird. Karl, das einzige Kind, wurde schon mit 10 Jahren in eine Internat abgeschoben, die Eltern, berühmt, lebten nur für ihre Kunst und ihre Zweisamkeit. Nun ist Karl 26, längst erwachsen, selber Künstler, er lebt in Berlin unter einem Pseudonym und hat schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern gehabt.
Ein Mann, der nun versucht anzuknüpfen, was war und was sein wird. Auf der Suche nach den Erinnerungen. Im Garten des Elternhauses trifft er auf ein 8jähriges Mädchen, Tanja. Sie fasziniert ihn, ihr offenes, lebensstrotzendes Wesen, ihre Unbekümmertheit, Ungezwungenheit und ihre Selbständigkeit, ihre Neugier, ihr Selbstbewußtsein und vor allem ihre Unbekümmertheit.
Er beobachtet sie. Gegenseitig legen sie sich Spuren, hinterlassen kleine Präsente.

Karl ist kein Protagonist, der einem ans Herz wächst. Die personale Erzählperspektive aus Sicht von Karl erlaubt dem Leser sein Handeln und seine Gedanken mitzuverfolgen. Seinen Blick zurück in seine Kindheit und Jugend, die kurz angerissen wird, seine Ängste und Gefühle bei seiner Rückkehr. Wir erleben, wie er Tanja beobachtet, seine Handlungen und Reaktionen. Dennoch muss sich der Leser selber fragen, was fasziniert ihn, den 26jährigen, an einem 8jährigen Mädchen ? Karl ist keiner, der überaus symphatisch erscheint, eher einer, der aufgrund seiner Kindheit versucht aus seiner gefühlsarmen Welt, seiner Verlorenheit, zu entkommen. Der erst lernen muss Gefühle zu entwickeln und sich dabei auf die Ebene des 8jährigen Kindes begibt und mit ihren Augen die Welt neu entdecken will.

Ein Buch, bei dem die Autorin auch mit den Gefühlen der Leser spielt. Die Handlung verändert sich mit seinen Protagonisten, es gibt im letzten Drittel einen Zeitsprung, die Protagonisten sind älter geworden und damit auch ihre Gefühle, ihre Handlungen, die nichts mehr vom Spielerischen haben. Jetzt sind es die großen Gefühle, die zugelassen und losgelassen werden.
Ich möchte hier aber nicht zu viel verraten.

Es ist ein Buch, über das man lange nachdenkt, dass nicht einfach in irgendwelche Schubladen passt, das aneckt, manchmal auch verstört, aber das auch berührt. Die Protagonisten im Buch haben viele Ecken und Kanten, sind nicht glattgeschliffen, sind ambivalent, sperrig.
Karl, der Erwachsene, in dem noch so viel Kind steckt, der sich selbst finden muss und doch immerzu den Spuren anderer folgt, ist für den Leser einerseits greifbar und vorstellbar, anderseits auch verstörend.
Tanja, das Mädchen, ihr Hintergrund bleibt blass, sie ist oft wie ein Frühlingshauch, mal hier und dann wieder weg.
Das Buch liest sich wie ein Tanz, mit schnellen Bewegungen, aber auch ausdrucksstarken Bildern.

Herrausragend bleibt diese gewaltige Sprache, die den Roman zu etwas ganz besonderem macht.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Ein Blick auf die Weite und die Einsamkeit

Lied der Weite
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Eigentlich ist es kein spannendes Buch, eigentlich ist es eher ein stilles, unaufgeregtes Buch, dass uns als Leser einen Einblick gibt auf eine (fiktive) Kleinstadt Holt und einige seiner (einsamen) MItbewohner. ...

Eigentlich ist es kein spannendes Buch, eigentlich ist es eher ein stilles, unaufgeregtes Buch, dass uns als Leser einen Einblick gibt auf eine (fiktive) Kleinstadt Holt und einige seiner (einsamen) MItbewohner. Da sind Tom Guthrie und seine beiden Söhen Ike und Bobby, deren Mutter die Familie verlässt. Die beiden alten Brüder McPheron, die auf einer abgelegenen Farm leben, die Lehrerin Maggie, die mit ihrem dementen Vater zusammen lebt und Victoria, die mit 17 Jahren schwanger wird und von ihrer Mutter auf die Straße gesetzt worden ist. Sie alle leben in dieser Stadt. Ihre Wege kreuzen sich, verbinden sich - auf vielfältigen und unterschiedlichen Wegen.

Aber mIr hat gerade das "Unaufgeregte" in diesem Roman gefallen, der fesselnde Stil, da Haruf es schafft uns als Beobachter mit in diese Stadt und zu diesen Menschen mitzunehmen, ohne zu bewerten, ohne gefühlsselig zu werden. Wir sind einfach als Leser dabei, beobachten, erleben mit und begleiten die Menschen auf ihren Wegen. Dabei gelingt es dem Autor oft auch eine sehr humorige Note mit hinein zu bringen, z.B weil er ganz nebenbei Vergleiche anbringt, die zum Schmunzeln sind, oder einfach, weil die McPheron-Brüder mal wieder in ihrer etwas unbeholfenen Art, mit dem Herz auf dem richtigen Fleck, für einen Lacher sorgen.

Die Einsamkeit verbindet die Protagonisten, ihre Suche nach Familie, Geborgenheit. Manchmal ist es erst der Weggang eines Menschen, der die zurück Gebliebenen merken lässt, dass eine Lücke, eine Leere entstanden ist, die wieder gefüllt werden muss.

MIr hat besonders gefallen, dass Haruf so einen Mikrokosmos von ganz normalen Menschen, mit Schwächen und Träumen, mit Fehlern, mit Humor, mit Mitgefühl, Prinzipien und Sorgen geschaffen hat, so dass alles irgendwie zu einer typischen amerikanischen Kleinstadt mitten in den Great Plains zu passen scheint, das Leben, Arbeiten, Lieben und auch die Einsamkeit.

Und auch wenn es kein Spannungsroman ist, haben mich der Erzählstil und die Verwicklungen und Entwicklungen in diesem Roman gefesselt. Haruf begeisterte mich mit einem detaillreichen, mitreissenden, eindringlichen, fesselnden Stil. Er vermag Melancholie mit Humor zu verbinden - und das hat mir vergnügliche und interessante Lesestunden beschert.