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Veröffentlicht am 02.05.2018

Beklemmender Plot

Ein bitterkalter Nachmittag
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Gerard Donovan - Ein bitterkalter Nachmittag
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Meine Meinung:

Würde ich jemanden verraten, um zu überleben?
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Die ...

Gerard Donovan - Ein bitterkalter Nachmittag
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Meine Meinung:

Würde ich jemanden verraten, um zu überleben?
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Die Geschichte beginnt an einem bitterkalten Nachmittag im November irgendwo in Europa. Die Nachwirkungen des kürzlichen Bürgerkrieges belasten Land und Menschen.

Ein Mann, Bäcker des Ortes, soll ein Loch auf einem verschneiten Feld schaufeln und tut dies unter erschwerten Bedingungen. Der Boden ist frostig und nicht leicht zu durchdringen. Viel Zeit bleibt ihm für das Ausheben auch nicht. Man fragt sich unwillkürlich, wem diese Schufterei letztendlich dient. Wird dies sein eigenes Grab? Oder das des Mannes direkt neben ihm?

Der Andere hat die Position des Dorflehrers inne. Zeitgleich ist er es auch, der das Schaufeln mit Argusaugen bewacht. Die beiden Männer kennen sich, können sich - so scheint es mir - jedoch nicht sonderlich ausstehen. Die Dialoge münden daher oft in kleineren Streitereien und Wortgefechten. Einzig das dominierende Gefühl von Todesangst erzwingt eine gewisse Intimität zwischen ihnen.

Im Hintergrund werden Zivilisten von den Soldaten eingesammelt, vor deren Lastwagen umhermanövriert und zum Waldrand gebracht. Dort warten sie in der Eiseskälte darauf, dass der Bäcker mit seiner Arbeit fertig wird. Eine sehr beklemmende Situation, die ich erst einmal sacken lassen und über die ich in Ruhe nachdenken musste.

Eine Ablenkung vom kriegerischen Schaubild scheint dringend nötig. Und so verwickelt der Lehrer den Bäcker in ein philosophisches Gespräch über die Menschheit, den Sinn des Lebens, über Kriege sowie die Existenz von Gut und Böse. Er wirkt sehr erstaunt über das Wissen des Bäckers, der offenbar sehr belesen ist. Zwei bewaffnete Soldaten, die die Stadt mit belagern, verfolgen das Szenario am Erdloch aus der Nähe. Das Ganze hat etwas Abstraktes an sich. Es erinnert mich an ein größeres Arrangement aus der Stillleben-Malerei.

Nach und nach wird klar, warum sie sich in dieser endzeittypischen Lage befinden. Der Lehrer wirft dem Bäcker vor, das eigene Dorf hinterrücks verraten zu haben und ein Denunziant zu sein. Es entsteht eine Art Befragung, in welcher der Bäcker zum Angeklagten und der Lehrer zum Richter wird. Dass die Grube vor ihnen offensichtlich für viele ihrer Mitmenschen zum Grab wird, ist eine Tatsache, die mir Gänsehaut bereitet. Werden auch sie letztendlich dort landen? Was können sie tun, um dies zu verhindern? Man ist als Leser hin und her gerissen, weil es nicht leicht ist, sich für einen von ihnen zu entscheiden. Wem wünscht man eher das Ableben? Lässt sich das so Pi mal Daumen sagen? Beide zeigen nämlich recht eigenwillige, allerdings auch interessante Charakterzüge.

Am Ende ist das Grab geschaufelt und die Lichter der Lastwagen gehen an ...
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Der Schreibstil ist stellenweise zäh und schleppend. Die Kapitel sind recht kurz gehalten, sodass zahlreiche Gedankenansätze direkt wieder im Nichts verschwinden, weil sie partout nicht reifen können. Dabei habe ich das von solch einem Plot erwartet.
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Das Cover ist hauptsächlich in schwarz-weiß gehalten. Zu sehen ist eine Winterlandschaft. Ein schneebedeckter Weg mit einem Zaun an den Seiten und einem kargen Baum weiter vorne. Ich als Winterkind finde dieses Cover natürlich wunderschön.
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Fazit: Dieser Roman ist wie eine Achterbahnfahrt: Es geht mal hoch hinaus und dann wieder steil hinab. Insgesamt ein ziemlich durchwachsener Plot.
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http://recensio-online.blogspot.de/2018/05/gerard-donovan-ein-bitterkalter.html

Veröffentlicht am 19.04.2018

Mittelmäßiger Thriller

The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?
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Hier handelt es sich um das Debüt des Autors A. J. Finn.

Um was geht es? Hauptprotagonistin Anna erzählt uns ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive. Wir lernen sie als einen Menschen kennen, der einiges ...

Hier handelt es sich um das Debüt des Autors A. J. Finn.

Um was geht es? Hauptprotagonistin Anna erzählt uns ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive. Wir lernen sie als einen Menschen kennen, der einiges durchgemacht hat im Leben und nun an den Konsequenzen mächtig zu knabbern hat. Sie leidet unter Agoraphobie, ist einsam, lebt völlig zurückgezogen, trinkt viel Alkohol und nimmt Tabletten. Lediglich der Blick aus dem Fenster offenbart ihr, dass es noch eine Welt dort draußen gibt, deren Bestandteil sie einst war. Hin und wieder spricht sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter, die beide von ihr getrennt sind und woanders leben.

Ein vermeintlicher Übergriff, den sie zufällig beobachtet, reißt sie aus diesem Zustand heraus und manövriert sie in eine Situation, mit der sie völlig überfordert ist. Soll sie der Polizei mitteilen, was sie gesehen hat? Und müsste sie für ihre Aussage die Wohnung verlassen? Wie verhält man sich, wenn man helfen möchte, aber Angst einen kontrolliert?
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"The Woman in the Window" erinnert vom Grundgerüst her stark an "Girl on the train" oder "Gone Girl". Mit Letzterem wird das Buch vom Verlag selbst verglichen. Ich weiß nicht, ob solche Vergleiche immer gut sind. Mich persönlich schrecken sie eher ab. Warum soll ich Buch B lesen, wenn ich A bereits kenne? Warum ich diesem hier trotzdem eine Chance gab, lag daran, dass mich Freunde so oft damit beballert haben, dass ich neugierig geworden bin. Und wenn die Julie erst einmal neugierig ist, dann gibt es kein Halten mehr. Schwupps, war der Drops gelutscht.
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Die Charaktere sind gut gezeichnet, wirken zwar authentisch, können aber nicht ausreichend überzeugen. Dafür sind sie mir einfach zu ähnlich mit den Figuren aus oben genannten Büchern. Stille, alkoholabhängige Beobachterrollen sind leider ziemlich unspektakulär geworden.

So ist Anna also keine gänzlich neue Erscheinung für mich, dennoch interessant genug, dass ich mir Gedanken zu ihrer Person gemacht habe. Wie steht sie morgens auf im Wissen, dass dies ein Tag wie jeder andere sein wird? Zu Hause eingebunkert, abgeschottet von der Außenwelt, isoliert von allem, was das Leben ausmacht. Macht man sich da noch Pläne für die Zukunft? Hat man Träume und Wünsche, die man sich ermöglichen möchte? Und wird es nicht auf Dauer langweilig, immer den gleichen Ausblick zu haben? Die gleiche Bühne mit all den unscheinbaren Figuren in etlichen, bereits bekannten Szenarien. Sie kommen, sie gehen, sie bleiben stehen, sie unterhalten sich, sie lassen etwas fallen, manchmal heben sie es wieder auf ... wie sieht die Spannungskurve eines solchen Tages wohl aus? Ich konnte mich gut in Anna hineinversetzen. Der Autor hat ihren Charakter gut dargestellt und beleuchtet.
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Der Schreibstil ist oft packend und fesselnd, die Sprache leicht verständlich ohne unnötige Verschnörkelungen. Das nervt mich oft bei anderen Büchern, dass da ständig versucht wird mit den Worten herumzuexperimentieren. Ich glaube, niemand erwartet hohe literarische Ergüsse in einem Psychothriller. Ich zumindest nicht. Auf Grund der kurzen Kapitel, kann man sich das Buch gut einteilen und ist nicht gezwungen, sich den halben Roman auf einmal merken zu müssen. Wenn ich drei Kapitel á 100 Seiten vor mir liegen habe, empfinde ich das Lesen als sehr mühsam. Portionierte Häppchen schmecken besser.

Ein paar Kürzungen hier und da wären sicherlich von Vorteil gewesen. So hat man häufig Kaugummipassagen, die ich persönlich dann gern mal überfliege. Dadurch kann sich für mich keine konstante Spannung aufbauen. Anfangs steigt diese und stagniert dann, selbst zum Ende hin. Der Plot ist mir stellenweise zu aufgesetzt und nicht gut durchdacht. Da fehlt es an Logik. Sehr schade!
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Das Cover gefällt mir solala. Viel besser hätte ich ein Bild gefunden, was den Titel widerspiegelt. Eine Silhouette hinter einer Jalousie zum Beispiel. Die Farben hier sind zwar kontrastreich und auffällig, dennoch fehlt dem Ganzen noch das gewisse Etwas.
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Fazit: Dieser Psychothriller kommt ganz ohne Härte und Blutvergießen aus. Detaillierte Beschreibungen und eine interessante Hauptprotagonstin stärken den Plot, der jedoch ua. im Spannungsaufbau schwächelt.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Solider Thriller mit einigen Schwächen

Und draußen stirbt ein Vogel
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Um was geht es? Die erfolgreiche Autorin Rina Kramer befindet sich auf einer Lesereise zu ihrem neuen Buch. Wie so oft wird sie dabei von einem Mann beobachtet, der sich bisher bewusst verdeckt hielt. ...

Um was geht es? Die erfolgreiche Autorin Rina Kramer befindet sich auf einer Lesereise zu ihrem neuen Buch. Wie so oft wird sie dabei von einem Mann beobachtet, der sich bisher bewusst verdeckt hielt. Damit soll es nun vorbei sein. Er folgt ihr nach der Lesereise heimlich bis zu ihrem Anwesen in der Toskana und gibt sich dann dort als normaler Urlauber aus. Sie vermietet ihm freundlicherweise ein Zimmer in der Ferienvilla, die sich in der Nähe des privaten Anwesens befindet. Beide kommen schnell ins Gespräch. Er macht einen sympathischen Eindruck und zeigt sich etwas schüchtern. Was er tatsächlich im Schilde führt, ahnt Rina natürlich noch nicht. Er ist nämlich fest davon überzeugt, dass Rina seine Buch-Ideen geklaut und folglich sein ganzes Leben zerstört hat. Und dafür soll sie büßen.

Schon bald kommt Rina Manuels Verhalten immer eigenartiger vor. Erst ist es lediglich ein ungutes Gefühl, das sie verspürt, wenn er in ihrer Nähe ist. Es dauert jedoch nicht lange, bis aus diesem unbeholfenen Gefühl nackte Angst wird. Als dann auch noch ihr 11-jähriger Sohn Fabian verschwindet, gerät sie völlig in Panik. Doch ehe sie versteht, was hier geschieht und mit wem sie es wirklich zu tun hat, ist es bereits zu spät.

Die Charaktere kommen relativ authentisch rüber und besitzen eine ausreichende, charakteristische Tiefe. Rina lebt zusammen mit ihrem Mann Eckart und dem gemeinsamen Sohn Fabian in einem kleinen Ort in der Toskana und verdient ihr Geld als erfolgreiche Autorin. Sie ist dabei weder abgehoben noch arrogant. Ich mag ihre unbekümmerte Art und nehme ihr auch die Rolle der liebenden Mutter ohne zu Zögern ab.

Manuel übernimmt den Part des Täters. Nachdem sein eigener Debüt-Roman von unzähligen Verlagen abgelehnt wurde, wachsen in ihm Frust, Neid und Hass. So ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis er auf Rina trifft, die genau das verkörpert, was er so verachtet ... und gleichzeitig mit allen Mitteln erreichen möchte. Er stalkt sie, schleicht sich in ihr Leben ein und hat nur eines im Sinn: Rache. Das wirkt so realistisch, dass ich mich ziemlich gut in die Situation hineinversetzen kann. Das Buch aus seiner Sicht zu lesen gefiel mir sogar ein bisschen mehr, als aus der Sicht von Rina.

Die vielen Nebencharaktere hingegen sind mir zu einfallslos und peripher, sprich ohne jeglichen Tiefgang. Sie werden wie Komparsen in die Szenen integriert und fühlen sich daher ziemlich unbedeutend an. Hier hätte die Autorin ruhig die eine oder andere kleine Abzweigung wagen können.

Das Ende ist mir etwas zu plump geraten. Wenig spannungsgeladen und so gar nicht überraschend. Mir fehlt der Wow!-Effekt, den ich in anderen Büchern der Autorin bereits bewundern durfte. Es fühlt sich leider so an, als wollte sie "endlich" fertig werden mit diesem Thriller.

Der Schreibstil ist wie gewohnt lebendig. Die Autorin verzichtet weitestgehend auf die Darstellung blutiger Details und legt den Fokus mehr auf die psychologischen Aspekte. Ihr Schreibstil hat sich aber auch nicht sonderlich gesteigert, muss ich sagen. Ob das nun gut oder schlecht ist, muss jeder Leser für sich selbst entscheiden. Für mich ist es "okay".

Das Cover ist in schwarz-weiß gehalten mit einem gelben Titel. Zu sehen ist das Gesicht eines Kindes. Das passt meiner Meinung nach nicht ganz zum Inhalt, da es primär um eine erwachsene Frau geht, nicht um ein kleines Mädchen.

Fazit: Ein solider Thriller mit einem interessanten Plot, der leider nicht an die bisherigen Leistungen der Autorin anknüpfen konnte.

Danke an Randomhouse und Heyne für dieses Leseexemplar.

Veröffentlicht am 22.03.2018

Ein Thriller mit einigen Höhen und vielen Tiefen

Dein Leben gegen meins
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Ich finde es immer schwierig ein Buch zu bewerten, das mir nicht gut gefiel. Mir ist wohl bewusst, wie viel Arbeit darin steckt. Als Rezensentin bin ich jedoch dazu angehalten, stets die Dinge beim Namen ...

Ich finde es immer schwierig ein Buch zu bewerten, das mir nicht gut gefiel. Mir ist wohl bewusst, wie viel Arbeit darin steckt. Als Rezensentin bin ich jedoch dazu angehalten, stets die Dinge beim Namen zu nennen. Auch wenn dies bedeutet, dass das Buch nicht gut dabei wegkommt. Ich betone an dieser Stelle gern, dass ich mir gründlich Gedanken nach dem Lesen mache, viele Kriterien abwäge und mich dann erst entscheide.

Nun denn ...

Um was geht es? Amber ist nicht nur unzufrieden mit ihrem Leben, sie hasst es. Sie fühlt sich unsichtbar, missverstanden und absolut deplatziert in ihrer Welt. So gern hätte sie ein besseres Leben, mehr Reichtum, Luxusgüter sowie einen attraktiven und wohlhabenden Mann. Gern wäre sie jemand anderes. Daphne. Diese scheint all dies zu haben, wonach Amber sich sehnt. Und so gibt es für sie nur einen logischen Schluss: Sie muss ihr Leben gegen das von Daphne tauschen. Egal wie. Eine zufällig wirkende Begegnung hilft Amber dabei, Daphne näher kennenzulernen und sich mit ihr anzufreunden. Dabei scheint sie nicht zu bemerken, in welches Fiasko sie sich selbst hineinmanövriert, denn für Daphne sind die Dinge längst nicht so, wie sie für Amber scheinen.

Zu viele Wiederholungen und die klischeehaften Fakten (zum Beispiel: eine Tochter hübsch und dumm, die andere weniger hübsch und schlau), machten die Story ziemlich langweilig.

Die Charaktere sind mir etwas zu oberflächlich geraten. Zwar kann ich mich oft gut in sie hineinversetzen, jedoch fehlt mir die charakteristische Tiefe. Ich habe immer das Gefühl, dass noch Luft nach oben ist. Hier wären mehr Details und Nebenstränge sicher von Vorteil gewesen. Gerade weil es hier Perspektivenwechsel gibt.

Wir lernen Amber kennen, die unglaublich hartnäckig ist und genau weiß, was sie möchte. Aufgewachsen in unter- bis mittelschichtigen Verhältnissen, trieb sie der Wunsch nach mehr voran. Ihr gegenüber steht Daphne. Mutter zweier Kinder, reich, mit einem gut aussehenden Mann verheiratet. Ihre zunächst naive und gutgläubige Art macht es leicht für Amber, sich an sie heranzupirschen. Jackson wird mir als erfolgreicher, liebevoller, charmanter und zuvorkommender Gatte von Daphne vorgestellt. Schafft Amber es, ihn für sich zu gewinnen und Daphnes Platz einzunehmen? Und inwieweit lässt Daphne diese seltsame Liaison zu?

Mehr gibt es leider nicht zu sagen. Das meinte ich mit oberflächlich. Ich habe mir eine Liste angefertigt mit Pro und Contra für jede Figur. Da steht nicht viel drauf ... Es fällt mir wirklich schwer, etwas zu diesem Punkt der Rezension zu schreiben bzw. ist die komplette Rezension eigentlich für mich eher ein Brocken.

Der Schreibstil ist nicht zu überspitzt und nicht zu locker, für einen Thriller gut geeignet. Lediglich der Spannungsaufbau zieht sich hin wie Kaugummi. Es ist stellenweise so zäh und schleppend, dass ich ernste Konzentrationsschwierigkeiten hatte. Wäre das Buch kein Leseexemplar gewesen, hätte ich es vermutlich abgebrochen.

Das Cover gefällt mir gut. Das rote Kreuz in Pinselstrichform sticht hervor und hebt sich vom grauen Hintergrund ab. Sehr auffällig.

Fazit: Ein interessanter Plot mit einigen Höhen und vielen Tiefen, der mich nicht ganz überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 15.03.2018

Sehr anspruchslos ...

All About a Girl
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Was hatte ich mich auf dieses Buch gefreut! Ich glaube, dass ich stundenlang gejubelt habe als ich es dann endlich in den Händen hielt. Tja, normalerweise ist Vorfreude bekanntlich die schönste Freude ...

Was hatte ich mich auf dieses Buch gefreut! Ich glaube, dass ich stundenlang gejubelt habe als ich es dann endlich in den Händen hielt. Tja, normalerweise ist Vorfreude bekanntlich die schönste Freude ... aber nicht hier, leider.

England, Wolverhampton, 1999. Erzählt wird die Geschichte der 14-jährigen Johanna Morrigan, die gemeinsam mit ihren Eltern und vier Geschwistern in einer Sozialsiedlung lebt. Beide Elternteile sind ausgesprochen chaotisch und schwierig. Der Vater träumt von einer Karriere als Musiker und die Mutter scheint dauer-schwanger zu sein. So ist es schon beinahe verwunderlich, dass Johanna selbst noch ungeküsst ist. Um dennoch erste sexuelle Erfahrungen zu sammeln, begibt sie sich auf körperliche Erkundungstour und legt gern mal selbst Hand an. Ihr oberstes Ziel: Entjungfert werden! Niemand merkt, wie es in Johannas Herzen rebelliert. Auf der Suche nach abgedrehten Aktionen gerät sie immer mehr ins Taumeln.

Der Schreibstil ist im Großen und Ganzen einfach gehalten, manchmal süffisant, frech und spritzig. Genau das, was die Mädels heutzutage lesen möchten. Mir war es etwas zu ... wie soll ich sagen ... unspektakulär.

Die Hauptprotagonistin wirkt ob ihrer Charakterschwächen äußerst authentisch. Da ich in den 90ern aufgewachsen bin, konnte ich mich gut in manche Szene hineinversetzen. Johanna hat eine derbe Ausdrucksweise und eine ziemlich große Klappe. Sie macht genau das, was ihre gerade in den Sinn kommt. Leider fand ich dennoch, dass man noch mehr hätte aus ihr herausholen können. Noch mehr hinterfragen, mehr ins Detail gehen, um sich wirklich mit ihr identifizieren zu können.

Das Cover ist natürlich seeeehr ansprechend für Leserinnen ;) Ich mag sonst kein Pink oder Rosa, aber hier gefällt mir die Farbauswahl. Das Mädchen auf dem Cover könnte Johanna sein. Eyeliner, Doc Martens, Schwarz und rebellisch. Würde absolut passen.

Fazit: Dieses Buch ist wohl nur etwas für Leser/-innen, die nicht allzu hohe Ansprüche an ihre Lektüre stellen und auch über Dinge lachen können, über die man sonst nur stark alkoholisiert lachen würde. Es war nicht langweilig, aber schon irgendwie enttäuschend. Es hat mich tatsächlich leicht verstört zurückgelassen. Kann ich leider nur eingeschränkt weiterempfehlen.