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Veröffentlicht am 23.05.2018

Der vergessene Strand“ entpuppte sich für mich als unter die Haut gehender Schmöker, den ich in zwei Tagen ausgelesen hatte und der für mich eines der Lesehighlights im Bereich der Frauen und Familienromane in 2013 darstellt.

Der vergessene Strand
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Amelie lebt zusammen mit ihrem Verlobten Michael in Deutschland. Eigentlich möchten beide bald heiraten, doch dann geschieht etwas, mit dem Amelie nie gerechnet hätte. Nicht nur dass Michael fremdgeht, ...

Amelie lebt zusammen mit ihrem Verlobten Michael in Deutschland. Eigentlich möchten beide bald heiraten, doch dann geschieht etwas, mit dem Amelie nie gerechnet hätte. Nicht nur dass Michael fremdgeht, die Andere wird auch noch prompt schwanger von ihm. Dennoch beteuert Michael seine Liebe zu Amelie und will unbedingt an den Heiratsplänen festhalten. In Amelie ist seitdem etwas zerbrochen und um einen klaren Kopf zu bekommen stürzt sie sich in ihr Buchprojekt, über eine berühmte Persönlichkeit der britischen Geschichte, Beatrix Lambton, der es damals trotz der konventionellen Zwänge der Gesellschaft gelang, gewisse Freiheiten zu erwerben.

Als Amelie, die auf der Suche nach verschollenen Briefen zwischen den Lambtonschwestern ist, in Pembroke ankommt, wo zumindest Anne Lambton eine gewisse Zeit lebte, begegnen ihr die Dörfler sehr unfreundlich, was Amelie nicht nachvollziehen kann. Seltsamerweise scheint es aber so zu sein, dass sie irgendwann schon einmal in Pembroke gewesen sein muss, denn besonders eine Erinnerung an ein Landhaus im Ort, dass eine blaue Haustür besitzt, hat sich tief in ihr Gedächtnis gegraben. Zumindest der Apotheker des Ortes, Dan bemüht sich um Amelie und steht ihr zusammen mit dem Mitarbeiter der Bibliothek zur Seite, so dass ihr Buchprojekt langsam Formen annimmt. Währenddessen bemüht sich Michael fieberhaft, die Wogen zwischen Amelie und ihm zu glätten. Wird es ihm gelingen, oder werden Amelie durch die Geschichte über Anne Lambton die Augen für die Dinge, die wirklich wichtig im Leben sind, geöffnet?

„Der vergessene Strand“ erzählt abwechselnd gleich zwei Geschichten über zwei Frauen, die am Scheideweg ihres Lebens stehen und wichtige Entscheidungen treffen müssen. Während Amelie in der Gegenwart mit Beziehungsproblemen und längst verdrängten, tragischen Erinnerungen an ihre Kindheit konfrontiert wird, haben die Lambton-Schwestern um anno 1888 ganz andere Probleme.
Beatrix, die ältere der beiden Mädchen lernt auf einem Ball den viel älteren Earl Henry Trisk kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Wenig später macht Henry Beatrix einen Heiratsantrag den sie freudig annimmt. Ihre Ehe entpuppt sich trotz allem jedoch als ernüchternd, denn Henry hält sich auch weiterhin Mätressen. Aber Beatrix, ganz eine Frau ihrer Zeit, akzeptiert Henrys Schwächen und schafft sich trotzdem gewisse Vorteile in ihrer Ehe, da Henry seine Frau fast in allen Belangen frei schalten und walten lässt. Während Beatrix gut und über ihren Stand verheiratet wurde, wird Anne von einem Adligen schwanger, der bereits verheiratet ist. In dieser Zeitepoche eine Katastrophe…

Der Autorin ist es meiner Meinung nach sehr gut gelungen, beide Geschichten gleich spannend zu erzählen, wobei angemerkt werden sollte, dass Annes und Beatrix Werdegang zu größten Teilen lediglich in Briefen geschildert wird, was der Spannung aber nicht abträglich ist.
Julie Peters verzichtet bei ihren Schilderungen des historischen Handlungsstrangs auf kitschig triefende Schilderungen diverser Liebesszenen und schafft stattdessen unter die Haut gehende Emotionen, die sehr echt wirken und den Zwiespalt, in dem sich die weiblichen Hauptakteure befinden, sehr gut offenbaren. Es ist jedoch in erster Linie (auch wenn durchaus eine Liebesgeschichte in diesem Roman erzählt wird) ein spannender und berührender Selbstfindungsroman, den man einfach nicht eher weglegen kann, bis man als Leser erfahren hat, wie Amelie sich letztendlich entscheidet und welches Geheimnis die Dörfler in Pembroke vor ihr verbergen.

Kurz gefasst: „Der vergessene Strand“ entpuppte sich für mich als unter die Haut gehender Schmöker, den ich in zwei Tagen ausgelesen hatte und der für mich eines der Lesehighlights im Bereich der Frauen und Familienromane in 2013 darstellt.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Eine portugiesische, listenreiche Miss Marple, treibt die Pariser Polizei in den Wahnsinn! Amüsanter aber auch unterhaltsamer „Paris-Krimi“.

Die tödliche Tugend der Madame Blandel
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Die resolute Gardienne (entspricht in etwa dem Berufsbild eines Hausmeisters) Lucie, ist seit langem die gute Seele im Haus Nr. 3, das mitten in der Pariser City liegt. Statt lediglich berufsübliche Tätigkeiten ...

Die resolute Gardienne (entspricht in etwa dem Berufsbild eines Hausmeisters) Lucie, ist seit langem die gute Seele im Haus Nr. 3, das mitten in der Pariser City liegt. Statt lediglich berufsübliche Tätigkeiten zu verrichten, hat sie zudem auch für jeden ein freundliches Wort und ein offenes Ohr übrig. Dafür wird sie von den Bewohnern des Hauses heiß und innig geliebt. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel; ausgerechnet der vor einem Jahr hinzugezogene Schwiegertochter der Apothekenbesitzerin Georgette, die eingebildete und kalte Vanessa Blandel, ist die quirlige und freundliche Lucie ein Dorn im Auge.

Davon ahnt Lucie jedoch zunächst noch nichts. Erst als sie eines Tages eine unaufgeräumte, offene Wohnung vorfindet, in der Vanessa scheinbar ausgiebig dem Ehebruch frönte, während ihr Ehemann Justinien beruflich unterwegs war, vermutet Lucie ganz richtig, dass Vanessa eine Frau mit vielen Geheimnissen ist. In der Wohnung findet Lucie unter anderem auch ein Notizbuch vor, in dem die Ehefrau vermerkte, dass sie mit Lucies Diensten nicht zufrieden und im Begriff war, die Gardienne bei ihrem Arbeitgeber deswegen anzuschwärzen. Aus alter Verbundenheit mit Georgette beschließt Lucie schließlich die Indizien des Ehebruchs, wie benutzte Champagnergläser und Stricke am Bettgestell zu beseitigen und die Wohnung aufzuräumen, damit Justinien nicht verletzt wird.

Doch ihre Einmischung kommt Lucie teuer zu stehen, denn Vanessa wird wenig später als Leiche aus der Seine gefischt. Schnell steht fest, dass die junge Frau ermordet wurde. Doch ein Motiv haben gleich mehrere Personen aus Vanessas Umfeld. Während die Polizei sich auf Vanessas Geliebten einschießt, entwickelt auch Lucie, sehr zum Verdruss ihres Ehemanns, kriminalistischen Spürsinn und beginnt inkognito ihre eigenen Ermittlungen, was sie in Teufels Küche bringt…

Als Liebhaber optisch ansprechender Buchcover fiel mir auch Marie Pellissiers Paris- Krimi „Die tödliche Tugend der Madame Blandel“ gleich ins Auge, denn optisch ist das Buch ein wahrer Hinkucker. Und auch der Inhalt kann sich mehr als sehen lassen. Zwar gibt es Krimis wie Sand am Meer, doch haben die wenigsten von ihnen so einen beschwingten, manchmal sogar amüsanten Unterton zu bieten, wie es hier der Fall ist. Besonders gut haben mir neben dem zunächst undurchsichtigen Kriminalfall, die bildhaften und zahlreichen Beschreibungen der französischen Hauptstadt gefallen, die dem Leser ein wahres Kopfkino ermöglichen. Allerdings stellte sich irgendwann auch ein knurrender Magen bei mir ein, da die Autorin auch nicht vor schmackhaften, typischen Pariser Menübeschreibungen halt macht, die sie in die Story mit einflicht. Man sollte dieses Buch also nicht mit leerem Magen lesen!

Der Kriminalfall als solches, steht aber stets im Fokus des Geschehens und ist mehr als nur schmückendes Beiwerk. Viele Personen im Umfeld der Toten hatten ein Motiv, die junge Frau und Mutter zu töten und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bis zuletzt im Dunklen tappte bzw. einen ganz anderen Menschen in Verdacht hatte, Vanessa Blandel getötet zu haben.

Sogleich ins Herz geschlossen habe ich die Hauptakteurin dieses Romans, die Hausmeisterin portugiesischer Abstammung, Lucie Ferreira. Ihre recht originellen Ermittlungsmethoden haben mir des Öfteren ein breites Grinsen entlockt und mich unter anderem auch an alte TV- Krimis im Stile „der unsterblichen Methoden des Franz Josef Wanningers“, erinnert, was neben dem ansprechenden Kriminalfall, dann auch noch für ein gewisses nostalgisches Flair sorgte. Auch Lucies Familie, nebst Ehemann kann man einfach nur lieben, auch wenn sie meiner Meinung nach ruhig noch ein wenig mehr in den Mittelpunkt hätten rücken können. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass dies in möglichen Folgebänden der Fall sein wird. Potential für weitere Fälle hat Lucie Ferreira absolut.

Kurz gefasst: Eine portugiesische, listenreiche Miss Marple, treibt die Pariser Polizei in den Wahnsinn! Amüsanter aber auch unterhaltsamer „Paris-Krimi“.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Vom Mädchen zur Frau- Sehr mitreißender dritter Teil der „Belle“ Reihe, der unter die Haut geht und mich sehr begeistert hat. Absolute Leseempfehlung.

Am Horizont ein helles Licht
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Mari, die Tochter von Belle und Etienne ist ein kleiner Sturkopf, was sich schon sehr früh zeigt, als sie einen gefährlichen Ausflug mit ihrem Boot macht und die Warnungen ihrer Eltern damit sozusagen ...

Mari, die Tochter von Belle und Etienne ist ein kleiner Sturkopf, was sich schon sehr früh zeigt, als sie einen gefährlichen Ausflug mit ihrem Boot macht und die Warnungen ihrer Eltern damit sozusagen in den Wind schlägt. Diese Begebenheit ist jedoch nur eine der ersten, die dem Elternpaar aufzeigen, dass sie all ihre Kraft bündeln müssen, um Mari zu erziehen. Erschwerend kommt dazu, dass es erscheint, als ob das Mädchen trotz ihrer Intelligenz leider nicht viel Empathie für andere aufbringen kann und zeitweilig sogar herzlos erscheint.
Im Inneren sieht es in Mari jedoch ganz anders aus. Sie ist lediglich nicht in der Lage ihre Gefühlswelt ausdrücken zu können. Als sie, mittlerweile zu einer achtzehnjährigen jungen Frau herangewachsen ist, lernt sie einen Matrosen kennen, der sie jedoch nur ausnutzt. Irgendwann kommt die Affäre heraus und bringt Mari im kleinen neuseeländischen Ort Russell in Verruf. Ihr Ruf ist ruiniert und selbst ein Freund rät dazu, Mari für eine Weile, bis Gras über die Sache gewachsen ist, nach England zu schicken.

In England leben Belles und Etiennes Freunde Noah und Lisette, die Mari mit Freuden aufnehmen möchten. So macht sich Mari schließlich auf eine lange Seereise nach England auf, auf der sie auch auf Morgan trifft, der auf dem Schiff arbeitet und sie während sie erkrankt, gesund pflegt. Morgan scheint es ernst mit Mari zu sein und auch Mari ist verliebt, doch dann wird ihre Liebe auf eine ernstliche Probe gestellt, als sie sich nach einiger Zeit in London wieder begegnen und Morgan eine ganz andere Seite von sich preisgibt.
Beide gehen im Streit auseinander, doch der 2. Weltkrieg ändert alles und sie schreiben sich zumindest wieder. Jedoch glaubt Mari, dass sie Morgan niemals wieder sehen, geschweige denn, dass sie ihn nochmals lieben wird.
Überhaupt hat sie viele andere Dinge im Kopf, denn Mari muss zum ersten Mal in ihrem Leben lernen, sich zu behaupten und arbeiten. Als sie aber plötzlich durch einen Schicksalsschlag auf sich allein gestellt ist, nimmt ihr Leben eine dramatische Wende…

„Am Horizont ein helles Licht“ ist der bereits dritte Teil einer Serie, die mit der Liebesbeziehung zwischen Belle und Etienne ihren Anfang nahm. Leider wusste ich das zu dem Zeitpunkt, als ich zu diesem Buch griff, nicht. Obwohl ich es etwas schade fand, dass ich nun die Vorgeschichte sozusagen nur als Nacherzählung erfuhr, kam ich dennoch ohne Schwierigkeiten in diese Geschichte hinein, da es sich hier hauptsächlich um Mari, die Tochter der beiden Hauptakteure der Serie dreht, die während der Wirren des 2. Weltkriegs lernen muss, selbstständig zu werden.
Mari ist eine Romanheldin mit vielen charakterlichen Facetten. Sie hat zwar viele gute Eigenschaften, jedoch neigt sie auch zum Leichtsinn und Übermut, was ihr anfangs mehrmals zum Verhängnis wird. Jedoch ist sie gottlob lernfähig und man schließt sie als Leser schnell in sein Herz.

Richtig gut gefallen haben mir Ausdruck und Schreibstil von Lesley Pearse. Bislang hatte ich von der Autorin noch nichts gelesen und war dementsprechend sehr positiv überrascht und angetan von ihrer mitreißenden Erzählungsweise. Normalerweise habe ich es in Romanen lieber, wenn sie sehr dialogreich gestaltet sind, doch auch wenn das hier etwas anders ist und die Autorin zudem über weite Strecken die historischen Hintergründe schildert, ohne das in diesen Momenten ihre Protagonisten zu Wort kommen, wurde ich regelrecht an das Buch gefesselt, was der sehr unterhaltsamen, eingängigen Art des Erzählens geschuldet ist. Man ist beim Lesen auch nah an den Figuren und liebt und leidet mit ihnen mit. Besonders Maris und Morgans Werdegang hat mich sehr neugierig gemacht, so dass die Lesezeit wie im Fluge verging.
Aber auch die Schilderungen des Kriegsgeschehens lassen einen nicht kalt, vor allem weil sie sehr bildhaft und detailliert erscheinen und die Emotionen in einem schüren.

Kurz gefasst: Vom Mädchen zur Frau- Sehr mitreißender dritter Teil der „Belle“ Reihe, der unter die Haut geht und mich sehr begeistert hat. Absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Wer Tiefgang, Romantik und spannende Geschichten mit viel historischem Flair versehen, mag, der sollte hier unbedingt zugreifen

Teuflisch verführt
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Es handelt sich bei der Scoundrels of St. James Reihe um die Geschichte ehemaliger Straßenkinder, die in großer Not auf den Straßen in der viktorianischen Ära aufwuchsen, mittlerweile ihren Weg aber gemacht ...

Es handelt sich bei der Scoundrels of St. James Reihe um die Geschichte ehemaliger Straßenkinder, die in großer Not auf den Straßen in der viktorianischen Ära aufwuchsen, mittlerweile ihren Weg aber gemacht haben. Der erste Teil erzählt die Story über einen Aristokraten, der glaubt, er wäre eine Mogelpackung. Einst wurde er des Mordes angeklagt, doch ausgerechnet der Vater des Ermordeten, erkannte in ihm beim Verhör den tot geglaubten Enkel und nahm ihn unter seine Fittiche. Die Anklage wurde fallengelassen, nachdem der “Großvater” die Gründe für den Mord an seinem Sohn erfuhr und fortan führte der ehemalige Straßenjunge mitsamt seiner Freunde ein privilegiertes Leben.

Der Haken an der Sache ist jedoch das schlechte Gewissen, das Lucian Langdon keine Ruhe lässt. In Wirklichkeit kann er sich nicht mehr an das Leben erinnern, das er vor seiner Existenz als Straßenjunge führte und glaubt, er wäre keinesfalls der Erbe des Earl of Claybourne. Auch im ton wollen die Gerüchte über eine mögliche falsche Identität nicht verstummen und so überrascht es nicht, dass auch ein naher Verwandter versucht, den Titel für sich zu beanspruchen. Als sich die schöne Aristokratin Lady Catherine Mabry mit der Bitte jemanden aus ihrem Umfeld zu töten, an Lucian wendet, ist er zunächst überrascht und befremdet ob ihres Wunsches. Zumal sie zunächst weder den Namen desjenigen, noch den Grund wieso er sterben soll, preisgeben möchte. Doch nachdem beide ein Abkommen geschlossen haben; so soll Catherine im Gegenzug für den Mord, Lucians Zukünftiger Unterricht im Benimmunterricht geben, und sie sich besser kennen gelernt haben, ahnt Lucian, dass hinter Catherines Bitte mehr stecken muss, als kaltblütige Absicht, was ihn neugierig macht. Auch auf die facettenreiche Frau…

Zunächst einmal habe ich mich sehr gefreut, dass sich endlich ein weiterer deutscher Verlag der Romane der Autorin angenommen hat, nachdem vor einiger Zeit bereits im CORA Verlag eine Historical Romance mit dem Titel „Die Braut des Anderen“ von Lorraine Heath erschienen war, die mir auch sehr gut gefallen hatte. Die Autorin legt auch in ihrem aktuellen Roman einen gehobenen und einen, der viktorianischen Epoche, zeitgemäß entsprechenden Schreibstil an den Tag. Was mir besonders gut gefallen hat, war, dass nicht nur das Heldenpaar, sondern auch sämtliche Nebenfiguren, bereits charakterlich tiefschürfend beschrieben wurden, so dass meine Neugierde auf die Folgebände in diesem ersten Teil schon sehr geschürt wurde. Vor allem scheinen Lucians ehemalige Weggefährten so einige dunkle Geheimnisse zu haben, wobei da besonders eine Person, über die ich mich an dieser Stelle aber nicht besonders auslassen möchte um nicht zuviel zu verraten, hervorsticht, die so völlig undurchsichtig wirkt hinsichtlich der Motive für gewisse Taten, die in der Vergangenheit liegen.

Wem Figuren mit Ecken und Kanten liegen, die vielleicht nicht immer so ganz einfach gestrickt sind, liegt mit Romanen der Autorin genau richtig. Sowohl Lucians seelische Pein, ob seiner, wie er glaubt Lüge, die aus ihm einen Aristokraten ohne wahren Anspruch auf den Titel macht, als auch Catherines Hin- und Hergerissenheit wegen ihres düsteren Plans, jemanden ermorden zu lassen, vermag die Autorin dem Leser plausibel zu vermitteln. Man kann am Ende sogar Catherines Beweggründe nachvollziehen, warum sie glaubt so handeln zu müssen. In Catherine sieht Lucian eine Frau, die mutig und kämpferisch und vor allem loyal zu ihrer Familie und zu ihren Freunden steht. Die zwar aus gutem Hause stammt und scheinbar vom Elend der Welt noch nicht viel gesehen haben mag, die aber dennoch so ganz anders ist, als viele andere Frauen des tons. Catherines Andersartigkeit fasziniert Lucian, so sehr, dass er plötzlich ins Grübeln darüber gerät, ob es wirklich so eine gute Idee ist, an Catherines statt seine beste Freundin aus Kindertagen heiraten zu wollen. Bis es zur Entscheidung kommt, vergeht die Lesezeit wie im Fluge, da es natürlich nebenbei auch aufzuklären gilt, ob Lucian wirklich nur eine „Mogelpackung“ ist, oder sein Anspruch auf den Titel legitim ist. Und wer einst einen Grund hatte, zum Mörder zu werden, ist natürlich ebenfalls ein wichtiges Thema in dieser Geschichte.

Lorraine Heaths Schreibstil oder überhaupt ihre Romane erinnern mich an die von Autorinnen wie Lisa Kleypas, Mary Balogh oder auch Loretta Chase- ebenfalls Autobuy-Autorinnen von mir und ich hoffe sehr, dass nicht nur die komplette Scoundrels of St. James Reihe in deutscher Übersetzung herausgegeben wird, sondern auch die vielen anderen, bislang noch nicht übersetzten Historicals der Autorin. Wem also genannte Autorinnen und deren Geschichten liegen, sollte der Autorin unbedingt eine Chance geben. Absolute Leseempfehlung gibt es von mir an dieser Stelle!

Kurz gefasst: Wer Tiefgang, Romantik und spannende Geschichten mit viel historischem Flair versehen, mag, der sollte hier unbedingt zugreifen.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Die unmusikalischen Mädels lassen bitten...

Frivole Tücken einer Lady
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Honoria gehört wie ihre Schwestern und zahlreichen Cousinen zur Smythe-Smith Familie, die berühmt berüchtigt ist, für ihre recht unmusikalische Ader und die jährlichen Soireen, auf denen unverheiratete ...

Honoria gehört wie ihre Schwestern und zahlreichen Cousinen zur Smythe-Smith Familie, die berühmt berüchtigt ist, für ihre recht unmusikalische Ader und die jährlichen Soireen, auf denen unverheiratete Damen dieser Familie vor ausgewähltem Publikum spielen müssen. Es ist jedoch nicht so, als ob Honoria und ihre Cousinen nicht wüssten, dass sie die Zuhörer mit ihren musikalischen Ergüssen beinahe zu Tode erschrecken und ihnen schweres Ohrensausen bescheren. Doch Honorias Mutter und auch alle anderen erwachsenen Damen der Familie sind hinsichtlich der (mangelnden) Musikalität ihrer Sprösslinge beneidenswert taub auf beiden Ohren; mehr noch; voller Stolz fiebern sie den musikalischen Veranstaltungen Jahr für Jahr entgegen. Und da es nun mal seit langer Zeit die Tradition erfordert, dass Smythe – Smith Mitglieder öffentlich musizieren, will auch Honoria, um ihre geliebte Familie nicht zu enttäuschen, keinesfalls mit diesem Brauch brechen.

Marcus Holroyd, der beste Freund von Honorias Bruder Daniel, ist dagegen ein Einzelkind und hat schon in der Kindheit viele Urlaube und Feiertage auf dem Anwesen der Smythe – Smith Familie verbracht; er gehört praktisch schon zum Inventar dort und liebt die familiäre Atmosphäre dort sehr, weil seine Familie ihm gegenüber stets jegliche Wärme vermissen ließ.

Doch nachdem Daniel einen Fehler beging, der von der Gesellschaft nicht gut aufgenommen wurde und dazu führte, dass Daniel außer Landes fliehen musste, hat auch Marcus sich bei den Smythe- Smiths ein wenig rarer gemacht. Lediglich auf Bällen begegnen sich Honoria und er immer wieder, wo Marcus sie stets mit einem mürrischen Gesichtsausdruck mustert, der andere Mitglieder der Gesellschaft zumeist in die Knie zwingt oder verschreckt das Weite suchen lässt.
Für Honoria jedoch ist Marcus wie ein Bruder- zumindest glaubte sie dies bislang, bis sich ihre und Marcus Wege zuerst in London und später bei einer Landpartie, die bei Nachbarn von Marcus stattfindet, erneut kreuzen. Mit ungeahnten Folgen, die Marcus eine schwere Beinverletzung und Honoria jede Menge Sorgen um Marcus Wohlergehen einbrocken.

„Mit List und Küssen“ ist der erste Teil einer neuen Serie um die Smythe-Smith Familie, die Fans der Romane von Julia Quinn schon längst ein Begriff sind, da die Autorin sie bereits in anderen Serien ihrer Romane erwähnte. Bislang erfuhr man über die Familie lediglich, dass die Smythe-Smith’s Frauen allesamt fürchterlich unmusikalisch sind und ehrlich gesagt hatte ich im Vorfeld die Befürchtung, dass eine eigene Serie über eben diese Familie vielleicht nicht ganz so interessant sein würde, bzw. dass sie als Hauptfiguren eventuell ein wenig langweilig wirken könnten. Doch weit gefehlt!

Nachdem ich von Julia Quinns „Bevelstoke“ Serie bis auf den sehr guten ersten Teil leider enttäuscht war, habe ich meine Erwartungen im Vorfeld eigentlich schon ziemlich heruntergeschraubt. Umso mehr hat es mich gefreut, dass die Autorin in ihrem neuen Roman meiner Meinung nach wieder zu alter Form zurückgefunden hat.
Sowohl der Schreibstil selbst, der abermals beschwingt und heiter wirkt, aber auch die Tatsache, dass Julia Quinn ihren spitzfindigen Humor wieder gefunden; pointiert und an richtiger Stelle einzusetzen vermochte, waren diesmal Garanten dafür, dass ich diesen Historical mit dem größten Lesevergnügen gelesen habe.

Aber auch das Heldenpaar dieses Romans habe ich auf Anhieb in mein Herz geschlossen. Honoria und Marcus kennen sich bereits seit ihrer Kindheit. Früher war sie der kleine Quälgeist, der Marcus und Honorias Bruder Daniel die Ferien vermiesen wollte, doch nun, erwachsen, haben sie eigentlich ein sehr freundschaftliches Verhältnis füreinander entwickelt und beide mögen den Humor des anderen sehr. Marcus wirkt auf den ersten Blick sehr ernst, in sich gekehrt und mürrisch, doch da die Autorin den Roman aus der Sicht beider Hauptfiguren schildert, wird man sich dadurch, dass sie den Leser mit Marcus Gefühlsleben konfrontiert, schnell darüber gewahr, dass Marcus im Grunde ein zwar sehr einsamer, aber sehr interessanter, freundlicher und witziger Mann ist.

Honoria dagegen ist sehr schlagfertig, neugierig, plaudert sehr gerne mit ihren Cousinen und Schwestern und ist eigentlich erfrischend unkompliziert. Ihr Einfallsreichtum (ohne an dieser Stelle zu viel verraten zu wollen… ich erwähne hier nur das Stichwort „Maulwurfshügel“) hat mir hier und da ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert.
Zwar ist es dem Leser eigentlich von Anfang an klar, dass die beiden zusammengehören, doch die Art und Weise wie beide dann langsam ihre Gefühle füreinander entdecken; ist so romantisch, warmherzig und einfach schön beschrieben, dass einem das Leserherz direkt aufgeht. Humorvolle Dialoge, interessante Nebenfiguren (Honorias Cousinen) und auch ernstere Momente machen dieses Buch zu etwas ganz Besonderem.
Abgerundet wird dieser tolle Historical den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, durch eine wunderbare Ausdrucksweise und eine sehr gelungene Übersetzung von Frau Lingsminat. (die zu meinen Lieblingsübersetzerinnen in diesem Genre gehört)