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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2018

Lebendiger Geschichtsunterricht und viel Drama

Italienische Nächte
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Auf Wunsch ihres Mannes Boyd, reist Claire 1921 von England nach Apulien, wo Boyd als Architekt für Leandro, Cardetta arbeitet. Gemeinsam mit Stiefsohn Pip soll sie den Sommer auf dessen Gut verbringen. ...

Auf Wunsch ihres Mannes Boyd, reist Claire 1921 von England nach Apulien, wo Boyd als Architekt für Leandro, Cardetta arbeitet. Gemeinsam mit Stiefsohn Pip soll sie den Sommer auf dessen Gut verbringen. Doch schon bei ihrer Ankunft spürt sie, dass etwas nicht stimmt, dass Boyd sonderbar abweisend ist. Schließlich lernt Clare Cardettas Neffen Ettore kennen und verliebt sich in ihn. Eine Liebe, die nicht sein darf und die droht, für beide zum Verhängnis zu werden.

Der Klappentext und das etwas kitschig anmutende Italienbild auf dem Cover ließen mich annehmen, dass mich eine (etwas dramatische) Liebesgeschichte erwartet, die war aber irgendwie fast eher Nebensache. EIgentlich hat die Geschichte eher etwas von einem historischen Roman. Katherine Webb entführt den Leser in das Süditalien des aufkommenden Faschismus, in dem die Tagelöhner in bitterer Armut leben und um ihre Rechte kämpfen, gegen die reichen Grundbesitzer.

Am Anfang hab ich mich echt schwer getan in die Geschichte rein zu kommen, auch weil die Schilderung von eigentlich sowohl Claires Situation als auch von der der Tagelöhner rund um Ettore und seine Familie sehr bedrückend war. Aber im Verlauf hat mich der Schreibstil der Autorin und die fiktive Geschichte vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse doch in ihren Bann gezogen und es wurde phasenweise richtig spannend. Die Charaktere sind hochinteressant, auch wenn mich Claire in ihrer Naivität manchmal etwas nervt. Die (Loylitäts-)Konflikte und Interessenskonflikte der verschiedenen Charaktere sind gut herausgearbeitet. Schön finde ich, dass am Schluss alle Unklarheiten aufgedeckt werden, auch wenn mir der "Show-Down" fast ein bisschen too much war.

Als Fazit insgesamt würde ich sagen eine gut geschriebene, im Verlauf packende Geschichte, gänzlich anders als ich sie mir erwartet hatte und nichts für Zartbesaitete.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Miss Marple 2.0

Die edle Kunst des Mordens
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"Die edle Kunst des Mordens" ist der Auftakt zu einer Krimireihe um Amateurermittlerin Clara Annersen, die gerade von Autorin von Liebesromanen auf Krimiautorin umsattelt. Während sie im Museum nach Material ...

"Die edle Kunst des Mordens" ist der Auftakt zu einer Krimireihe um Amateurermittlerin Clara Annersen, die gerade von Autorin von Liebesromanen auf Krimiautorin umsattelt. Während sie im Museum nach Material für ihren ersten Krimi sucht, stolpert sie quasi in ihren ersten Kriminalfall. Plötzlich gibt es eine Leiche. Und für die Polizei ist der Fall schnell klar. Doch Klara hat an der Lösung der Polizei so ihre Zweifel und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und bringt sich dabei unfreiwillig in Lebensgefahr...

Die Geschichte beginnt sehr gemächlich und anfangs dauerte es etwas, bis ich den Durchblick hatte. Dann jedoch lernen wir die skurrile, jedoch auf ihre Art besondere und liebenswerte und durchaus glaubhafte Gesellschaft kennen, in die unsere Amateurdetektivin gerät und es wird klarer. Der Roman ist in einfacher Alltagssprache geschrieben und so leicht und flüssig zu lesen. Die Charaktere sind überwiegend gut und lebendig dargestellt und überzeugen. Jedoch konnte ich mit unserer Protagonistin bis zum Schluss nicht uneingeschränkt warm werden, auch wenn dies im Verlauf der Geschichte besser wird. Sie wirkt anfangs sehr planlos und chaotisch, entwickelt sich hier nur sehr langsam. Den Charme von Miss Marple kann sie aus meiner Sicht nicht bieten.
Die Geschichte plätschert am Anfang für mich etwas zu sehr dahin und wirkt (durch die Hauptfigur) etwas strukturlos , nimmt im Verlauf jedoch an Fahrt auf und am Ende wird es richtig spannend, so dass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte. Das Finale ist dann tatsächlich "Agatha Christie-esk", sehr tricky und beeindruckend, und macht richtig Spaß!
Auch die Fans von Liebesgeschichten (wie ich ) kommen in dem Roman nicht zu kurz, wobei mich die Love Story, die eigentlich eine eher untergeordnete Rolle spielt, nicht überzeugt und aus meiner Sicht verzichtbar gewesen wäre.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen und mich gut unterhalten, auch wenn ich eine ganze Weile gebraucht habe, um wirklich reinzukommen. Die Hauptperson konnte mich nicht endgültig für sich gewinnen, die Lösung des Falles hingegen hat mich begeistert. Ich kann mir gut vorstellen, auch den nächsten Fall von Clara Annersen zu lesen und bin gespannt, welche der Figuren man da wieder treffen kann...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 10.07.2018

Ein Hoch auf die Rechte der Frauen!

Die Ärztin: Das Licht der Welt
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Das Leben der Gärtnerstochter Ricarda ändert sich grundlegend, als sie der Tochter des Grafen das Leben rettet. Sie wird als Mündel der Komtess Henriette von Freystetten in deren Haus in Berlin aufgenommen, ...

Das Leben der Gärtnerstochter Ricarda ändert sich grundlegend, als sie der Tochter des Grafen das Leben rettet. Sie wird als Mündel der Komtess Henriette von Freystetten in deren Haus in Berlin aufgenommen, erhält eine Ausbildung und knüpft Kontakte zur höheren Gesellschaft. Henriette ist eine der ersten Ärztinnen im Deutschen Kaiserreich und sie weckt mit ihrer Arbeit das Interesse von Ricarda, die den Wunsch entwickelt, selbst Ärztin zu werden und auch die Armen der Stadt besser zu versorgen. Doch scheint dieser Traum für sie kaum erreichbar...

"Die Ärztin-Das Licht der Welt" ist ein historischer Roman, der Ende des 19.Jahrhunderts im deutschen Kaiserreich spielt. Es ist der erste Band einer Dilogie, soviel gleich vorweg, ich wusste das nämlich nicht und muss nun ausharren, bis der 2. Band veröffentlicht wird. Anhand der Schicksale 2 sehr unterschiedlicher Familien, erlebt der Leser die Gesellschaft der damaligen Zeit mit Fokus auf Standesbewusstsein und soziale Ungerechtigkeit, auf die medizinische Versorgung und Entwicklung sowie auf die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau und die aufstrebende Frauenrechtsbewegung. Die Familie von Freystetten ist eine alteingesessene Adelsfamilie am Land, Ricardas Familie gehört zum Personal des Grafen. Das Schicksal verwischt die Grenzen zwischen den beiden Familien und so kann unsere Protagonistin Ricarda, die laut ihrem Vater zu viel denkt, eine unverhoffte, gute Ausbildung bekommen und entwickelt hohe Ambitionen. Der Roman ist ein Wechselbad der Gefühle mit viel Auf und ab, immer wenn man den Eindruck hat, dass Ricarda Fuß gefasst hat, passiert etwas unerwartetes, das sie wieder zurück wirft. Das ist teilweise schwer auszuhalten gewesen für mich und echt anstrengend, wenn auch sicher realistischer als wenn es schnurstracks bergauf ginge. Aber Ricarda ist eine Kämpferin und stet immer wieder auf, was sehr zu bewundern ist. Insgesamt fand ich die Geschichte sehr packend und ich konnte gut mit Ricarda mitfiebern. Über viele Regeln und Gebräuche der Zeit konnte ich-aus heutiger Sicht- nur heftig den Kopf schütteln. Romane wie diese machen einem mal wieder bewusst, wie hoch wir unsere heutigen Freiheiten und die weitgehende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau schätzen müssen! Mir hat der Roman gut gefallen, wenn mich auch das Ende etwas verstört zurückgelassen hat. Und dann hab ich erfahren, es gibt einen zweiten Teil. Dem fiebere ich nun entgegen.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Französischer Charme

Die Wolkenfischerin
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Claire hat sich bei einer Redaktion in Berlin durchgesetzt. Sie steht kurz vor einer Beförderung, als ein Anruf aus ihrer Heimat ihre ganze Existenz gefährdet. Ihre Mutter liegt im Krankenhaus und sie ...

Claire hat sich bei einer Redaktion in Berlin durchgesetzt. Sie steht kurz vor einer Beförderung, als ein Anruf aus ihrer Heimat ihre ganze Existenz gefährdet. Ihre Mutter liegt im Krankenhaus und sie soll sich um ihre gehörlose Schwester kümmern. Dazu muss Claire zurück in ihre Vergangenheit in die Bretagne, die sie eigentlich für immer hinter sich gelassen hatte. Glaubt ihr Chef doch, sie komme aus Paris. Und nun drohen die Lügen in ihrem Lebenslauf aufzufliegen und ihre Beförderung zu scheitern. Sie kehrt in iihr Heimatdorf zurück und trifft dort ihren Freund aus Kinderategn wieder, der sie mächtig durcheinander bringt. Und dann taucht auch noch ihr Chef auf...

Der Roman besteht aus Prolog, Hauptteil und Epilog, was sich hier als durchaus bedeutsam rausstellt. Zu Beginn gibt es 2 prallele Handlungsstränge, einer erzählt von dem jungen Mädchen Gwenaelle, das nach dem Tod des Vaters von der Atlantikküste zur Tante nach Paris zieht. Der andere berichtet von Claire, unser Protagonistin. Das hat mich anfangs sehr irritiert, bis es sich im Verlauf erklärt hat. Ich hab mir deshalb auch zu Beginn schwer mit der Geschichte getan, bin in die Handlung schlecht reingekommen und musste auch mit den Figuren erst warm werden. Im Verlauf entwickelt sich aber eine hübsche Liebesgeschichte, bis zu deren Vollendung unsere Heldin einiges über sich und ihre Identität zu lernen hat.
Insgesamt gefällt mir der Plot ganz gut und die Atmosphäre im Buch macht Lust darauf sofort n den Atlantik zu reisen. Mein Lieblingsbuch wird der Roman aber nicht.

Veröffentlicht am 22.05.2018

Outdoor extrem

Wandern. Radeln. Paddeln.
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Christine Thürmer machte nach ihrem Studium Karriere als Managerin. Nach einer unfreiwilligen Berufspause hängte sie ihren Job an den Nagel und widmet sich seitdem ausschließlich dem Langstreckenwandern, ...

Christine Thürmer machte nach ihrem Studium Karriere als Managerin. Nach einer unfreiwilligen Berufspause hängte sie ihren Job an den Nagel und widmet sich seitdem ausschließlich dem Langstreckenwandern, -radfahren und -paddeln. 2016 erschien ihr Bestseller "Laufen. Essen. Schlafen.". "Wandern. Radeln. Paddeln" ist nun das neue Buch, in dem sie über ihre Outdoor-Abenteuer berichtet. In 3 getrennten Abschnitten nimmt sie den Leser mit auf 3873 km zu Fuß von Deutschland nach Spanien, 7360 km auf dem Rad durch das Baltikum und Finnland sowie 852 km im Faltkajak quer durch Schweden. In der Mitte des Buches befinden sich Fotos zu den Touren.
Die Botschaft des Buches ist "Das Abenteuer beginnt vor der Haustür" und dass man gar nicht in ferne Länder muss, um Abenteuer zu erleben. Man erlebt Höhen und Tiefen der Autorin hautnah und ungeschminkt mit. Der Klappentext verspricht, dass man dann gleich selbst Lust hat aufzubrechen. Obwohl ich schon gern mal Reisen zu Fuß oder per Rad (paddeln hab ich noch nicht probiert...) unternehme, muss ich gestehen, dass das bei mir nicht zutrifft. Mir war das Ganze zu extrem. Und dadurch konnte ich die Begeisterung für das Outdoor-Leben nur sehr bedingt nachvollziehen. Das Buch ist kurzweilig geschrieben und leicht zu lesen, regt vielleicht zu dem ein oder anderen Gedanken an, aber endgültig dafür erwärmen konnte ich mich nicht. Radfahren und Paddeln kam mir im Vergleich zum Wandern etwas zu kurz, beim Wandern steckte für mich mehr Emotion drin. Manches hätte ich mir ausführlicher gewünscht, anderes hatte für mich zuviel Gewicht. Emotionale Wandel waren für mich nicht immer nachvollziehbar, insbesondere wenn die Autorin mitten in einer Krise steckte und plötzlich betonte wie sehr sie ihr Leben und ihre Freiheit genießt und wie sie ein großes Glück darüber erfasst. Ich glaube ihr das zwar total, aber im Buch konnte ich es nicht nachfühlen.
Insgesamt würde ich sagen, handelt es sich bei "Wandern. Radeln.Paddeln." um eine kurzweilige, unterhaltsame Lektüre, den von mir erhofften Tiefgang konnte ich für mich nicht finden.