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Veröffentlicht am 23.05.2018

Packender historischer Roman

Der Letzte von uns
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Werner Zilch wird im Februar 1945 im von Bombenangriffen zerstörten Dresden geboren; seine Mutter ist schwer verletzt und stirbt kurz nach seiner Geburt. Doch er überlebt und wächst in den USA der Nachkriegszeit ...

Werner Zilch wird im Februar 1945 im von Bombenangriffen zerstörten Dresden geboren; seine Mutter ist schwer verletzt und stirbt kurz nach seiner Geburt. Doch er überlebt und wächst in den USA der Nachkriegszeit in einer Adoptivfamilie auf.
Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre trifft er in New York die schöne Malerin Rebecca, in die er sich unsterblich verliebt. Doch nach einem wundervollen Jahr des Verliebtseins verlässt sie ihn ohne jede Erklärung, nachdem er zum ersten Mal ihren Eltern begegnet ist.


Meine Meinung:
Durch einige eher mäßige Kritiken war ich zunächst skeptisch, was die Lektüre dieses mehr als 450 Seiten umfassenden Romans angeht und ich erwartete eine langatmige Geschichte, die sich über mehrere Jahrzehnte hinzieht. Doch ich wurde durch die flüssige Erzählweise und die wechselnden Schauplätze – das Deutschland von 1945 und die USA der 1960er/1970er Jahre – sofort in die Handlung hineingesogen. Die wechselnden Kapitel ließen sich (auch dank der großen Schrift) schnell lesen, und ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Zum Ende hin wurde die Geschichte auch nochmal besonders spannend und es ergab sich die eine oder andere für mich wirklich überraschenden Auflösung.
Das einzige Manko an dem Roman blieb für mich die – zum Teil doch eher blassen – Charaktere. Mit ein bisschen mehr Mühe hätte man hier sicherlich mehr herausholen können, auch was die Entwicklung z.B. der Hauptfigur Werner Zilch angeht. Er findet zwar viel über seine Vergangenheit heraus, aber das scheint ihn in seiner eigenen Entwicklung nicht wirklich anzutasten…


Fazit:
Als historischen Roman fand ich das Buch spannend und lesenswert, bei den Charakteren hätte ich mir mehr Entwicklungspotential erhofft.

Veröffentlicht am 17.05.2018

Kurzweilig, unterhaltsam und ein bisschen flapsig – ein gelungener Comedy-Roman

Männer und andere Ballaststoffe
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Nina macht in ihrem Leben so einiges mit: Ihre 17jährige Tochter Fly hängt immer öfter am Smartphone und scheint sich in einen kanadischen Youtuber verliebt zu haben, der Ex-Mann nervt und wird zu allem ...

Nina macht in ihrem Leben so einiges mit: Ihre 17jährige Tochter Fly hängt immer öfter am Smartphone und scheint sich in einen kanadischen Youtuber verliebt zu haben, der Ex-Mann nervt und wird zu allem Überfluss nun nochmal mit seiner neuen Frau Vater und Ninas zweiter Mann Ralf ist eher mit seinem Fahrrad verheiratet. Auch im Job könnte es besser laufen; Nina verkauft Müsli an der Haustür und muss sich um diverse Kunden kümmern.
Zu allem Überfluss taucht dann noch ihr Exfreund aus Schultagen auf, ein vermeintlich erfolgreicher Architekt, der direkt nach dem Abi nach Frankreich gegangen war, um die große Karriere zu machen… Und dummerweise hat Nina ihm weisgemacht, dass ihr Leben super läuft…


Meine Meinung:
Der Roman von Isabella Rau ist unglaublich spritzig und kurzweilig geschrieben, so dass man sich teilweise vorkommt wie in einem Roadmovie, teilweise wie in einer Live-Comedy.
Die Personen sind herrlich überzeichnet und in Ninas Leben reiht sich ein lustiges Ereignis an das andere (wie gut, dass sie über sich selbst lachen kann!).
Auch wenn die Handlung an sich keinen großen Tiefgang hat, sind manche Themen so überspritzt, dass sie herrlich entlarvend ist. Schön beschrieben ist die Teenager-Tochter mit ihrem Smartphone-Fimmel und den kurzen Antworten oder auch der Fahrradfanatiker Ralf.
Man hat das Buch sehr schnell durchgelesen und fühlt sich sehr gut unterhalten. Ein bisschen kam es mir vor wie ein Roman von Steffi von Wolff, wenn auch nicht ganz so skurril.


Fazit:
Ein sehr lustiges Buch für ein paar unterhaltsame Stunden!

Veröffentlicht am 30.04.2018

Schöne Unterhaltungslektüre

Die Kamelien-Insel
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Sylvia ist erfolgreiche Unternehmensberaterin und viel in der Welt unterwegs, genauso wie ihr Mann Holger, der als Immobilienmakler tätig ist. Sie haben sich ihrer Ehe gut eingerichtet und wissen scheinbar ...

Sylvia ist erfolgreiche Unternehmensberaterin und viel in der Welt unterwegs, genauso wie ihr Mann Holger, der als Immobilienmakler tätig ist. Sie haben sich ihrer Ehe gut eingerichtet und wissen scheinbar genau, was der andere will. Doch da erbt Sylvia eine Kamelieninsel in der Bretagne von ihrer Tante, zu der sie jahrelang keinen Kontakt mehr hatte, und Holger hat es überaus eilig, die Insel für seine Frau zu verkaufen. Als Sylvia sich jedoch spontan entschließt, die Insel zu besuchen, ist sie gefangen von ihrem Zauber. Völlig überstürzt verliebt sich sie zudem in den Gärtner, der sich auf der Insel um die Kamelien kümmert.


Meine Meinung:
Tabea Bach erzählt die Geschichte um Sylvia und die Kamelieninsel in einem unglaublich flüssigen, leichten Schreibstil, so dass man sehr schnell in die Handlung kommt und das Buch sehr gut in einem Rutsch durchlesen kann.
Die Charaktere, allen voran Sylvia, werden glaubwürdig und authentisch beschrieben, auch wenn ich als Leserin manchmal den Eindruck hatte, dass sie sich das eine oder andere Mal zu viel von ihrem Mann Holger hat veräppeln lassen. Somit gab es vielleicht einige unnötige Wendungen in der Handlung, die die Geschichte jedoch zu guter Letzt auch noch sehr spannend gemacht haben.
Sehr gut gefallen hat mir darüber hinaus auch, wie es der Autorin gelingt, das besondere Flair in der Bretagne einzufangen – die Landschaft, die Pflanzen, das Essen, die Menschen… Das hat die Lektüre für mich sehr schön abgerundet und zeugte von einer sehr guten und detaillierten Recherche der Autorin.


Fazit:
Als leichte Unterhaltungs- und insbesondere Urlaubslektüre kann ich den Roman sehr empfehlen.

Veröffentlicht am 07.04.2018

Ganz nettes Jugendbuch mit einer anderen Heldin

DUMPLIN'
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Willowdean (16) ist ein Teenager aus Texas mit Übergewicht. Ihre Mutter (die Willowdean nur „Dumplin“ = Knödel nennt) hat vor vielen Jahren den Schönheitswettbewerb in dem kleinen Ort, in dem sie immer ...

Willowdean (16) ist ein Teenager aus Texas mit Übergewicht. Ihre Mutter (die Willowdean nur „Dumplin“ = Knödel nennt) hat vor vielen Jahren den Schönheitswettbewerb in dem kleinen Ort, in dem sie immer noch wohnen, gewonnen und richtet ihn auch immer noch aus. Ihre Tante Lucy, die ebenso eine Dolly-Parton-Verehrerin war wie Willowdean, ist im Alter von 36 Jahren und mit einem Gewicht von 250 kg an Herzinfarkt gestorben.
Da entschließt Willowdean sich zu einer Anmeldung am alljährlichen Schönheitswettbewerb, ebenso wie einige Freundinnen, die sich ihr anschließen.

Meine Meinung:
Die Erzählung kommt mit einem sehr trockenen, witzigen Humor daher, der sich vor allem zu Beginn in der direkten Sprache Willowdeans, die sich ihres Übergewichts sehr bewusst ist, widerspiegelt. Aufgrund dieser humorvollen, aber auch insgesamt flüssigen Erzählweise, die dieses Jugendbuch auszeichnet, kommt man schnell in das Setting hinein und erlebt die Handlung wie einen amerikanischen Highschool-Film. In der Tat sind viele der Themen, auch die erste Liebe Willowdeans, klassische Teenager-Themen, ebenso wie die Hauptperson als Teenager von widersprüchlichen Gefühlen und Verhaltensweisen geprägt ist.
Vieles in der Handlung dreht sich – natürlich – um den Schönheitswettbewerb und das Übergewicht des Mädchens, aber das war nach dem Cover, dem Klappentext und der Beschreibung auch vollkommen klar.
Gut gefallen hat mir, dass Willowdean im Laufe der Handlung eine Entwicklung durchmacht und insbesondere in ihren Beziehungen zu anderen Mitmenschen viel reifer und weniger ich-bezogen wirkt.
Das Ende war ebenfalls versöhnlich und nicht überzogen, so dass der Roman, auch wenn er ggf. zwischendurch ein paar wenige eintönige Abschnitte hatte, insgesamt sehr gelungen war.

Fazit:
„Dumplin‘“ ist ein nettes Jugendbuch, das wie ein Highschool-Film auf eine unaufdringliche Art und Weise unterhält.

Veröffentlicht am 04.04.2018

Trauriges Thema - ungewöhnlich und unterhaltsam aufgegriffen und erzählt

Für immer ist die längste Zeit
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Maddy ist tot. Sie hinterlässt ihren Mann Brady und ihre 16jährige Tochter Eve. Wir erleben den Fortgang der Geschichte aus drei Perspektiven: aus Maddys, Eves und Bradys.
Nach ihrem Tod hat sich Maddy ...

Maddy ist tot. Sie hinterlässt ihren Mann Brady und ihre 16jährige Tochter Eve. Wir erleben den Fortgang der Geschichte aus drei Perspektiven: aus Maddys, Eves und Bradys.
Nach ihrem Tod hat sich Maddy zum Ziel gesetzt, eine neue Frau für ihren Mann Brady zu finden, damit er und ihre Tochter Eve nicht so allein sind. Zu Lebzeiten hat sie sich nämlich immer um alles gekümmert, während Brady und Eve eher genommen als gegeben haben.
Die Situation für die Hinterbliebenen Eve und Brady ist nicht einfach; sie hadern sehr mit dem Tod von Maddy, beschäftigen sich aber auch rückblickend mit ihrem eigenen Verhalten und ihrer Beziehung untereinander.


Meine Meinung:
In diesem Roman wird ein sehr trauriges Thema auf ungewöhnliche Art und Weise aufgegriffen. Besonders eindringlich ist die Erzählweise: Jedes einzelne Kapitel enthält drei verschiedene Abschnitte, die zunächst aus Maddys, dann aus Eves und schließlich aus Bradys Perspektive erzählt werden. Durch diesen besonderen Kniff (vor allem, dass der Anfang direkt aus Sicht der toten Maddy erzählt wird!) kommt der besondere Humor der Erzählung sofort rüber.
Daher bin ich am Anfang sehr gut in die Erzählung gekommen, was sich allerdings zur Mitte des Buches hin etwas relativiert hat, weil es dann auch langweiligere Abschnitte und am Schluss noch einen meiner Meinung nach überflüssigen Handlungsstrang gab.

Die Figuren lernt man durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven recht gut kennen, da man immer wieder neue Details aus einem anderen Blickwinkel erfährt. Insgesamt hat mir auch gut gefallen, dass Eve und Brady nach Maddys Tod stark über ihre eigene Rolle und ihr Verhalten reflektieren und sich deutlich weiterentwickeln. Nichtsdestotrotz bleiben manche Aspekte bei den Protagonisten im Vergleich zu anderen ähnlichen Romanen eher blass.

Nicht zuletzt merkt man an einigen Stellen deutlich, dass es sich um einen amerikanischen Roman handelt. Dass man Besonderheiten rund um Highschool, College etc. beim Lesen mitbekommt, gefällt mir gut, an einigen wenigen Stellen ist jedoch die deutsche Übersetzung nicht ganz glücklich, da sie zu nah am Amerikanischen bleibt und z.B. feststehende deutsche Ausdrücke nicht ganz korrekt trifft.

Grundsätzlich habe ich mich bei der Lektüre wohl gefühlt und ich musste immer weiter lesen über die verschiedenen Abschnitte und Erzählperspektiven hinweg, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Somit hat der Roman für mich genau das richtige Maß an Spannung vermittelt.


Fazit:
Ich habe den Roman "Für immer ist die längste Zeit" grundsätzlich gern gelesen und fand vor allem die ungewöhnliche Erzählperspektive bereichernd und berührend.