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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2018

Wunderbar, darauf ein Brummelbier!

Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich
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Eine recht unterhaltsame und kurzweilige Lektüre, die viele Dinge mal von einer anderen Seite beleuchtet und vielen Lesern wahrscheinlich das schlechte Gewissen minimieren und aus der Seele sprechen ...

Eine recht unterhaltsame und kurzweilige Lektüre, die viele Dinge mal von einer anderen Seite beleuchtet und vielen Lesern wahrscheinlich das schlechte Gewissen minimieren und aus der Seele sprechen wird.
Vielleicht ist es sogar auch ein kleines Plädoyer für mehr Toleranz untereinander.

Ich konnte über manche Kapitel herzlich lachen und fühlte mich bestätigt, denn häufig hatte ich mich schon in Situation befunden, die genau diesen Satz in meinem Kopf ausgelöst haben. Leider wird man oft schief angesehen, wenn man (scheinbar) ein Gegenstromschwimmer ist. Man braucht viel Kraft, einiges an Mut und ein dickes Fell, wenn man diese "Sport- und Lebensart" einschlägt. Mir haben die vielen kleinen Seitenhiebe auf die "Norm", "Zwang" und den "Meanstream" gefallen. Die Argumente sind manchmal durchaus haarsträubend und recht schräg, aber auch unterhaltsam und kreativ. Man sollte sich gut amüsieren bei diesem Buch und wenn es geht vielleicht die ein oder andere Lässigkeit von Sean Brummel übernehmen. Selbstverständlich kein Muss.

Entspannt durch das Leben, weniger Muss, weniger Vorgaben von anderen, dafür mehr Bauchgefühl und Wohlgefühl. So manches lässt sich tatsächlich umsetzen. Ich habe es probiert (bei Sonne rausgehen, Sport treiben...einen Sch...muss ich).
Wunderbar, darauf ein Brummelbier!

Veröffentlicht am 03.05.2018

Dorothy Parker...nimm es mit Humor

"Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber"
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Was soll ich sagen? Selten bin ich einer mir so unsymphatischen Frau so lange gefolgt. Aber daran ist eindeutig die Autorin Michaela Karl Schuld. Sie hat eine sehr gut zu lesende Biografie geschrieben, ...

Was soll ich sagen? Selten bin ich einer mir so unsymphatischen Frau so lange gefolgt. Aber daran ist eindeutig die Autorin Michaela Karl Schuld. Sie hat eine sehr gut zu lesende Biografie geschrieben, die man einfach nur sehr schwer aus der Hand legen konnte. Na gut, das Leben und Schaffen, dieser bissige und teilweise zynische Humor von Dorothy Parker haben auch einen großen Anteil am Leseerfolg. Ich kannte Dorothy Parker nur aus einem Zeitungsartikel und bin daraufhin auf dieses Buch gestoßen. Ich war überrascht, welchen Bekanntheitsgrad sie hatte und welchen Einfluss auf die großen Schriftsteller sie besaß. Ihr Leben ist so vielseitig und bunt, so spektakulär und laut, so traurig und einsam und so versoffen, dass man kaum glauben kann, dass dies alles ein Körper und eine Seele aushalten kann. Aber Dorothy Parker nimmt es mit viel Alkohol und Zynismus und jeder Menge Dreistigkeit oder vielleicht ist es auch Größenwahn. Ich war immer wieder erstaunt, wie sie Gönner gefunden hat, die ihr Leben finanzieren, obwohl sie ihren Teil der Abmachung kaum einhielt und es auch nicht für nötig hielt, Schulden zurückzuzahlen. Sie war bekannt dafür, dass man mehr geben musste als man zurückbekommt und doch reichten die Geschichten und Drehbücher aus, damit sie ihre Stellung halten konnte.

Es ist eine faszinierende und sehr bissige Geschichte, die dem Leser die Tür zur Hollywoodwelt ein wenig öffnet. Das Beste bleibt jedoch der Humor.

Veröffentlicht am 02.05.2018

Gentlemen in Moskau

Ein Gentleman in Moskau
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Amor Towles weiß den Leser an seine Geschichte zu binden und ihn in die Vergangenheit zu führen. Bereits mit "Eine Frage der Höflichkeit" hatte er mich beeindruckt und auch diesmal hat er ein wunderbares ...

Amor Towles weiß den Leser an seine Geschichte zu binden und ihn in die Vergangenheit zu führen. Bereits mit "Eine Frage der Höflichkeit" hatte er mich beeindruckt und auch diesmal hat er ein wunderbares Buch geschrieben, welches den Leser in das alte Russland führt.

Graf Rostov schließt man sehr schnell in sein Leserherz, da er einfach ein Mann der alten Schule ist. Manieren und Etikette sind sehr wichtig und diese müssen eingehalten werden, egal in welcher Lage man sich gerade befindet. Graf Rostov weiß sich auf die Widrigkeiten, die auf ihn warten, einzustellen und er macht das Beste daraus. Er ist witzig, klug und diplomatisch und loyal.

Amor Towles beschreibt das sehr eingeschränkte Leben von Graf Rostov in diesem Hotel. Er geht dabei manchmal zu sehr ins Detail und hat (aus meiner Sicht) diesmal zu viele Figuren geschaffen. Dazu kommt eine große Portion russische Geschichte, die interessant ist, aber dadurch wird die Geschichte auch sehr umfangreich. Ich hatte manchmal zu tun, die Figuren richtig einzuordnen und mir auch zu merken in welchem Verhältnis sie zu Graf Rostov stehen. Für mich hätten es gern ein paar Details und Figuren weniger sein dürfen.

Ich fand sein Buch "Eine Frage der Höflichkeit" besser, aber trotzdem sollte man Graf Rostov lesen, da es Spaß macht, das Hotelleben, die Eigenheiten der Gäste, die ganze politische Geschichte und vorallem die Beziehung zu dem Kind mitzuerleben.

Veröffentlicht am 02.05.2018

Tolles Hörbuch

Der Sandmaler
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Neben Wallander lag Henning Mankell Afrika am Herzen. Bereits in seinem Erstlingswerk hat er sich mit dem Land und dessen Menschen beschäftigt. Stefan und Elisabeth, zwei junge Erwachsene, reisen aus verschiedenen ...

Neben Wallander lag Henning Mankell Afrika am Herzen. Bereits in seinem Erstlingswerk hat er sich mit dem Land und dessen Menschen beschäftigt. Stefan und Elisabeth, zwei junge Erwachsene, reisen aus verschiedenen Gründen nach Afrika. Während Stefan seinen Spaß und Sex sucht, versucht Elisabeth zu sich zu finden, das Land und die Menschen kennenzulernen. Beide ahnen nicht, was sie erwarten wird.

Man hat das Gefühl, dass Henning Mankell in der Figur von Elisabeth mitreist. Er wirbt für mehr Achtung und Respekt vor fremden Kulturen. Zudem kommt recht eindeutig heraus, dass er versucht Vorurteile abzubauen und so lässt er auch Elisabeth immer wieder nachdenken und respektvoll gegenüber den (ihr unbekannten) Menschen auftreten. Sie versucht die Handlungen von Ndou und Yene zu verstehen und ihnen ohne Vorurteile entgegenzutreten.

Axel Milberg hat das Buch sehr gut vorgelesen, so dass viele Bilder im Kopf entstehen konnten und dadurch die Geschichte eindringlicher wurde. Es war jedoch (aus meiner Sicht) trotzdem nicht so stark und beeindruckend wie die anderen Afrikabücher von Henning Mankell. Trotzdem lohnt es sich, denn es regt zum Nachdenken und in sich kehren an.

Veröffentlicht am 02.05.2018

Leiser skurriler Humor

Sauna mit Nachbar
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Man reist in eine ländliche Gegend von Finnland, wo sonst nicht sehr viel passiert und man die Ruhe genießen kann. Jedoch nur dann, wenn man keinen Nachbarn hat, der stets neue Bauprojekte plant und in ...

Man reist in eine ländliche Gegend von Finnland, wo sonst nicht sehr viel passiert und man die Ruhe genießen kann. Jedoch nur dann, wenn man keinen Nachbarn hat, der stets neue Bauprojekte plant und in Angriff nimmt. Diese werden mit viel Enthusiasmus gestartet und enden in der Regel nie oder unvollendet.

Der eine Nachbar ein Hobbyhandwerker, ein Chaot und Vater von sechs Kindern, der dem Leben zugetan ist und viel ausprobiert, er lässt vieles wieder liegen, schafft Platz für neue Ideen und sorgt dabei für Chaos und (teilweise) für Unzufriedenheit bei den Mitmenschen. Der andere ist ein Pendant, sauber, ordentlich und manchmal missgünstig. Er ist gefangen in seinen eigenen Strukturen, der Routine und seiner kleinen Welt.

Beide sind nun durch das Saunaprojekt miteinader verbunden. Der eine werkelt, schraubt und schleppt, der andere schaut zu, kommentiert und entwickelt erotische Träume mit der Nachbarsfrau. Zudem manipuliert und sabotiert er die Arbeit, er schafft Ärger und versucht das Projekt zu untergraben und scheitert doch an der Lebenslust des Anderen. So manches Mal möchte man den Hobbyhandwerker bei der Hand nehmen und helfen und den Lehrer einen kleinen Schubs ins laute, bunte Leben geben, aber sie schaffen es auch so.

Alles wird ganz unaufgeregt beschrieben (wenn auch manchmal etwas holprig). Der schwarze und skurrile Humor lässt den Leser immer wieder schmunzeln. Die Charaktere sind wie Feuer und Wasser bzw. ist für den einen das Glas halb voll, so ist es für den anderen schon halb leer. Der Autor beschreibt die Charaktere so detailliert und mit Herzblut, dass man sie genau vor dem Auge hat.
So manche Szene, manche Aussage regt zum Nachdenken und Hinterfragen von eigenen Erfahrungen und Situationen an.

Das Buch hat einen leisen skurrilen Humor, eine Geschichte, die recht überschaubar und doch interessant ist und Charaktere, die zwei Seiten der Gesellschaft widerspiegeln.