Profilbild von Bosni

Bosni

Lesejury Profi
offline

Bosni ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bosni über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2018

Wie Pferde heilen können....

NALA - Der magische Steinkreis
0

In „NALA – Der magische Steinkreis“ erzählt die Autorin Gabriela Proksch Bernabé die Geschichte der dreizehnjährigen Nala. Das schüchterne Mädchen verbringt ihre Sommerferien mit einigen anderen Jugendlichen ...

In „NALA – Der magische Steinkreis“ erzählt die Autorin Gabriela Proksch Bernabé die Geschichte der dreizehnjährigen Nala. Das schüchterne Mädchen verbringt ihre Sommerferien mit einigen anderen Jugendlichen auf dem Arabergestüt „Au Grand Chêne“ in Südfrankreich. Doch auch dort wird Nala schnell zur Außenseiterin und findet nur schwer Anschluss an die anderen.

Aber nicht nur Nala ist eine Außenseiterin – auch die weiße Araberstute Lilou, die erst vor kurzem auf den Hof gekommen ist, wird von den anderen Pferden gemieden. Schnell zeigt sich, dass die beiden ein unsichtbares Band zu verbinden scheint.

Nach einem Unfall sucht Nala Zuflucht im nahen Wald und entdeckt dort einen magischen Steinkreis, der sie eine Traumwelt zu der Schamanin Blaue Feder bringt. Von ihr lernt Nala alles über die Sprache der Pferde…..

Ich habe viele verschiedene Kinderbücher (sowohl Sachbücher, als auch Romane) zum Thema „Pferd“ gelesen. Aber keines davon ist annährend vergleichbar mit „NALA“.

„NALA“ dagegen zeigt dem Leser, dass das, was die Pferde für uns tun, eben nicht so selbstverständlich für sie ist, wie wir vielleicht denken. Daher ist „NALA“ keinesfalls nur ein Roman – gleichzeitig ist es auch eine Art Sachbuch mit genauen (aber auch kindgerechten) Beschreibungen für Übungen aus dem Horsemanship. Einige Kleinigkeiten rund um die Themen Dominanz und Herdenverhalten sehe ich (da ich aus der Clicker-Szene komme) etwas anders, das tut aber der Tatsache, dass es sich hierbei um ein außergewöhnliches und absolut empfehlenswertes Buch handelt, keinen Abbruch.

Das gesamte Buch (inkl. der Übungen!) ist illustriert mit wunderschönen und liebevollen Zeichnungen von Claudia Martina Rauber.

Besonders gut hat mir der Aspekt der Persönlichkeitsentwicklung gefallen. Denn Nala wächst im Laufe des Buches über sich selbst hinaus. Von dem anfangs schüchternen und verschlossenen Mädchen ist bald nichts mehr zu spüren. Einen bedeutenden Anteil an Nalas „Heilung“ hat dabei die Stute Lilou.

Zusammengefasst möchte ich „NALA – Der magische Steinkreis“ jedem Pferdemenschen, ganz egal ob jung oder alt, ans Herz legen. Die Altersempfehlung liegt bei 11 bis 99 Jahren und ich denke sogar, dass auch jüngere Kinder das Buch vielleicht schon gemeinsam mit ihren Eltern lesen können.

Genauso ist das Buch aber auch für Nichtreiter geeignet, denn das Buch regt dazu an, sich selbst und die Menschen in der eigenen Umgebung noch einmal aus einem ganz anderen Licht zu betrachten. Falls Verständnisprobleme auftreten sollten, sind diverse Pferdebegriffe am Ende des Buches aufgeführt und erklärt.

Veröffentlicht am 17.06.2018

Wer ist schuld?

Schuld
0

>>"Doch...wenn du nicht das sagst oder tust, was du für richtig hältst, bekommst du auch Probleme: nämlich mit dir selbst. Mit deinem Spiegelbild, verstehst du?"

>>"Doch...wenn du nicht das sagst oder tust, was du für richtig hältst, bekommst du auch Probleme: nämlich mit dir selbst. Mit deinem Spiegelbild, verstehst du?"<< (S. 43)

"Schuld" ist das dritte DDR-Jugendbuch der Autorin Grit Poppe.
Vor rund 2 Jahren hatte ich das Glück die Autorin bei einer Lesung von "Weggesperrt" inkl. Zeitzeugengespräch erleben zu dürfen. Eine Erfahrung, die ich nie mehr missen möchte. Denn das Leben in der DDR ist etwas, was ich, erst einige Jahre nach der Wende geboren, mir kaum vorstellen kann.

Umso mehr freue ich mich, dass es Bücher gibt, die die Umstände dieser Zeit zeigen. Aber bitte nicht nur die guten, sondern vor allem auch die schlechten Seiten.
"Schuld" ist genau so ein Buch. Ohne Scheu erzählt Grit Poppe die Geschichte des jungen Liebespaares Jana & Jakob. Sie ist die Tochter systemtreuer Eltern, die niemals den Sozialismus anzweifeln würden, er der Sohn zweier Ausreiseantragsteller oder auch Staatsfeinde. Ihre Liebe ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Doch auch als Jakob in das Jugengefängnis muss, gibt Jana nicht auf und versucht Jakob zu helfen, obwohl sie weiß, dass jeder ihrer Schritte überwacht wird...

Die Geschichte wird abwechselnd aus Janas und aus Jakobs Sicht erzählt. Dabei hat mich insbesondere Jakobs tief berührt und geschockt, denn das Leben im Jugendknast ist natürlich alles andere, als schön...
Janas Erzählungen werden begleitet von der großen Frage: "Wer ist eigentlich schuld?". Sie? Ihre Eltern? Jakob? Das System?
Janas Entwicklung ist auf jeder Seite spürbar. Vom jungen und naiven Mädchen, entwickelt sich sich langsam zu einer kritischen und selbstdenkenden jungen Erwachsenen.

Zusammengefasst kann ich "Schuld" jedem Menschen weiterempfehlen, der Interesse an dem Leben in der DDR hat. Die schonungslose Geschichte von Jana und Jakob hat mich tief berührt und zum Nachdenken angeregt.
Ich werde in Zukunft definitiv auch noch die anderen DDR-Bücher der Autorin lesen....

Veröffentlicht am 26.03.2018

Noch besser, als Band 1...

Scythe – Der Zorn der Gerechten
0

>>"Wenn der Plan scheitert und ihre Existenz beendet wird, ist das allein Ihre Schuld."
"Damit kann ich leben", erwiederte Citra.
"Nein", sagte Constantine, "das können Sie dann nicht mehr."

>>"Wenn der Plan scheitert und ihre Existenz beendet wird, ist das allein Ihre Schuld."
"Damit kann ich leben", erwiederte Citra.
"Nein", sagte Constantine, "das können Sie dann nicht mehr."<<

"Scythe - Der Zorn der Gerechten" ist der zweite Teil von Neal Shustermans fulminanter Trilogie rund um die Welt der Scythe.
Wie schon der erste Teil, konnte mich auch Band zwei vollkommen von sich überzeugen.

Das Cover wurde kurz vor dem Erscheinen noch einmal verändert, ursprünglich sollte es das gleiche Cover, wie auf dem ersten Band, in einer anderen Farbe sein. Das Neue harmoniert meiner Meinung nach nicht ganz mit dem Ersten und verrät leider etwas zu viel vom Inhalt.

Der zweite Teil wird nicht nur von Citra und Rowan, sondern auch aus diversen anderen Perspektiven (z.B. eines Scythe und eines Wiederlings) erzählt. Statt Tagebucheinträgen bekommt man diesmal vor jedem Kapitel die Sicht des Thunderheads geschildert. Diese Perspektive ist mein einziger Kritikpunkt, da der Thunderhead mir persönlich zu „gottgleich“ wirkt und nicht zu den allgemeinen Geschehnissen beiträgt.

Neal Shusterman schafft es in jeder Szene wieder völlig unvorhersehbare Handlungen einzubringen, die alles bisher Geschehene schlagartig verändern. An einigen Stellen bin ich mir jedoch unsicher, ob nicht zu viele Fragen aufgeworfen wurden, und es ihm wirklich möglich ist, all diese in Band drei zu beantworten.

Zusammenfasst ist „Scythe – Der Zorn der Gerechten“ einfach eine geniale Fortsetzung einer spektakulären Reihe! Allerdings empfehle ich, diese Trilogie erst zu beginnen, wenn auch der dritte Band erschienen ist, denn der zweite endet mit einem ganz fiesen Cliff-Hanger…

Veröffentlicht am 02.03.2018

"Nirgends war es mehr sicher." (S. 40)

Ich bin das Mädchen aus Aleppo
0

"Mama sagte immer wieder, wir müssten den Krieg vergessen und so tun, als wäre alles normal, und manchmal funtkionierte das auch." (S. 31)

Bana al-Abed ist ein 8-jähriges Mädchen, welches im syrischen ...

"Mama sagte immer wieder, wir müssten den Krieg vergessen und so tun, als wäre alles normal, und manchmal funtkionierte das auch." (S. 31)

Bana al-Abed ist ein 8-jähriges Mädchen, welches im syrischen Bürgerkrieg, welcher dort seit 2011 herrscht, aufgewachsen ist. Mit 7 Jahren, im Herbst 2016, bittet Bana die Welt per Twitter um Hilfe. Denn ihre Familie, und viele andere Menschen auch, leben noch immer in Aleppo, wo täglich viele Bomben fallen.
"Ich bin das Mädchen aus Aleppo" ist Banas Geschichte.

"Hört auf zu schießen!" (S. 35)
Mit solchen eindrücklichen Worten erreicht Bana ihre Leser. Der Krieg wird in seinem gesamten Ausmaß, ohne jegliche Beschönigungen, dargestellt. Verstärkt werden Banas Worte durch eindrucksvolle Bilder, die dem Leser vermitteln, selbst in dieser Situation sein zu können.
Man sieht vor den eigenen Augen, wie aus dem eins lebhaften und schönen Aleppo ein Schlachtfeld voller Bomben wird.

"Keine Schule, keine Arbeit, kein Einkaufen, kein Rausgehen - nur Bomben, Bomben, Bomben." (S. 80)

Abwechselnd wird die Geschichte aus Banas Sichtweise und der ihrer Mutter dargestellt - wobei Banas Kapitel sicherlich nicht komplett von ihr allein geschrieben wurden. Mit 7 Jahren war sie dazu wohl noch nicht in der Lage.
Dennoch wurde Wert darauf gelegt, Banas Kapitel möglichst kindlich erscheinen zu lassen: Einfacher, aber extrem eindrücklicher, Satzbau; vermeintliche Nebensächlichkeiten, wie pinke Gummistiefel oder eine Puppe.
Die Kapitel von Banas Mama dagegen werden in einer Art Briefform, an Bana gerichtet, dargestellt. Sie eröffnen nocheinmal einen ganz anderen, erwachseneren Blick auf das Kriegsgeschehen.

"Für Krieg gibt es einfach keinen guten Grund. Es ist nicht richtig, dass so viele Männer und Frauen und Kinder sterben. Denn wenn erst alle tot sind, was dann? Was ändert sich dadurch?" (S. 102)

"Ich bin das Mädchen aus Aleppo" ist ein Buch, welches wohl niemanden kalt lassen kann, so unglaublich eindrucksvoll wurde es geschrieben. Es ist keineswegs ein "schönes" Buch - aber ein absolut lesenswertes. Es ist ein Buch, welches Augen öffnet.
Und:
"Wir alle müssen einander helfen, egal in welchem Land wir leben." (S. 144)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Authentizität
  • Thema
  • Gefühl
  • Geschichte
Veröffentlicht am 30.01.2018

Wenn andere über Leben und Tod entscheiden...

Scythe – Die Hüter des Todes
0

"Vergesst alles, was ihr über Scythe zu wissen glaubt. Lasst eure vorgefassten Vorstellungen hinter euch. Eure Ausbildung beginnt mit dem heutigen Tag." (S. 44)

"Scythe - Die Hüter des Todes" von Neal ...

"Vergesst alles, was ihr über Scythe zu wissen glaubt. Lasst eure vorgefassten Vorstellungen hinter euch. Eure Ausbildung beginnt mit dem heutigen Tag." (S. 44)

"Scythe - Die Hüter des Todes" von Neal Shusterman ist kein Buch, welches ich normalerweise lesen würde. Dystopien, Sci-Fi und co. können mich meist nicht von sich überzeugen. Doch da ich das Buch nun schon einmal besaß, wollte ich es dann auch lesen.

Erwartet hatte ich aufgrund des Klappentextes und des Covers eine sehr blutige, brutale Story (im Nachhinein ist mir allerdings klar, warum es doch dem Jugendbuch-Genre zugeordnet ist), bekommen habe ich eine sehr fantasivolle Utopie, die auch immer wieder leicht gesellschaftskritisch anmutet.

Auch wenn die Story an sich an vielen Stellen trotzdem ziemlich brutal erscheint, hat der Autor es durch seinen etwas nüchern wirkenden Schreibstil geschafft, mich als Leser davon zu überzeugen, dass dieser Tod in der Welt der Scythe nun einmal normal ist.
Die Menschheit ist unsterblich geworden und die Scythe sehen sich als Hüter und Ausgleich, denn die Bevölkerung kann nicht ins Unendliche wachsen. Also müssen die Scythe von Zeit zu Zeit Menschen umbringen.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von zwei Scythe-Lehrlingen, Citra und Rowan, deren Leben zuerst ziemlich parallel verläuft, was sich jedoch schnell ändert.
Beide sind sehr sympatische und - im Verhältnis zu ihrer Welt gesehen - sehr humane Charaktere.
Mehr fasziniert haben mich allerdings die bereits erwachsenen Scythe, die, obwohl sie eigentlich eher Nebenrollen spielen, alle sehr starke und verschiedene Charakterzüge haben und nicht nur auf Grund ihres Namens einzigartig sind.

Insgesamt betrachtet konnte mich dieser erste Band völlig überzeugen, insbesondere in Bezug auf die absolut brillianten und außergewöhnlichen Ideen des Autors.
Ich freue mich sehr, dass ich dieses Buch doch zu Hand genommen habe, und empfehle dies auch allen anderen, denn sonst hätte ich wirklich etwas verpasst. Auf den im März erscheinenden 2. Teil freue ich mich schon sehr.

"Sie konnte ihn in allem schlagen. Sogar im Verlieren." (S. 245)