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Veröffentlicht am 04.06.2018

Ein exzentrischer Privatdetektiv

Der rote Stier
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„Ich (Wolfe) behaupte, ich war faul und eitel. Damit dürfen Sie mich zitieren“ [192].
Danke, genau das tue ich hiermit.

Alles beginnt mit einem harmlosen Unfall und der Suche nach einem Telefon. Und so ...

„Ich (Wolfe) behaupte, ich war faul und eitel. Damit dürfen Sie mich zitieren“ [192].
Danke, genau das tue ich hiermit.

Alles beginnt mit einem harmlosen Unfall und der Suche nach einem Telefon. Und so laufen Nero Wolfe und Archie Goodwin über eine Weide und kommen automatisch zu ihrem gemeinsamen Fall.

Wolfe: „Wo sind wir?“
Goodwin: „Zweihundertsiebenunddreißig Meilen nordöstlich des Times Square“

Von nun an sind beide in ihrem Element. Und man merkt schon, dass dies keine trockene Ermittlung werden kann. Dies wird umso deutlicher, als Wolfe vor dem Stier auf einen Felsen klettert und Goodwin über den Weidezaun purzelt. „Herrlich! Um nichts hätte ich das verpassen wollen“

„Nero Wolfe ist bekanntermaßen ein exzentrischer Privatdetektiv mit eigenem Koch und allerlei dezidierten Ansichten sowie Verhaltensweisen rund ums Essen.“ [342] Dieser Satz aus dem Nachwort beschriebt ihn sehr treffen. Dagegen stellt sich Goodwin selbst als Laufbursche dar. „Mr. Wolfe übernimmt in unserer Firma das Verdächtigen, fragen Sie ihn. Ich bin der Laufbursche.“ [262]
„Ich kann Dummheit verurteilen und tue dies auch häufig, denn sie ärgert mich, aber moralische Entrüstung ist ein gefährlicher Luxus.“ [207] Wolfe sagt grundsätzlich das, was ihm in den Sinn kommt. Denn „das (Reden) ist mein einziges Talent“ [197]. Er schätzt Situationen und seine Gegenspieler jedoch stets sehr präzise ein und zeigt dies auch offen. „Wir brauchen eigentlich keine Finessen…..Warum einigen wir uns nicht einfach darauf, dass Sie kein Dummkopf sind und ich ebenso wenig? “ [206]. Jedoch greift der beleibte Wolfe und sein Assistent Archie auf verschieden Techniken bei der Ermittlung zurück. Auch machen sie vor einer Lüge nicht Halt und begründen dies wie folgt: „Victor Hugo hat ein ganzes Buch darüber geschrieben, dass eine Lüge etwas sehr Nobles sei…“ [195]

Unter dem Originaltitel „Some buried Caesar" erschienen und nun komplett neu übersetzt, liegt ein tolles Buch vor, dass auch haptisch einen tollen Eindruck macht.

Veröffentlicht am 25.05.2018

Gesellschaftskritik

Hochdeutschland
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Schimmelbuschs Buch „Hochdeutschland“ spielt in Frankfurt und Umgebung und handelt von Victor, einem ennuyierten Investmentbanker der bereits auf der ersten Seite sehr treffend als „flexible Persönlichkeit“ ...

Schimmelbuschs Buch „Hochdeutschland“ spielt in Frankfurt und Umgebung und handelt von Victor, einem ennuyierten Investmentbanker der bereits auf der ersten Seite sehr treffend als „flexible Persönlichkeit“ [1] beschrieben wird. Es mangelt ihm an Herausforderungen. Er hat für sich alles erreicht, ist reich – da Teilhaber der Birken Bank. Seine Ehe ist gescheitert. Aber Glück und Zufriedenheit kann man mit all dem Geld nicht kaufen. Dies muss auch Victor feststellen.

Schimmelbusch zeigt sehr pointiert wie Victor seinen Platz in der Gesellschaft erreicht hat und was dem Erfolg geschuldet ist.

Sein eigenes Glück schmieden – was für ein verlogenes Bild… []

Der Blick auf das Deutschland dieser Zeit, der am Anfang bissig, lustig, böse aber durchaus treffend herüberkommt, weicht immer mehr dem Gesellschaftlichen und die politische Ansichtsweise kommt immer stärker zum Tragen.

„Es geht hier um Deutschland Habibi. Nicht um irgendein in sich ruhendes Chillout-Land. Deutschland funktioniert nur, wenn alle die ganze Zeit arbeiten, sonst kommt der Deutsche auf dumme Gedanken – haste den schonmal im Urlaub gesehen?“ [174]

Und so erarbeitet Victor ein Manifest und legt dieses Ali Osman, seinem Freund und Mitglied des Bundestages für die Grünen vor. Dies kommt dem Bundestagsabgeordneten sehr gelegen, da er Gedanken für eine „die Deutschland AG“ hat.

Dieser politische Entwurf soll nichts anderes machen, als Deutschland radikal umzubauen, wie es ja in der Wirtschaft oft vorgelebt und auch umgesetzt wird. Dabei bedient sich Victor bei seinen Formulierungen dem kompletten politischen Spektrum, sowohl rechts als auch links außen. Er versucht dabei das Leistungsprinzip auf die BRD bzw. der Gesellschaft zu übertragen und dem Großen und Ganzen zu unterstellen. In diesem Manifest, es liest sich wie ein Wahlprogramm einer populistischen Partei, wird auch die Einkommensverteilung - „25 Millionen (Eigenvermögen) sind genug.“ [ 115 ] - in Frage gestellt.

An vielen Stellen von Schimmelbuschs Buch fühlt man sich an "American Psycho" von Bret Easton Ellis erinnert.

"Sie trug einen schwarzen Jumpsuit von Jil Sander, signalrote Turnschuhe von Adidas by Yohji Yamamoto... [204]

Aber auch "Unterwerfung" von Michel Houellebecq kommt dem Leser in den Sinn. Nicht nur weil sich Houellebecq als Gesellschaftsdenker darstellt, sondern auch weil dort der Protagonist François sich auf eine Reise in sein Inneres begibt.

Der Roman von Schimmelbusch hat sehr wenig Handlung und die Interaktion zwischen den Charakteren leidet, da keinerlei kritische Hinterfragung stattfindet.

„Isch fick disch, Alter"
„Isch fick deine Mutter" [176]

Obwohl Schimmelbusch mit großen Worten nur um sich schmeißt, lässt sich sein Werk bestens lesen. Man ist auf jeden Fall gut unterhalten und wird mit einigen Gedankenspielereien bedacht, welche auch nach der Beendigung des Romans den Leser weiter beschäftigen.

Veröffentlicht am 07.05.2018

Perfektion

Perfektion
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Der Auftakt eine Reihe. Perfektion ist der Debüt-Roman der Autorin Laura Kier.
Die Protagonistin des Buches ist Adara. Sie gehört zu den Veränderten und hat etwas wertvolles was in dieser Zeit sehr kostbar ...

Der Auftakt eine Reihe. Perfektion ist der Debüt-Roman der Autorin Laura Kier.
Die Protagonistin des Buches ist Adara. Sie gehört zu den Veränderten und hat etwas wertvolles was in dieser Zeit sehr kostbar für Genteck Systeme ist: Ungeborenes Leben. Dies bedeutet: Sicherung des Fortbestands der Menschheit. Und wie es nun einmal so im Leben ist, hat man mehrere Optionen.
Durch den Absturz und Adaras Flucht vor Genteck Systeme - einem Forschungskonzern - mit dem Ziel der Schwestern der Auferstehung, bekommt der Leser Einblicke in die dort spielende Welt.
Bereits das Cover – ein DNA-Strang mit Dornen bespickt, brennend, qualmend - zeigt schon, was den Leser in dieser Geschichte erwartet. Eine nicht lebensfreundliche Welt. In der Tat muss Adara feststellen, dass überall Gefahren lauern. Drohnen in der Luft, giftiges Wasser, Kopfgeldjäger und Piraten. Zusätzlich kommt noch dazu, dass die Erinnerung der Veränderten „gelöscht“ wurde. Und somit stellt sich die Frage auch zu Adaras Vergangenheit.
Wer nicht zu den Veränderten zählt, ist „sichtbar“. Hat z.B. eine vernarbte Haut, was bei den Lebensumständen aber das kleinste Problem sein dürfte. Nicht nur Menschen werden in ihrer DNA-Struktur verändert, sondern auch Samen wie es schon in heutiger Zeit beim Saatgut der Fall ist. Dieser Bezug wird in dem Buch auch kurz aufgenommen.
Persönlich hätte ich mir etwas mehr als nur "Flucht" gewünscht, auch wenn dies spannend und flüssig geschrieben ist. Die Seiten fliegen förmlich nur so dahin, könnten gerne auch mehr sein.
Generell mehr Informationen und eine stärkere Adara, die mehr hinterfragt und den Weg vorgibt und nicht nur folgt wären wünschenswert.

Veröffentlicht am 27.03.2018

Offshore – Vertraue niemandem

Offshore
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Das Cover
Das Buch fühlt sich durch die punktuelle UV-Spotlackierung extrem gut an. Das macht ordentlich was her und das Dollarzeichen im Titel des Buches „Off$hore“ zeigt, wohin der Weg führt.

Das Buch
Paul ...

Das Cover
Das Buch fühlt sich durch die punktuelle UV-Spotlackierung extrem gut an. Das macht ordentlich was her und das Dollarzeichen im Titel des Buches „Off$hore“ zeigt, wohin der Weg führt.

Das Buch
Paul Margis ist nicht nur der Experte der Bundesregierung sondern auch der Protagonist im Wirtschaftsthriller Offshore des Autors Till Berger in dem es um das Thema Manganknollenförderung, Mord, Intrigen, Macht und Geld geht.
Margis wird der Mord an einem Wissenschaftskollegen vorgeworfen. Die Story startet für den Leser in Chile und für Margis gar nicht so erfreulich. Margis muss mit zunehmendem Verlauf aber feststellen, dass die anderen Stationen auf der Erdkugel noch mehr Überraschungen bereithalten und er eigentlich niemandem mehr vertrauen kann.
Er selbst ist der von sich überzeugte Charakter. Ex-Trader, fährt Sportwagen, trinkt den Islay-Whisky Laphroig und schmeißt sich ungeachtet dessen gerne verschreibungspflichtige Mittelchen ein. Ein weiterer Charakter, der eine zentrale Rolle einnimmt ist die Agentin Anna Kolping. Die auch für einige Überraschungen gut ist. Die Personen werden so beschrieben, dass man sich gut in die jeweilige Lage hineinversetzen kann.
Spannend sind vor allem die wirtschaftlichen Themen wie Short Selling (Leerverkäufe) und die Verstrickungen der einzelnen Personen und Firmen.
Das Fazit
Das Buch ist gut geschrieben und liest sich flüssig. Für mich hat es aber etwas gedauert, bis richtige Spannung aufkam und man das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Leider ist das am Anfang erwähnte Thema der Manganknollenförderung in den Hintergrund getreten. Dafür kamen aber die Verflechtungen der einzelnen Personen. Trotzdem eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.09.2023

11, 12, 14

Dreizehnfurcht
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Der Start in die fantastische Geschichte „Dreizehnfurcht“ von Wieland Freund gefällt mir richtig gut. Die Geschehnisse rund um den Protagonisten Momme Bang und den geheimen Stadtteil Berlins ziehen einen ...

Der Start in die fantastische Geschichte „Dreizehnfurcht“ von Wieland Freund gefällt mir richtig gut. Die Geschehnisse rund um den Protagonisten Momme Bang und den geheimen Stadtteil Berlins ziehen einen in ihren Bann.
Auch wenn die Geschichte ruhig startet und zunehmend komplexer wird, philosophische Fragen erörtert werden, bleibt man gerne am Ball. Sprachlich ist „Dreizehnfurcht“ ein schönes Buch, welches von Peter Lontzek gesprochen wird. Lontzek verleiht den Charakteren Leben, bringt die Gefühlslage der Charaktere gut herüber und lässt somit Bilder im Kopf der Zuhörenden entstehen.
Das Handeln und die Reaktionen von Momme kann man gut nachvollziehen, jedoch bin ich mit dieser Figur nicht ganz warm geworden. Der Funke wollte nicht überspringen. Man betrachtet die Welt nicht durch seine Augen, sondern blickt etwas distanziert auf ihn und die Ereignisse.
Der Spannungsbogen ist fast nicht vorhanden. Alles ist sehr ruhig. Lediglich gegen Ende nimmt die Spannung marginal zu. Da hatte ich allerdings das Gefühl, dass die Ausgestaltung der fantastischen Welt einen förmlich erdrückt. Das waren dann doch viele Personen und insgesamt zu wenig Tempo.

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