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Veröffentlicht am 16.09.2018

Ein überraschendes und versöhnendes Ende

Der Gutshof im Alten Land
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Dieser Roman hat mich in meine Kindheit mit den Erzählungen meiner Großmutter zurückkatapultiert. Meine Großmutter war als junges Mädchen auf einem Gutshof im Alten Land. Als Kindermädchen kümmerte sie ...

Dieser Roman hat mich in meine Kindheit mit den Erzählungen meiner Großmutter zurückkatapultiert. Meine Großmutter war als junges Mädchen auf einem Gutshof im Alten Land. Als Kindermädchen kümmerte sie sich um die Kinder der Herrschaften. Dieser Umstand sorgte für ein besonderes Gefühl beim Lesen.

Der Erste Weltkrieg ist gerade zu Ende. Viele Familien haben ihre Söhne und Väter verloren. So auch derer von Voss. Beide Söhne werden vermisst. Das Familienoberhaupt liegt im Sterben. Die Tochter Finja kümmert sich um den Hof, während ihre Mutter am Krankenbett sitzt. Finja fühlt sich in der Lage, den Hof zu führen, wenn da nicht ihr Cousin Roland wäre, der als männlicher Nachkomme im Familienstamm den Hof erben soll. Das gefällt allerdings keinem, nicht der von-Voss-Familie, und nicht deren Angestellten, denn Roland wird als Windhund gesehen. Da taucht plötzlich jemand auf und wirbelt die sich nach dem Krieg langsam wieder einspielenden Verhältnisse mächtig durcheinander.

Micaela Jary nimmt uns in diesem Roman mit auf eine Zeitreise an einem wunderschönen Ort. Sie hat ein Figurenensemble geschaffen, bei dem jede Figur auf Interesse beim Leser trifft. Vielen von ihnen begegnet man mit Sympathie, aber nicht nur. Das Zusammenspiel von alteingesessenen Menschen und Fremden im Alten Land weist auch auf die momentanen Verhältnisse in der Gesellschaft hin. Mit viel Liebe zum Detail beschreibt sie dieses diesen Landstrich in Norddeutschland und lässt uns darin heimisch werden. Gelungen fand ich die Verwendung des plattdeutschen Dialektes, der so smart vorgenommen wurde, dass er selbst für einen Bayer verständlich sein sollte. So wäre der Satz „Die jungen Lüüd heutzutage nun wieder." In seiner vollen Version „De jungen Lüud hüttodag nu wedder." Wäre er für so manchen Leser nicht ganz so verständlich gewesen. Ich fand den sanften Einsatz des Dialektes sehr passend.

Ein überraschendes und versöhnendes Ende sorgt schließlich dafür, dass man das Buch mit einem zufriedenen Lächeln aus der Hand legt. Eine Familiensaga, der man ruhigen Gewissens die beste Note geben kann.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 05.09.2018

Sympathische Protagonisten, von denen man unbedingt mehr erfahren möchte.

Der Nachtjäger
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Dieser Thriller hat es in sich und er hat mir besonders viel Spannung und Spaß gemacht. Nicht nur, weil viele Teile bei mir in unmittelbarer Nachbarschaft spielen.

Sabine Klewe, die auch unter dem Pseudonym ...

Dieser Thriller hat es in sich und er hat mir besonders viel Spannung und Spaß gemacht. Nicht nur, weil viele Teile bei mir in unmittelbarer Nachbarschaft spielen.

Sabine Klewe, die auch unter dem Pseudonym Karen Sander schreibt, stellt mit diesem Roman einen neuen Privatdetektiv Linus Roth vor. Er ist ehemaliger Polizist und lebt auf einem Hausboot im Düsseldorfer Hafen. Nachdem er für einen Auftrag einen Einbrecher bei einem Kunstraub observierte, bekommt er den Auftrag, den Journalisten Bodo Stein ausfindig zu machen. Stein recherchierte in einem Vermisstenfall, der zwanzig Jahre zurückliegt. Die Leiche des damals gesuchten Jungen wurde nun gefunden. Doch für Linus Roth wird es von jetzt an ungemütlich: An der Leiche des Jungen wurde die DNA von Roth gefunden und Roth war der letzte, der Stein lebend gesehen hat. Die Kripo steht in Form eines Ex-Kollegen vor seiner Tür.

Die Spannung wurde von der Autorin konsequent nach oben geschraubt. Dabei wurden nicht gerade falsche Spuren gelegt, sondern es passierte immer irgendetwas, mit dem man als Leser nicht gerechnet hatte. Linus Roth ist auf der Flucht und versucht gleichzeitig zu ermitteln. Er flieht er nicht nur vor der Polizei, sondern auch vor den ihn jagenden Verbrechern. Hilfe bekommt er von alten und neuen Freunden.

Die Handlung spielt an Schauplätzen in Düsseldorf und in der Eifel. Ich habe mehrere Romane von ihr bereits gelesen und lasse mich deshalb dazu hinreißen, zu sagen, dass dies ihr bester ist. Chapeau!

(Lediglich bei der Covergestaltung hätte ich mir seitens des Verlages mehr Sorgfalt gewünscht. Ein Rheinschiff, welches am Ufer von Oberkassel strandet, hätte nicht unbedingt darauf montiert werden müssen.)

Top-Empfehlung mit Bestnote. Sympathische Protagonisten, von denen man unbedingt mehr erfahren möchte.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 02.09.2018

Mysterie und Apokalypse

Schattenmond
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Der Roman ist der Auftakt der Schatten-Trilogie. Die nächsten beiden Teile sollen im jeweils August in den nächsten beiden Jahren erscheinen. Es handelt sich um einen Mystery-Thriller. Ihn als Fantasy-Roman ...

Der Roman ist der Auftakt der Schatten-Trilogie. Die nächsten beiden Teile sollen im jeweils August in den nächsten beiden Jahren erscheinen. Es handelt sich um einen Mystery-Thriller. Ihn als Fantasy-Roman zu bezeichnen, wäre mir zu weit hergeholt, spielt doch alles im Hier und Jetzt, in keiner neu erschaffenen Welt. Aber mystisch sind große Teile von ihm. Fans von Fernsehserien können sich etwas vorstellen, wenn sie The Walking Dead oder The Cossing kennen. Mit ersterer ist der Roman am ehesten vergleichbar, wenn es auch keine Zombies gibt.

Auf der Welt ist ein unbezwingbarer Virus ausgebrochen. Innerhalb weniger Tage und Wochen wird fast die gesamte Menschheit ausgelöscht. Doch die Köchin Lana und der Schriftsteller Max scheinen immun zu sein, wie einige andere auch. Gemeinsam fliehen sie aus der Großstadt New York und schließen sich einer Gemeinschaft namens New Hope an, die von weiteren Immunen gebildet wurde. Doch die Gefahr rückt immer näher. Plündererbanden gehen rücksichtslos vor und schrecken nicht vor Mord und Totschlag zurück. Lana trägt ein Kind in sich, von dem behauptet wird, dass es die „Auserwählte" ist, die das Gleichgewicht auf der Welt wiederherstellen kann. Dieser Umstand bringt Lana jedoch in besondere Gefahr. Aber sie kämpft wie eine Löwin, um sich und Ihr Kind zu retten.

Zugegeben, ich kenne andere Romane von Nora Roberts und hatte deshalb etwas anderes erwartet. Aber dieser Roman hat mich sehr positiv überrascht. Mehrfach wurde ich an The Walking Dead und den Marsch der Serienhelden auf der Suche nach guten Menschen erinnert. Das machte diesen Roman sehr reizvoll für mich und ich finde es schade, dass die anderen beiden Bände erst in den nächsten Jahren erscheinen werden. Denn ich möchte schon ganz gerne wissen, wie es weiter geht. Nicht nur mit den mit der Protagonistin, sondern auch mit dem Leben auf der Erde.

Die Geschichte ist flüssig und spannend geschrieben. Sie wurde in mehrere parallele Stränge unterteilt, die kontinuierlich auf ein gemeinsames Ende zustreben. Abgesehen vom ersten, überraschenden mystischen Element ist auch danach alles mystische plausibel eingefügt.

Für mich gestaltete sich dieser Roman zum Pageturner.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 16.07.2018

Psycothriller der besonderen Art

Sommersturm über Cornwall
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Diesen Roman zu zu lesen, reizte mich allein schon wegen Cornwall. Es gibt viele Romane über diesen wundervollen Landstrich Südenglands und berühmt gemacht hat ihn in Deutschland sicherlich Rosamunde Pilcher. ...

Diesen Roman zu zu lesen, reizte mich allein schon wegen Cornwall. Es gibt viele Romane über diesen wundervollen Landstrich Südenglands und berühmt gemacht hat ihn in Deutschland sicherlich Rosamunde Pilcher. Doch was spielt sich in diesem Roman ab?

Nina ist eine Karrierefrau an der Seite eines Karrieremannes in London. Beide haben zusammen studiert, leben seitdem zusammen. Er wird Investmentbanker, sie verkauft Industriekunst an Unternehmen nicht minder erfolgreich. Nun stehen sie kurz vor der Hochzeit. Der Termin steht, Planungen und Organisation sind in vollem Gange. Da erbt Nina ein heruntergekommenes Strandhaus 1000 km entfernt in Cornwall. Sie hatte sich mit ihrem Vater nie gut verstanden, hatte keine Ahnung von der Existenz dieses Strandhauses. Ihre Mutter war bereits verstorben, als sie noch ein Kind war. Nina reist nach Snare Cove, um sich ihre Erbschaft anzusehen. Aber die Leute im Dorf warnen davor, in dem Haus zu übernachten.
Außerdem gebe es da eine Legende aus alten Schmuggler- und Piratenzeiten, wie sie in Cornwall üblich sind. Zunächst ignoriert sie diese Warnungen, die auf dunkle Geheimnisse führen. Sie erfährt Schreckliches, was zunächst durch die Bekanntschaft mit Danny abgemildert wird. Danny ist Maler, der sich seinen Lebensunterhalt mit Fischen und Aushilfsjobs verdient. Nina findet ihn zunächst abstoßend, aber wie das so ist ...

Ich war überrascht von der Spannung dieses Romans, der schon leichte Züge eines Psychothrillers aufweist. Bis auf Nina schleppt nahezu jede Figur ihre Geheimnisse mit sich herum, denen der Leser immer näher kommt. Das Lokalkolorit ist überzeugend und bildreich dargestellt. Und selbst der Showdown hält noch einige Überraschungen bereit. Diese Roman bitte nicht mit einem von Lucinda Riley vergleichen, er ist viel mitreißender.

Volles Punkteprogramm und beste Empfehlung!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 12.06.2018

Ein Genusskrimi!

Scharfschuss
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Der einst mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Journalist Michael Connelly gilt nicht nur in Hollywood als Meister des crime. Seine Romane werden gerne verfilmt, u. a. mit Clint Eastwood und Titus Welliver. ...

Der einst mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Journalist Michael Connelly gilt nicht nur in Hollywood als Meister des crime. Seine Romane werden gerne verfilmt, u. a. mit Clint Eastwood und Titus Welliver. Letzterer in der erfolgreichen TV-Serie um den Kriminalpolizisten Hieronymus (Harry) Bosch vom LAPD.

In dem hier besprochenen Roman Scharfschuss steht Harry Bosch kurz vor der Pensionierung. Er arbeitet in der Abteilung für kalte Fälle (cold cases) und ihm wurde eine junge Kollegin als Partnerin zugeteilt, der er einiges von seinem Wissen und seinen Erfahrungen abgeben soll. Sie werden bei einem Fall eingesetzt, der sich sich eigentlich schon vor 10 Jahren ereignete. Ein mexikanischer Musiker wurde damals bei einem Open-Air-Auftritt auf einem großen Marktplatz von einer Kugel getroffen. Die Ermittlungen verliefen im Sande, die Kugel war im Knochen des Mannes stecken geblieben. Doch erst jetzt starb das Opfer daran und die Kugel konnte gefahrlos aus dem Körper entfernt werden. Damit wurde der Fall jetzt wieder aufgenommen. Ein Fall für Harry Bosch und seine neue Partnerin. Letztere schleppt allerdings ein über 20 Jahre altes traumatisches Päckchen mit sich herum. Eine Tragödie, ein Verbrechen in ihrer Kindheit hat dazu geführt, dass sie zur Polizei gegangen ist.
Connelly schreibt ruhig und trocken, man gerät beim Lesen nicht außerpuste, aber es zieht und kribbelt unaufhörlich. Profunde Kenntnisse um die Strukturen der Polizei von L.A., den Arbeitsweisen und den Ermittlungsmethoden werden authentisch wiedergegeben. An vielen Stellen spürt man den Drang, dass der Auto unbedingt etwas mitteilen möchte. Das ist aber keineswegs abschreckend. Der Schreibstil lässt es sehr gut zu. Anders als in Filmen, wo so manches gelogen wird, damit die Dramaturgie passt, bezieht Connelly die Realität ein. Das bezieht sich nicht nur auf die Arbeit der Behörden, sondern auch auf Ereignisse und Besonderheiten in der Stadt der Engel. Diesen Krimi nicht als Regionalkrimi zu bezeichnen, wäre Ignoranz. Oft genug fährt man mit Bosch und seiner Partnerin durch die Straßen von L.A., mal im Stau, mal rasant, lernt ganze Straßenzüge kennen, kann sich mit ihnen einen Kaffee holen.

Ein fantastischer Roman, den man keinesfalls sehr schnell durchliest, obwohl man dem Ende entgegenfiebert. Ein Genusskrimi, dessen Erfolg in der deutschen Fassung sicherlich auch dem Übersetzer zu danken ist!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2018