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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2018

Beeindruckend

Der Alphabetmörder (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 1)
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Eigentlich ist der Westerwald noch so etwas wie heile Welt. Doch gerade hier, im beschaulichen Bad Marienberg, geschehen grausamste Morde. Der Täter kennzeichnet seine Opfer mit einem Buchstaben und geht ...

Eigentlich ist der Westerwald noch so etwas wie heile Welt. Doch gerade hier, im beschaulichen Bad Marienberg, geschehen grausamste Morde. Der Täter kennzeichnet seine Opfer mit einem Buchstaben und geht dabei alphabetisch vor. Plötzlich steht ein blutiges "Z" an der Hoteltür des eingeschalteten LKA-Profilers Jan Grall. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, das Gralls Vergangenheit ganz entscheidende Hinweise geben könnte, doch er verschweigt all das, was er selbst noch nicht verarbeitet hat. Es gibt einen spannenden Showdown mit einer Auflösung, an die man sich als Leser so gut wie gar nicht herantasten konnte. Das Motiv und seine Umsetzung gehen weit darüber hinaus, was man erwartet hatte und das hebt dieses Buch über das Niveau eines Regionalkrimis hinaus und macht es zu einem richtigen Thriller. Die Hauptpersonen sind interessante Persönlichkeiten, und erst die familiären Verstrickungen aus Jans Vergangenheit runden einerseits das Bild ab, und die gegenwärtigen Liebeleien und Animositäten andererseits geben den letzten Kick. "Der Alphabetmörder" ist als Debütthriller eine beachtliche Leistung und bekommt von mir eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 02.06.2018

Zuckersüß

Ziemlich schwerwiegend
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Das Cover von Elisabeth Horns "Ziemlich schwerwiegend" zeigt eine äußerst appetitliche Torte, schließlich geht es hier auch um die verbotene Liebe zwischen dem Konditor Carl Sternberg, ein Bär von einem ...

Das Cover von Elisabeth Horns "Ziemlich schwerwiegend" zeigt eine äußerst appetitliche Torte, schließlich geht es hier auch um die verbotene Liebe zwischen dem Konditor Carl Sternberg, ein Bär von einem Mann, und der molligen verheirateten Clara. Sie hat schon alles mögliche an Diäten und Sportarten ausprobiert, um Pfunde zu verlieren, denn sie merkt, dass ihr die Ehe mit dem drahtigen Erfolgsmenschen Bastian zu entgleiten droht. Bei Carl dagegen findet sie alles, was ihr bei ihrem Ehemann fehlt, denn Carl vergöttert sie und gibt ihr allmählich das abhanden gekommene Selbstvertrauen zurück. Doch der Weg zu einem Happy-End ist lang und steinig.

Allerdings nicht für den Leser. Dieser Roman ist kitschig, bedient alle Klischees und ist absolut vorhersehbar. Dennoch konnte ich ihn nicht aus der Hand legen und musste ihn in einem Rutsch durchlesen. Clara und Carl werden von der Autorin so sympathisch dargestellt, dass man einfach wissen muss, wie sie sich kennenlernen, was sie erleben, und wie es weitergeht. Auch die Personen drum herum werden so ausführlich beschrieben, dass man sie vor dem inneren Auge agieren sieht.

Mir hat jede Seite dieser lebendigen Geschichte gefallen und nun bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Verzwickte Story

Schwindelfrei ist nur der Tod
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"Schwindelfrei ist nur der Tod" ist nicht der erste Alpenkrimi von Jörg Maurer für mich. Ich mag einfach seine Erzählweise und seine Freude am Fabulieren. Ich glaube, er reiht seine Protagonisten im Geiste ...

"Schwindelfrei ist nur der Tod" ist nicht der erste Alpenkrimi von Jörg Maurer für mich. Ich mag einfach seine Erzählweise und seine Freude am Fabulieren. Ich glaube, er reiht seine Protagonisten im Geiste vor seinem Schreibtisch auf, verleiht ihnen skurrile Charaktere und lässt sie dann munter agieren. So auch in dem hier vorliegenden Band. Inhaltlich bin ich diesmal nicht ganz so begeistert, denn es gibt zu viele Handlungsstränge und Personen. Deshalb ist es etwas zäh, in den Lesefluß zu kommen und ich möchte auch keinen Inhalt an dieser Stelle zusammenfassen, weil man dann auf einen Rutsch das ganze Buch nacherzählen müsste. Ich habe das Gefühl, dass sich der Autor etwas verzettelt hat, aber das macht sein Wortwitz und sein Auge für auch allerkleinste Details bei seinen Charakteren wieder wett. Allerdings ist mir manches auch viel zu unglaubwürdig. Zum Beispiel kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Frau einen Heißluftballonabsturz in der Ballonhülle überleben kann. Aber andererseits vertraue ich darauf, dass ein Autor solche essentiellen Fakten vorher recherchiert hat. Spass hatte ich allemal bei der Lektüre dieses Krimis, nur fürs Lesen hätte ich 3 Sterne vergeben.

Aber da gibt es ja noch die Version für die Ohren:
Wenn ein Autor sein eigenes Werk als Hörbuch einliest, kann das gehörig in die Hose gehen. Bei Jörg Maurer dagegen ist der absolute Glückgriff. Maurer lebt jede einzelne Person beim Lesen aus, gibt ihr eine charakteristische Stimme, einen unverwechselbaren Tonfall und Dialekt, und schafft es spielend, aus einem Hörbuch quasi ein geistiges Kino zu machen. Ich bin absolut begeistert von der Hörbuch-Version. Hier verzeihe ich gern manch inhaltliche Schwäche, denn für mich war jede Minute ein Genuss.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Detailgetreu

Commissaire Le Floch und das Geheimnis der Weißmäntel
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Der Autor, Jean-Francois Parot, ist ein ausgesuchter Kenner der Materie, wenn er den Leser ins Paris des 18.Jahrhunderts versetzt, um den jungen Ermittler Nicolas Le Floch bei seinem Kampf gegen das Verbrechen ...

Der Autor, Jean-Francois Parot, ist ein ausgesuchter Kenner der Materie, wenn er den Leser ins Paris des 18.Jahrhunderts versetzt, um den jungen Ermittler Nicolas Le Floch bei seinem Kampf gegen das Verbrechen und für die Ehre des Königs Ludwig XV. zu begleiten. Ursprünglich stammt Le Floch aus der Bretagne, wo er das große Glück hatte, als namenloses Findelkind in guten Verhältnissen aufwachsen zu dürfen, mit einem Adligen als Patenonkel. Dieser schickt ihn mit einem Empfehlungsschreiben zum Polizeipräfekten von Paris, der sich um seine weitere Ausbildung kümmert. Er wird bei Kommissar Lardin einquartiert, wohl auch, weil der Präfekt durch Nicolas ein Auge auf Lardin haben will, dem er dunkle Geschäfte bislang noch nicht nachweisen konnte. Als Lardin spurlos verschwindet, beginnt der berufliche Aufstieg Le Flochs, denn trotz seiner Unerfahrenheit deckt er alle Spuren auf und erweist seinem König einen großen Dienst.

Die Handlung an sich ist schon äußerst spannend, doch der malerische Erzählstil von Parot läßt das alte,laute,stinkige Paris, das vor bitterarmen Leuten genauso wimmelt wie von hoffärtigen Neureichen und Adligen, vor den Augen des Lesers bildhaft werden. Am Rande wird immer wieder etwas von der damaligen Lebensweise vermittelt, sei es vom wilden Treiben im Karneval oder von der Esskultur. Hier biegen sich die Tafeln der Reichen von der Last der erlesensten Speisen in mehreren Gängen, während die Bettlerinnen verbotenerweise vergammeltes Fleisch aus der Abdeckerei zu Suppe verarbeiten und diese auf der Strasse verkaufen. Es gibt zum Beispiel auch einen Mann, der quasi eine Wandertoilette betreibt, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Nicolas muss sich auch mit den kleinen Leuten gut stellen, denn gerade sie geben unschätzbare Informanten ab.

Dieses Buch ist beides: ein spannender, intelligenter Krimi, aber zugleich auch eine literarische detailgetreue Darstellung des Paris im Jahr 1761. In Frankreich gibt es schon zahlreiche Fortsetzungen von Le Floch, hier müssen wir leider noch bis nächstes Frühjahr warten, ehe der zweite Band herauskommt. Ich bin schon sehr gespannt, denn wie es aussieht, verfolgt der Leser dann nicht nur den Lebensweg von Nicolas, sondern erlebt Frankreichs Geschichte hautnah mit.

Sehr angenehm ist übrigens das doppelte Glossar am Ende dieses dicken Buches. Erst werden die im Buch erwähnten historischen Persönlichkeiten mit ihren Lebensdaten und -wegen kurz skizziert, dann kommt im zweiten Teil eine Erklärung von Begriffen, die man normalerweise nicht kennt. Sehr praktisch. Besonders gut gefallen hat mir auch die kostenlose Kindle-Edition "Die Welt des Commissaire Le Floch", die noch genauere Erläuterungen zum Werk, zum Autor und erst recht zum damaligen Alltag gibt.

Veröffentlicht am 25.05.2018

Fameo gewöhnt sich ein

Rache ist honigsüß
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Dies ist der erste Band einer ganzen Reihe von Südtirol-Krimis rund um Commissario Fabio Fameo. Ich habe es genossen, in den Seiten authentisch die wunderschönen Gegenden wiederzufinden, in denen ich schon ...

Dies ist der erste Band einer ganzen Reihe von Südtirol-Krimis rund um Commissario Fabio Fameo. Ich habe es genossen, in den Seiten authentisch die wunderschönen Gegenden wiederzufinden, in denen ich schon herrliche Urlaube verlebt habe.

Fameo ist frisch aus der Hauptstadt ins beschauliche Bozen weggelobt worden, weil er allzu eifrig und erfolgreich in einflussreichen Kreisen Korruption aufgedeckt hat. Hier im Südtiroler Kommissariat herrscht eine recht träge Gangart, eine laxe Arbeitsmoral, und maximal etwas Kleinkriminalität können Fameos Arbeitstag einen Hauch von Spannung verleihen. Nur um sich einen Überblick über seine Einsatzregion zu verschaffen, treibt es den Commissario raus in das abgelegene Dorf Tisens. Hier gab es einen scheinbaren Bagatell-Unfall mit einem Trecker. Fast ungewollt verstrickt sich Fameo in diesen Fall, der ungeahnte Dimensionen annimmt. Auch weil die Apothekerin im Nachbarort ein fesches Maderl ist, kommt er immer wieder gern zu weiteren Ermittlungen hier her. Der Leser darf außerdem an seinen kulinarischen Entdeckungen teilhaben, was perfekt zu den schönen Landschaftsbeschreibungen passt. Man erfährt nebenbei dann auch noch einiges zu den geschichtlichen Hintergründen und den Eigenarten der Südtiroler. "Rache ist honigsüß" ist somit ein rundum spannender und zugleich informativer Regionalkrimi.