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Veröffentlicht am 15.06.2018

Klappentext lockt auf falsche Fährte

Das Strandcafé an der Riviera
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Der Roman “Das Strandcafé an der Riviera” von Jennifer Bohnet ist im Juni 2018 im MIRA Taschenbuch in der HarperCollins Germany GmbH erschienen.

Die junge Engländerin Rosie erfüllt sich ihren jahrelangen ...

Der Roman “Das Strandcafé an der Riviera” von Jennifer Bohnet ist im Juni 2018 im MIRA Taschenbuch in der HarperCollins Germany GmbH erschienen.

Die junge Engländerin Rosie erfüllt sich ihren jahrelangen Traum und eröffnet in Südfrankreich ihr eigenes Café Fleur. Doch noch vor der Eröffnung lernt Rosie den Sternekoch Sebastian kennen, der zur gleichen Zeit im benachbarten Hotel sein Lokal eröffnet und nicht nur ihrem Café Konkurrenz macht, sondern auch ihre Gefühle kräftig durcheinander bringt.

Das Cover ist passend zum Titel des Buches gestaltet. Es zeigt ein farbenfrohes, von Bäumen gesäumtes Café, das direkt am türkisfarbenen Meer liegt.

Der Klappentext und das Cover haben bei mir den Eindruck erweckt, dass es sich um eine sommerliche romantische Geschichte zwischen Rosie und Seb handelt. Leider fehlte von Romantik jede Spur. Rosie und Seb kommen sich mit der Zeit zwar immer näher, aber die Beschreibung der sich entwickelnden Gefühle erfolgt nur oberflächlich. Auch ist es schade, dass das Café immer mehr in den Hintergrund rückt. Im Vordergrund stehen dafür die Probleme anderer Personen. Denn neben Rosie und Seb treten eine Vielzahl weiterer Personen in Erscheinung, die mit ihren Geld- oder Familienproblemen zu kämpfen haben. Da wäre z.B. GeeGee, die als Immobilienmaklerin tätig ist und sich von Provision zu Provision hangelt und versucht über die Runden zu kommen. Oder Erica und ihre Tochter Cammie, die den Tod ihres Mannes bzw. Vaters verarbeiten müssen. Aber auch Seb und Rosie haben sich mit Geschehnissen aus ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Jede dieser Personen trägt ein großes Päckchen mit sich rum, das in einem einzigen Buch nur oberflächlich beschrieben werden kann. Hierbei sind leider die Gefühle auf der Strecke geblieben. Alle Personen sind auf ihre Art sympathisch und hätten es verdient, genauer betrachtet zu werden.

Dennoch ließ sich das Buch gut lesen und hat Lust darauf gemacht zu erfahren, was die Zukunft für die einzelnen Personen bringt.

Veröffentlicht am 26.04.2018

Reflektierend und herzerwärmend

Die Lichter unter uns
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›Die Lichter unter uns‹ ist ein Roman von Verena Carl und ist 2018 im Verlag S. Fischer erschienen.
Anna möchte mit ihrer Familie einen erholsamen Familienurlaub in Taormina auf Sizilien verbringen – dem ...

›Die Lichter unter uns‹ ist ein Roman von Verena Carl und ist 2018 im Verlag S. Fischer erschienen.
Anna möchte mit ihrer Familie einen erholsamen Familienurlaub in Taormina auf Sizilien verbringen – dem Ort, in dem Anna und ihr Ehemann Jo einst ihre Hochzeitsreise verbracht haben. Doch der Urlaub gestaltet sich schwierig und als Anna zufällig dem Fremden - Alexander - begegnet, gerät ihre Welt ins Wanken und sie stellt ihr bisheriges (Familien-) Leben in Frage.

„Die Lichter unter uns“ ist ein reflektierender Roman, der beim Lesen eine leicht melancholische Grundstimmung verursacht. Es werden die Geschichten zweier Familien erzählt, die sich in ihrem Urlaub in Taormina in verschiedenen Situationen begegnen und Kontakte knüpfen. Durch den Perspektivenwechsel ist der Roman lebhaft und der Leser erfährt abwechselnd, welche Erfahrungen sowohl Annas als auch Alexanders Familie geprägt haben bzw. welche Probleme sie derzeit beschäftigen.
Der Leser erfährt ebenso, welche Auswirkungen eine schlechte oder gar keine Kommunikation auf das eigene Leben und die Beziehungen zu anderen Menschen hat. Aufgrund der authentischen Beschreibung der Charaktere kann sich der Leser gut mit ihnen identifizieren. Insbesondere Leser, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation wie Anna befinden, werden Parallelen ziehen können.

Der Roman „Die Lichter unter uns“ regt den Leser zum Nachdenken an, die eigene Person mit ihren Gedanken, Sichtweisen und Handlungen sowie ihr bisheriges Leben zu reflektieren. Wie stellen wir uns unser Leben vor? Was macht uns glücklich? Was tun wir dafür oder auch nicht? Das Cover gibt das Hauptanliegen des Romans wieder und wurde sehr passend gewählt.
Ich kann das Buch wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 02.02.2025

Nette Familiengeschichte

Drei Tage im Juni
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Gail und Max, beide bereits Anfang 60 und seit vielen Jahren geschieden, müssen aufgrund der Hochzeit ihrer Tochter Debbie mehr Zeit und Raum miteinander teilen, als von beiden von vornherein beabsichtigt. ...

Gail und Max, beide bereits Anfang 60 und seit vielen Jahren geschieden, müssen aufgrund der Hochzeit ihrer Tochter Debbie mehr Zeit und Raum miteinander teilen, als von beiden von vornherein beabsichtigt. Denn Max bringt eine Katze mit, weshalb er nicht bei seiner Tochter und ihrem Bräutigam in spe Kenneth unterkommen kann, da dieser eine Katzenallergie hat, von der seine zukünftigen Schwiegereltern trotz 1 1/2 jähriger Beziehung zu ihrer Tochter keine Ahnung hatten. Also raufen sich Gail und Max für drei Tage in Gails kleinem Haus zusammen, kümmern sich um die Katze, bekochen sich gegenseitig und reden ständig aneinander vorbei. Wir erhalten Einblicke in die Vergangenheit - über ihr Kennenlernen, ihr Eheleben bis hin zu den Gründen ihrer Trennung.

Nebenbei bereiten sich alle auf die Hochzeit vor, die dank Kenneths Eltern und ihrem Anspruch ausufernder ausgefallen ist, als sich Debbie gewünscht hatte. Einer der schönsten Tage im Leben eines Paares wird relativ gefühllos über die Bühne gebracht; scheinen sich die Brautfamilien nicht wirklich gut zu kennen oder zu mögen bzw. liegen Welten an Ansehen, Geld und Stil zwischen ihnen.

Überhaupt mochte ich die meisten Protagonisten der Geschichte nicht - bis auf Max und seine ehemalige Schwiegermutter Joyce. Sie waren wirklich erfrischend. Gail war mir unsympathisch, neigt sie doch eher dazu, negativ auf das Leben zu blicken. Debbies Verhalten ihrer Mutter gegenüber habe ich als unpassend oder besser gesagt traurig empfunden. Zu ihrem Vater scheint sie ein besseres Verhältnis zu haben.

Eine solide Geschichte, die ich gut lesen, mich aber nicht begeistern konnte.

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Veröffentlicht am 15.06.2024

Erwartungen konnten nicht erfüllt werden

Was das Meer verspricht
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Vida, die schon ihr ganzes Leben auf einer tristen Insel lebt und ihren Lebensweg niemals in Frage gestellt hat, freundet sich mit der neu hinzugezogenen Marie an, die so ganz anders ist als Vida. Marie ...

Vida, die schon ihr ganzes Leben auf einer tristen Insel lebt und ihren Lebensweg niemals in Frage gestellt hat, freundet sich mit der neu hinzugezogenen Marie an, die so ganz anders ist als Vida. Marie ist schillernd wie ein Regenbogen, der endlich Farbe in das unaufgeregte Leben von Vida bringt. Marie steht für Freiheit, Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung und Mut. Wohingegen sich Vidas bisheriges Leben durch Vorhersehbarkeit, Bequemlichkeit, Bodenständigkeit und Pflichtgefühl auszeichnet. Die Beziehung zwischen den beiden Frauen wird intensiv. Vida beginnt zu lügen und zu betrügen; sie stellt ihr bisheriges Leben in Frage und ist sich nicht mehr sicher, ob sie den ihr vorbestimmten Weg einschlagen will. Vida will sich nicht mehr nur nach den Erwartungen ihrer Familie richten und ihre Verpflichtungen erfüllen, sondern ihren Bedürfnissen und Sehnsüchten nachgehen. So wie es ihr Bruder Zander schließlich vor vielen Jahren auch getan hat, als er aufs Festland gezogen ist und Vida die Verantwortung überlassen hat. Doch als Zander auf die Insel zurückkehrt und mit Marie ein Verhältnis anfängt, brennen bei Vida alle Sicherungen durch und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Ich konnte die Gedanken und Gefühle von Vida gut nachvollziehen. Eine junge Frau, die unerwartet Gefühle für eine andere Frau entwickelt, die dazu noch das komplette Gegenteil von ihr ist. Vidas Gewissensbisse gegenüber ihrem Verlobten Jannis; das Verdrängen der bevorstehenden Hochzeit; die Gedanken über ihren Bruder, der sie vor vielen Jahren im Stich gelassen hat; die Eifersucht und den Hass auf ihn, als er mit Marie ein Verhältnis anfängt.

Marie blieb mir fremd, unnahbar und mystisch. Ihr Glanz und Glitzer sind nicht auf mich übergesprungen. Ihre Intention mit Zander ein Verhältnis anzufangen und Vida so vor den Kopf zu stoßen, konnte ich nicht ganz nachvollziehen.

Das Ende war dennoch überraschend und traurig.

Insgesamt hat mich die Geschichte aber nicht komplett überzeugt und auch gefühlsmäßig konnte sie mich nicht ganz erreichen.

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Veröffentlicht am 03.02.2024

Freiheit den Nincshofern

Nincshof
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Es war einmal ein heißer Sommer in einem Dorf in Österreich nahe der ungarischen Grenze. Es war ein Dorf, dessen Bewohner sich ihrer Sonderbarkeit und Besonderheit nicht bewusst waren. Dieses Dorf hieß ...

Es war einmal ein heißer Sommer in einem Dorf in Österreich nahe der ungarischen Grenze. Es war ein Dorf, dessen Bewohner sich ihrer Sonderbarkeit und Besonderheit nicht bewusst waren. Dieses Dorf hieß Nincshof. Nincshof hatte eine ganz besondere Vergangenheit - niemand wusste mit Sicherheit, ob sie wahr oder eine Legende war. In Nincshof lebten liebenswerte und leicht schrullige Menschen. Eine davon war die noch sehr rüstige fast 80-jährige Erna Rohdiebl, die sich - um aus ihrem tristen Alltag auszubrechen und aus Neugier - den drei Oblivisten des Dorfes anschloss. Diese scheuten weder Kosten noch Mühen, um dafür zu sorgen, das Nincshof für alle Menschen außerhalb des Dorfes in Vergessenheit gerät. So wurden dann schon mal die Ortsschilder abmontiert, Feierlichkeiten abgesagt oder Einträge aus den Archiven der Republik gelöscht. "Bedrohlich die Vorstellung, für irgendetwas ausgewählt zu werden - Gartenschau, Dorferneuerungsprojekt, europäische Kulturhauptstadt oder Ähnliches" (Seite 137). Alles was die Oblivisten für sich und ihr Dorf wollten, war Freiheit. "Freiheit den Nincshofern! Nincshof der Freiheit!" (Seite 363).

Einzig die aus der Stadt Hinzugezogenen Isa Bachgasser und ihr Mann Silvano Mezzaroni könnten den Oblivisten einen Strich durch die Rechnung machen. Was es mit der Legende des Dorfes, dem Waschweib Martha E. und Irrziegen auf sich hat, und ob die Oblivisten ihr Vorhaben erfolgreich in die Tat umsetzen konnten, müsst ihr selbst herausfinden.

Der besondere Schreibstil der Autorin hat es mir leicht gemacht, mich nach Nincshof zu versetzen und vor allem die Protagonistinnen Erna und Isa ins Herz zu schließen. "Nincshof" ist eine humorvolle und unterhaltsame Sommergeschichte, die mir gut die Zeit vertrieben hat.

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