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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2018

Kittelschürzen-Humor

Das kann man doch noch essen. Renate Bergmanns großes Haushalts- und Kochbuch
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Dank der großartigen Carmen-Maja Antoni, die liest, als säße sie selbst in der Kittelschürze am Küchentisch, habe ich das Hörbuch mit Vergnügen gehört.
Die Verlagsinformation sagt alles: „Die Hausfrau ...


Dank der großartigen Carmen-Maja Antoni, die liest, als säße sie selbst in der Kittelschürze am Küchentisch, habe ich das Hörbuch mit Vergnügen gehört.
Die Verlagsinformation sagt alles: „Die Hausfrau heutzutage ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Da werden nur noch Tiefkühlpizzen aufgewärmt und wie man Fenster richtig putzt, das weiß keine. … "Ein Stich Butter muss immer ran ans Gemüse, sonst kann der Körper die Fittamine gar nicht verarbeiten." Renate Bergmann weiß zu vielem etwas zu sagen und vor allem: alles besser. Ihre Weisheiten, Ideen, Ratschläge und Rezepte sind auf diesem amüsanten Hörbuch versammelt.“
Ich kam mir vor, als säße ich bei Oma in der Wohnküche und bekäme erzählt, was jemanden bewegt, der „getrennt von seinen Zähnen schläft“, aber dennoch hausfraulich und mitmenschlich gesehen echten Biss hat. Mit tiefster Entrüstung vorgetragen erfahre ich von schlampigen Nachbarn, die nicht einmal mehr die Teppichfransen kämmen. Und ich bekomme leckere Kuchenrezepte verraten, die ich sofort mitschreiben möchte. Es könnte gut sein, dass ich demnächst mal die Gardinen mit Backpulver einweiche, wer weiß…

Veröffentlicht am 15.05.2018

Vor diesem Buch muss gewarnt werden!

Weil es dir Glück bringt
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Lesen Sie dieses Buch nicht, wenn Sie hungrig sind! Lesen Sie es nicht, wenn Sie Süßes mögen! Lesen Sie es nicht, wenn Sie jeden Monat an Weight Watchers Geld bezahlen!

Der Klappentext erzählt ausführlich ...

Lesen Sie dieses Buch nicht, wenn Sie hungrig sind! Lesen Sie es nicht, wenn Sie Süßes mögen! Lesen Sie es nicht, wenn Sie jeden Monat an Weight Watchers Geld bezahlen!

Der Klappentext erzählt ausführlich vom Inhalt: Samantha hat immer von der großen weiten Welt geträumt. Das Landleben auf dem Hof ihrer Eltern nahe des Lake Michigan erschien ihr eintönig und beschwerlich. Doch ihr aktueller Job in einer angesagten Patisserie in New York ist nicht so toll, wie sie es erhofft hatte. »Chef Dimple«, wie sich ihr Boss nennen lässt, ist ein eitler Choleriker und aufgeblasener Angeber, der seine Mitarbeiter ausbeutet und keinen Respekt vor Sams Backkünsten hat. Ihm ist es egal, wie die Kuchen seines Ladens schmecken, Hauptsache er sieht im Fernsehen gut damit aus. Als ein Streit mit ihm eskaliert, wirft Sam das Nudelholz für immer hin und fährt nach Hause - sehr zum Bedauern des netten Lieferanten Angelo Morelli.
Sams Familie ist froh über den unerwarteten Besuch. Alle sind schon aufgeregt, denn das 100-jährige Jubiläum des Obsthofs steht bevor, das mit dem 75. Geburtstag von Sams Großmutter zusammenfällt und groß gefeiert werden soll. Sam hilft überall mit, backt mit Mutter und Großmutter Cider-Donuts, Kirschkuchen und Apfeltaschen für den Hofladen und versucht sich über ihre Zukunft klarzuwerden. Das wird nicht leichter, als sowohl Angelo als auch ein neues New Yorker Jobangebot in Michigan eintreffen. Ist sie eigentlich damals vor etwas davon gelaufen, als sie in die Großstadt zog? Wo fühlt sie sich wirklich zu Hause?
Während des Sommers, in dem sie mit den Frauen ihrer Familie zusammenarbeitet, erfährt sie viel über die Generationen vor ihr und findet Trost in den überlieferten alten Rezepten. Mit dreizehn hatte sie genau wie ihre Mutter und ihre Großmutter ein Holzkästchen für die besten geheimen Familienrezepte und den Schlüssel dazu geschenkt bekommen. Wird dieser Schlüssel ihr am Ende Glück bringen?

Durch das gesamte Buch zieht sich ein unglaublicher Duft – nach frisch Gebackenem, nach Genuss pur. Noch nie habe ich eine so sinnliche Beschreibung von Schlagsahne gelesen. Und gelernt, dass nicht alles perfekt sein muss, auch „Außenseiter“ schmecken gut. Durch die Erzählweise in verschiedenen Zeitsträngen liest sich das Buch lebendig, abwechslungsreich. Allerdings konnte ich mit Samantha nicht wirklich warm werden. Mir sind ihre Denk- und Handlungsweisen psychologisch wenig nachvollziehbar geblieben, die Handlung bietet wenig Überraschung, ist vorhersehbar. Dafür habe ich ohne Ende geschwelgt in den herrlichen, ausführlichen Familien-Rezepten, in den sinnlichen Schilderungen der Backvorgänge. Das allein schon war das Lesen wert!

Veröffentlicht am 13.05.2018

Sehr gemächlich erzählt

Schweige nun still
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Der Klappentext zog mich magisch an und ließ mich ein hohes Spannungspotential erwarten: Eine junge Frau wird in die Station für Koma-Patienten des St. Catherine Hospital eingeliefert, nachdem man sie ...


Der Klappentext zog mich magisch an und ließ mich ein hohes Spannungspotential erwarten: Eine junge Frau wird in die Station für Koma-Patienten des St. Catherine Hospital eingeliefert, nachdem man sie bewusstlos in einem Straßengraben gefunden hat. Ein tragischer Unfall mit Fahrerflucht? Im Bett neben Cassie liegt Frank, der am Locked-in-Syndrom leidet: Er nimmt alles wahr, kann sich aber nicht mitteilen. Die Menschen um ihn herum verhalten sich so, als wäre Frank gar nicht da. Und so ist er es, der als einziger die Puzzleteile von Cassies Vergangenheit zusammensetzt und erkennt, dass sie noch immer in tödlicher Gefahr schwebt. Denn jemand aus ihrer nächsten Nähe würde alles tun, damit das Schweigen gewahrt bleibt, niemals ans Licht kommt, was wirklich geschehen ist …

Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Obwohl der Plot alles hat, was zu einem Psychothriller gehört, kann sich durch die extrem gemächliche, ausschweifende, fast betuliche Erzählweise keine Spannung aufbauen. Der eigentlich geschickte Schachzug, die Geschichte aus drei verschiedenen Sichtweisen zu erzählen, verliert im Verlauf der Seiten immer mehr an Reiz, umso mehr, als die dargestellten Personen nicht wirklich psychologisch nachvollziehbar denken und handeln. Streckenweise kamen mir die geschilderten Szenarien vor wie eine Mischung aus „Chicago Hope“ und „Barnaby“, was zwar durchaus seinen Reiz hat, aber doch weit weg ist von einem Psychothriller. Viele, viele Seiten lang geschieht im Grunde nichts, man liest und liest, fühlt sich mäßig unterhalten, macht sich so seine Gedanken und Vorstellungen, hat Vermutungen, aber bleibt weitgehend unberührt. Erst auf den letzten 50 Seiten passiert alles auf einmal. Das Geschehen explodiert quasi. Und schon ist das Buch zu Ende und man fühlt sich als Leser wie nach einem überraschenden Gewitter: erschreckt und froh, es hinter sich zu haben.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Ein Buch wie eine Gemäldegalerie

Die letzte Borgia
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Ich fühlte mich beim Lesen des Buches wie die Besucherin eines Museums mit historischen Gemälden, mit geschönten oder entlarvenden Konterfeis sich bedeutend fühlender Persönlichkeiten. Ich sah die Gemälde ...

Ich fühlte mich beim Lesen des Buches wie die Besucherin eines Museums mit historischen Gemälden, mit geschönten oder entlarvenden Konterfeis sich bedeutend fühlender Persönlichkeiten. Ich sah die Gemälde an und ging weiter – und nichts davon berührte mich. Zwar bewunderte ich die Kunst des Malers, aber von den Personen erfuhr ich nur Äußerlichkeiten. Ich erfuhr vom modischen Schnitt geschlitzter Ärmeln vielleicht etwas oder ich sah feinste lederne Handschuhe für feingliedrige Hände vor mir. Doch die Menschen, ihre innersten Beweggründe, ihre Sehnsüchte und Träume, ihre wahren Gefühle blieben mir lesend verborgen.

Erzählt wird uns vom schillernden Leben der Lucrezia Borgia, der unehelichen Tochter des Papst Alexander. Auch wenn der Fokus auf Lucrezia liegt, so holt doch Sarah Dunant erzählend weit aus, um die Komplexität der Familienverbandelungen der Borgias einigermaßen transparent zu machen. Macht und Habgier, Intrigen, Gerüchte, Mord und Orgien, aber auch Schönheit und Liebe – nichts wird ausgespart in diesem farbigen mittelalterlichen Bilderbogen. Lebendig geschrieben, fesselnd erzählt. Aber mich nicht wirklich berührend.

Veröffentlicht am 17.01.2018

Böse Phantasien

Vor.Sicht Ab.Gründe
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Ein kleines Büchlein, das es in sich hat. Viele Tote und Tode hat es in sich. Gewollt oder ungewollt herbeigeführte Tode. Überraschende Tode. Und Tote, die sich für ihren Tod rächen. Viel Tod eben.

Die ...


Ein kleines Büchlein, das es in sich hat. Viele Tote und Tode hat es in sich. Gewollt oder ungewollt herbeigeführte Tode. Überraschende Tode. Und Tote, die sich für ihren Tod rächen. Viel Tod eben.

Die 18 Stories sind ideal, um sie „zwischendurch“ zu lesen. Eher nicht sitzend auf einer Friedhofsbank. Auch nicht im Wartezimmer eines Arztes. Besser Sie sitzen zu einer Tasse Kaffee am sicheren Küchentisch. Vielleicht sogar abends im Bett, wenn Sie mutig sind und schlechte Träume nicht fürchten. Denn die Stories sind ganz schön stark, meistens spannend und auf jeden Fall gemein, hundsgemein.

Die Schreibweise der beiden Autorinnen unterscheidet sich erheblich. Mir persönlich gefallen die Geschichten von Eva-Maria Silber besser. Sie brauchen keine maniriert wirkenden Sätze, keine Fachbegriffe, keine schlecht verständlichen mundartlichen Dialoge, keine komplizierten Handlungskonstrukte. Eva-Maria Silber beschreibt schlicht, nüchtern, sachlich, fein – und dadurch richtig, richtig böse.