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Veröffentlicht am 31.05.2018

Ein Schmetterlingskind greift ein

Höllgrotten
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„...Unter all den Machtkämpfen der Männer leiden die Frauen und Kinder am meisten. Gemäss Schätzungen der UNO werden bis heute allein in Ostkongo jährlich fünfzehntausend Frauen aufs Schlimmste vergewaltigt. ...

„...Unter all den Machtkämpfen der Männer leiden die Frauen und Kinder am meisten. Gemäss Schätzungen der UNO werden bis heute allein in Ostkongo jährlich fünfzehntausend Frauen aufs Schlimmste vergewaltigt. Für Kinderspielzeug gibt es kein Geld, für eine Kalaschnikow in Kinderhänden aber schon...“

Seit gut zwei Monaten ist Sara Chefin der Zuger Kriminalpolizei. Momentan steht sie unter der Lorzentobelbrücke. Zu ihren Füßen liegt eine junge schwarze Frau - tot. Sie hat keinerlei persönliche Sachen bei sich. Außerdem sind ihre Fingerkuppen abgeschliffen.
Die 23jährige Natalie ist ein Schmetterlingskind. Auf Grund eines Gendefekt führt jede falsche Berührung zu Hautschäden. Doch sie möchte ihren vielleicht kurzen Leben einen Sinn geben. Deshalb arbeitet sie als Umweltaktivistin und setzt sich über das Internet weltweit für benachteiligte Frauen ein. Sie lebt mit ihrem Vater, einem Arzt und Wissenschaftler, in einer Villa. Nach einem Einbruch stellen sie Tom als ihren persönlichen Bodyguard ein.
Die Autorin hat einen fesselnden und sehr feinfühligen Krimi geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen.
Die Obduktion ergibt, dass Emeline, die Tote, vor kurzem ein Kind geboren hat. Außerdem findet sich auf ihrem Zeh das Wort Kipekapeka. Das ist eine Hilfsorganisation. Dadurch stößt Sara auf Natalie.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen und unterstützt die rasante Handlung. Nicht nur Sara, auch Natalie sorgen sich um das Baby. Natalie ahnt nicht, dass sie sich dabei in große Gefahr begibt.
Der Roman zeichnet sich durch mehrere Besonderheiten aus. Zum einen erfahre ich die Lebensgeschichte der meisten der Protagonisten. Jeder von ihnen hat sein Päckchen zu tragen. Zum zweiten wird die Geschichte des Kongo geschickt in die Handlung integriert. Das Eingangszitat bezieht sich darauf. Ein weiteres Zitat möge dies ergänzen:

„...Vor dreissig Jahren war die Region ein kleines Paradies gewesen...Dann kamen die Kriege, und aus dem Paradies wurde die Hölle. Der Westen schaute gern weg, solange er eines der rohstoffreichsten Länder der Welt zum eigenen Vorteil ausschlachten konnte...“

Die dritte Besonderheit ist die in kursiv abgedruckte Lebensgeschichte von Emeline. Sie wird von der jungen Frau selbst erzählt.
Bei ihren Nachforschungen bekommt Sara immer wieder gesagt, dass Emeline eine starke und stolze Frau war. Sie wusste, was sie wollte – eine Chance für ihr Kind! Dafür war sie durch die Hölle gegangen.
Mit Sara selbst habe ich so meine Probleme – und da bin ich nicht die einzige. Mag sein, dass Natalie ihr nicht die Wahrheit gesagt hat, doch wie sie die junge schwerkranke Frau behandelt zeugt von fehlendem Mitgefühl. Einige der Protagonisten geben ihr das auch deutlich zu verstehen. Ein Lichtblick im Team der Ermittler ist Staatsanwalt Lind. Mit seinem heiteren Gemüt versteht er es, manch Harte abzumildern.
Natürlich ist es für Sara nicht einfach, herauszufinden, wer die Wahrheit sagt, und wie komplex die Zusammenhänge in der Geschichte sind. Leider glaubt sie aber gern den Falschen.
Sehr gut werden die landschaftlichen Besonderheiten beschrieben. Das betrifft insbesonder die Schönheiten der Höllgrotten.
Doch auch an anderen Stellen arbeitet die Autorin gekonnt mit Metaphern. So hält sich Natalie gern in ihrem Schmetterlingshaus auf. Die Berührung der filigranen Falter tut ihrer Haut gut, weil sie ihr nicht schadet.
Hintergrund der Geschichte sind Diamantenschmuggel, Rohstoffhandel, Spielschulden und brutale Erpressung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es verknüpft brisante politische Themen mit ganz persönlichen Schicksalen.

Veröffentlicht am 29.05.2018

Sophies Neuanfang - klasse Geschichte

Das kleine Café an der Mühle
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„...Steh auf der Bühne des Lebens und plaudere über deine Pläne, dann kannst du hinten im Saal das Schicksal lachend vom Stuhl fallen hören...“

Sophie von Metten hat Geografie studiert. Sie lebt in Hamburg ...

„...Steh auf der Bühne des Lebens und plaudere über deine Pläne, dann kannst du hinten im Saal das Schicksal lachend vom Stuhl fallen hören...“

Sophie von Metten hat Geografie studiert. Sie lebt in Hamburg und hält sich mit mehreren Jobs über Wasser. Ab und an schreibt sie Artikel für eine Zeitschrift, außerdem hat sie einen Reiseführer veröffentlicht, der sich allerdings schlecht verkauft, und dann bedient sie im Captain Claas. Da reißt sie ein Brief sprichwörtlich von den Füßen. Ihre geliebte Tante Dotti ist ganz plötzlich verstorben. Sie war Sophies einzig noch lebende Verwandte. In dem Brief des Anwalts wird sie um ein Treffen gebeten. Der sagt ihr, dass sie das Mühlencafè und das dazugehörende Land im Moselort Wümmerscheid-Sollensbach geerbt hat. Allerdings ist die Erbschaft an eine Bedingung gebunden. Sie muss das im Haus befindliche Cafè wenigstens fünf Jahre weiter führen.
Die Autorin hat eine amüsante Gegenwartsgeschichte geschrieben. Der lockerleichte Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Auf Sophie warten eine Menge an Überraschungen. Schon bei der Ankunft im strömenden Regen landet sie im Graben und ist froh, dass ihr Peter Langen, ein Nachbar, zur Hilfe kommt. Das nächste Problem liegt im Dorf selbst. Wümmerscheid und Sollensbach sind nur dem Namen nach eine Einheit. Die Einwohner sind allerdings auf Konfrontation aus. Sophies Erbe liegt im Niemandsland, genau zwischen beiden Ortsteilen.
Gut arbeitet die Autorin heraus, dass sich Sophie ihre Entscheidung für das Cafè nicht einfach macht. Die Kulturstadt Hamburg gegen die dörfliche Idylle zu tauschen, will überlegt sein . Natürlich tritt Sophie beim Besuch der Ortsteile in manch Fettnäpfchen. Doch sie kann sich auf die tatkräftige Hilfe ihrer Freundin Miri beim Umbau verlassen und bekommt durch Peter Kontakt zu Henrys Trödelreich. Henry ist nur ein Unikum in der Geschichte. Die Autorin serviert mir weitere in Form des aufmerksamen, aber knurrigen Nachbarn Erich und einer Pokerrunde aus drei Damen, mit denen Dotti bestens befreundet war. Leider wollte Dotti alles allein machen. Deshalb hat sie auch Sophie bei ihren besuchen in Hamburg viele Details ihres Lebens an der Mosel verschwiegen.
Sophie begreift schnell, dass sie nur dann eine Chance auf einen Neubeginn hat, wenn sie Hilfe annimmt. Als sich ihre Sorgen zuspitzen, läuft die Pokerrunde zu großer Form auf.
Die Geschichte steckt voller Humor. Ich denke dabei unter anderen an die besondere Predigt des Pastors oder die Hochzeitsfeier mit ihren vielen ungeplanten Unwägbarkeiten.
In einer kritischen Situation fasst Miri ihre Gedanken kurz und prägnant zusammen:

„...Männer und Nachdenken: Alle in einen Sack stecken und draufhauen, da triffst du garantiert den Richtigen!...“

Nur eines sucht Sophie vergebens. Die Besucher des Cafès schwärmen von den Kaffeküssen der Tante. Nirgendwo aber ist das Rezept. Und jeder Gast, den sie fragt, beschreibt sie anders.
Die Geschichte hat mich ausgezeichnet unterhalten. Ich habe mit Sophie gebangt und gehofft.

Veröffentlicht am 27.05.2018

Wien anno 1918

Schönbrunner Finale
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„...Nechybas Magen brummte. Er sah verzweifelt auf seinen immer kleiner werdenden Bauch, seufzte voll Resignation, griff zum Löffel und begann mit Todesverachtung die Bohnen mit Paradeis in sich hineinzuschaufeln...“

Wir ...

„...Nechybas Magen brummte. Er sah verzweifelt auf seinen immer kleiner werdenden Bauch, seufzte voll Resignation, griff zum Löffel und begann mit Todesverachtung die Bohnen mit Paradeis in sich hineinzuschaufeln...“

Wir schreiben das Jahr 1918. Seit vier Jahren tobt der Krieg in Europa. Goldblatt, Journalist im Kriegspressequartier, und Oberinspector Nechyba treffen sich im Cafè Sperl. Gesprächsthema ist die letzte Pressemitteilung des amerikanischen Präsidenten. Sie enthält brisanten Zündstoff, denn seine Umsetzung wäre das Ende des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn.
Doch auf Nechyba kommt ein ganz anders Problem zu. Sein Frau Aurelia möchte, dass er sich persönlich um die Aufklärung des Mordes an den Planetenverkäufer Stanislaus Gotthelf kümmert. Und was Aurelia will kann er nicht ignorieren.
Der Autor hat einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Zwar ist mir der Herr Oberinspector Nechyba schon aus anderen Bänden bekannt, aber das Buch ließe sich auch ohne diese Kenntnisse lesen, denn Veränderungen und Neuerungen mag er eher nicht, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Wenn er irgendetwas in der Welt ändern könnte, dann würde er zuerst das Telefon abschaffen. Diese Telefonie war eine Krankheit, die sich immer weiter ausbreitete...“

Wohlgemerkt, wir schreiben das Jahr 1918!
Der Schriftstil ist den Zeitverhältnissen angepasst. Typisch Wienerische Begriffe werden in Fußnoten sofort erläutert. Die Gespräche finden zumeist im Wiener Dialekt statt.
Sehr detailliert wird die Lage in Österreich im vierten Kriegsjahr dargestellt. Die wirtschaftliche Situation ist katastrophal .Zunehmende Streiks der Arbeiter sind verständlich, denn die Dinge, die es auf Lebensmittelmarken gibt, werden aber weniger. Hinzu kommt, dass in die Stadt immer wieder Deserteure von der Front kommen. Beispielgebend dafür sind Husak und Zach. Während Husak davon träumt, bald in sein geliebtes Prag zurückkehren zu können und die erste Schwarzarbeit annimmt, die ihm angeboten wird, dominiert bei Zach die Wut auf das Kaiserreich. Er gleitet schnell ins kriminelle Milieu ab. Hunger und Not lassen schnell die Moral sinken.
Selbst Nechyba muss auf seinen geliebten Bohnenkaffee verzichtet. Der ist nicht einmal für viel Geld und gute Worte zu bekommen. Nicht begeistert ist er, als ihm Aurelia das erste Mal notgedrungen ein vegetarisches Gericht vorsetzt, wie das Eingangszitat zeigt. Doch Nechyba wäre nicht Nechyba, wenn ihm nichts einfallen würde. Der Wunsch von Schmerda, Aurelias Dienstherren, könnte auch für ihn positive Auswirkungen haben. Und für viel Geld und ein „wenig“ gute Worte findet der Schleichhändler Kaminsky jedes Fleischstück, das gewünscht wird.
Als besonderes Stilmittel beginnt jeder der vier Teile mit einem Zitat aus der damaligen Zeit. Auch im eigentlichen Handlungsablauf werden wiederholt Zeitungsartikel wiedergegeben. Dadurch erhalte ich einen Einblick in die politische Lage, die zum Ende der österreichischen Monarchie führen wird.
Allerdings wird auch deutlich, dass die einzelnen politischen Kräfte zwar alle auf ein Abdanken des Kaisers hinarbeiten, aber mit unterschiedlicher Einstellung. Die reicht von moderat bis radikal.
Trotz erster Erfolge im Kampf gegen die Streiks bringt Nechyba die Lage exakt auf den Punkt:

„...Wenn sich die allgemeine Verpflegungssituation nicht bessert, sehe ich schwarz...Weil ein knurrender Magen ist wie ein bissiger Hund...“

Zu den besonderen Feinheiten des Schriftstils gehören die abwechslungsreichen Gespräche, die häufig einen Einblick in den Charakter und die Ansichten der Protagonisten geben.
Ein ausführliches Glossar der Wiener Ausdrücke und ein Quellenverzeichnis ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 26.05.2018

Was für ein Auftakt ...

Die Pranken des Löwen
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„...Da werden Ländereien verwüstet, Dörfer und Klöster niedergebrannt, ganze Landestriche entvölkert, und wofür das alles? Weil sich zwei nicht einigen können, wem die Krone gebührt. Dabei müssen sie doch ...

„...Da werden Ländereien verwüstet, Dörfer und Klöster niedergebrannt, ganze Landestriche entvölkert, und wofür das alles? Weil sich zwei nicht einigen können, wem die Krone gebührt. Dabei müssen sie doch bei der Krönung schwören, das Land zu schützen, Unheil von ihm abzuwenden...“

Wir schreiben das Jahr 1110. An der Richtstätte des Towers in London erscheint Henry mit seiner 8jährigen Tochter Mathilda. Der 18jährige Robert Fitzooth soll seine rechte Hand verlieren, weil er sich gegen seinen Sergeanten aufgelehnt hat. Doch dann mischt sich Mathilda ein, und plötzlich muss der Sergeant um seinen Kopf bangen. Robert Fitzooth aber begleitet Mathilda noch am gleichen Tag als persönlicher Schutz zu ihrem künftigen Bräutigam Heinrich V. nach Deutschland.
Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die geschichtlichen Fakten wurden umfassend recherchiert. Das gibt dem Buch seine Authentizität, auch wenn die Figur des Robert Fizooth fiktiv ist.
Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil darf ich Robert an Mathildas Seite quer durch Europa begleiten und ihre Auseinandersetzung mit Stefan in England verfolgen, der nach dem Tode Henrys den Treueeid gebrochen und Mathilda um die Krone gebracht hat..Im zweiten Teil steht Roberts Enkel im Mittelpunkt. Auch der heißt Robert, ist aber als Robin Hood in die Geschichte eingegangen. Wie es dazu kam, erzählt der Roman.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Es ist als Anerkennung gemeint, wenn ich es so empfinde, als sei das Buch mit leichter Hand geschrieben.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Schon als Kind wusste Mathilda genau, was sie wollte. Ihre Wutausbrüche waren berüchtigt. Und doch war sie im Volk anerkannt. Trotz ihrer Jugend war sie Heinrich V. eine Partnerin, die sich nicht scheute, ihre Sicht der Dinge darzulegen.
Robert steht treu an ihrer Seite. Wenn sie in Gefahr war, konnte er aber durchaus gegen die militärischen Regeln verstoßen. Ab und an wurde es deshalb für ihn brenzlig.
Gut dargestellt werden die Auseinandersetzungen zwischen Heinrich V. und dem Klerus. Der sorgt auch dafür, dass nach dem Tod des Kaisers Friedrich von Schwaben keine Chance auf die Nachfolge hat, wie es eigentlich vom Kaiser vorgesehen war. Robert sieht die Verschwendung des Klerus und sagt ab und an deutlich seine Meinung, wenn man ihm dumm kommt. Viele Jahre später findet sein Enkel Robin gegenüber einen Abt ähnliche Worte:

„...“Aus dem Weg“...“Oder ...ich gebe Euch Gelegenheit, Euer Verständnis von Liebe und Barmherzigkeit im nächsten Moment mit dem Herrn im Himmel von Angesicht zu Angesicht zu diskutieren!...“

Mathilda flieht nach England. Doch die Zeit für starke Frauen ist nach wie vor schwierig. Auch hier nimmt ihr Stefan die schon sicher geglaubte Königskrone.
Robert erlebt bewusst diesen Kampf um die Krone mit all seinen Grausamkeiten. Erstmal beginnt er an seinem Tun zu zweifeln. Dabei fällt das Eingangszitat.
Gut gefallen hat mir, dass der Autor die Kämpfe zwar beschreibt, auf die Darlegung der damit verbundenen Grausamkeiten aber weitestgehend verzichtend.
Außerdem durchzieht das Buch ein sehr feiner, manchmal äußerst trockener Humor, wie das folgende Zitat aus Roberts Mund bei der ersten Alpenüberquerung beweist.

„...Wenn dieser Pass wirklich der bequemste Alpenübergang war, legte er keinen gesteigerten Wert darauf, die anderen kennenzulernen...“

Im fesselnden Geschehen sind eine Menge zusätzlicher Informationen versteckt. So lerne ich ie junge Nonne Hildegard von Bingen, ihre Zukunftsträume und ihre ersten medizinischen Anwendungen kennen. An der Seite Robin Hoods erfahre ich, wie die walisischen Langbogen und die dazu gehörenden Pfeile hergestellt werden, um nur zwei Themen zu nennen.
Sehr gut ausgearbeitete Gespräche sorgen nicht nur für Ruhepunkte in der Handlung. Sie geben einen Einblick in die Zeitverhältnisse, bringen Ideen für die Zukunft hervor und haben mich häufig Schmunzeln lassen, vor allem dann, wenn Mathilda überdeutlich ihre Meinung zum Ausdruck gebracht hat.
Historische Anmerkungen des Autors, eine Zeittafel,ein Glossar, eine Bibliografie, ein ausführliches Personenregister sowie historische Karten von England und dem Römisch-Deutschem Reich ergänzen das Buch.
Der Roman hat mir ausgezeichnet gefallen. Er bettet das historische Geschehen in eine spannende Handlung, die sehr lebendig erzählt wird.

Veröffentlicht am 25.05.2018

Brassonis fünfter Fall

Venezianische Intrigen (Ein Luca-Brassoni-Krimi 5)
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„...Brassoni packte die Wut, wenn er an all die prügelnden, aggressiven Ehemänner dachte, die er im Verlaufe seiner Karriere schon vernommen hatte. Er wünschte sich, dass die Gesellschaft solche Taten ...

„...Brassoni packte die Wut, wenn er an all die prügelnden, aggressiven Ehemänner dachte, die er im Verlaufe seiner Karriere schon vernommen hatte. Er wünschte sich, dass die Gesellschaft solche Taten nicht mehr als Kavaliersdelikt ansah, die man stumm duldete...“

Commisssario Luca Brassoni blättert gerade durch alte Fälle, als ihm das Eingangszitat durch den Kopf geht. Da klopft es an der Tür und Lorenzo, ein alter Bekannter, tritt ein. Er bittet ihn, den Fall von Loredana, einer Cousine seiner Frau, zu übernehmen. Loredana war an einem allergischen Schock verstorben. Sie musste unbewusst Erdnüsse gegessen haben. Der Fall wurde als Unfall zur Seite gelegt und abgeschlossen. Doch Lorenzo vermutet, dass man ihr das Allergen untergeschoben hat.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben, der in Venedig spielt. Es ist der fünfte Fall von Brassoni.
Da ich die Vorgängerbände kenne, bin ich sofort wieder auf alte Bekannte getroffen. Neben Brasssoni und seiner Frau Carla, einer Rechtsmedizinerin, gehört dazu Caruso, ein Journalist und Brassonis Cousin. Weniger angenehm ist die Begegnung mit Brassonis Chef. Einerseits ist er ein Choleriker, andererseits kann ihm nichts schnell genug gehen. Familiäre Sorgen machen ihn momentan unleidlich.
Die Geschichte lässt sich zügig lesen. Dazu tragen auch die kurzen Kapitel und die schnell wechselnden Handlungsorte bei. Ab und an erlaubt mir die Autorin einen Einblick in das Privatleben ihrer Protagonisten. Brassoni ist seit kurzem stolzer Vater. Als Carla ihre alte Arbeitsstätte besucht, nutzt sie die Gelegenheit, Loredanas Leiche zu untersuchen. Schnell wird klar, dass die Kaugummis der jungen Frau mit Erdnüssen verunreinigt waren.
Für Brassoni und sein Team gibt es mehrere Verdächtige. Zum einen war Loredanas Freund kurz vor ihrem Tod handgreiflich gegen sie geworden, zum anderen gab es in ihrer Arbeitsstelle Drohungen. Loredana arbeitete in einer sozialen Einrichtung, die bedrohte Kinder aus ihren Familien nahm. Einem Vater hat das gar nicht gefallen. Allerdings würde das Eingangszitat gut auf ihn passen. Caruso findet außerdem heraus, dass Loredanas Chef nicht regelgerecht mit Spendengeldern umgegangen ist.
Gut beschrieben werden die Handlungsorte in Venedig. Auch die sozialen Probleme der Stadt, vor allem die explodierenden Mieten und das Verhalten mancher Touristen, werden gekonnt im Rahmen des Geschehens thematisiert.
Als besonders Stilmittel lässt die Autorin ab und eine Gestalt zu Wort kommen, die mich über die exakte Planung ihrer Taten informiert, denn Loredana war nur die erste Tote. Die Motive werden sacht angedeutet.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Balance zwischen Ermittlungen und privaten Passagen finde ich gelungen.