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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.04.2018

Trauerarbeit

Für immer ist die längste Zeit
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Ein ansprechender, gut lesbarer Familienroman. Ein Mann verliert seine Frau, möglicherweise Selbstmord.
Der Roman zeigt, wie der Mann und die 15jährige Tochter Eve in Trauer zurückbleiben und mit der ...

Ein ansprechender, gut lesbarer Familienroman. Ein Mann verliert seine Frau, möglicherweise Selbstmord.
Der Roman zeigt, wie der Mann und die 15jährige Tochter Eve in Trauer zurückbleiben und mit der Situation leben müssen. Als Gedankenspiel lässt die Autorin auch die Verstorbene Madeleine auftreten, die gestorben ist, jedoch sich noch nicht von ihrer Familie trennen mag. Sie versucht Einfluß zu nehmen und eine neue Frau für ihren Witwer zu finden. Die patente Rory soll eine geeignete Kandidatin sein.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen Brady, Maddy und Eve. Dadurch lernt man die Figuren bald gut kennen. Sogar Maddy, die einen selbstironischen Ton hat.
Der Originaltitel “I linkes my life” gefällt mir besser als der deutsche.

Abby Fabiaschi schafft es, auch humorvolle Momente dezent einzubringen ohne das ernste Thema dadurch zu gefährden.

Zum Ende hin wird der Roman zahmer, aber insgesamt kann man zufrieden sein.

Veröffentlicht am 14.04.2018

überfrachtet

Bright Side
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“Always Look at the Bright side of Life” heißt der zynische Song aus dem Film Das Leben des Brian.
Aber die Protagonistin dieses Buches Kate “Bright Side” Sedgwick ist nicht zynisch sondern tatsächlich ...

“Always Look at the Bright side of Life” heißt der zynische Song aus dem Film Das Leben des Brian.
Aber die Protagonistin dieses Buches Kate “Bright Side” Sedgwick ist nicht zynisch sondern tatsächlich so optimistisch und positiv, obwohl sie schon viel schlimmes erlebt hat, z.B. den Tod der Schwester.
Mit ihrer manchmal burschikosen Art und ihrer Natürlichkeit erreicht Kate die Menschen. Als sie aus Kalifornien nach Minnesota zum studieren kommt, findet sie schnell Freunde. Kate hat eine fürsorgliche Art und ist für ihre Freunde auch in der Not immer da.
Selten wurde eine Hauptfigur dermaßen reich an Charakter entworfen.
Der Roman ist gut lesbar, da verzeiht man den Einsatz mancher Klischees gerne.
Eine Stärke ist, wie die Figuren und ihre Beziehungen zueinander entwickelt werden, da lässt sich die Autorin genügend Zeit und das wirkt sich gut aus.
Dennoch stellt sich mit der Zeit der Eindruck ein, der umfangreiche Roman wäre thematisch überfrachtet und in der Summe übertrieben. Das geht zu Lasten der Glaubwürdigkeit. Die Handlung wird mit zu vielen tragischen Momenten überladen. Am Ende ist man als Leser gezwungen, die Reißlinie zu ziehen und sich emotional abzuwenden und das ist schade. Interessant aber, dass es eine Fortsetzung geben wird.

Veröffentlicht am 15.04.2018

Kurzer, kompakter Roman

SOFIAN Der Sarazene
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Sofian der Sarazene ist ein Roman, den ich als sehr lebendig erzählt wahrgenommen habe und der emotional beteiligte, sympathische Hauptfiguren einsetzt. Sofian ist ein junger Sarazene, der am Überfall ...

Sofian der Sarazene ist ein Roman, den ich als sehr lebendig erzählt wahrgenommen habe und der emotional beteiligte, sympathische Hauptfiguren einsetzt. Sofian ist ein junger Sarazene, der am Überfall auf ein Dorf beteiligt ist, der sich aber innerlich von den Graumsamkeiten seiner Gefährten abwendet. Die Massaker kann er aber auch nicht abwenden, dafür aber Federica retten. Alleine sind Muslim und Christin in der Wildnis schließlich aufeinander angewiesen. Auch wenn Glauben und Sprache sie trennt, gibt es auch viel gemeinsames, und Gefühle füreinander.
Es gibt neben dem historischen Plot auch die Handlung in der Gegenwart, mit der modernen Federica, die eine Vision eines Mannes mit Turban hat, der im Fluß fischt und altmodisch gekleidet ist. Doch nur sie kann ihn sehen. das bringt die leicht labile Federica aus der Fassung.
Mir persönlich hat der Mittelteil des kurzen, aber kompakten Roman am Besten gefallen, da er die Entwicklung der Liebesgeschichte sensibel und detailliert erzählt. Hinzu kommen einige Details, die, so habe ich den Eindruck, gut recherchiert sind. Auch die Handlung der Gegenwart ist gut gemacht. Man könnte es als esoterisch lesen, aber eigentlich geht es doch nur um die Liebe.
Ein spannendes, mitreissendes Buch!

Veröffentlicht am 06.04.2018

Schillernde Persönlichkeit

Der Fall Romy Schneider
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Der Fall Romy Schneider beschreibt ausgewogen Leben und Filmschaffen der in Wien geborenen Schauspielerin, die später in Frankreich mit vielen bedeutenden Regisseuren arbeitete. Ihr Sissi-Ruhm blieb in ...

Der Fall Romy Schneider beschreibt ausgewogen Leben und Filmschaffen der in Wien geborenen Schauspielerin, die später in Frankreich mit vielen bedeutenden Regisseuren arbeitete. Ihr Sissi-Ruhm blieb in deutschsprachigen Raum jedoch wie ein Schatten haften.
Ihre vielen Affären und Pech mit Familie und Männern werden in dieser Biografie nicht unterschlagen. Im Grunde befeuert das Buch das kritisierte genauso, wenn über die Beteiligten einseitig geurteilt wird, und die meisten kommen nicht gut weg. Auch Romy Schneider nicht, denn ihre Labilität und Egozentrik werden übergroß beleuchtet. Dazu gehörte Alkohol und eine Tablettenabhängigkeit.
Mich überzeugten die Schilderungen aber nur dann, wenn gleichzeitig ein gesellschaftliches Bild gezeigt wird.

Romy Schneiders filmische Leistungen werden in kontinuierlicher Reihenfolge gezeigt, auch wenn die Biografie ansonsten manchmal hin- und hersprang.
Romy Schneider hatte aufgrund ihres frühen Ruhms nie eine Schauspielschule besucht, sie überzeugte durch ihre Natürlichkeit. Erst später, nachdem sie durch Alain Delon mit Visconti zusammen arbeitete, lehrte der Meister sie über das natürliche Talent hinaus. Als Schauspielerin war sie dizipliniert.
Erstaunlich, wie vielseitig Romy Schneiders Film sind, sie drehte sogar in Hollywood, neben Jack Lemmon, Audrey Hepburn, Harvey Keitel, Peter Finch, unter Otto Preminger oder nach einem Drehbuch von Woody Allen sowie wieder in Deutschland nach Büchern von Heinrich Böll und Marguerite Duras. Am Bedeutesten blieb aber Frankreich, wo sie mit Michel Picolli, Lino Ventura, Jane Birkin, Yves Montand und oft mit dem Regisseur Claude Sautet oder mit Claude Chabrol, Orson Welles, Costa-Gravas, Claude Miller etc. etc. arbeitete.
Für Filmfans gibt es viel zu entdecken und man bekommt Lust, mehr Filme mit Romy Schneider zu sehen.

Leider gibt es Unterbrechungen im Buch, in denen Recherchen von Jornalisten thematisiert werden, zum Beispiel darüber wo das Geld aus Romy Schneiders Gagen geblieben ist und ähnliches, aber wen interessiert das heute noch?

Überraschend war, dass das Buch eigentlich schon von 1991 stammt, also nur 10 Jahre nach dem Tod der Diva. Es gibt eine Erweiterung von 2008, aber es wäre auch interessant gewesen, zu erfahren, wie Romy heutzutage eigentlich noch wahrgenommen wird.

Veröffentlicht am 28.03.2018

Lesefest

Die Büglerin
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Die Büglerin ist ein ungewöhnlicher, detailreicher Roman, was man bei einem Autor wie Heinrich Steinfest erwarten kann.
Er erzählt die Lebensgeschichte von Tonia Schreiber. Auf einem Segelboot geboren, ...

Die Büglerin ist ein ungewöhnlicher, detailreicher Roman, was man bei einem Autor wie Heinrich Steinfest erwarten kann.
Er erzählt die Lebensgeschichte von Tonia Schreiber. Auf einem Segelboot geboren, in Wien aufgewachsen, später in Hamburg und Wien. Sie war eine wohlhabende Meeresbiologin, die nach einem schweren Schicksalsschlag, für den sie sich die Schuld gibt, zurückzieht, sich zur Sühne von ihrem Reichtum trennt und als Haushälterin und Büglerin arbeitet. Warum als Büglerin? Das kann man nicht hinterfragen, letztlich einer von vielen originellen Einfällen des Autors. Dabei trifft Tonia in ihren Kunden reichlich schräge Typen.
Manchmal wünscht man sich, Steinfest würde erzählerischer schreiben, viele Passagen, besonders am Anfang, wirken wie ein Bericht mit vielen Details. Dadurch entsteht zunächst eine gewisse Distanz zur unnahbaren Hauptfigur. Das verliert sich später zum Glück, als sie Karl Dyballa kennenlernt, mit dem sie sich anfreundet Doch das tragische Ereignisse der Vergangenheit lässt sie auch nach Jahren nicht los. Zum Ende hin wird es dramatisch, als Tonia auf die Spur der vergangenen Ereignisse gerät und schließlich Dyballas Tochter verschwindet

Ein erstaunliches Buch, sehr lesenswert, fast schon ein Lesefest!