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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2018

Major Tom am Telefon

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Was für ein irrsinniger Zufall, eigentlich sollte Tom Major im weißen Laborkittel mit Kugelschreiber und Klemmbrett nur eine Hintergrundstaffage für den Presseauftritt des ersten britischen Astronauten ...

Was für ein irrsinniger Zufall, eigentlich sollte Tom Major im weißen Laborkittel mit Kugelschreiber und Klemmbrett nur eine Hintergrundstaffage für den Presseauftritt des ersten britischen Astronauten einer Marsmission sein. Aber der stirbt an einem Herzinfarkt und Tom zieht sich spontan den Raumanzug an. So landet er eher widerwillig in der Raumsonde. Aber was soll’s, er hat nichts zu verlieren, seine Ehe ist gescheitert, das Leben bietet keine Überraschung mehr. Dann lieber als „Major Tom“ – David Bowie ist gerade gestorben und die Presse stürzt sich auf den seinen Namen – ins All.
Doch sein erstes Telefonat zur Erde führt zu Gladys, eine alten Dame, die an beginnender Demenz leidet. Sie kümmert sich um ihre Enkel Ellie und James, aber eigentlich ist es umgekehrt, denn Ellie und James versuchen alles zu tun, um Omas Zustand zu verheimlichen, denn dann wartet auf sie beide nur das Kinderheim. So wird Major Tom nicht nur ungewollt zum Astronauten, sondern auch zum Ratgeber.
Ich hatte mir das Buch lustiger vorgestellt, vielleicht verführte der Klappentext und die kurze Leseprobe dazu. Es war aber eher ein Buch der leisen Töne. Natürlich blitzt immer wieder Humor auf, die Situation ist ja auch irrwitzig – ein schlichter, etwas griesgrämiger Mann auf großer Marsmission und seine Telefonate zu Erde. Miss Gladys, die alte Dame, die trotz oder durch ihre Demenz vor Einfällen strotzt, die ihre Enkel damit immer wieder in schwierige Situationen bringt und wie sie alle damit fertig werden. Es ist aber auch immer wieder melancholisch, wenn vom tristen, ereignislosen Leben von Tom und von der Einsamkeit und der Angst der Kinder erzählt wird. Vielleicht braucht es den Blick von ganz oben, um die Nöte ganz unten zu verstehen.
Wie gesagt, eher ein leises Buch, das mich aber vielleicht auch deswegen, ganz gut unterhalten hat, auch wenn es bei einigen Längen Durchhaltevermögen braucht.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Hiddensee in Aufruhr

... und am Dornbusch fällt ein Schuss
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Volker Flosbach, der berühmte und umstrittene Klimaforscher wurde auf Hiddensee ermordet. Seine Leiche wurde auf dem Leuchtturm am Dornbusch gefunden. Erst kürzlich kam es bei einem Vortrag auf Fischland ...

Volker Flosbach, der berühmte und umstrittene Klimaforscher wurde auf Hiddensee ermordet. Seine Leiche wurde auf dem Leuchtturm am Dornbusch gefunden. Erst kürzlich kam es bei einem Vortrag auf Fischland zu einem handgreiflichen Eklat, nachdem er den Untergang Zingsts durch die Klimaerwärmung prognostiziert hatte. „Viel Feind, viel Ehr“ schien das Motto des streitbaren Forschers gewesen zu sein, aber es scheint, es waren zu viele Feinde geworden.

Sylke Bartel wird zur Untersuchung nach Hiddensee geschickt und die Beamtin hat keinen guten Start. Es gelingt ihr nicht die Polizeistellen zu einem Team zu formen und so steht sie von allen Seiten unter Beschuss. Unglückliches Agieren und ein arrogant scheinendes Auftreten, mit dem sie ihre Unsicherheit kaschiert, tun ein Übriges. Außerdem ist da noch Tom Brauer, der Privatermittler, den Flosbachs Tochter engagiert hat, weil sie der Polizei kein rechtes Vertrauen entgegenbringt.

Beide arbeiten mit unterschiedlichen Ansätzen, aber nach einigen Zusammenstößen scheint es, dass sie sich gut ergänzen. Der Fall ist auch überaus komplex, denn nicht nur Flosbachs Thesen, auch sein Privatleben birgt einiges an Sprengstoff. Er ist einfach zu vielen Leuten auf die Füße getreten. So stellen sich die Spuren sehr verzwickt dar, was mich als Leser natürlich freut. Denn grade beim Krimi möchte ich nicht schon nach wenigen Kapiteln den Täter kennen, auch wenn das Miträtseln viel Spaß macht.

„Und am Dornbusch fällt ein Schuss“ ist ein typischer Regionalkrimi, der Landschaft und Umgebung mit in die Handlung einbezieht. Das ist grade bei Hiddensee, dieser naturnahen kleinen Insel besonders reizvoll. Ich mag es gern, wenn die Gegend auch einen Part am Kriminalroman hat und dieses Versprechen kann der Autor auch gut erfüllen. Nicht nur Kenner der Insel und der Ostseeküste werden daran ihre Freude haben. Der Plot ist ganz schön raffiniert ausgedacht, das Zusammenspiel von Polizei und dem Privatermittler, der immer wieder dazwischenfunkt, bringt noch eine besondere Würze. Die Figuren fand ich gut dargestellt, ich konnte mich an ihnen reiben, das finde ich immer interessanter, als sympathisch-glattgebügelte Ermittler.

Ein wirklich spannender Krimi, mit ganz viel Ostsee und Küsten Feeling.

Veröffentlicht am 30.04.2018

Campinghölle

Der Tod kommt mit dem Wohnmobil
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Sofia hat von ihrer Großmutter einen Campingplatz geerbt. Sie kommt von Kiel nach Bayern und hat nur einen Gedanken: so schnell wie möglich verkaufen!
Aber dann findet taucht in einem Wohnmobil die Leiche ...

Sofia hat von ihrer Großmutter einen Campingplatz geerbt. Sie kommt von Kiel nach Bayern und hat nur einen Gedanken: so schnell wie möglich verkaufen!
Aber dann findet taucht in einem Wohnmobil die Leiche eines Dauercampers auf. Nicht in seinem eigenen wohlgemerkt und schnell wird klar, Musch wurde ermordet. Mit einer Leiche und der Polizei auf dem Platz wird das nichts mit dem Verkauf, also fängt Sofia notgedrungen an, selbst ein wenig zu schnüffeln.
Wer einen klassischen Krimi erwartet ist bei diesem Buch falsch. Es ist eine überdrehte und lustige Krimikomödie, mit Slapsticks am laufenden Band. Das ist flott geschrieben, hat Wortwitz und Sinn für Ironie. Es macht Spaß die Geschichte zu lesen, man sollte aber nicht allzu sehr auf Logik oder ernstgemeinte Ermittlungen setzen.
Zu guter Letzt ist der Mörder enttarnt und Sofia scheint erst noch den Sommer in Bayern genießen zu wollen. Schließlich sind mit dem gutaussehenden Kommissar Jonas und dem ehemaligen Schulfreund Alex zwei außergewöhnlich attraktive Männer ins Spiel gekommen.
Das ist der Auftakt einer Schmunzelkrimi Reihe um die Camper vom Hirschgrund mit einer sympathisch-chaotischen Sofia als Hobbyermittlerin in der Hauptrolle.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Zinsen auf ewig

Im Schatten der Zypressen
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Das Cover von „Im Schatten der Zypressen“ erweckt sofort Sehnsucht nach Italien. Ein einsamer Weg, gesäumt von Zypressen, darüber ein wunderbares Wolkenbild mit Licht und Schatten. Andrea Süssenbacher ...

Das Cover von „Im Schatten der Zypressen“ erweckt sofort Sehnsucht nach Italien. Ein einsamer Weg, gesäumt von Zypressen, darüber ein wunderbares Wolkenbild mit Licht und Schatten. Andrea Süssenbacher führt den Leser mit ihrem zweiten Kriminalroman in das verträumte Städtchen Cormòns im Friaul.

Dort wird am hellichten Tag ein Supermarkt überfallen, die maskierten Männer können mit der Beute flüchten, doch die Tasche mit dem Geld wird bald gefunden. Erst ein genauer Blick auf die Überwachungskamera zeigt, mit diesem dreisten Ablenkungsmanöver gelang es den Tätern eine Frau zu entführen. So haben sie die Polizei, angeführt von Kommissar Medeot, einige Zeit genarrt und einen erheblichen Vorsprung gewonnen. Die Kidnapper fordern im Tausch gegen ihre Geisel, die Schriftstellerin Alexandra Hüttenstätter, den Kunstdieb Angelo. Das ist nicht ohne Brisanz, den Angelo und Alexandra war einmal ein Paar, nur hat sie sich von ihm getrennt, als sie von seinen kriminellen Machenschaften erfuhr. Aber Alexandra gelingt die Flucht und zusammen mit dem Kommissar will sie bei der Auflösung mitmischen.

Mir hat bei diesem Krimi vor allem der italienische Charme gefallen. Über die Ermittlungsmethoden des Kommissars kann man sicher geteilter Meinung sein, er erschien mir oft leichtgläubig und vertraut meist darauf, dass alle Zeugen die Wahrheit sagen. So mussten ihm Alexandra und ihr notgedrungen erneut Verbündeter Angelo ihm immer wieder auf die Sprünge helfen, aber gemeinsam schafft es das Trio. Nebenbei darf der liebenswerte Kunstfälscher immer wieder seinen Charme versprühen und bei Alexandra auf eine neue Chance hoffen.

Eine amüsante, wirklich kurzweilige und spannende Geschichte mit dem interessanten Hintergrund von Kunst- und Dokumentenfälschung. Als Krimi hat mich das Buch allerdings nicht restlos überzeugt.

Veröffentlicht am 26.03.2018

Meister im Stress

K.O. durch Meister
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Eine Karriere als Rockmusiker ist Magnus Meister nicht vergönnt gewesen, so spielt er Gigs auf Hochzeiten und anderen Veranstaltungen. Und wenn es finanziell mal besonders knapp wird, nimmt er auch schon ...

Eine Karriere als Rockmusiker ist Magnus Meister nicht vergönnt gewesen, so spielt er Gigs auf Hochzeiten und anderen Veranstaltungen. Und wenn es finanziell mal besonders knapp wird, nimmt er auch schon mal Aufträge seines Kumpels an, der als Privatdetektiv arbeitet.
Die Baustellen der Bestkauf AG werden regelmäßig sabotiert, mal verschwindet wertvolles Baumaterial, mal wird die Baustelle unter Wasser gesetzt. Die junge Geschäftsführerin hat einen schweren Stand, sie wurde all den altgedienten Männern vor die Nase gesetzt und fürchtet nun um ihren Ruf und ihre Stelle. Deshalb beauftragt sie die Detektei den Vorfällen auf den Grund zu gehen und Magnus Meister beginnt zu suchen.
Die Reihe der Verdächtigen ist lang, unter der nur oberflächlichen Harmonie der Firma brodelt es gewaltig und Magnus hat alle Hände voll zu tun, die Alibis und Motive abzuklopfen. Und das alles vor einem wichtigen Gig, der der Band endlich mal etwas Geld einbringen soll.
Die Autorin Susanne Grulich hat mit ihrem Debüt gleich eine Marke gesetzt. Der Roman ist flott geschrieben und fängt wunderbar die Kölner Stimmung ein. Nicht nur was die Schauplätze betrifft, sondern auch ihre Hauptfigur ist authentisch und wirkt wirklich wie vom Tanzbrunnen weg engagiert. Er hat immer einen guten Spruch parat und lässt sich durch keinen Misserfolg entmutigen. Das macht Magnus sympathisch. Mit seinen Ecken und Kanten trägt er den Krimi. Allerdings hätte es nach meinem Geschmack bei manchen Nebenfiguren etwas weniger Klischee sein dürfen, aber das schmälert die Spannung nicht.
Magnus ist gar nicht untalentiert, weder als Musiker, noch als Schnüffler, deshalb kann man auf weitere Bände und die Entwicklung der Autorin nur gespannt sein.