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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.06.2018

Historischer Ausflug ins 19. Jahrhundert

Die Ärztin: Das Licht der Welt
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Der Unglücksfall, der 1876 in Brandenburg Familie Petersen trifft, ist tragisch. Bei dem Versuch die Enkelin des Grafen Freystetten aus dem zugefrorenen See zu retten, kommt deren Tochter Antonia tragisch ...

Der Unglücksfall, der 1876 in Brandenburg Familie Petersen trifft, ist tragisch. Bei dem Versuch die Enkelin des Grafen Freystetten aus dem zugefrorenen See zu retten, kommt deren Tochter Antonia tragisch ums Leben. Die Rettung gelingt nur, weil Ricarda die zweite Tochter der Petersens rechtzeitig zur Stelle war. Der alte Graf befindet, dass sich seine Tochter die Komtess Henriette von Freystetten Ricardas annehmen soll, sozusagen als Wiedergutmachung. Der Umzug nach Berlin ist eine Chance für Ricarda. Durch die Komtess, die als eine der ersten Ärztinnen in Berlin praktiziert, eröffnet sich für Ricarda eine völlig neue Welt.

Für Ricarda ist anfänglich schwer, sich als Tochter des Gärtners, in Berlin und in der Gesellschaft zurecht zu finden. Für sie ist es geradezu ein Kulturschock aus ihrem relativ behüteten Leben auf dem Land in die damals schon pulsierende Stadt Berlin mit allen ihren Facetten zu kommen. In Berlin wird ihr der Kontrast zwischen Arm und Reich noch viel deutlicher als auf dem Land. Dass daraus auf Grund der schockierenden Lebensbedingungen der armen Bevölkerung der Wunsch in ihr entsteht, anderen Menschen zu helfen ist geradezu verständlich.

Wie es Ricarda gelingt, sich in dieser damaligen schwierigen Zeit zurecht zu finden und ob sie ihren Weg finden wird, das sollte schon jeder selbst lesen.

Die Autorin skizziert hier ein Leben in der Großstadt Berlin zur Kaiserzeit. Vieles ist im Umbruch, die ersten wesentlichen Erfindungen werden gemacht. Jedoch die medizinische Versorgung der Bevölkerung können sich nur die Reichen leisten. Erschwert wird die Betreuung dadurch, dass der Beruf des Arztes nur Männern vorbehalten ist. Auch die hygienischen Bedingungen bei den Behandlungen lassen sehr zu wünschen übrig, sind eigentlich eher noch katastrophal.

Spannend finde ich, wie es der Autorin gelingt, die einzelnen Protagonisten darzustellen und wie sich diese weiterentwickeln. Ricarda, die Hauptperson, ist geradezu bewundernswert. Sie hat das Herz auf dem rechten Fleck und will um jeden Preis helfen. Sie kämpft um ihr Ziel mit viel Ausdauer und Energie um dieses zu erreichen. Auch die Komtess, der es gelungen ist, trotz Widerstände der Gesellschaft, in der Schweiz ihr Medizinstudium abzuschließen, hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Sie praktiziert in Berlin und führt eine der ersten Arztpraxen für Frauen.

Die historischen Details, die bildhafte und lebendige Schreibweise der Autorin, die fesselnde Geschichte, das ist es, was mir an diesem Buch so sehr gefallen hat. Mit viel Gefühl wird hier der Entwicklungsweg einer jungen Frau gekennzeichnet. Dabei ist das Buch auch noch ausgesprochen spannend. Es liest sich leicht, die historische Kulisse ist ausgesprochen einprägsam. Es geht nicht nur um das Leben in dieser Zeit, sondern auch um die Weiterentwicklung und Rechte der Frauen, Krankheiten und die sich daraus entwickelnde Krankenpflege.

Ich habe sehr viel aus diesem Buch mitgenommen. Einiges wusste ich bereits, von anderen Dingen hatte ich keine Ahnung bzw. mir fehlte einfach die Vorstellungskraft. Das Schöne ist, es wird bereits ein zweiter Fortsetzungsband angekündigt. Hier bin ich auf jeden Fall schon gespannt, wie es weitergeht.

Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne.

Veröffentlicht am 18.06.2018

Der dritte Teil um Victoria Bredon

Das Zedernhaus
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Victoria Bredon, die ich bereits aus den vorangegangenen Teilen "Die rubinrote Kammer" und "Das Geheimnis des Rosenzimmers" kenne, scheint endlich am Ziel ihrer Wünsche. Sie kann ihren Jeremy, trotz der ...

Victoria Bredon, die ich bereits aus den vorangegangenen Teilen "Die rubinrote Kammer" und "Das Geheimnis des Rosenzimmers" kenne, scheint endlich am Ziel ihrer Wünsche. Sie kann ihren Jeremy, trotz der Widerstände weil er nicht standesgemäß ist, heiraten. Auch dem Ziel der Großmutter einer Trauung im Westminster Abbey widersetzt sie sich erfolgreich. Womit sie nicht rechnen kann, dass Jeremy die Hochzeit verschieben muss. Er wird von Sir Arthur, dem Commissioner von Scotland Yard in einer Geheimabteilung, nach Indien geschickt. Er soll dort das Attentat auf den Vizekönig Lord Minto aufklären. Da Jeremy in seiner Jugend einige Zeit in Indien gelebt hat und zudem auch noch Hindi und Urdu spricht, ist er der Einzige, der dafür in Frage kommt. Leider scheint in Indien einiges schief zu laufen. Es kommt die Nachricht, dass Jeremy vermisst wird.

Victoria Bredon, unerschrocken wie immer, beschließt relativ schnell sich nicht auf die indische Polizei zu verlassen, sondern unternimmt mit Hopkins selbst die Reise nach Indien um ein Spur von ihrem Verlobten zu finden. Das sie dabei, schon durch ihre herrliche unkonventionelle Art so einiges erlebt, kann man sich gut vorstellen. Hopkins, der sie schon aus Anstandsgründen begleiten muss, schlüpft gekonnt in die Rolle eines dänischen Grafen, während Victoria sich als Deutsche ausgibt. Gekonnt gelingt es beiden Jeremy auf die Spur zu kommen.

Das ist nun schon das dritte Abenteuer der außergewöhnlichen Protagonistin Victoria Bredon und ihrem Butler Hopkins. Interessant, dass dieses Mal die Handlung geschickt nach Indien verlegt wird. Das gibt diesem Buch noch eine ganz besondere Komponente. Da ich bereits die vorangegangenen Bücher lesen durfte, war es für mich besonders interessant, wie die Protagonisten sich weiterentwickelt haben. Pauline Peters hat hier ein weiteres spannendes Buch über die unkonventionelle Protagonistin geschrieben. Es macht beim Lesen sehr viel Spaß mitzuerleben, wie die Heldin versucht den Zwängen der Gesellschaft, die ihr immer wieder auferlegt werden, zu entfliehen.

Ich habe mich erneut bestens unterhalten gefühlt, empfehle das Buch nur zu gerne weiter und vergebe verdiente fünf Lesesterne.

Veröffentlicht am 17.06.2018

Mordsrevanche mit Überraschung

Mordsrevanche
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Fenna Stern und Tammo Anders, beide nun mittlerweile glücklich verheiratet, haben ein riesiges Problem mit ihrem aktuellen Fall. Das Patenkind von Onkel Frido, Franziska Hinrichs, ist ermordet worden. ...

Fenna Stern und Tammo Anders, beide nun mittlerweile glücklich verheiratet, haben ein riesiges Problem mit ihrem aktuellen Fall. Das Patenkind von Onkel Frido, Franziska Hinrichs, ist ermordet worden. Beide Kriminalkommissare stürzen sich in die Ermittlungen, wollen diesen Fall schon für Onkel Frido auf jeden Fall lösen. Doch es kommt anders als geahnt. Beide erfahren vom zuständigen Personalmanager das ihre Dienststelle aufgelöst wird. Beide werden an verschiedene Orte versetzt und sind ab sofort vom Fall entbunden. Stark frustriert gehen beide erst einmal in Urlaub und wollen inoffiziell weiterermitteln. Im Urlaubsort angekommen erfahren sie von einem weiteren Opfer, bei dem es deutliche Parallelen zu ihrem Fall gibt. Für beide Kommissare ist schnell klar, diese Fälle müssen miteinander zu tun haben.

Dieses ist meines Erachtens der persönlichste Fall der beiden Ermittler. Beide sollen durch die Auflösung der Dienststelle weit über 100 km voneinander versetzt werden. Zusätzlich gibt es noch die persönliche Komponente in dem Fall. Vom Gefühl her ist Tammo ja fast mit Franziska verwandt. Ulrike Busch gelingt es sehr gut den Konflikt der beiden darzustellen. Imponierend, wie sie ihre Akteure agieren lässt, denn beide versuchen aus dieser fast ausweglosen Situationen das Beste zu machen. Damit gelingt es ihnen auch andere Menschen in ihrem Umfeld zu beeindrucken. Ob es den beiden gelingt, weiter an dem Fall zu arbeiten und auch noch ihr persönliches Dilemma zu lösen, lest es selbst! Es lohnt sich auf jeden Fall.

Ulrike Busch ist es mit diesem Krimi gelungen, nicht nur einen spannenden und komplizierten Fall darzustellen, auch ihre Protagonisten haben sich weiterentwickelt. Gerade das gefällt mir an ihren Büchern so gut. Die menschliche Komponente hat hier einen großen Raum und lässt uns die Ermittler so ans Herz wachsen. Dabei gelingt es ihr auch noch sehr gut, den aktuellen Fall im Auge zu behalten und den Ermittlungsfortschritt spannend zu gestalten. Ulrike Busch hat es wieder einmal verstanden, einen Krimi zu verfassen, der einem von der ersten Zeile weg fesselt. Man will einfach wissen, was weiter passiert. Seite um Seite vertieft man sich in den Fall. Während des Lesens versucht man mit zu ermitteln, doch immer wenn man denkt, ist doch klar, so muss es sein, taucht eine Wendung auf, die den Fall in eine andere Richtung lenkt. Und genau das ist es doch, was einen guten Krimi ausmacht. Die Ahnungslosigkeit bis zum Ende zum überraschenden Finale.

Von mir gibt es für diesen spannenden und unterhaltsamen Krimi verdiente fünf Lesesterne und eine ausgesprochene Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 03.06.2018

Ausdrucksstarker Psychothriller von Leonie Haubrich

Die Sprache des Schmerzes
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Ist Thomas Juchmann wirklich unschuldig? Er weiß, dass er die junge Frau nicht vergewaltigt und ermordet hat. Seine Argumente und Erklärungen, die er sich selbst und dem Leser darlegt, lassen einen das ...

Ist Thomas Juchmann wirklich unschuldig? Er weiß, dass er die junge Frau nicht vergewaltigt und ermordet hat. Seine Argumente und Erklärungen, die er sich selbst und dem Leser darlegt, lassen einen das auch wirklich glauben.

Der psychologische Gutachter im Prozess Christopher Günther sieht das aber ganz anders. Für ihn gibt es ein eindeutiges Ergebnis auf Grund verschiedener psychologischer Tests, die er durchführte, dass Thomas Juchmann in jedem Fall schuldig ist. Vorausschauend gibt er sogar noch die Prognose, dass von Juchmann auch in Zukunft wahrscheinlich ähnliche Taten zu erwarten sind. Sein Ergebnis stützt er u.a. auf den Rohrschachtest, einem über hundert Jahre alten Verfahren, welcher für ihn ein unverzichtbares Hilfsmittel ist.

Während des Lesens schwankte ich bereits von Thomas, der durchaus glaubhaft schilderte, dass er auf keinen Fall der Täter sein kann, dann doch wieder zu Christopher dem Gutachter. Dieser belegt nicht nur an Hand des Testes eine mögliche Täterschaft von Thomas. Doch wem soll ich nun glauben?
Thomas Juchmann wiederum nimmt den Verlauf der Handlung selbst in die Hand. Er flieht aus der Haft und will sich nun rächen.

Es ist aber auch die Geschichte von Liz und Jan. Jan, ein kleiner Junge, der zu Hause und auch in der Schule durch Gewaltphantasien auffällt. Liz ist seine Therapeutin. Ihr gelingt es in ersten Ansätzen zu ihm durchzudringen und ist der Meinung, sie kann ihm auf jeden Fall helfen.

Obwohl alle diese Personen bis auf wenige Ausnahmen eigentlich keine Gemeinsamkeiten haben, gelingt es der Autorin ungemein gut, diese zusammen zu führen. Am Anfang ahnte ich noch nicht worauf es hinausläuft.

Leonie Haubrich gelingt es auch in diesem Buch erneut, sich in die Psyche des Menschen so extrem hinein zu versetzen. Ob es nun die Gewaltphantasien von Jan sind, die nur zu Tage treten, wenn er mit Jakob seinem imaginären Freund spricht, oder aber auch das Sinnieren von Liz über ihre Ehe mit Christopher. Schon entsteht beim Lesen die Ahnung, ja so könnte es auf jeden Fall gewesen sein, und die eigenen Gedanken wandern weiter. Auch das Fortschreiten der Handlung wird geschickt durch die Gedanken der agierenden Personen gesteuert.
Die Dramatik entsteht während des Lesens. Anfänglich, wie oben beschrieben, ahnt man das Ausmaß des Ganzen noch gar nicht. Aber dann verselbstständigen sich die Gedanken und die Spannung erhält einen neuen Schub.

Dieser erneute Psychothriller von Leonie Haubrich spielt wieder mit den Gedanken der Protagonisten und lässt uns an ihnen teilhaben. Hilflos steht man als Leser und Zuschauer in der ersten Reihe und kann das Geschehen dann letztlich doch nicht verhindern. Für mich war auch dieses Buch von Leonie Haubrich wieder ein absolut gelungener Ausflug in die Psyche und die Abgründe der Menschen. Ich kann es allen nur empfehlen und vergebe verdiente fünf Lesesterne.

Veröffentlicht am 22.05.2018

Rasant, spannend und unvorhersehbar

Tiefer denn die Hölle (Ein Martin-Bauer-Krimi 2)
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Das ist ein Fall, der es in sich hat. Martin Bauer, ein Polizeiseelsorger der evangelischen Kirche, der in die Polizeiarbeit eingreift wird zu einem stillgelegten Bergwerk gerufen. Dort wurde eine Leiche, ...

Das ist ein Fall, der es in sich hat. Martin Bauer, ein Polizeiseelsorger der evangelischen Kirche, der in die Polizeiarbeit eingreift wird zu einem stillgelegten Bergwerk gerufen. Dort wurde eine Leiche, übergossen mit Honig gefunden. Sein Kollege Polizeidekan Rüdiger Vaals war vor ihm am Ort und ist im Schacht mit einem Herzinfarkt zusammen gebrochen. Bauer gelingt es mit viel Feingefühl, den Dekan und den völlig geschockten Polizisten aus dem Schacht zu retten.

Die Aufklärung des Falles übernimmt Hauptkommissarin Verena Dohr. Wobei es von Anfang nicht ganz klar ist, ob es sich um Mord oder doch eher um eine Art ritueller Leichenschändung handelt. Martin Bauer sieht das ganz anders. Er hat noch die wirren Äußerungen von Vaal kurz vor dem Abtransport ins Krankenhaus im Ohr der ihm signalisierte, dass er das Opfer kennen könnte. Da er befürchtet, dass die ermittelnde Kommissarin in die falsche Richtung geht, beginnt er mit eigenen Ermittlungen.

Dieser Thriller begann bereits im Auftakt absolut spannend. Dem Autorenduo ist es gelungen, diese Spannung nicht nur zu halten, sondern auch konsequent zu steigern. Auch wenn ich das vorangegangene Buch nicht kannte, störte mich das beim Lesen überhaupt nicht. Gut gefallen hat mir, dass die ermittelnde Kommissarin sich immer wieder von Bauer weitere Ermittlungsansätze sagen lässt. Denn der ist ihr auf Grund seiner Verbindungen zur Kirche doch immer wieder einen Schritt voraus.

Gut haben mir auch die Protagonisten gefallen. Bauer, der sehr in seinem Job eingespannt ist und die eigene Familie dadurch auch oft vergisst. Zusätzlich kommen noch die Schwierigkeiten mit seiner hochschwangeren Frau, die in dieser Situation wenig Verständnis für seinen Job hat.

Auch Verena Dohr kämpft mit ihren privaten Problemen, von denen um Himmelswillen auf keinen Fall jemand von den Kollegen etwas erfahren darf. Wie sieht es denn aus, wenn eine Kriminalkommissarin mit einem Junkie zusammenlebt, der nach jeder Entziehungskur erneut rückfällig wird.

Interessant fand ich auch, dass die Handlung zum Teil in den stillgelegten Zechen spielt. Was mit denen ist, wenn sie nicht mehr betrieben werden, darüber hatte ich mir bis dato noch keine Gedanken gemacht.

Ich fand diesen Thriller, als einen solchen würde ich diesen auf jeden Fall bezeichnen, extrem spannend. Von mir gibt es dafür eine ausgesprochene Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne.