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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2018

Es ist nicht vorbei!

Grado im Nebel
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„...Er hatte es sich nicht ausgesucht. Die Verhaftung dieses Narren, der alles auf sich genommen hatte, war ein Geschenk des Himmels an ihn. Ein Wink des Schicksals...“

Die Geschichte beginnt mit den ...

„...Er hatte es sich nicht ausgesucht. Die Verhaftung dieses Narren, der alles auf sich genommen hatte, war ein Geschenk des Himmels an ihn. Ein Wink des Schicksals...“

Die Geschichte beginnt mit den Gedanken eines Täters. Im Vorgängerband hatte eine anderer die Morde gestanden. Obiges Zitat zeigt, dass der eigentliche Täter weiß, was das für ihn bedeutet.
Camilla ist schwanger. Doch ihr Freund weiß nichts davon und will sie verlassen. Sie verlässt die gemeinsame Wohnung, um nachzudenken. Wenige Stunden später ist sie tot.
Der Fall landet bei Commissaria Maddalena.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Der hohe Spannungsbogen wird auch dadurch erreicht, dass die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird.
Während Maddalena zweifelt, ob sie damals den richtigen Täter verhaftet haben, ist ihr Chef der festen Überzeugung, dass dem so war. Das Arbeitsklima zwischen beiden ist angespannt. Mit Arturo kommt eine junger Mitarbeiter ins Team, der seine Stelle der Tatsache zu verdanken hat, dass sein Vater mit Maddalenas Chef befreundet ist. Außerdem fällt er durch äußere Schönheit auf.
Ginevra, eine junge Frau, die im Vorgängerband zu den Opfern gehörte und überlebt hat, bekommt ihr Leben langsam wieder in den Griff. Sehr gut wird beschrieben, wie sie Schritt für Schritt zurück in den Alltag kehrt. Dabei bleibt ihr ein latentes Gefühl für Gefahren. Gleichzeitig ist es ein Auf und Ab zwischen Erfolg und Niederlage. Allerdings hat sie gelernt, sich zu wehren.
Toto, als Täter verhaftet und geistig behindert, gelingt es, das Krankenhaus zu verlassen. Auch hier wird die psychische Tiefe des Protagonisten sehr gekonnt ausgeleuchtet. Er ist gutmütig, lässt sich ausnutzen und kann mit seinen Ängsten schlecht umgehen. Die Angst vor dem EEG war es, die ihn zur Flucht getrieben hat.
Für den eigentlichen Psychopathen aber ist diese Flucht das Signal, seine Bedürfnisse nun auszuleben. Es ist seine Chance, erneut unerkannt und unbestraft davon zu kommen. Allerdings gelangt er an die falschen Frauen. Sie reagieren nicht so, wie er erhofft hat.
Und dann verselbständigt in Folge eines Motorradunfalls das Geschehen.
Der Schriftstil ist sehr ausgereift. Gerade die Gefühle der Protagonisten werden sehr ausführlich dargestellt. Das geschieht zum einen durch ihr Handeln, zum anderen gewährt mir die Autorin einen Einblick in die Gedankenwelt der Personen.
Durch ihren trockenen Humor fällt vor allem Maddalenas Mutter auf.
Bildhafte Beschreibungen der Landschaft sorgen für Ruhepunkte, insbesondere wenn es um Maddalenas Privatleben geht. Folgendes Zitat zeigt das.

„...Vor ihnen dehnte sich die karge graubraune Landschaft, die durch Sonnenstrahlen zum Leuchten gebracht wurde, bis zum Horizont. Sie möchte den Kontrast des rötlichen Lehmbodens zum hellen Kalk...“

Gerade bei diesen Krimi der Autorin ist es günstig, wenn man den Vorgängerband kennt, da es vielfältige Verknüpfungen dahin gibt.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin versteht es, die Personen gekonnt in den Mittelpunkt ihrer Handlung zu stellen und die eigentlichen Taten so kurz wie möglich und nur so lang wie notwendig zu schildern.

Veröffentlicht am 19.04.2018

DAS hätte schief gehen können ...

Schwiegerzorn - Konrad von Kamms 4. Fall
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„...Man lebt nur einmal, und es ist keine Generalprobe...“

Konrad von Kamm ist aus dem Urlaub mit Kati zurück und findet sofort einen neuen Fall vor. Auf einem Campingplatz wurde ein junger Mann erschlagen. ...

„...Man lebt nur einmal, und es ist keine Generalprobe...“

Konrad von Kamm ist aus dem Urlaub mit Kati zurück und findet sofort einen neuen Fall vor. Auf einem Campingplatz wurde ein junger Mann erschlagen. Konrad bringt sich in die Ermittlungen mit ein, lässt die Leitung aber weiter bei Utzschneider, der sie bisher hatte.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben.
Im Team gibt es eine neue Kriminalistin. Ilga Richter wird verstärkt zusammen mit Konrad arbeiten. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Amor, der Tote, hätte in wenigen Wochen das Erbe seines Vaters antreten können. Der war ein Star in der Musikbranche. Sein Schwiegervater hatte Amor vor einiger Zeit rausgeschmissen. Die Verhältnisse in der Familie sind unterirdisch. Gewalt ist die Regel, nicht die Ausnahme.
Doch auch Konrad hat familiäre Probleme. Sein Schwiegervater nimmt die Trennung von Konrad und Sabine persönlich. Und auch er schlägt gern zu. Dabei interessiert ihn überhaupt nicht, dass seine Tochter schon viele Jahre volljährig ist.
Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass der Täter im Bereich des Campingplatzes zu vermuten ist. Deshalb geben sich Konrad und Ilga als Ehepaar aus und ziehen mit Ilgas Wohnwagen auf den Platz.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Was sich schon im letzten Teil andeutete, setzt sich hier fort. In jeder Zeile ist spürbar, dass Konrad ernsthaft über seine Zukunft nachdenkt. Einerseits bekommt er ein Angebot, dass er eigentlich nicht ablehnen kann, andererseits möchte Kati mit ihm durch die Welt reisen. Mit seinen Kollegen kann und will Konrad nicht darüber reden. Deshalb kommt ihm der Einsatz auf dem Campingplatz gerade recht. Allerdings ahnen weder er noch Ilga, dass sie sich damit in Lebensgefahr begeben, zumal Konrad wie eh´und je zu Alleingängen neigt.
Sehr anschaulich werden die Verhältnisse beim Campen beschrieben. Der Platz ist noch nicht ganz in der Neuzeit angekommen. MANN säuft und redet, FRAU kümmert sich um den alltäglichen Kleinkram. Die beiden werden schnell in die Gruppe der Dauercamper integriert.
Dort erfahre ich als Leser auch einiges über Konrads und Ilgas Vergangenheit. Jeder der beiden hat sein Päckchen zu tragen.
Zwei der Protagonisten bringen eine etwas andere Farbe ins Geschehen. Das ist zum einen Hildegard von Kamm, Konrads Mutter. Die alte Dame weiß genau, was sie will und sagt unverblümt ihre Meinung. Sie verfügt über einen trockenen Humor. Zum anderen ist das Franz von Wies, Konrads Onkel. Auch er ist nicht mehr der Jüngste und neigt zu philosophischen Betrachtungen. In dem Zusammenhang fällt das Eingangszitat.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich hoffe, dass das heftige Ende trotzdem weitere Fälle für Konrad bereit hält.

Veröffentlicht am 15.04.2018

Fesselnder und brisanter Krimi

Mann ohne Makel
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„...Wenn er seine Rache nicht vollenden konnte, musste er sterben, ohne dass sein Leben einen Sinn gehabt hatte...Schuld vererbt sich, wenn der Schuldige nicht ausgestoßen wird aus der Familie. Nichtwissen ...

„...Wenn er seine Rache nicht vollenden konnte, musste er sterben, ohne dass sein Leben einen Sinn gehabt hatte...Schuld vererbt sich, wenn der Schuldige nicht ausgestoßen wird aus der Familie. Nichtwissen schützt nicht vor Bestrafung...“

Josef Maria Stachelmann, Dozent für Geschichte an der Universität von Hamburg, liest im Zug einen Artikel über die Ermordung der kleinen Tochter des Maklers Maximilian Hollers. Der Fall gibt den Kriminalisten Rätsel auf, da zuvor die Ehefrau und ein Sohn des Maklers umgebracht wurden. Eigentlich hat Stachelmann eigene Probleme. Sein Vorgesetzter erwartet endlich sein Habilitationsschrift. Daran hängt seine Stelle an der Universität. Stachelmanns Forschungsthema beschäftigt sich mit den Konzentrationslagern im Dritten Reich, ihrer Entstehung und Entwicklung.
Dann erhält er einen Anruf von Ossi Winter, Kriminalkommissar der Hamburger Kripo und einstiger Begleiter in den Studienjahren. Stachelmann glaubt, den Namen Holler schon einmal in anderen Zusammenhang gehört zu haben, kann sich aber nicht daran erinnern.
Der Autor hat einen fesselnden und tiefgründigen Kriminalroman geschrieben, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat.
Stachelmann ist ein Protagonist mit Ecken und Kanten. Nach einer hochgelobten Doktorarbeit kann er sich jetzt kaum zum Schreiben eines wissenschaftlichen Artikels aufraffen. Hinzu kommt, dass er mit heftigen Rheumaschüben leben muss. Seine Vorlesungen sind bei den Studenten beliebt. Allerdings erhofft sich zumindest eine Studentin mehr von ihm. Dazu ist er aber nicht bereit.
Nachdem die Polizei so gut wie keine Spur im Falle Holler hat, versucht man nun, dessen Vergangenheit zu durchleuchten, um herauszufinden, wen er sich zum Feind gemacht haben könnte. Noch lebt ein Sohn. Den gilt es zu schützen. Dabei bittet Ossi Stachelmann um Hilfe. Der findet eine Spur weit in die Vergangenheit und ahnt nicht, dass er damit auch dunkle Punkte in der Lebensgeschichte seines Vaters aufdecken wird und selbst in Lebensgefahr kommt.
Der Schriftstil des Buches unterstützt einerseits den hohen Spannungsbogen, lässt andererseits Platz für Ruhepunkte und Zeit zum Nachdenken.
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören die gut ausgearbeiteten Dialoge. Das Gespräch mit dem Vater wirkt fast gequält. Er sagt nicht mehr als nötig. Das folgende Zitat gibt die Ansicht des Vaters wieder:

„...Wir konnten uns den Staat nicht aussuchen. Was wir tun mussten, bestimmten die Gesetze. Was sollte ein kleiner Mann daran ändern?...“

Einige Kapitel widmen sich dem Täter. Das Eingangszitat stammt von ihm. Er ist Jude, wurde mit der Kinderverschickung nach England geschickt, hat bei der Rückkehr keinen seinen Verwandten mehr vorgefunden und musste erleben, dass ihm jede Wiedergutmachung verweigert wurde. Sein Vater war Makler. Seine Kindheit in England war hart.
Ossis Sarkasmus sorgt für eine weitere Facette in der Geschichte. Als er sich mit Stachelmann in der Kneipe trifft und der Gedanke aufkommt, dass das Motiv in der Nazizeit liegen könnte, fasst er seine Arbeit folgendermaßen zusammen:

„...Ich arbeite in einem milchverarbeitenden Gewerbe. Was ich denke, ist Quark. Was ich tu, ist Käse. Aber manchmal kommt am Ende sogar Sahne dabei heraus. Zumindest in schwierigen Fällen...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. SO spannend kann Aufarbeitung der Vergangenheit sein!

Veröffentlicht am 14.04.2018

Peers zweiter Fall

Waldsterben in Vertikow
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„...Ja, und die Therapeuten in der Reha meinten genau das Gegenteil: Ich soll alles tun, wozu ich mich in der Lage fühle. Nicht, wozu du mich in der Lage fühlst...“

Horst Hoffmann wendet sich an Peer. ...

„...Ja, und die Therapeuten in der Reha meinten genau das Gegenteil: Ich soll alles tun, wozu ich mich in der Lage fühle. Nicht, wozu du mich in der Lage fühlst...“

Horst Hoffmann wendet sich an Peer. Während seiner Abwesenheit wurde ein Waldstück der Baronin gerodet und die Neuanpflanzungen zerstört. Die Polizei will er nicht einschalten, weil bei der Beantragung von Fördergeldern eine Hand die andere gewaschen hat. Damit hat Peer, der Ermittler im Rollstuhl, seinen zweiten Fall.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi mit einer Prise Humor geschrieben.
Die Ermittlungen gehen nur zäh voran. Peer darf zwar mit allen reden, seine Einsicht in Akten und Verträge wird aber beschränkt. Außerdem hat er den Eindruck, dass seine Arbeit boykottiert wird.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Atmosphäre des Dorfes in Mecklenburg wird gut wiedergegeben. Nicht jeder ist mit der Rückkehr der Baronin glücklich. Aufmerksames Zuhören in der örtlichen Gastwirtschaft bringt einerseits neue Erkenntnisse, andererseits weitere Verwirrungen.
Peer muss immer wieder sortieren, wer ihm was gesagt hat und dies auf den Wahrheitsgehalt prüfen. Gezielte Falschinformationen erweitern den Kreis der möglichen Täter.
Dazu hat er noch persönliche Probleme. Sascha, sein Frau, ist mit seinem Job nicht zufrieden und würde ihn am liebsten in Watte packen. Obiges Zitat enthält Peers Antwort auf ihre Vorwürfe. Beim Telefonat spüre ich als Leser die Sehnsucht zwischen den beiden. Sie gehen humorvoll miteinander um. Sitzen sie sich aber gegenüber, kommt es schnell zum Streit.
Der jungen Organistin Mandy soll Peer als Lehrer dienen. Der Weg zur Orgel jedoch ist ihn versperrt. Er sitzt im Kirchenraum, sie auf der Empore. Auch dafür gilt es Lösungen zu finden.
Als Peer in den Wald fährt und dort einen Unfall hat, kommt der trockene Humor seiner Ärztin zum Tragen:

„...Ich bin ja für Inklusion und Reintegration in den Arbeitsmarkt – aber als Paraplegiker sollten Sie nicht den Beruf des Forstarbeiters wählen...“

Und dann gibt es noch Peggy, die Frau des Pfarrers, die als einzige in der Lage ist, Peer in Phasen der Niedergeschlagenheit wieder aufzubauen. Allerdings möchte sie, dass Peer im Krippenspiel als Engel auftritt. Ob sie ihn überzeugen kann?
Dem Autor gelingt es, sehr interessante Charaktere zu kreieren. Nur wenige habe ich in meiner Rezension genannt. Gerade die unterschiedlichen Personen und ihre komplexen Beziehungen geben dem Buch eine innere Spannung.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Dazu haben nicht zuletzt die unterschiedlichen Facetten des dörflichen Alltagsleben und die kurzen Blicke in die Vergangenheit beigetragen.

Veröffentlicht am 14.04.2018

Spannendes Kinderbuch

Der Sohn des Alchemisten
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„...Vor ihre Füße purzelte ein Junge, der weder wie ein Huhn noch wie ein Hollergeist aussah, sondern ziemlich wie aus Fleisch und Blut...“

Wir befinden uns im 14. Jahrhundert. Marie ist Magd in einer ...

„...Vor ihre Füße purzelte ein Junge, der weder wie ein Huhn noch wie ein Hollergeist aussah, sondern ziemlich wie aus Fleisch und Blut...“

Wir befinden uns im 14. Jahrhundert. Marie ist Magd in einer Mühle und sucht nun die Eier von des Müllers Hühnern für das Frühstück. Dabei trifft sie auf Jakob. Wie das geschieht, beschreibt das Eingangszitat. Jakob ist der Sohn des Alchimisten Nicholas Flamel. Flamel war mit seinem Sohn auf Pilgerreise nach Santiago de Compostela. Sie wurden von Räubern überfallen und so getrennt.
Der Autor hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen.Marie begleitet Jakob auf der Suche nach dem Vater. Gut wird beschrieben, welch unterschiedliche Menschen sie unterwegs kennenlernen. Marie, die Armut und Hunger gewohnt ist, reagiert in vielen Situationen weit realistischer als Jakob. Immer wieder hören sie von seinem Vater. Der aber scheint ihnen stets eine Nasenlänge voraus zu sein. Nicholas Flamel prahlt mit seinen Kenntnissen der Alchemie. Das dies gefährlich ist, spürt er erst beim Zusammentreffen mit den Grafen Gonzola.
Auch Jakob und seine Freunde gelangen auf die Burg des Grafen. Jetzt ist ihre Phantasie gefragt. Mit viel Humor werden die Ideen der Kinder und ihre Umsetzung wiedergegeben.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie gibt einen Einblick auf die Gefahren der Pilgerschaft, aber auch in die Denkweise der damaligen Zeit.