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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2018

Mitreißend und spannend von Anfang bis Ende

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
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Jeden morgen aufzuwachen ohne zu wissen, wer man ist oder wo man ist - eine schlimmere Vorstellung gibt es wohl kaum. Der Mann neben einem im Bett ist fremd, das Gesicht im Spiegel um Jahre älter als erwartet ...

Jeden morgen aufzuwachen ohne zu wissen, wer man ist oder wo man ist - eine schlimmere Vorstellung gibt es wohl kaum. Der Mann neben einem im Bett ist fremd, das Gesicht im Spiegel um Jahre älter als erwartet und jeden Tag aufs neue muss einem jemand die eigene Lebensgeschichte erzählen. Genau das passiert Christine in „Ich. Darf. Nicht. Schlafen“. Durch jede Nacht Schlaf verliert sie ihr Gedächtnis. Doch mit viel Arbeit und der Hilfe eines Arztes beginnt sie, sich bruchstückhaft an Dinge zu erinnern.
Was auf den ersten Blick klingt wie ein Roman über das Leiden einer Frau, ist in Wahrheit ein haarsträubender und packender Thriller. Wenn man niemanden in seinem Umfeld kennt, wem kann man dann trauen? Wer sagt einem die Wahrheit und wenn jemand lügt, warum? Je mehr Erinnerungen zurückkommen, desto klarer wird, dass irgendetwas nicht stimmen kann in Christines Leben. Doch wer oder was ist der Grund dafür? Die ganze Geschichte wird durch aus der Sicht von Christine erzählt, durch ein Tagebuch, das sie führt und jeden Tag neu lesen muss, um sich zu erinnern. Ihr Blick auf die Welt ist verzweifelt und menschlich. Man leidet mit ihr und zweifelt mit ihr, ständig schleicht sich einer neuer Verdacht zwischen die Zeilen und lässt einen innehalten. Gleichzeitig bleibt die Frage, ob mit ihrer Krankheit nicht schlicht und einfach eine ausgeprägte Paranoia einhergeht und sie sich alles nur einbildet. Der Autor erzählt eindringlich und lebensnah, für den Leser ist Christine kein Forschungsprojekt sondern wird sehr schnell zu einer Person, die man schützen möchte. Eindringlich erzählt erlebt man mit, wie Christine an ihre Grenzen kommt und darin schwankt, einfach aufzugeben und sich in ihr Schicksal, immer nur einen Tag zu haben um sich kennen zu lernen, zu ergeben.
Es ist das Buch einer starken Frau in einer unglaublich spannenden Geschichte. Auch wenn die klassischen Elemente des Thrillers vielleicht fehlen, wenn es keine Leichen gibt und kein Blut fließt, kann man es gar nicht erwarten, eine Seite umzublättern und zu wissen, wie es weitergeht. Die Spannung ist hier viel subtiler angelegt und schwelt ständig unter der Oberfläche der Geschichte. Das latente Wissen, dass irgendwas etwas nicht stimmt, ist die ganze Zeit da, doch was es ist, kann weder Christine noch der Leser so richtig benennen.
Wer noch schnell ein Geschenk für Weihnachten braucht oder sich selbst eine Freude machen will, dem kann ich diesen Thriller nur ans Herz legen!

Veröffentlicht am 05.06.2018

Locker und kurzweilig

Sommer in Bloomsbury
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Verity lebt über dem Buchladen, in dem sie arbeitet und der ihrer Freundin Posy gehört. Dort werden nur Liebesromane verkauft und Verity kann sich nichts Schöneres vorstellen, als in die Geschichten einzutauchen. ...

Verity lebt über dem Buchladen, in dem sie arbeitet und der ihrer Freundin Posy gehört. Dort werden nur Liebesromane verkauft und Verity kann sich nichts Schöneres vorstellen, als in die Geschichten einzutauchen. Denn selbst lebt sie sehr zurückgezogen, sie ist introvertiert und kann nicht gut mit Menschen umgehen, daher will sie auch keine Beziehung und hat beschlossen, Single zu bleiben. Bis sie Jonny kennenlernt, der ihr ein unfassbares Angebot macht: Da beide immer wieder Verkupplungsversuchen von Freunden ausgeliefert sind, soll sie seine Schein-Freundin spielen. Beide hätten ihre Ruhe und bei Hochzeiten und Geburtstagen immer eine Begleitung. Das klingt zu gut um wahr zu sein und so treffen die beiden auf viele Verwicklungen und Hindernisse.
Posy und Verity kennt der Leser schon aus Annie Darlings vorigen Roman „Der kleine Laden in Bloomsbury“, in dem Posys Kampf um die Buchhandlung ihrer Eltern im Mittelpunkt steht. Jetzt verschiebt die Autorin die Perspektive und in „Sommer in Bloomsbury“ lernen wir die menschenscheue Verity besser kennen, die mit zahlreichen Schwestern als Pfarrerstochter aufgewachsen ist, in einer liebenden aber auch lauten Familie. Das Konzept des „Wiederholungstäters“ geht in diesem Roman voll auf, man freut sich, alle Figuren wiederzutreffen, ohne dass es langweilig wird, da Posy jetzt nur eine Nebenrolle zukommt. Veritiy ist ein ganz anderer Charakter und das Verwirrspiel um ihren Schein-Freund äußerst unterhaltsam, auch wenn man von Anfang an ahnt, wo das alles hinführen wird. Doch das tut der kurzweiligen Lektüre keinen Abbruch. Die Figuren sind alle sehr unterschiedlich und man bekommt einen guten Einblick in ihr Leben und ihre Probleme, auch wenn Verity natürlich im Fokus steht.
„Sommer in Bloomsbury“ von Annie Darling ist ein leichter und unterhaltsamer Roman, perfekt für einen Strandtag oder einen Lesenachmittag auf dem Balkon, kurzweilig und mit sehr charmanten Figuren.

Veröffentlicht am 17.05.2018

Unterhaltsam und spannend

Pannfisch für den Paten
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In Fredenbüll ist einfach immer etwas los: Nach einer Schießerei flieht der New Yorker Mafioso Tony Luciano mit seiner Familie nach Nordfriesland, um unterzutauchen. Gleichzeitig teilt sich Fredenbüll ...

In Fredenbüll ist einfach immer etwas los: Nach einer Schießerei flieht der New Yorker Mafioso Tony Luciano mit seiner Familie nach Nordfriesland, um unterzutauchen. Gleichzeitig teilt sich Fredenbüll in zwei Lager: Befürworter und Gegner der geplanten Windkrafträder, die der Rotbauchunke ihres natürlichen Lebensraums berauben würde. Als dann auch noch eine Leiche im Beton des Fundaments der Windkrafträder auftaucht, ist Dorfpolizist Thies endgültig aufgescheucht. Kollegin Nicole aus Kiel muss her, um bei den Ermittlungen zu helfen. Denn Thies ist sich sicher: das internationale organisierte Verbrechen hat seinen Sitz nach Fredenbüll verlegt.
Die Regionalkrimis von Krischan Koch aus Fredenbüll zeichnen sich besonders durch das großartige Personal aus. Dorfpolizist Thies ist ebenso wichtig für die Dramaturgie wie die örtlichen Anwohner, die sich im Imbiss „De hidde Kist“ regelmäßig treffen, um die Fälle zu analysieren und auch schon mal mit dem ein oder anderen Tipp zu glänzen. Die Zwillinge von Thies, Telje und Tadje, sind inzwischen zu Teenagern mit eigenen Meinungen herangewachsen und aktiv als Naturschützerinnen. Das Eintreffen der Mafiosi gibt der Geschichte eine unterhaltsame Wendung und bringt die Fredenbüller ordentlich auf Trab. Besonders gut gefällt mir, dass Koch in jedem Roman einen neuen Schwerpunkt legt und man so Stück für Stück immer neue Anwohner besonders gut kennenlernt und später in weiteren Büchern wiederfindet. Spannend am aktuellen Krimi ist hierbei, dass Thies - ohne es zu wissen- eigentlich zwei Fälle gleichzeitig lösen muss, denn Naturschützer und Mafiosi scheinen in einem ähnlichen Umfeld zu handeln – und zu morden.
Mit „Pannfisch für den Paten“ ist Krischan Koch wieder ein runder und ebenso lustiger wie spannender Regionalkrimi aus Fredenbüll gelungen. Wer sich darauf einlassen mag, wird seinen Spaß daran haben.

Veröffentlicht am 07.05.2018

Die Jagd nach den Hintermännern

Mädchenware
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Steiger und seine Kollegin Jana Goll sind wieder in einem spannenden Fall gefordert: Nach einer Schießerei in einem Bordell sind alle verschwunden, nur die Leiche einer Frau und eine Verletzte bleiben ...

Steiger und seine Kollegin Jana Goll sind wieder in einem spannenden Fall gefordert: Nach einer Schießerei in einem Bordell sind alle verschwunden, nur die Leiche einer Frau und eine Verletzte bleiben zurück. Doch es gibt keine Anhaltspunkte, wer die tote Frau ist und mögliche Zeugen mauern und wollen oder können nicht weiterhelfen. Die Lösung des Falls ist mühsam und die Geschichten der Frauen tragisch. Doch dies ist kein normaler Fall für Steiger, denn er ist auch persönlich betroffen: die verletzte Frau kennt er sehr gut und so bangt er um ihre Gesundheit, während er die Täter jagt.
Die Krimis von Norbert Horst sind immer sehr realistisch und brauchen keine künstlichen Verfolgungsjagden oder ähnliches, um spannend zu sein. So ist es auch dieses Mal wieder die besondere Verbindung, die man als Leser zur Hauptfigur aufbaut, die einen vorantreibt und die Lektüre so kurzweilig macht. Steiger ist schon jahrelang Polizist, auch wenn er die Grenzen manchmal etwas ausreizt, übertritt er sie nie völlig. Seine junge Kollegin Jana, die auf der Karriereleiter noch weiter aufsteigen will, bietet einen guten Ausgleich zu seiner Figur und gemeinsam lösen sie die Fälle auf manchmal etwas unkonventionelle Weise, die durch ihr gutes Zusammenspiel entsteht.
„Mädchenware“ von Norbert Horst ist ein spannender Krimi, der sich mit Thema Zwangsprostitution beschäftigt und einen als Leser nicht unbeteiligt lässt. Der Fall ist wieder kompliziert, aber sehr logisch angelegt, so dass man den Ermittlungen immer gut folgen kann und zudem noch mit Steiger mitfiebert. Ein sehr guter Krimi, wenn auch nicht der beste von Norbert Horst bisher.

Veröffentlicht am 02.05.2018

Eine berührende Geschichte

Der Club der Traumtänzer
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Gabor Schöning ist äußerst erfolgreicher Unternehmensberater, sieht gut aus und arbeitet fleißig auf eine Partnerschaft in seinem Unternehmen hin. Doch alles ändert sich, als er einen Verkehrsunfall hat. ...

Gabor Schöning ist äußerst erfolgreicher Unternehmensberater, sieht gut aus und arbeitet fleißig auf eine Partnerschaft in seinem Unternehmen hin. Doch alles ändert sich, als er einen Verkehrsunfall hat. Um keine unangenehmen Folgen zu riskieren, geht er mit dem Unfallopfer, einer Schulleiterin einen Deal ein: Sie zeigt ihn nicht an und dafür muss er eine Tanz-AG an der Schule leiten. Nur langsam merkt Gabor, worauf er sich da eigentlich eingelassen hat – und dass Kinder sich nicht so leicht organisieren und umstrukturieren lassen wie Unternehmen.
Andreas Izquierdo beschreibt mit seinem Protagonisten Gabor das Klischee eines erfolgreichen Geschäftsmannes, der oberflächlich durchs Leben geht, ohne sich auf tiefere Bindungen einzulassen. Doch trotz dieser vielleicht etwas flachen Schablone, die er für den Charakter verwendet, entwickelt er daraus eine Hauptfigur, die einen als Leser berührt, mal wütend macht und mal zum Lachen bringt. Gabor ist selbst überrascht davon, wie sehr das Leben der Schüler ihn einnimmt und so verkämpft er sich ein ums andere Mal für sie, um damit vieles nur schlimmer statt besser zu machen. Ganz langsam lernt er, dass wahre Freundschaft und Verlässlichkeit den jungen Menschen mehr geben als blinder Aktionismus. Es ist berührend, wie Gabor und sein Schüler sich aufeinander zu bewegen und gegenseitig ihr Leben verändern.
Mit „Der Club der Traumtänzer“ hat Andreas Izquierdo eine wunderschöne bewegende Geschichte geschrieben, die einem beim Lesen einfach ans Herz geht. Die Ehrlichkeit und Offenheit des Tanzclubs fasziniert von der ersten bis zur letzten Seite, bis einem der Schluss dann wirklich den Kopf zurecht rückt, denn was im Leben zählt wissen die Schüler am Ende genauso gut wie ihr Tanzlehrer: Freundschaft. Ein sehr schönes und berührendes Buch, aber Achtung: bitte die Taschentücher nicht zu weit weglegen, die Kids erobern ohne Umschweife das Herz der Leser.