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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2018

Und wenn ein Bösewicht was Ungezogenes spricht

Das Buch der Schurken
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Gelungene Mischung und großartiger Aufbau - die Texte an sich sind allerdings leider oft anstrengend zu lesen und gerade bei den "Klassikern" auch spoilerlastig. Wenn man mit dem Schreibstil klarkommt, ...

Gelungene Mischung und großartiger Aufbau - die Texte an sich sind allerdings leider oft anstrengend zu lesen und gerade bei den "Klassikern" auch spoilerlastig. Wenn man mit dem Schreibstil klarkommt, kann man dieses Buch durchaus lesen und genießen. Ansonsten eher ein Buch zum Blättern und Anschauen.


Auf dieses Büchlein hatte ich mich sehr gefreut, versprach ich mir doch nicht nur witzreiche Unterhaltung, sondern auch einen Überblick über wichtige Romanklassiker und spannende Einblicke in die Welt des Bösen.

Die erhoffte Bandbreite lieferte der Autor dann auch: Von den Gierigen, Rachsüchtigen und Despoten über die Berserker, "Egoschweine" und Erziehungsberechtigten bis hin zu den fatalen Frauen, Psychopathen, Ungreifbaren und verrückten Wissenschaftlern oder aber auch die Über- und Unterirdischen und Könige des Verbrechens - sie alle werden auch jeweils einer Doppelseite mit Zeichnung, Zitat, Text und Steckbrief vorgestellt.

Fantastische Gliederung, gelungene Illustrationen und großartige Idee mit den Steckbriefen - nur mit der Ausführung bin ich nicht glücklich. Zum einen liegt das am Schreibstil des Autoren: Wiener Schmäh trifft auf hochtrabendes Deutsch, bei gleichzeitiger Ambition, witzig zu sein. Für humorvolle Sachbücher bin ich immer zu haben, doch hier erschien die Leichtigkeit oftmals erzwungen. Die beschreibenden Texte waren teilweise schwer zu lesen - ich glaube, sie waren jeweils an den Stil des Buches, aus dem die Schurken stammen, angepasst. So ging der Satz zu Gabrial Marcía Márquez´ Schurkem Zacarías über die gesamte Seite. Ich empfand es als anstrengend, das Buch zu lesen, obwohl es nicht dramatisch viel Text enthielt.

Die Steckbriefe enthielten oftmals Bewertungen - diese waren leider uninformativ. So gelungen ich die Idee finde - "Gottesfurcht: 4/5" oder "Schönheit: 3/5" sagen wenig bis nichts aus und taugen auch als unnützes Wissen kaum.

Klingt jetzt erstmal alles negativ? Nein. Neben dem bereits genannten großartigen Konzept und der "Schurken- Vielfalt", hat mir das Buch zudem richtig Lust gemacht, zu einigen Romanen wie Rebecca, Der große Gatsby, Ivanhoe oder auch Clockwork-Orange zu greifen! Schade nur, dass Herr Pesl gerade bei den vermeintlich von allen gelesenen Klassikern heftig in die Spoilerkiste greift, nur um bei (mir zumindest) unbekannten Werken ärgerlich wenig über deren Inhalt zu erzählen.

Veröffentlicht am 29.03.2024

Nicht in dem Ton!

Bible Bad Ass
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Schade, eine vielversprechende Idee, die jedoch ins Spirituelle und Religiöse abdriftet, den Realitätsbezug verlor, unangenehm pathetisch wurde und der die sympathische Hauptfigur fehlte.




Ich bin Atheistin ...

Schade, eine vielversprechende Idee, die jedoch ins Spirituelle und Religiöse abdriftet, den Realitätsbezug verlor, unangenehm pathetisch wurde und der die sympathische Hauptfigur fehlte.




Ich bin Atheistin und nicht bibelfest – genau wie bei sonstiger Mythologie faszinieren mich aber feministische Neuinterpretationen und der Blick darauf, wer wen aus der Geschichte herausgeschrieben hat. Bible Bad Ass klang also vielversprechend und nach einem Buch, mit dem ich auf vergnügliche Art Neues über die Frauen im Christentum lernen könnte.

Letzteres war durchaus der Fall; ersteres leider weniger. Abgesehen von der fehlerhaften Formatierung, die hoffentlich und vermutlich am Leseexemplar lag, mich aber trotzdem massiv störte, da ich vor und zurückblättern musste um den aktuellen Abschnitt fortzusetzen, haderte ich vor allem mit der Protagonistin. Anfangs war mir ihre permanent wütende und vorwurfsvolle Art zu viel, auch wenn ich sie nachvollziehen konnte. Ich rechnete jedoch mit einer charakterlichen Weiterentwicklung, die es auch gab – für mich jedoch nicht zum Besseren. Klara wurde zu einer seltsam religionsfixierten und esoterisch angehauchten Figur, deren verwirrtes Umfeld ich mehr verstand als sie. Ich verlor vollkommen den Draht zu Klara - wenn sie mit der Heiligen Geistin in Taubengestalt kommunizierte, die Mondin anbetete und in allem, egal ob Zahl, Straßenname oder Nudelgericht eine tiefschürfende Bedeutung fand, war ich raus. Sie driftete vollkommen ab; am Ende fehlte jegliche Realitätsnähe und ich empfand sie als blauäugig und naiv. Das war nicht die empowernde Geschichte einer ihren Weg gehenden Frau, die ich mir erhofft und erwünscht hatte!

Mal abgesehen von der abstrusen Rahmenhandlung – ich hatte auf eine überraschende, vielleicht sogar witzige oder zumindest schlüssige Erklärung der Handychats gerechnet. Kam nicht. Und die ganzen Lebensweisheiten wirkten so gewollt platziert, es wurde mit ständig erhobenem Zeigefinger gesprochen und die Kombination aus Kalendersprüchen und schwülstiger Sprache empfand ich als ausgesprochen unangenehm.

Zu Gute halten muss und möchte ich dem Buch, dass all´ die Auswüchse und Auswirkungen des Patriarchats gnadenlos beleuchtet und konkret benannt werden; Autorin und Protagonistin nehmen kein Blatt vor den Mund. Inhaltlich absolute Zustimmung! Ich habe mir etliche Passagen markiert, bei denen ich nicken und laut "JA!" rufen wollte. Es ist ausgesprochen schade, dass die Botschaften, die vermittelt werden sollen, so zugespitzt und überspitzt formuliert wurden. Denn so richtig und wichtig sie sind, konnte ich doch mehrfach nicht anders, als mit den Augen zu rollen.

Zudem wird eine intensive Recherche deutlich; ich konnte über die biblischen Figuren einiges lernen und fand die Neubetrachtung des Lebens und Wirkens der Frauen ausgesprochen interessant. Wie viele (biblische) Frauen aus der Geschichte herausgeschrieben wurden, ihre Rolle kleingeredet und ihr Ruf ruiniert wurde, ist nicht nur empörend - es erklärt auch das heutige Verständnis.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2019

Ungewöhnlich - muss man mögen

Melmoth
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Ungewöhnlich in Thema und Schreibstil - ich konnte jedoch mit diesem düster-deprimierenden Sündenmix aus Glaube, Verbrechen und Schuldgefühl im winterlichen Prag nicht warm werden. Gut möglich, dass ich ...

Ungewöhnlich in Thema und Schreibstil - ich konnte jedoch mit diesem düster-deprimierenden Sündenmix aus Glaube, Verbrechen und Schuldgefühl im winterlichen Prag nicht warm werden. Gut möglich, dass ich auch mit "falschen" Erwartungen an das Buch rangegangen bin bzw. mich nicht darauf einlassen konnte.


Mehr noch als der geheimnisvolle Klappentext reizte mich bei diesem Buch das unheilverheißende und zugleich wunderschöne Cover - doch hielt die Geschichte ihren Versprechungen stand?

Schwer zu beantworten! Die Autorin beherrscht ihr Schreibhandwerk meisterlich - fast schon prosaisch spricht sie den Leser direkt an.

Das Buch ist voller atmosphärischer Beschreibungen des winterlichen Prags und der anderen Handlungsorte sowie ganz viel Melancholie, Düsternis und Hoffnungslosigkeit.

Zu viel. Dieses Buch ist für mich eines jener, das ich unzufrieden zuklappe. Nicht wegen des Endes, das fand ich ganz charmant, sondern wegen der Stimmung. Dieses Düstere, Depressive, Demotivierende... Beim Beenden des Buches war ich so ausgelaugt und leer, war zu nichts motiviert, nicht mal zu einem Verriss. Ich mag durchaus auch traurige Bücher, die mich zu Tränen rühren oder unerwartet doch zu einem herzerwärmenden Ende führen. Melmoth jedoch ist von der ersten Seite an von einer hoffnungslosen Einsamkeit geprägt, welches jedes Zeugnis, jedes Schicksal, verbindet, mit der ich nicht zurechtfand.

Zudem waren mir auch die Be- und Umschreibungen, so atmosphäreschaffend sie auch waren, zu ausufernd. An sich besteht die "Handlung" lediglich aus Zeugnissen verschiedenster Art, lose durch Helen, Thea und Karel verbunden. Auch wenn ich an den "Sünden" der Einzelnen interessiert war, fehlte mir doch der größere Spannungsbogen.

Während mich die ganze Bibel- und Sündenmotivik nicht überzeugen konnte und mir - abermals - einfach zu viel war, fand ich charmant, dass in diesem Buch Frauen die einzig Handelnden sind. Männer kommen vor, sind jedoch unbedeutend - selbst Gott oder Jesus sind für den Rahmen der Geschichte zwar durchaus relevant, bleiben aber hinter Frauen wie Helen, Thea, Adaya und Melmoth passiv und blass. Gefällt mir!

Dieses Buch ist definitiv einzigartiges - sowohl die Beschäftigung mit Melmoth, einem biblischen Charakter, von dem ich zuvor noch die gelesen habe, deren Figur aber höchst faszinierend ist, als auch vom Schreib- und Erzählstil her; unterbrechen doch die einzelnen Zeugnisse, Briefe, Manuskripte und Beichten die Rahmenhandlung im heutigen Prag immer wieder, während die Autorin das Geschehen um Helen, Thea und Karel als allwissende Erzählerin kommentiert und die Leser auf Schatten, zukünftige Ereignisse und Merkwürdigkeiten hinweist.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Fast unmöglich zu bewerten

Washington Black
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Trotz Thematik und gelungenem Schreibstil bleibt bei mir am Ende nur ein großes Fragezeichen, eine unbefriedigende Leere zurück. Die Deutschunterrichtsstimme in meinem Kopf fragt: Und was wollte uns der ...

Trotz Thematik und gelungenem Schreibstil bleibt bei mir am Ende nur ein großes Fragezeichen, eine unbefriedigende Leere zurück. Die Deutschunterrichtsstimme in meinem Kopf fragt: Und was wollte uns der Autor damit sagen? Ich habe keine Antwort.


Als ich dieses Buch in der Vorschau entdeckt habe, wollte ich es unbedingt lesen; es schien meinem veränderten Leseschema perfekt zu entsprechend. Tiefgründig, ernst und voller Kraft. Was soll ich sagen?! Lange ist es mir nicht mehr so schwer gefallen, eine Rezension zu schreiben.

Denn das Buch ist ernst und behandelt mit dem Rassismus des 19. Jahrhunderts ein denkbar aktuelles Thema. Das Leid und Elend, das Washington ertragen muss, die Ungerechtigkeit und Ausweglosigkeit - all´ das ist ergreifend und aufwühlend. Dann die unverhoffte Chance auf ein besseres Leben. Alle Ereignisse und Erlebnisse scheinen auf den einen Moment, das eine Gespräch, die eine Einsicht hinauszulaufen. Ein Crescendo. Das niemals kommt.

Und davor: Eine schleppende Handlung, die durch die Hoffnung auf kommende Dramatik das Interesse aufrecht erhält. Zwischendurch ein fast vollständiges Erliegen des Handlungsbogens; nur mühsam wird wieder Spannung aufgebaut. Bis alles mit dem Ende, wie ein Kartenhaus durch eine unachtsame Bewegung, zusammenbricht. Ich war enttäuscht; habe mich regelrecht betrogen gefühlt - nach 500 Seiten weiß ich einfach nicht, was mir diese vier Jahre aus dem Leben Washington Blacks sagen sollen. Kein Nachwort, keine historische Einordnung... was ist fiktiv, was nicht? Was war die Intention, die künstlerische Idee der Autorin? Ja, ganz platt formuliert: Warum sollte ich das Buch lesen; warum habe ich es gelesen?

Halten zwar Teile des Buches die Abenteuerverheißungen von Cover und Klappentext durch unwahrscheinlich scheinende Reisen in exotische Regionen, enttäuschen andere durch Kleinstadtalltag und farblos bleibende Charaktere. Big Kit, Titch, selbst Tanna... sie alle bleiben trotz der Rolle, die sie für Washingtons Leben spielen, Randfiguren, facettenlose Skizzen, die kaum beleuchtet werden. Sie kommen und gehen; entwickeln dabei kaum bis kein Eigenleben. Peter und Titchs Vater... diese subtile Andeutung einer homosexuellen Beziehung, Big Kits Erlebnisse - so viel hätte noch ausgeführt werden und der Geschichte Tiefgang geben können. Stattdessen steht Wash ganz im Zentrum der Geschichte, verändert sich auch, bleibt jedoch ein Kind seiner Zeit - zwar überdurchschnittlich talentiert, aber dennoch wagt er den Aufbruch, den Bruch mit den Konventionen nicht. Die Geschichte war für mich weder motivierend wie Hidden Figures, noch durch Enttäuschung und Scheitern wie in The Green Book mahnend.

Dürfte ich meine Bewertung, meine gesamte Rezension in einem Emoji ausdrücken, wäre das das große rote Fragezeichen. Ich schließe nicht aus, dass sich mir der große Sinn, die literarische Meisterleistung dieses Buches auch einfach nicht erschließt, ich sie nicht erkennen kann. Für mich ist die Geschichte allerdings unbefriedigend; eine Enttäuschung.

Dabei ist das Buch unfassbar kraftvoll voller Präzision geschrieben, die Szenen sind greifbar, die erschreckende Gewalt und Ungerechtigkeit entfalten ihre Wirkung auf den Leser... aber es fehlt einfach der große Knall, das Abenteuer, welches das Cover verspricht und das aus der Aneinanderreihung von Begebenheiten eine runde Geschichte macht. Eine, bei deren Beendung man mehr fühlt, als ein großes Fragezeichen. Offene Enden sind per sé kein Problem (mehr) für mich - dieses jedoch war abrupt und hart; wirkte unabgeschlossen, unrund. Wenn die Autorin eine andere Geschichte erzählen würde, wäre dieses Buch mit seinem wundervollen Schreibstil und der ernsten Thematik ein absolutes Highlight - so war es verschwendetes Potential.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Peter Pan oder warum ich nicht mit ins Nimmerland fliege

Peter Pan
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Liebevoll und bezaubernd illustriert, für Kinder und Ältere aufregend. Nur konnte mich die Geschichte nicht begeistern... Wer die Geschichte um Peter Pan also bereits kennt und liebt, der sollte nein MUSS ...

Liebevoll und bezaubernd illustriert, für Kinder und Ältere aufregend. Nur konnte mich die Geschichte nicht begeistern... Wer die Geschichte um Peter Pan also bereits kennt und liebt, der sollte nein MUSS dieses Buch sein Eigen nennen!



Ahoy ihr Lieben! Unzählige Male verfilmt und adaptiert, jeder kennt sie, jeder liebt sie - die Geschichte von Peter Pan. Nur ich kannte sie nicht. Diese Bildungslücke habe ich mit dieser wundervolle illustrierten Ausgabe des Klassikers endlich geschlossen. Doch...

... zu meinem Entsetzen, wollte mich der Zauber Peter Pans einfach nicht ergreifen. Stattdessen fand ich die Geschichte von Seite zu Seite immer schrecklicher! Durch den Schreibstil gab es hin und wieder schöne Szenen und Beschreibungen, aber das hat leider nicht ausgereicht.

Woran lag das? Zum einen waren mir die Charaktere erschreckend unsympathisch, Peter Pan wirkte auf mich wie ein selbstverliebter Tyrann, Wendy war mir zu naiv und dann streckenweise fast schon altklug und die verlorenen Jungen brachte ich immer wieder durcheinander. Auch Wendys Eltern kamen nicht besonders gut weg bei mir :/

Dann die Darstellung von "Wilden" und "Rothäuten", die Vorurteile und ungemilderten gesellschaftlichen Bilder über Frauen, Mädchen und Kinder. Natürlich ist der Autor ein Kind seiner Zeit, und sein Buch damit auch, allerdings hätte ich mir an einigen Stellen des Buches eine Überarbeitung gewünscht. Versteht mich nicht falsch, ich bin gegen eine Überarbeitung sämtlicher Bücher aus politischer Korrektheit, aber gerade bei Kinderbüchern ist doch ein Maß an Sensibilität von Nöten, um gesellschaftliche Stereotype und Vorurteile nicht zu verstärken...

Als bekennender Piratenfan war ich auch davon enttäuscht, wie eindimensional und oberflächlichCaptain Hook dargestellt wird, als Bösewicht um des Böseseins Willen...

Und auch das Ende hat mich eher enttäuscht, denn statt eines Hochgefühls und einem Lächeln auf den Lippen auf Grund einer bezaubernden, magischen Geschichte, war es trotz des Happy End- Charakters, für mich negativ geladen und hat mir ein unbefriedigtes Gefühl auf Grund Peter Pans Vergessenheit und Illoyalität hinterlassen... Mir fehlte beim Zuklappen des Buches die Aussage, ein Satz, an den ich mich lächelnd würde zurückerinnern können.

Lange Zeit war ich mir total unsicher, was die Bewertung angeht und so habe ich mir noch den Disney Film angesehen... Hier wurden sämtliche aneckenden Szenen und Charakterzüge rausgeschnitten oder weichgespült, den Figuren Liebreiz gegeben und überhaupt das Kinderbuch kindertauglich gemacht. Trotzdem konnte mich auch diese konformere Variante der Geschichte nicht bezaubern, wie andere Filme aus dem Hause Disney das vermochten...