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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.06.2018

Nettes Erwachsenenmärchen

Ans Meer
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Anton ist Busfahrer und fährt einen Linienbus. Sein Leben verläuft in immer gleichen Bahnen, bis sich alles verändert. Er verliebt sich in seine Nachbarin Doris, wird gekündigt und als ihn die krebskranke ...

Anton ist Busfahrer und fährt einen Linienbus. Sein Leben verläuft in immer gleichen Bahnen, bis sich alles verändert. Er verliebt sich in seine Nachbarin Doris, wird gekündigt und als ihn die krebskranke Carla bittet sie bis ins ferne Italien ans Meer zu fahren - ein letztes Mal - beginnt eine aufregende Fahrt.

René Freund schreibt in seinem neuen Buch ein Erwachsenenmärchen. Eine wirklich schöne Geschichte - philosophisch und nachdenklich. Anton ist in seinem Leben festgefahren und nimmt es mutig in die Hand. Die romantische Liebesgeschichte zwischen Anton und Doris läuft parallel mit und ist sehr berührend.

Kein neues Thema. Anfänglich ist dies noch spannend, zum Ende hin wirkt es etwas abgedroschen. Dies entsteht vielleicht auch durch die flach - aber sehr sympathisch - wirkenden Charaktere. Die Entwicklung der Geschichte ist vorhersehbar, emotional leicht überschaubar. Das ist wohl der Reiz an Märchen.

Die Sprache ist reich an Weisheiten. Bemerkenswert ist außerdem die feinfühlige, unbefangene und kindliche Art, mit der Freund dieses Buch schreibt. Der Text lässt sich leicht und ohne große Herausforderungen lesen. Zwischendurch fällt es deswegen schwer nicht einfach mehrere Absätze zu überspringen.

Andererseits ist die Geschichte spannend und lässt sich so weg lesen. Durch die wechselnde Erzählung aus Sicht von Anton und Doris steigert sich die Spannung.

Ein Erwachsenenmärchen, feinfühlig, philosophisch und spannend zu Lesen. Am Ende sind alle Charaktere innerlich gewachsen und alles wird gut.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Sprachlich besonders, inhaltlich zu kompakt

SOFIAN Der Sarazene
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Caroline Sesta schreibt in ihrem neuen Roman „Sofian, der Sarazene“ von einer magischen Liebesgeschichte im Norden Italiens.
Im Jahr 2012 bemerkt die junge Federica einen Mann mit einem Turban, der im ...

Caroline Sesta schreibt in ihrem neuen Roman „Sofian, der Sarazene“ von einer magischen Liebesgeschichte im Norden Italiens.
Im Jahr 2012 bemerkt die junge Federica einen Mann mit einem Turban, der im Winter an einem Fluss angelt. Er scheint nicht in die Gegend und die Zeit zu passen. Schnell entwickeln sich unerklärliche Ängste und sich wiederholende Albträume. Diese Träume spielen sich in der tiefsten Vergangenheit ab.
Im Jahr 911 ziehen die Sarazenen brutal mordend und zerstörend durch Italien, um die Andersgläubigen zu bekehren. In ihren Träumen erlebt Federica einen solchen Sarazenenüberfall, bei dem eine junge Frau als Einzige überlebt, weil sie von Sofian, einem jungen Sarazenen, versteckt wird. Sofian merkt, dass er ein anderes Leben führen möchte und wendet sich von seinem Stamm ab. Er flieht mit ihr.
Zurück im Jahr 2012 bleiben Federica diese Erlebnisse und die mysteriöse Verbindung zwischen ihr und dem Sarazenen unverständlich. Die Suche nach einer Erklärung beginnt.

Der Erzählung vorangestellt ist eine sachliche Information zu den Überfällen durch die Sarazenen in Italien. Dies dient dem Verständnis für die Hintergründe des Romans und ordnet die Entwicklungen in größere, geschichtliche Zusammenhänge ein.

Dann beginnt die eigentliche Geschichte, die sachlich und wenig stimmungsvoll wirkt. Dies entsteht womöglich durch die spezielle Ausdrucksweise, die detaillierten Beschreibungen und die vorangestellte sachliche Einführung.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen (911 und 2012) erzählt. Die Entwicklungen bekommen dadurch etwas mysteriöses. Durch die wechselnde Erzählung von Federica und Sofian, entsteht ein umfassendes Bild von der Situation.

Die Hauptfiguren bleiben in ihrer Charakterisierung eher wage und dadurch den Lesenden fern. Auf ihre Vergangenheit sowie auf das innere Leben wird anfänglich nur oberflächlich eingegangen. Erst auf dem Höhepunkt der Liebesgeschichte werden beide greifbarer. Sofian wird nachsichtig, liebevoll und sehnsüchtig beschrieben wird, Federika weckt eher einen nüchternen und abwehrenden Eindruck. Die Charaktere wirken dadurch ungleich sympathisch.

Bemerkenswert ist die Sprache, die sehr ausgewählt und bildreich ist, stellenweise fast schon ins poetische geht. „Sie kroch nur noch ins Bett. Seelenschwer. Gedankenleer. Federica wollte einschlafen. Und nie wieder aufwachen.“ (S. 43) Die Autorin nutzt häufig Verstärkungen, wie es beispielsweise in diesem Zitat deutlich wird. „In seligem Vertrauen, dass das glockenklare Plätschern des Wassers ihren Seelenschmerz mütterlich hinwegstreicheln würde.“ (S. 121) Der Umgebung kommt in diesem Roman ein großer Stellenwert zu – diese wird umfassend und detailliert beschreiben. Demzufolge braucht es viel Aufmerksamkeit, um den Inhalt zu verstehen und emotional bei der Geschichte zu bleiben.

Es entsteht nur zeitweise Spannung, weil der Inhalt verkürzt und unzusammenhängend wirkt. Inhaltlich fehlt es an einigen Stellen an Übergängen, um das Geschehen besser nachvollziehen und einordnen zu können. Entwicklungen, Zusammenhänge und Reaktionen der Protagonisten bleiben dadurch lange verwirrend. So wirkt Federica in ihrer übermäßigen Angst dem Angler gegenüber und ihren plötzlichen Weinkrämpfen überspannt und unpassend.

Die große Stärke dieses Romans ist die bemerkenswerte Sprache. Die Idee einer Liebesgeschichte zu Zeiten der Sarazenenüberfälle ist interessant. Insbesondere der Spannungsaufbau und die Ausgestaltung der Charaktere ist jedoch mangelhaft. Der Roman ist insgesamt zu kompakt, könnte mehr Seiten vertragen.

Veröffentlicht am 24.03.2024

Verwirrend

Trabant
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Georg Himmel scheint nicht so recht zu wissen, wieviel noch von ihm übrig bleibt, sollte sein Vater tatsächlich eine Affäre haben. Also verlässt er die Hochzeit seines besten Freundes, der nun anscheinend ...

Georg Himmel scheint nicht so recht zu wissen, wieviel noch von ihm übrig bleibt, sollte sein Vater tatsächlich eine Affäre haben. Also verlässt er die Hochzeit seines besten Freundes, der nun anscheinend ohne seinen Trauzeugen heiraten muss. Die Fahrt von Kroatien nach München mit dem Auto ist wie ein wilder Ritt durch die Nacht. Alles verschwimmt miteinander, Realität und Erinnerungen, Himmel und Erde.
Doch so sehr Georg nach Antworten in seinen Erinnerungen sucht, warum die Eltern nicht die sein sollten für die er sie hält, so sehr verirrt er sich auch. Merkwürdige Begegnungen und entflohene Agenten in der Realität gleichen seinen umnachteten Erinnerungen. Die Geschichte ist mehr als merkwürdig.
Was ist das für ein junger Mann, der da aus der Bahn geworfen durch die Nacht irrt, auf der Suche nach seinem Vater und dem Riesenstern Beteigeuze? Das und was es mit seinen Eltern auf sich hat bleibt auch nach Ende des Buches unklar.
Es ist enttäuschend, kommt nach dieser irren Geschichte, in der nichts greifbar wird, aber nicht unerwartet. Hat man sich also bis zum Ende dieses kurzen Büchleins durchgerungen, so wird es auch beim Beenden des Buches nicht belohnt.

Veröffentlicht am 14.09.2023

Tatsächlich langweilig

Zeiten der Langeweile
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Mila lebt allein in Berlin, sie hat studiert und ihr einziges Streben ist es, sich aus dem Internet zu löschen - aus Angst Hasswellen ausgesetzt zu sein. Einen realen Auslöser scheint es dafür nicht zu ...

Mila lebt allein in Berlin, sie hat studiert und ihr einziges Streben ist es, sich aus dem Internet zu löschen - aus Angst Hasswellen ausgesetzt zu sein. Einen realen Auslöser scheint es dafür nicht zu geben, es ist eher eine unterschwelllige Angst oder ist es Weltschmerz? Die Corona-Krise hat ihr zugesetzt, die Welt bietet ihr keine Orientierung. Es lässt sich viel vermuten und es entstehen viele Fragen. Warum ist sie so orientierungslos?
Mila wirkt insgesamt einsam und hat auch eine familiäre Geschichte, die sie noch nicht verarbeitet zu haben scheint. Psychologisch gesehen hat der Roman viel zu sagen. Es wird allerdings nicht offen thematisiert, sondern wabert eher durch die Geschichte.
Milas Obsession ist sehr tragisch. Die damit verbundene Trostlosigkeit ist zunehmend schwer erträglich. Merkwürdigerweise ist die Erzählung insgesamt eher langatmig und langweilig. Ihre permanten Beschreibungen ihres Tagesablaufes erinnern mich an Robinson Crusoe und wirken im Zusammenhang mit ihrer psychischen Entgleisung eher lapidar. Das ging für mich nicht lange gut.
Enttäuschend. Dramatik und Lamgeweile - das geht nicht zusammen.

Veröffentlicht am 30.03.2022

Eher mittelmäßige Fiktion

Papier & Blut
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Diesmal macht sich der alternde Siegelagent Al MacBharrais mit seinem derb fluchenden Hobgoblin Buck Foi auf den Weg, um eine Kollegin in Australien zu retten. Begleitet von dem Eisernen Druiden und der ...

Diesmal macht sich der alternde Siegelagent Al MacBharrais mit seinem derb fluchenden Hobgoblin Buck Foi auf den Weg, um eine Kollegin in Australien zu retten. Begleitet von dem Eisernen Druiden und der ein oder anderen Göttin stellen sie sich dem Bösen entgegen. Es gibt einige Unwägbarkeiten, viel Blut und zahllose Tote.

Zu Beginn des Romans steht eine Zusammenfassung des vorangegangenen Romans. Den muss man also nicht mehr lesen. Darauf folgt eine aufregende und aufreibende Roadstory, bei der Al mit seinen Schwächen und seiner Bürde im Mittelpunkt steht. Obwohl dieser zweite Band wieder unterhaltsam und kurzweilig ist, steckt er doch vorallem voller platter und alberner Dialoge. Die Charaktere leben ihre Verrücktheiten und streben nach einer merkwürdigen Harmonie. Die Geschichte ist nicht immer logisch, nicht so richtig ausgegoren. Auch die Charaktere schöpfen ihr Potential nicht aus. Dem Autoren scheint es wichtig zu sein, innerhalb des fiktionalen Geschehens die Corona-Pandemie und seine Bevorzung für die besonders sichere Signal-App einzubauen, die für das eigentliche Geschehen keine Bedeutung spielt. Der Rest ist ein seichtes Abenteuer, in dem die ein oder andere irrelevante Geschichte erzählt wird, worauf ein deplaziert wirkender Blutrausch folgt.

Oberflächliche und holprige, aber unterhaltsame Fiktion mit unnötig viel Blut.