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Veröffentlicht am 21.10.2017

Dystopie trifft auf die vier Elemente

Spark (Die Elite 1)
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Die Reihe hat bisher ziemlich wenig Aufmerksamkeit bekommen, deshalb bin ich erst nach der Buchmesse darauf gestoßen. Zuerst einmal muss ich anmerken, dass ich die Kritik um die Protagonistin Malia schon ...

Die Reihe hat bisher ziemlich wenig Aufmerksamkeit bekommen, deshalb bin ich erst nach der Buchmesse darauf gestoßen. Zuerst einmal muss ich anmerken, dass ich die Kritik um die Protagonistin Malia schon vor einiger Zeit mitbekommen habe, habe aber trotzdem versucht unvoreingenommen zu sein.

„Spark“ ist der Auftakt einer Dystopie Reihe von vier Bänden und normalerweise bin ich kein sonderlicher Dystopie-Fan, wenn nicht Prinzessinnen darin herumlaufen (Vorbelastung durch zu viel „Sissi“ gucken). Aber „Spark“ wirkt zuerst einmal wie eine etwas weichere Dystopie, da das System vor allem auf genveränderten Soldaten aufbaut, die eines der vier Elemente beherrschen können und zunächst alles sehr friedlich wirkt. Die Idee mit den Elementen gefällt mir unheimlich gut! Es hat etwas magisches und naturverbundenes an sich, auch wenn es um Soldaten geht.

Außerdem ist Feuer definitiv das Element, das mir zuerst bei dem super arschigen Bad Boy Christopher Collins – Chris – einfällt, denn dank meiner Bad Boy Liebe schmelze ich bei ihm fast dahin. Er ist widersprüchlich, undurchschaubar und sehr heiß! (Gratulation zum Wortspiel, Chiara) Allerdings zeigt er im Laufe der Geschichte einige Abgründe und Geheimnisse, denn hinter ihm steckt mehr als der Playboy, den er allen zeigen will.

Ein großer Knackpunkt der Story ist Malia, die Protagonistin, die alles andere als eine Heldin ist. Das ist zwischendurch sehr schwierig, da sie oft eher passiv wirkt und sich eher einiges gefallen lässt, als sich auch mal zu wehren – wenn sie es denn will. (Gegen Chris würde ich mich auch nicht wehren wollen.) Für mich, als Befürworterin der Hau-drauf-Protas, war das hin und wieder knifflig. Aber ich konnte verstehen warum sie handelt, wie sie handelt – oder eben nicht. Sie ist keine Heldin, keine Katniss Everdeen, die sich Pfeil und Bogen schnappt und unter Einsatz ihres Lebens ein Regime stürzt. Aber das kann sie in Band 1 auch noch nicht. Es wäre schwer suizidgefährdet, wenn sie es versuchen würde und damit auch ziemlich dämlich. Malia fügt sich vielem, weil sie weiß, dass sie zu dem Zeitpunkt nichts ausrichten kann. Auf ihre Art ist sie dennoch mutig genug zu tun, was sie eben tun muss und ich glaube, trotz all meiner Liebe zu Heldinnen, würde ich genauso handeln. Vor allem ist es auch mal erfrischend von einem schüchternen, normalen Mädchen zu lesen, das dennoch die Heldin ihrer eigenen Geschichte ist. Malias mutige Momente sind klein und kurz. Aber in einer Reihe muss sich das auch noch nicht von 0 auf 100 im 1. Band entwickeln. Dennoch hoffe ich natürlich, dass sie diesen Entwicklungsspielraum für die kommenden Bände nutzen wird und etwas aktiver wird. Denn trotz allem hätte ich mir hin und wieder etwas weniger Passivität gewünscht.

Die Lovestory der beiden ist dennoch sehr süß. Sie kämpfen beide dagegen an, da es eigentlich nur schiefgehen kann, aber besonders Chris muss das ein oder andere Mal feststellen, dass er nicht so gleichgültig und locker ist, wie er es eigentlich sein sollte. Immerhin ist sie „nur“ ein weiteres Mädchen, dass ein bisschen in ihn verknallt ist, ihn aber für einen Idioten hält. Durch Chris‘ freches Mundwerk macht es vor allem anfangs sehr Spaß den beiden zuzusehen. Es ist ein hin und her und ich bin sehr gespannt wie es mit den beiden weitergeht.

Was die Spannung angeht, kann ich mich nicht beklagen! Ich war von der ersten Seite an gefesselt zu sehen, wie gerade die schüchterne Malia mit ihrem neuen Leben als Soldatin klarkommen wird. (Sie schlägt sich recht gut, kann ich euch sagen ?) Auch das Regime in dem sie in New America lebt wird in kleinen Momenten immer wieder gut und auch sehr beängstigend dargestellt. Vor allem sehr realistisch, da viel geheim gehalten und vertuscht wird. Bis zur letzten Seite wusste ich auch nicht, wer schlussendlich „der Feind“ ist und der Cliffhanger ist wirklich gelungen. Es endet in einem Moment so voller Spannung, dass ich im ersten Moment völlig perplex war, als ich das Wort „Ende“ gelesen habe.

Mein Fazit:

Eine definitiv unterschätzte Reihe, mit einer realistischen Protagonistin, die aber noch Entwicklungsspielraum hat. Es ist eine außergewöhnliche Idee für eine Dystopie und definitiv empfehlenswert zu lesen. Es ist spannend, humorvoll und hat eine wirklich süße Lovestory.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Wann kommt Band 3?

Aschenputtel und die Erbsen-Phobie
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Nach dem Cliffhanger von Band 1, habe ich Monate lang auf Band 2 hin gefiebert und bin jedes Mal verzweifelt, wenn der Erscheinungstermin wieder nach hinten verschoben wurde. Vielleicht habe ich meine ...

Nach dem Cliffhanger von Band 1, habe ich Monate lang auf Band 2 hin gefiebert und bin jedes Mal verzweifelt, wenn der Erscheinungstermin wieder nach hinten verschoben wurde. Vielleicht habe ich meine Erwartungen durch das Warten etwas hoch geschraubt. Jedenfalls lässt mich „Aschenputtel und die Erbsenphobie“ mit einem leicht unbefriedigten Gefühl zurück – was vielleicht auch einfach ein genialer Schachzug der Autorin ist, damit ich bis Band 3 wieder verzweifle. Da würde ich gerne Mal Snow auf dem Cover sehen!

Versteht mich nicht falsch, es ist ein gutes Buch, aber das worauf ich sehnlichst gewartet habe, ist nicht so richtig ins Rollen gekommen und irgendwann musste ich einsehen, dass das – zumindest in Band 2 – auch nicht mehr passieren wird. Meine gespaltene Meinung zum Buch hat mehrere Gründe.

Meine große Enttäuschung war, wie herzlos sich Red gegenüber Jaz verhalten hat und wie hartnäckig sie ihn konstant von sich gestoßen hat, bis ich an seiner geistigen Gesundheit gezweifelt habe, weil er weiterhin geschworen hat, er würde sie lieben. Red an sich ist ein sehr sympathischer Charakter, da sie den ganzen Irrsinn im Märchenwald mit einer gewissen Ironie und einer ordentlichen Portion Sarkasmus anpackt. Aber durch ihr Verhalten gegenüber dem unglaublich attraktiven Captain James „Jaz“ Hook, der alles für sie tun würde, ist sie in meiner Achtung leider gesunken.

Natürlich kann ich ihre Motive besonders gegen Ende verstehen und es hätte mich auch nicht so sehr getroffen, wenn sie ansonsten immer wieder schwache Momente gegenüber Jaz gehabt hätte. Doch wenn sie diese hatte, hat sie sich innerhalb von Sekunden wieder sehr glaubhaft und heftig eingeredet, dass Ever ihre einzig wahre Liebe ist. Sie war so überzeugend, dass ich mittlerweile wirklich nicht mehr weiß, auf welchen Kerl ich setzen soll. Wenn es wirklich Ever ist, dann habe ich die Überleitung verpasst, bei der wir Leser unser Herz auch an Ever verloren hätten.

Mir ging es nämlich schon in Band 1 so, dass Red Ever anfangs nur süß und irgendwie lächerlich fand, weil er ein Hipster ist. Außerdem war er, bevor sie Jaz traf, immer ein bisschen zickig. Dann tauchte Jaz, aka sexiest pirate alive, auf der Bildfläche auf und Red konnte von der ersten Sekunde an keinen klaren Gedanken mehr fassen. Plötzlich aber war Jaz der Böse und Ever ihre große Liebe. Ich glaube, da habe ich was verpasst.
Aber die ein oder andere kleine Jaz und Red Szene konnte ich dann doch noch genießen, auch wenn sie dank Reds gigantischen Schutzschilden leider viel zu schnell wieder vorbei waren. Es ist als hätte sie sich hinter der Mauer verschanzt, die die Sieben Königslande von den Wildlingen trennt.

Abgesehen von meinem leicht unbefriedigten Bedürfnis nach Jed Momenten (Meine Version um Red um Jaz zu shippen), war „Aschenputtel und die Erbsenphobie“ schon sehr unterhaltsam. Anfangs war der Witz im Schreibstil noch sehr dominant, aber mit voranschreitender Handlung wurde es dann unterschwelliger. Auch wenn die Prinzessinnen konstant dämliche Momente hatten, aber auch da sieht man deutlich eine – geistige – Entwicklung. Manchmal dachte ich mir schon, sie könnten das Ein oder Andere etwas ernster nehmen, aber damit kann ich leben, auch wenn ich ganz besonders Snow dringend eine Antiaggressionstherapie empfehlen kann. – Keine Sorge, ich liebe dich trotzdem, Snowflake.

Besonders begeistert war ich von den vielen neuen, verrückten und wirklich … vielschichtig kreierten Charakteren. Ich muss mich Nina MacKay wirklich anschließen, was Gretel angeht. Sie ist mein Liebling. Eine abgedrehte Power Frau, der ich mittlerweile alles zutraue, weil sie wunderbar gewitzt und ein bisschen wahnsinnig ist. Vielleicht kommt in Band 3 ja heraus, dass sie in ihren Meerschweinchen Flohtox über die Grenze schmuggelt? Alles möglich bei Gretel.

Cinder und Pan waren meine Rettung für romantische Momente. Die beiden sind wahnsinnig süß und Pan bin ich einfach deshalb verfallen, weil die lustigen Kerle immer mein Herz erweichen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie Cinder jemals zu Prinz Charming gepasst haben soll. Gib dein Krönchen ab, Süße, und schnapp dir den Kerl in grünen Strumpfhosen! Ein Satz von dem ich niemals erwartet hatte ihn zu sagen – oder zu schreiben.

Es ist wieder alles ein bisschen schnell passiert; Erkenntnisse und neue Probleme flogen auf die Heldentruppe um Red wie Spieglein auf Jaz. Immer wieder wurde ich von Wendungen und Entwicklungen überrascht, die ich niemals hätte kommen sehen.

Die letzten circa hundert Seiten haben es mir besonders angetan, weil es zu einigen Komplikationen, Begegnungen und einem Showdown kam. Für das besonders dramatische Ende bekommt „Aschenputtel und die Erbsenphobie“ von mir Extrapunkte, auch wenn für meinen Geschmack die Verzweiflung und Dramatik ruhig noch etwas ausgereifter hätte sein können. Aber das liegt vor allem daran, dass ich mir davon gerne Überdosen verpasse. Mein Status ist da: Drama-Junkie. Abgerundet wurde das Ganze dann durch einen weiteren wirklich gelungenen Cliffhanger – wo schon die ganze Szene ein einziger Cliffhanger ist. Wer also die Hoffnung hat, Band 2 würde seine Leser etwas entspannter zurücklassen … der sollte vor dem Lesen noch einmal tief durchatmen.

4/5 Sterne

Weil Jaz so schlecht behandelt wurde. Allein dafür gibt es einen ganzen Stern Abzug. Ich hoffe wirklich, dass das in Band 3 nicht mehr so extrem ist - Vielleicht alles Taktik um mich im weiteren Verlauf mit mehr Red und Jaz Drama zu versorgen? Das würde mir gefallen! Ich werde allerdings noch mal in Band 1 nachlesen, ob ich die Liebe zu Ever vielleicht einfach bewusst überlesen habe, weil mein Herz schon für immer an Jaz verloren war. Vielleicht kann mir aber auch einer von euch weiterhelfen bei dem großen Fragezeichen, das über meinem Kopf schwebt, wenn ich an Red und Ever denke.

Veröffentlicht am 22.09.2017

Almost Heaven, West Virginia

Der letzte erste Blick
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Als ich mir den Klappentext beim Stöbern das erste Mal durchgelesen habe, war ich wenig beeindruckt. Er klang nach einer typischen College-Liebesgeschichte, ohne großen Reiz. Dann habe ich mir die Leseprobe ...

Als ich mir den Klappentext beim Stöbern das erste Mal durchgelesen habe, war ich wenig beeindruckt. Er klang nach einer typischen College-Liebesgeschichte, ohne großen Reiz. Dann habe ich mir die Leseprobe zum zweiten Teil durchgelesen und war verliebt. Leider ist der zweite Teil aber noch nicht erschienen, also wollte ich es in der Zwischenzeit doch mit dem ersten Versuchen, weil ich solche Reihen gerne von vorne lese, auch wenn es unterschiedliche Protagonisten gibt.

Ich war positiv überrascht. Die Charaktere waren von der ersten Seite an sympathisch, selbst Mason, der von der Protagonistin für einen kleinen Ausrutscher seiner Hand mit einem Ausrutscher ihrer Faust belohnt wurde. Emery tritt als starke, schlagfertige Protagonistin auf, die jedoch große Angst vor ihrer Vergangenheit hat und sich vor dieser in einem weit entfernten College verstecken will. Sie ist nie um eine freche Antwort verlegen und macht den Power Frauen dieser Welt alle Ehre. Dylan dagegen bricht alle Klischees und baut sie um sich herum neu auf. Ein sympathischer, hilfsbereiter Veterinärmedizin Student – und somit ein typischer Good Guy – und gleichzeitig sitzt ihm der Schalk so hartnäckig im Nacken, dass er einfach nicht in die seichte Kuschelecke der Good Guys passen will.

Oft ist es leider so, dass neben starken Protagonisten schwache Nebencharaktere stehen, die so einseitig sind, dass sie eher wie Statisten als Charaktere in einer Geschichte wirken. Dabei leben New Adult Reihen davon, dass die Nebencharaktere eines Buches vielversprechende Protagonisten für die weiteren Bücher sind. Bei der Clique um Dylan und Emery kann ich es kaum erwarten die Folgebände zu lesen. Jeder einzelne Charakter, der etwas mehr als flüchtig in diesem Buch vorkommt, kann auch als vollwertige Person durchgehen. Sie sind liebevoll mit Macken, Vorlieben, Problemen und Hintergrundgeschichten gestaltet und das macht sie für mich sehr wertvoll. Es gibt nichts Schlimmeres als eindimensionale Charaktere. Ich wünsche mir eine tolle Freundin für den Quatschkopf Mason und ein Happy End für Luka, Elle, Tate und Travor. Besonders auf Luke und Elle freue ich mich unglaublich, da die Dynamik zwischen den beiden mich erst dazu verleitet hat mir den ersten Teil zu holen.

New Adult kann sich nicht wie Fantasy mit Spannung bis zum finales Showdown brüsten und seine Leser so bei der Stange halten, daher zählt für mich immer, dass NA Bücher mich zum Lachen und dümmlich Grinsen bringen können, gewürzt mit einem kleinen Bisschen Drama und oder Herzschmerz. Von Dramen gab es immer Mal wieder eine Portion, vor allem von solchen an denen sowohl Emery als auch Dylan wachsen können. Aber was dieses Buch so schön gemacht hat, ist der ganze Witz und Charme den die beiden und die ganze Clique in die Handlung gebracht haben. Immer wieder habe ich mich dabei ertappt mich in ihre Mitte zu wünschen und ich wünschte wirklich ich könnte einfach in die Seiten springen. Es ist großartig wie Bianca Iosivoni Freundschaft in diesem Buch in all seinen Facetten zum Leben erweckt. Wer also gerade in der Stimmung für große Freundschaften und Romantik nach dem Motto „Was sich will, das neckt sich“ (Zitat: Elle) ist, der greift im nächsten Buchhandel oder im Online Shop nach „Der Letzte Erste Blick“.

Es ist kein Buch in dem viel Schlag auf Schlag passiert. Das ist in ca. 450 Taschenbuch Seiten in diesem Genre ohne Fantasy-, Thriller- oder Krimieinschlag schwer machbar und ehrlichgesagt stelle ich es mir auch sehr anstrengend zum Lesen vor. Aber man kann eintauchen in die Welt, in die man entführt wird. Es ist auch nicht immer alles harmonisch und voller Sonnenblumen und Schmetterlingen, denn natürlich haben sowohl Dylan als auch Emery ihre Geheimnisse, von denen sie auf keinen Fall wollen, dass der andere sie erfährt. Dylan’s Motive sind zwar ehrenvoll aber verletzen dennoch und was er tut ist auch nicht unbedingt verzeihlich, aber eben auch kein Weltuntergang. Wenn es das Problemen gewesen wäre, wäre es mir für ein ganzes Buch etwas zu wenig gewesen. Aber glücklicherweise schleppt Emery eine Vergangenheit mit sich herum, die ihr neues Leben wieder in kleine Trümmer zerschlagen könnte. Ich fand es allerdings etwas übertrieben, dass eine ganze Stadt so beschränkt sein sollte wie Emerys Heimat. Es ist als hätte dort die Zombie Apokalypse schon Einzug gehalten und allen Einwohnern das Hirn aus dem Schädel gefressen. Das wäre etwas zu einfach gestrickt, wenn wirklich alle Einwohner eines Ortes genau gleich bescheuert reagieren würden. Ob Schüler, Eltern, Lehrer und erst Recht Psychologen. Da musste ich schon kurz verwirrt schauen und mich fragen, ob der Durchschnittsintelligenzquotient in Montana der eines Knäckebrots mit Käse ist.

Gegen Ende hätte ich mir noch ein paar andere Entwicklungen gewünscht, vielleicht einen Hinweis auf die nächsten Teile oder etwas Ähnliches, aber ich freue mich trotzdem jetzt schon wieder nach West Virginia zurückzukehren.

Veröffentlicht am 11.03.2018

Tolle Geschichte, der es aber noch an Tiefgang fehlt

Save Me
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Grobe Story: In „Save Me“ prallen die Welten von Ruby Bell, einer fleißigen Stipendiatin, und James Beauford, einem reichen Erben aufeinander, als Ruby etwas sieht, das sie leicht erschüttert.

Maxton ...

Grobe Story: In „Save Me“ prallen die Welten von Ruby Bell, einer fleißigen Stipendiatin, und James Beauford, einem reichen Erben aufeinander, als Ruby etwas sieht, das sie leicht erschüttert.

Maxton Hall ist eine britische Privatschule wie man sie sich in voller Klischeepracht vorstellt. Reiche Jugendliche machen was sie wollen, weil Daddys Geld es schon wieder richtet. Sie sehen auf alles und jeden herab, wenn sie ihn oder sie überhaupt wahrnehmen.

James und seine Freunde bekommen im Laufe der Geschichte etwas mehr Tiefgang, als man ihnen zu Beginn zutraut, aber schrecklich sind in dieser Hinsicht seine Eltern. Hinterhältige, versnobte Pappfiguren, die nur dazu da sind James und Ruby voneinander fern zu halten. Dennoch sind sie der Auslöser dafür, dass James am Ende des Buches ordentlich Mist baut, wo ich mich nur gefragt habe: Warum? Warum, mein kleiner seelisch-emotional verkrüppelter Idiot? Denn sowohl James als auch Lydia sind auf ihrer Suche nach einem Seelenklempner für ihre Familienprobleme mehr als orientierungslos und tappen so richtig schön im Mist herum. Bin mal gespannt wie sie das wieder hinkriegen wollen … Mal ganz davon abgesehen, dass zu keinem Moment zuvor im Buch eine positive Beziehung zu den Eltern unterstellt wurde. Andererseits sind es immer noch seine Eltern, jedoch hätte es in dieser Hinsicht noch Luft nach oben gelassen, sodass das Ende logischer und noch herzzerreißender ausgefallen wäre.

Ruby steht immerhin ihre Frau und verfolgt ihre Ziele ganz egal, ob Herzschmerz oder reiche Mitschüler sie schlecht behandeln, ihr ihre Ziele versauen oder sie schief angucken. Wirklich schade fand ich allerdings, wie flach Rubys Freundin Lin rüberkam. Ein weiterer Pappaufsteller, der zur Nebenfigur dient und dem es irgendwie an Herz fehlt. Dagegen bekommt James‘ Freund Alistair von mir volle Herzchenaugen für seine verzwickte Liebesgeschichte, von der in den Folgebänden hoffentlich noch mehr kommt. Generell geben die Nebenfiguren – außer Lydia und Alistair – wenig her und ehrlich gesagt sind sie mir traurigerweise relativ egal. Natürlich kann sich das in den nächsten zwei Bänden noch ändern, aber in Band eins wäre es eben schöner gewesen.

Die Liebesgeschichte zwischen Ruby und James hingegen fand ich wirklich sehr schön. Zu Beginn haben wir die typische Mr. Darcy und Elizabeth Bennett Situation, in der er ein arroganter Schnösel ist und sie ihm seine Arroganz um die Ohren haut. Bis sie gezwungen sind aufgrund Rubys starker Moral und ihrem Gerechtigkeitssinn mehr Zeit miteinander zu verbringen. James gewinnt an Tiefe und Mona Kasten hat seine innerliche Zerrissenheit und Verwirrung über Ruby und seine Gefühle für sie wirklich schön dargestellt. Ein Zucken um die Mundwinkel hier, ein schmaler Blick da und man merkt, was James sich noch nicht eingestehen möchte.

James selbst ist ein Badboy, dem man durchaus etwas abgewinnen kann. Immerhin hat er schon das ein oder andere Bett zerstört und das ist doch die schönste Form des Vandalismus. Lacross wird zum sexy Mannschaftssport, in dessen Umkleidekabinen man sich gerne mal rumtreiben würde, und dann ist da natürlich noch sein inneres Leiden. Welcher gute Badboy leidet denn nicht wegen irgendetwas? Und ich freue mich schon auf den Moment in Band 2, an dem er aufwacht und kapiert, was er verzapft hat, denn dann … leide James, leide. – An dieser Stelle: Wirklich … die Eltern brauchen mehr Tiefgang. Sonst macht das keinen Sinn.

Die Handlung des Buches war gut getaktet und spannend zu lesen – höchstens etwas zu getaktet.

Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hatte ich das Gefühl einen gut strukturierten Plan zu lesen und das muss auch nicht unbedingt schlecht sein, aber noch fehlt der Welt von Maxton Hall etwas Tiefgang. Die Seele des Buches hält sich in Band eins noch versteckt und wirklich etwas Neues ist die Geschichte auch nicht. Die Nebencharaktere wirken zu 90% noch zu eindimensional, seelenlos und erwecken nicht das Gefühl, dass ich mich als Leserin hineinstürzen wollte. Ich möchte „Save Me“ nicht direkt mit der „Again“ Reihe vergleichen, aber ich weiß, dass Mona Kasten dieses Herz, die Seele und das Gefühl reinspringen zu wollen eigentlich rüberbringen kann. Ich fände es schade, wenn sie das in dieser Reihe nicht tun würde.

Andererseits konnte mich „Save Me“ mit seiner Liebesgeschichte packen und hat mir einige unterhaltsame Stunden beschert, sodass ich mir am Ende gewünscht hätte es wäre länger gewesen – damit hätte das Tiefgang Problem vielleicht auch gelöst werden können. Eine wichtige Szene folgt auf die nächste, bis auf ein paar bei Rubys Familie, und ein paar mehr entspannte Szenen hätten der Seele des Buches gutgetan.

Fazit:

Obwohl „Save Me“ noch sehr dünn konstruiert war und vieles fehlt, war es nicht so, dass ich mich lange dazu bringen musste es zu lesen. Weil mir aber Charaktertiefe und das Gefühl in einem Buch wichtig ist, möchte ich kritische 3,5 Sterne geben, auch wenn ich es trotzdem empfehlen kann und es mir gut gefallen hat. Es hat mich nicht umgehauen deshalb keine 5 Sterne und dann leider noch mal 0,5 Abzug für die fehlende Tiefe.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Gut gemacht, aber konnte mich nicht packen

Soul Mates, Band 1: Flüstern des Lichts (Unvergessliche Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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Auf eine Empfehlung hin habe ich beim nächsten Buchladenbesuch (lokale Händler unterstützen, immerhin kriegt Amazon genug Geld) beide Bände der Dilogie mitgenommen. Der Klappentext klang so schön dramatisch, ...

Auf eine Empfehlung hin habe ich beim nächsten Buchladenbesuch (lokale Händler unterstützen, immerhin kriegt Amazon genug Geld) beide Bände der Dilogie mitgenommen. Der Klappentext klang so schön dramatisch, voller Liebe und Mysterien.

Teilweise wurde dieses Versprechen durchaus eingehalten, aber alles in allem … nicht so ganz.

Rayne ist eine sympathische Protagonistin, der ihre Familie sehr wichtig ist. Ihre Gefühle gegenüber ihrer kleinen Schwester treffen genau den Kern dessen, was kleine Schwester für uns sind. Ihre Vergangenheit ist nicht gerade die rosigste, aber gerade bei der schwierigen Thematik hat Bianca Iosivoni den respektvollen und dezenten Ton gut getroffen, und Details ausgespart, wo sie nicht nötig gewesen waren.

Bei manchen Thematiken finde ich es einfach abgedroschen, wenn ein Autor/ eine Autorin zu sehr ins Detail geht, weil es der Geschichte nichts außer Sensationsgeilheit geben kann. Hier ist das wirklich gut gelöst.

Strukturell gesehen ist "Soul Mates" das Musterbeispiel für einen Roman im Bereich Urban Fantasy. Es gibt die Einführung, das auslösende Element und sogar retardierende Szenen zwischen der Spannung, in denen Rayne reflektiert.

Schreibstil muss man bei Bianca Iosivoni auch schon gar nicht mehr diskutieren. Sie erweckt Bilder und Momente so farbenfroh zum Leben, dass man meint, man wäre mitten drin. Ein bisschen enttäuscht war ich schon, als ich die Augen aufgemacht habe und feststellen musste, dass Cole gar nicht wirklich vor mir steht.

Die Licht- und Dunkelseelen brechen die Angst vor einem weiteren Klischee Wesen im Bereich Fantasy und lange muss man auch nicht auf die spannende Wendung in Raynes ruhigem Leben warten. Vor allem ist es angenehm, dass die stereotypischen Bezeichnungen nicht dafür benutzt werden um ein Schwarz-Weiß-Denken zu etablieren. Natürlich sehen die Lichtseelen die Dunkelseelen als das pure Böse aber zumindest Rayne denkt da etwas mehr in Graustufen.

Auch die große Antagonistin Lauren, die Anführerin der Dunkelseelen, hat mir gut gefallen, weil sie eigentlich sogar ganz sympathisch scheint. Einerseits hebt sie sich vom Bösewicht Klischee ab, durch ihre sympathische Art, aber auch dadurch wie nachvollziehbar und logisch ihre Argumente und Ziele sind. Nur der Weg ist eben der falsche. Andererseits kam tatsächlich wenig von ihr, denn sie scheint eher im Hintergrund zu stehen und die Bühne einem weniger spannenden Antagonisten zu überlassen. Obwohl ein paar Andeutungen für Band 2 gemacht wurden, fehlte der fantastische Showdown.

Mein großes Problem mit der Geschichte in Band 1 war, dass es mich irgendwie nicht richtig packen konnte. Obwohl ich die Thematik um Seelenverwandte immer wahnsinnig süß und romantisch finde, konnte ich davon bei Rayne und Colt kaum etwas spüren.

Er taucht ab und zu auf und verschwindet wieder, hat ein Geheimnis, das leider auch nicht weiter dramatisch erscheint und ist ansonsten einfach nur verwirrend, weil er aus irgendeinem Grund ein Problem damit hat, dass Rayne sich als seine Seelenpartnerin herausstellt. Der Grund, warum diese nicht glücklich bis ans Ende leben können wird im gesamten Band 1 nicht enthüllt und ist damit eine zurückgehaltene Information, die definitiv Gefühl und Spannung zur Handlung hätte beitragen können. Für mich war einfach wenig da, auf das ich hin fiebern konnte.

Denn auch der finale Showdown spielt sich noch nicht einmal auf übernatürliche Weise ab und ist innerhalb weniger Seiten auch schon wieder passé.

Fazit:

Deshalb bin ich leider mit einer "Mir doch egal" Haltung durch Band 1 geschlichen. Es erscheint mir schon beinahe seltsam, wo so viele von dem Buch geschwärmt haben. Einerseits war das Buch stilistisch und strukturell sehr gut, aber die Handlung und Charaktere konnten mich überhaupt nicht packen. Vielleicht leide ich unter einem akuten Anfall von Leseunlust, aber so muss ich leider eine weniger gute Bewertung abgeben, weil das Gefühl der Geschichte nicht bis zu mir durchdringen konnte.