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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2018

herrlich

Schnall dich an, sonst stirbt ein Einhorn!
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Na, das ist doch mal ein echt cooler Ratgeber für Eltern. Lauter ungewöhnliche und darum meist effektive Einfälle, wie man Kindern das ein oder anderen an- bzw. abgewöhnt oder ihr Verhalten ändert.
Am ...

Na, das ist doch mal ein echt cooler Ratgeber für Eltern. Lauter ungewöhnliche und darum meist effektive Einfälle, wie man Kindern das ein oder anderen an- bzw. abgewöhnt oder ihr Verhalten ändert.
Am besten fand ich, wie die Mutter, nach erfolglosen Versuchen, ihre Kinder im Bus davon abzuhalten die anderen Fahrgäste mit Gebrüll, Beleidigen und Rumtoben zu belästigen, die Süßigkeiten der Kinder nahm und sie den Fahrgästen als Entschuldigung anbot. Die verblüften Kinder versuchten daraufhin sich zusammen zu nehmen, denn die Mutter erklärte, das sie ab jetzt bei jedem Fehlverhalten, sich mit Süßigkeiten bei den anderen entschuldigen müsse und wenn sie noch etwas abhaben wollten, sollte am Besten noch was übrig sein, wenn sie zuhause ankämen. Manches ist dagegen etwas krass, z.B. die Müllmänner bitten, das Zimmer des Kindes zu stürmen und zu brüllen :"Wo ist mein Müll !", wenn das Kind wiedermal vergessen hat, diesen rauszustellen. Anderes lässt sich nur schwer durchführen. Aber das meiste ist sehr simpel und gut machbar. Schön auch die Sache mit den Möhern und dem Kübelheben (ohne Möhren - schwerer Kübel, diesen dann gegen einen Leichten austauschen, wenn das Kind das Gemüse gegessen hat. Und siehe da, Gemüse macht so stark, dass man sogar den Kübel jetzt heben kann).
Allerdings gibt es auch Stellen, wo ich mich frage, ob das ernst gemeint ist, wie z.B. die Kritik an der Raupe Nimmersatt, diesem wunderschönen Kinderbuch, dem die Schuld an dicken Kindern gegeben wird, weil sie dort angeblich lernen würden, dass man alles in sich reinstopfen kann und trotzdem gut aussieht. Entweder ist das Ironie oder diese Eltern sind etwas eßgestört. Die Geschichten und Berichte über die ausgefallenen Einfälle wurden von vielen Eltern gesammelt und hier veröffentlicht.
Gefallen hat mir auch der Trick, um die Süßigkeiten an der Supermarktkasse zu verleiden (Verpackung eines Riegels aufheben, und mit Möhren/Kartoffelmatsch füllen und an der Kasse schnell austauschen. Dann empört tun "Hier schmecken die Süßigkeiten ja gar nicht, hier kaufen wir nie wieder Süßes!")
Alles in allem ein sehr schönes und vor allem witziges Buch. Für mich persönlich gab es leider keine Tipps, weil bei einigen Sachen, mein Kind schon zu groß war oder es einfach andere Probleme gab, für die das Buch keine Lösung parat hielt. Aber es zeigt, wie man mit Einfallsreichtum (und Betrügereien) manchmal in der Erziehung weiterkommt.
Ein witziger Elternratgeber, der etwas anderen Art.

Veröffentlicht am 02.01.2018

besser als erwartet

Mordsgifte
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Habe mir das Buch mal vom Wühltisch geholt, weil ich mich etwas für Forensik interessiere. Womit ich nicht gerechnet habe, ist, dass es ganz toll über diverse Drogen informiert. Heroin, Kokain, Amphetamine, ...

Habe mir das Buch mal vom Wühltisch geholt, weil ich mich etwas für Forensik interessiere. Womit ich nicht gerechnet habe, ist, dass es ganz toll über diverse Drogen informiert. Heroin, Kokain, Amphetamine, KO Tropfen usw. Über Legal Highs habe ich aus diesem Buch mehr gelernt als auf einer Fortbildung neulich über dieses Thema.

Der Anfang ist etwas zäh und langatmig, da über historische Giftmorde 18hundertund berichtet wird. Dann aber werden die Todesfälle interssanter und immer aktueller, bis hin zu bekannten heutigen politischen Giftmorden. Es gibt auch ein längeres Kapitel über Patiententötungen durch Pflegepersonal. Bei einigen der Fälle ist der Autor selbst der untersuchende Toxikologe gewesen. Insgesamt ein sehr interssantes, wissenschaftlich und geschichtlich fundiertes Buch, das ich nur weiterempfehlen kann. Werde es im Gegensatz zu den meisten Büchern behalten, denn es ist auch zum Nachschlagen geeignet. Dennoch sind die Geschichten gut geschrieben und es läßt sich leicht lesen.

Veröffentlicht am 23.12.2017

Überleben in Polen zur Nazizeit

Lügen in Zeiten des Krieges
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Ein schönes Buch, bei dem ich erst Bedenken hatte, nicht schon wieder Greueltaten, Folter, Demütigungen und Sadismus, aber von einem kleinen Abschnitt zu Beginn des Buches abgesehen, blieb man davon verschont. ...

Ein schönes Buch, bei dem ich erst Bedenken hatte, nicht schon wieder Greueltaten, Folter, Demütigungen und Sadismus, aber von einem kleinen Abschnitt zu Beginn des Buches abgesehen, blieb man davon verschont. Es ist auch so gut geschrieben, dass es sich wie von selbst liest.

Ein Junge und seine Tante versuchen als Juden in Polen zu überleben. Mit falschen Ausweisen, wechselnden Unterkünften, Klugheit und Glück, entgehen sie den Progromen und Ghettos. Aber sie leben eine Lüge und müssen sich als Christen ausgeben, was zumindest beim Jungen zu Gewissenskonflikten führt. Schaffen sie es, bis zum Ende des Krieges am Leben und zusammen zu bleiben ? Es bleibt bis zum Schluß spannend, ist aber in schlichter Sprache aus Sicht des Jungen geschrieben, sodaß es nichts Reißerischens an sich hat.

Zwischendurch (ich glaube 3x) werden philosphische Gedanken über Dante geäußert, die kursiv gedruckt sind. Ob es Gedanken des Vaters oder des Autors sind, weiß ich nicht, denn da ich diesen Gedanken nicht folgen konnte und nicht verstanden habe, worum es ging, habe ich diese Abschnitte nur überflogen, was dem Buch aber keinen Abbruch tat.

Ein interessanter Einblick in einen Teil unserer Geschichte, der sich sehr schnell liest, da er so gut geschrieben ist. Sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 08.12.2017

erschütternd

Johanna
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Ein Buch, das unter die Haut geht.

Mit 13 Jahren kommt Johanna als Magd zu fremden Bauern und muß dort hart arbeiten. Das Buch schildert ihre Entbehrungen, die Qualen des Alltags, die Mühen und Belastungen. ...

Ein Buch, das unter die Haut geht.

Mit 13 Jahren kommt Johanna als Magd zu fremden Bauern und muß dort hart arbeiten. Das Buch schildert ihre Entbehrungen, die Qualen des Alltags, die Mühen und Belastungen. Die Lebensbedingungen sind menschenunwürdig und Johanna leidet sehr, vor allem, weil sie lieber etwas gelernt hätte. Sie erträgt das Unerträgliche und kämpft um ein selbstbestimmtes Leben.

Ihre Erzählung ist echt erschütternd, vor allem, wenn man weiß, dass sie auf einer wahren Geschichte beruht und dass der Alltag der Menschen damals in den 30igern wirklich so war. Da merkt man erstmal, wie gut es uns geht und wieviel Annehmlichkeiten wir als selbstverständlich ansehen. Das Buch regt grade junge Leute zum Nachdenken an und sollte Pflichtlektüre an den Schulen werden.

Ein Spiegel der damaligen harten Zeit, der einen erschüttert und demütig und dankbar werden läßt.

Veröffentlicht am 09.11.2017

besser als gedacht

Die Wand
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Eine Frau, die für ein paar Tage in die Berge fährt mit Freunden, findet sich plötzlich völlig allein und auf sich gestellt von einer (Glas ?)wand umgeben wieder. Was jenseits der Wand los ist weiß sie ...

Eine Frau, die für ein paar Tage in die Berge fährt mit Freunden, findet sich plötzlich völlig allein und auf sich gestellt von einer (Glas ?)wand umgeben wieder. Was jenseits der Wand los ist weiß sie nicht, macht sich aber auch nicht viele Gedanken darüber, sondern konzentriert sich auf sich und das Überleben. Erst dachte ich, wie langweilig, ´ne Frau allein im Wald und daher lag es lange auf dem SuB. Aber nun habe ich es gelesen und es ist genauso wenig langweilig wie Hemmingways "Der alte Mann und das Meer".

Das Buch ist von der Frau geschrieben. Sie schreibt auf allem Papier, was sie findet, ist sich aber darüber im klaren, dass es wohl nie jemand lesen wird, da sie ja durch die Wand von den anderen Menschen getrennt ist. Was ich etwas befremdlich fand, ist, wie schnell sie sich in ihr Schicksal einfindet, wie wenig sie ihren Töchtern nachtrauert und dass sie so gar nicht bitter ist oder verzweifelt. Ich fand auch bewundernswert, wie sie sich selbst zu helfen weiß und z.B. Bohnen und Kartoffeln anbaut, die sie in der Hütte gefunden hat oder, dass sie weiß, wie man Butter macht. Ich wüßte nicht, wie das geht und sicher viele andere Leute auch nicht. Dann habe ich gesehen, dass das Buch Anfang der 60ziger Jahre geschrieben wurde. Damals verstanden die Menschen sich noch darauf, für sich selbst zu sorgen, vor allem, wenn sie die harten Kriegsjahre mitgemacht hatten.

Ich hätte mir an ihrer Stelle viel mehr Gedanken gemacht, was das für eine Wand ist, wo sie über Nacht herkommt, was wohl mit den anderen passiert ist, die jenseits der Wand waren. Diese Frau hadert aber nicht mit ihrem Schicksal, sondern manchmal klingt es, als sei es für sie eine Art Befreiung, sich nicht mehr rechtfertigen zu müssen, keine Pflichten und Erwartungen, die andere ihr auferlegen, erfüllen zu müssen und dass sie niemandem etwas vorzumachen braucht. Im Gegenteil, die Tiere, die sie findet und um die sie sich dann kümmert, sind zwar nützlich und sie entwickelt auch eine emotionale Bindung zu ihnen, aber sie empfindet sie zeitgleich als Belastung, grade weil sie eine Bindung zu ihnen aufbaut. Manchmal wirkt es, als blühe sie regelrecht auf, weil sie ihr bisheriges Leben ohne schlechtes Gewissen abstreifen kann und sich selbst genug ist. Als ich das Nachwort über die Autorin Marlen Haushofer gelesen habe, wurde mir auch klar, warum. Für die Autorin war dies ein regelrechter Befreiungsschlag und sie lebte ihre Bedürfnisse durch diese Figur und ihr Schicksal aus. Daher die Distanz zu ihrer Familie und den anderen Menschen.

Das Buch blieb die ganze Zeit über spannend, da immer wieder Andeutungen auf spätere Ereignisse gemacht wurden und man unbedingt wissen wollte, was passiert ist. z.B." damals wußte ich noch nicht..." oder " Zu der Zeit... aber später, ohne ihn..." oder " Wenn ich das geahnt hätte, was da geschah, dann wäre ich nicht wieder hingegangen" oder " Das hätte mir eine Warnung sein sollen". Man erfährt über die Dinge aber nur nach und nach und oft viel später, aber die Spannung bleibt die ganze Zeit über aufrecht.

Auf jeden Fall ein gelungenes Buch, da es wider Erwarten spannend blieb. Das Nachwort über die Autorin war sehr aufschlußreich und sie hat die Auszeichnungen zu Recht verdient. Gute Literatur, wie man früher sagte. Sehr Empfehlenswert .