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Veröffentlicht am 16.11.2018

Fesselnd bis zur letzten Sekunde

Jetzt ist alles, was wir haben
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Der Inhalt
Hadley McCauley führt ein vermeintlich tolles Leben. Sie ist eine hervorragende Schülerin mit besten Noten und der Aussicht, auf ein renommiertes College zu kommen, sie ist ein Sportass und ...

Der Inhalt
Hadley McCauley führt ein vermeintlich tolles Leben. Sie ist eine hervorragende Schülerin mit besten Noten und der Aussicht, auf ein renommiertes College zu kommen, sie ist ein Sportass und der Captain des Lacrosse Teams, nimmt private Flugstunden und ihrer Familie geht es finanziell mehr als gut. Klingt fantastisch, sollte man meinen, doch das ist alles nur Fassade. Nichts davon hat sich Hadley je gewünscht, nichts davon hat sie sich je erträumt. Ganz im Gegenteil, denn ihr Leben ist ein Alptraum aus Angst und Gewalt.
Keiner ihrer Freunde, Lehrer und Mitschüler ahnt, dass ihr Vater sie terrorisiert. Sowohl körperlich, als auch seelisch. Und ihre Mutter? Die schaut nur tatenlos zu und trinkt sich die Welt schön. Hadley wäre wohl schon lange von zu Hause ausgerissen, wenn da nicht ihre kleine Schwester Lila wäre. Diese schützt sie um jeden Preis vor ihrem Vater, lenkt seine Aufmerksamkeit von der Zehnjährigen auf sich, sodass Lila unbeschwert und unbeschadet aufwachsen kann.
Als Hadley sich jedoch in Charlie Simmons, dem Schwarm der Schule verliebt und die beiden sich näher kommen, wird das Leben der Schülerin noch komplizierter. Einerseits ist da die Hoffnung, dass sie sich doch noch Träume erfüllen kann, andererseits steigt Hadleys Angst, ihr Vater könne ihr auf die Schliche kommen und alles zerstören, was sie sich mit Charlie nach und nach erkämpft.


Meine Meinung
Das Buch behandelt ein sehr heikles Thema, dass aktueller kaum sein könnte und ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich beim Lesen mehr als einmal schwer schlucken musste. Vorab mag ich schon mal sagen, dass ich Eltern empfehlen würde, ihre Kinder beim Lesen zu begleiten, um Fragen zu beantworten. Ich finde die Leseempfehlung ab 14 etwas gewagt und würde es persönlich erst ab 16 empfehlen.

Die Geschichte um Hadley ist von der ersten Sekunde an fesselnd und mitreißend. Man wird brutal in die Handlung geschubst, steht vor einem Berg von Fragen, die sich von Kapitel zu Kapitel allmählich lichten und am Schluss ein rundes Ganzes ergeben.

Die Autorin versteht es, Spannung Stück für Stück aufzubauen und den Konflikt immer weiter anschwellen zu lassen. Bei jeder Erwähnung oder Begegnung mit Hadleys Vater wird eine sehr unangenehme, angespannte Atmosphäre erzeugt, die einem den Atem raubt.
Dabei hat das Buch auch seine leichten, unbeschwerten Stellen, wenn Hadley mit Lila, ihrer kleinen Schwester herumalbert, sich mit ihren Freunden Meaghan und Noah trifft oder letztlich ihre große Liebe Charlie findet. Dennoch schwebt immer der dunkle, bedrohliche Schatten ihres Vaters über allem und bestimmt ihr Leben.

Ich fühle mich oft an meine eigene Kindheit und Jugend erinnert, in der ich es auch nicht immer leicht hatte und einige Sätze, die Hadlyes Vater von sich gibt, hätten so auch von einer Person aus meiner Vergangenheit stammen können: hart, verletzend und brutal.
Einige Stellen sind so intensiv, dass es mich zu Tränen rührt und mich mit Hadley mitleiden lässt. Bis zum letzten Moment weiß man nicht genau, wie das Buch ausgehen wird; ob es ein Happy End gibt, oder alles in einer furchtbaren Tragödie endet. Und wisst ihr was? Ich werd euch das auch nicht verraten. Das müsst ihr schon selbst heraus finden.


Fazit
Was für ein Buch!! Lest es, lest es, lest es!!
Ich kann mir gut vorstellen, dass Teenager, die ähnliches erlebt haben, sich beim Lesen des Buches wiedererkennen und vielleicht durch die Lektüre den Mut fassen können, sich Hilfe zu suchen. Das wäre sehr wünschenswert und schöner Weise gibt das Buch im Schlusswort noch einige Anlaufstellen an die Hand.
>>Jetzt ist alles was wir haben<< ist Jugendbuch, Thriller, Romanze und Highschool Drama in einem und ein fantastisches Erstlingswerk der Autorin Amy Giles. Vielleicht ist das Thema Häusliche Gewalt an Minderjährigen nicht für jeden etwas. Aber diejenigen, die sich an das Thema heranwagen, werden mit Sicherheit nicht enttäuscht.

Veröffentlicht am 18.06.2018

Galaktisch schöne Geschichte über Freundschaft

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Ach, was hab ich mich auf dieses Buch gefreut. Und natürlich bin ich mit einer gewissen Erwartungshaltung ans Lesen gegangen. Ja, also erwartet habe ich eine witzige, nette Geschichte über einen netten ...

Ach, was hab ich mich auf dieses Buch gefreut. Und natürlich bin ich mit einer gewissen Erwartungshaltung ans Lesen gegangen. Ja, also erwartet habe ich eine witzige, nette Geschichte über einen netten Astronauten, der einer schusseligen alten Dame den Alltag versüßt.
Bekommen habe ich einen unfassbar grummeligen Astronauten, der seinen Job nur angetreten hat, um die Erde und die ihn permanent nervenden Menschen hinter sich zu lassen und eine demente Miss Gladys, die von ihren zwei Enkelkindern Ellie und James betreut wird, obwohl die beiden selbst noch Kinder sind.
Um das gleich mal klar zu stellen, es ist großartig! Ich hatte mit lockerem, leichten Humor gerechnet, doch das Buch trieft geradezu vor Sarkasmus und Ironie ohne dabei allzu Boshaft zu werden. Ganz im Gegenteil. Es ist ein realistischer Humor, der das Leben und seine Tücken beschreibt und den Leser mitzureißen weiß. Der Autor versteht es, dem Leser einen Spiegel vorzuhalten, lehrt eine wichtige Lektion über Freundschaft und darüber, nie aufzugeben, auch wenn die Situation noch so ausweglos erscheint oder das Leben scheinbar nichts mehr zu bieten hat. Wenn man nur durchhält und sein Bestes gibt, kann man es schaffen, alles wieder ins Reine zu bringen.
Ihr merk, ich drücke mich vielleicht gerade etwas kryptisch aus, doch ich bemühe mich, nicht zu spoilern, weil die Geschichte so lesenswert ist, das ich nichts vorweg nehmen möchte.
Das Buch ist liebenswert, witzig und vor allem geht es sehr ans Herz. Ich bin eigentlich nicht sehr nah am Wasser gebaut, mußte aber bei den letzten Seiten fast weinen vor Rührung und Ergriffenheit.
Fazit:
Eine toll geschriebene Geschichte, die sowohl Witz als auch Drama enthält und trotz Moral nicht allzu moralisch daher kommt.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Achtung Spoiler!

Gwendys Wunschkasten
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Der Inhalt
Gwendy ist ein ganz gewöhnliches zwölfjähriges Mädchen aus Castle Rock. Sie ist etwas pummelig und um den Pfunden an den Kragen zu gehen, erklimmt sie diesen Sommer jeden Tag die sogenannte ...

Der Inhalt
Gwendy ist ein ganz gewöhnliches zwölfjähriges Mädchen aus Castle Rock. Sie ist etwas pummelig und um den Pfunden an den Kragen zu gehen, erklimmt sie diesen Sommer jeden Tag die sogenannte Selbstmordtreppe hinauf zum Castle View. Ihr Leben ändert sich schlagartig, an dem Tag, als sie oben am Castle View einem mysteriösen, ganz in schwarz gekleideten Fremden begegnet, der erstaunlich gut über Gwendy Bescheid weiß. Er schenkt ihr einen seltsamen Kasten mit Hebeln und Tasten. Bedient sie die Hebel, erhält sie Schokolade und Münzen als Belohnung, doch die Tasten darf sie niemals drücken! Vor allem nicht die Schwarze! So wird sie unfreiwillig zur Hüterin des Wunschkastens und ihr Leben nimmt eine einschneidende Wende.

Meine Meinung
Als ich das Buch vor Wochen zum ersten Mal in der Buchhandlung aus dem Regal zog und die Kurzbeschreibung gelesen hatte, war ich sofort Feuer und Flamme. Ein Blick auf den Preis hat allerdings schnell für Ernüchterung gesorgt. Das Buch ist wunderhübsch aufgemacht mit Schmuckprägung und Hardcovereinband, aber es hat gerade einmal 128 Seiten und ist daher mit 10 € doch recht teuer. Also habe ich es schweren Herzens wieder zurückgestellt und gedanklich auf meine Geburtstagswunschliste gesetzt.
Dort ist es nicht geblieben, denn das Buch ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Als ich das nächste Mal in besagter Buchhandlung war, musste ich es einfach mitnehmen, denn (und Achtung, ab hier geht es mit der Spoilerei los!) ich bin ein großer Fan der Dunklen-Turm Saga von Stephen King und der Teufel hät mich holen sollen, wenn der erwähnte Mann in Schwarz nicht Walter aka Randall Flagg aus der Turm Saga gewesen wäre. Und ich wurde nicht enttäuscht! Das ganze Buch strotzt nur so vor Anspielungen auf den Dunklen Turm und andere bekannte Bücher aus dem King Universum. Beim Lesen ist mein kleines Fan-Girl-Herz vor Freude fast geplatzt.
Hier ein paar Beispiele:
1. Die ersten Schokoladentiere, die Gwendy aus dem Wunschkasten bekommt sind Portalwächter des Dunklen Turms
2. In einer Szene sagt Gwendys Vater zu ihr: „Du wirst immer mein kleines Mädchen sein“ während im Fernsehen ein Lied von Marvin Gaye läuft. Eine Schlüsselszene aus dem Buch „Das Spiel“, allerdings in einem ganz anderen (und weniger gruseligem) Kontext, die mir trotz ihrer harmlosen Art einen Schauer über den Rücken jagt.
3. King Fans wissen, was es mit der Stadt Castle Rock auf sich hat, denn viele seiner Bücher spielen in dieser fiktiven Stadt, wie z.B. „Cujo“ oder „In einer kleinen Stadt“
Auch die Charaktere sind typisch Stephen King. Gwendy zum Beispiel ist die typische weibliche Hauptfigur, die im ersten Moment eher schwach und unscheinbar erscheint, sich im Laufe des Buches jedoch in eine starke, unabhängige Persönlichkeit entwickelt (siehe auch „Sleeping Beauties“, „Das Spiel“ uvm.). Der obligatorische „King-Bully“, der die Hauptperson terrorisiert darf natürlich auch nicht fehlen. Frankie Stone schikaniert Gwendy seit ihrer Teenagerzeit und weist dabei eine krankhafte Obsession auf, die in einer Katastrophe endet. Ein enfant terrible, wie zum Beispiel Norman aus „Das Bild“ oder oder Henry Bowers aus „Es“.

Fazit:
Ich kann zwar nachvollziehen, daß viele Leser monieren, die Story sei zu kurz und hätte länger sein können. Ich empfinde das aber nicht so und bin ganz froh, daß das Buch nicht unnötig aufgeblasen wurde. Dadurch büßt es auf keinen Fall seinen Charme ein und wer behauptet, das Buch wäre eines der schlechteren von King, der liest ihn nicht mit Leidenschaft und dem für dieses doch sehr spezielle Buch nötigen Hintergrundwissen. Ich habe es geliebt und ich empfehle es jedem, der die Turm-Saga mag und sich gerne mit King-Rätseln und Anspielungen auseinander setzt. Für jemanden, der noch nie etwas von Stephen King gelesen hat, könnte das Buch tatsächlich etwas zu flach sein und zu… wie soll ich sagen… zu seltsam daher kommen, da viele Andeutungen im Sande verlaufen würden. Mit anderen Worten: nicht einsteigerfreundlich, aber für Fortgeschrittene ein MUSS!

Veröffentlicht am 15.05.2018

Zwischen den Zeilen lesen

Mausmeer
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Der Inhalt
Ben wird 18 Jahre alt und hat eine Sinnkrise. Was soll er mit seinem Leben anfangen? Was bringt ihm die Schule eigentlich noch? Und wem kann er sich anvertrauen? Am Tage seines Geburtstages ...

Der Inhalt
Ben wird 18 Jahre alt und hat eine Sinnkrise. Was soll er mit seinem Leben anfangen? Was bringt ihm die Schule eigentlich noch? Und wem kann er sich anvertrauen? Am Tage seines Geburtstages meldet er sich von der Schule ab, ohne mit seinen Eltern darüber zu reden. Während seiner Geburtstagsfeier beschließt Ben, mit seiner älteren Schwester Annika zum Haus seines verstorbenen Opas zu fahren. Nur einmal noch die schönen Tage der Kindheit aufleben lassen und die Alltagssorgen hinter sich lassen.


Meine Meinung
Uff, dieses Buch ist mir auf den ersten Seiten wahnsinnig schwer gefallen, denn der Schreibstil ist… wie soll ich sagen… „anders“? Ungewöhnlich, sehr gewöhnungsbedürftig. Das trifft es wohl ganz gut. Die Autorin schreibt abwechselnd aus der Sicht der beiden Geschwister Benedikt und Annika. Sie verwendet die von mir so ungeliebte Ich-Perspektive gepaart mit Präsens als Zeitform. schauder Mag ich nicht, werde ich auch nie mögen, aber ich gebe jedem Buch gerne eine Chance.

Das Buch beginnt mit Annikas Sicht auf die Geburtstagsfeier ihres jüngeren Bruders Ben, der vor einigen Tagen 18 Jahre alt geworden ist und sie darf auf der Feier die Anstandsdame spielen, da die Eltern der beiden in den Urlaub fahren. Bietet sich an, denn das Buch spielt kurz vor Ostern rechtzeitig zu den Osterferien.
Allerdings ist der Schreibstil sehr abgehackt und holprig, ja fast eher wie eine Checkliste oder ein Notizbuch. Annikas Gedanken rasen nur so dahin und manchmal fällt es mir schwer, ihr zu folgen.
Die junge Frau hat verständlicher Weise keine große Lust, auf ihren Bruder und dessen Freunde aufzupassen, da sie eine wichtige Arbeit für Ihr Studium zu erledigen und somit aus ihrer Sicht etwas Besseres zu tun hat. Doch Ben gelingt es, seine Schwester ins Auto der Eltern zu verfrachten (Alkohol und „Gras“ sei Dank), um mit ihr zum Haus am See zu fahren, dass ihrem Opa gehört hat. Das Haus am Mausmeer. So nennen sie den kleinen See.
Als die Perspektive zu Ben wechselt, ändert sich der Schreibstil plötzlich zu einer strukturierteren, ausführlicheren und weniger hektischen Darstellung.
Das ist der Moment, wo es bei mir Klick gemacht hat und ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte, denn nun wurde mir klar, dass diese gehetzte Schreibweise Annikas unsteten und nur auf sich und ihr Studium gerichteten Charakter unterstreichen soll.
Ben hingegen reflektiert sich und seine Umgebung, wirkt nachdenklich, gemäßigter und nimmt sich mehr Zeit für die kleinen Dinge.
Ab da zieht mich das Buch in seinen Bann und offenbart eine traurig-tragische Geschichte um einen jungen Mann, der zwar mitten im Leben steht, aber dennoch völlig verloren ist. Verzweifelt versucht Ben, mit Annika ins Gespräch zu kommen, sie für ein paar ruhige Tage zu begeistern, ihr von seinen Sorgen zu erzählen, doch Annika blockt ab, wo sie nur kann.
Es schmerzt, mit an zu sehen, wie die beiden an einander vorbei reden und leben und man bangt mit Ben, daß ihm endlich eine Aussprache gelingt; das ihm gelingt, die Distanz zu seiner Schwester zu überbrücken. Auch mit den Eltern scheint es nicht zum Besten zu stehen. Gerade der Vater entpuppt sich als voreingenommen und denkt von seinem Sohn immer nur das schlechteste. Ich fühle mich unangenehm an meine eigene Familie erinnert, in der es ebenfalls eine Person gibt, die immer eine vorgefertigte Meinung zu mir hat, egal worum es geht. So geht es auch Ben, der die besten Noten mit nach Hause bringen könnte und sein Vater würde wohl dennoch behaupten, er hätte nicht genug dafür gelernt oder gar abgeschrieben.


Fazit:
Dies ist ein Buch, wie wir es wohl in der Schule gelesen hätten. Klassischer Stoff für eine Interpretation und Analyse der Charaktere. Ich bin sehr froh, durchgehalten zu haben und mich nicht von der seltsamen Erzählweise hab abschrecken lassen, denn „Mausmeer“ ist ein kleines Juwel. Gesellschaftskritisch, mitreißend und gefühlvoll, wenn man sich die Zeit nimmt, zwischen den Zeilen zu lesen, darüber nachzudenken und nicht einfach nur durch die Seiten hetzt, wie Annika durch ihre Gedankenwelt.

Veröffentlicht am 29.04.2018

Modernes Märchen ohne Schnörkel

Sleeping Beauties
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Der Inhalt
Als eine mysteriöse Seuche ausbricht, denkt man in der Kleinstadt Dooling noch, dass die Geschehnisse viel zu weit weg stattfinden, um selbst davon betroffen zu sein. Die seltsame Krankheit, ...

Der Inhalt
Als eine mysteriöse Seuche ausbricht, denkt man in der Kleinstadt Dooling noch, dass die Geschehnisse viel zu weit weg stattfinden, um selbst davon betroffen zu sein. Die seltsame Krankheit, die nach dem Disney Prinzessinnen Namen Aurora für Dornröschen benannt wurde, ereilt auch die kleine Stadt in den Appalachen. Sie befällt nur die Frauen. Schlafen diese ein, webt sich ein seltsamer Kokon um die Frauen und Mädchen und sie wachen nicht mehr auf. Doch sind sie nicht tot, sondern schlafen tief und fest. Versucht man(n) das Gewebe zu entfernen, passiert Furchtbares. Die Frauen werden zu tobenden Bestien und fallen erst dann wieder in ihren mysteriösen Schlaf, nachdem sie dem Störenfried den Gar ausgemacht haben. Woher kommt die seltsame Krankheit und was hat die rätselhafte Frau Evie Black mit der Sache zu tun, die plötzlich aus dem Nichts auftauchte und als einzige nach dem Schlafen wieder erwacht? Ist sie des Rätsels Lösung?

Meine Meinung
Bei fast 1000 Seiten musste ich erstmal schlucken und dachte:“ Na… dann bin ich ja jetzt die nächsten 2 Monate gut beschäftig.“ Weit gefehlt, ich hatte das Buch nach ca. 4 Wochen durch. Das sagt schon mal was aus. Nämlich folgendes: Das Buch ist so flüssig und gut geschrieben, das ich es problemlos einfach so weg lesen konnte. Ich kann ehrlich auch nicht sagen, welche Parts mehr von Stephen und welche von Owen beeinflusst waren. Es fühlt sich für mich an, wie aus einem Guss und man erkennt mehrfach typische Stephen King Elemente, wie z.B. starke weibliche Charaktere, die den Männern noch was vor machen und auch Frauen, die weit über sich hinaus wachsen. Der gute Mister King ist ein ausgemachter Feminist und das lässt er seine Leser gerne spüren.
Die Handlung springt zwischen den einzelnen Charakteren hin und her und beleuchtet somit sämtliche Schauplätze im kleinen Dooling. Hier komme ich allerdings auch zu einem negativen Aspekt. Die schiere Masse der Charaktere!
In dem Buch tauchen so unfassbar viele Figuren auf, dass ich oftmals gar nicht mehr wusste, wer eigentlich wer ist. Gerade die Nebencharaktere haben wenig Tiefgang, sodass ich sie ständig verwechselt habe oder schlichtweg nicht mehr wusste, dass sie schon einmal erwähnt wurden. Hilfreich ist da ein detailliertes Personenverzeichnis am Anfang des Buches, das deutlich macht, wer mit wem in Verbindung steht usw. Die Autoren haben wohl selbst erkannt, was sie ihren Lesern zumuten. Das ist zwar sehr nützlich, aber schöner wäre es gewesen, wenn das Verzeichnis gar nicht erst nötig wäre. So hätte man sich viel hin- und her blättern erspart, was dem Lesefluss zugute gekommen wäre. Dennoch hat mich das Buch gefesselt. Die Handlung an sich ist ruhig und für den einen oder anderen mag sie sich manchmal in Details verlieren oder etwas dahinplätschern, mir ging das jedoch nicht so. Ich fand es durchweg spannend und interessant, sodass ich nach jedem Kapitel wissen wollte, wie es weiter geht. Lediglich das Finale, der große Showdown, wie man so schön sagt, ließ etwas zu wünschen übrig. Ich hatte mit einem großen Knall gerechnet, zumal die letzten Kapitel mit einigen Splatterszenen aufwarten, die nichts für zu zarte Gemüter sind. Aber irgendwie blieb der ganz große Paukenschlag aus.
Wenn man mich nun fragen würde, in welches Genre dieses Buch gehört, wüsste ich im ersten Moment gar nicht recht, was ich antworten sollte. Die Autoren selbst reden von einem Fantasie Roman. Das empfinde ich persönlich eher nicht so. Zumindest nicht im klassischen Sinne. Ich würde eher sagen, es ist ein modernes Märchen. Eine apokalyptische Version vom klassischen Dornröschen (ich sag nur „sprechende Tiere“ – mehr spoilern möchte ich nicht). Das mutet anfangs seltsam an, aber wer Erfahrung mit Stephen King hat, der wundert sich über gar nichts mehr :D

Fazit:
Ich bin froh, dass ich mich nicht von den Namenswirren und Charaktermassen habe abschrecken lassen, denn sonst wären mir viele Stunden Unterhaltung entgangen. Ich mag den Stil des Buches, ich mag die Geschichte, die es erzählt und ich kann nicht recht nachvollziehen, dass viele Fans der Autoren sagen, es wäre nicht gut. Sicher ist es kein Meilenstein in der literarischen Geschichte, aber ich nehme an, den Anspruch hatten die Herren beim Schreiben auch nicht. Ich wurde gut unterhalten und vielleicht lese ich das Buch in einigen Jahren ja noch einmal.