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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2018

Wenn Erinnerungen schwinden

Memory Wall
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Wow, es ist schon erstaunlich welch dicht gewobene Geschichte der Autor auf recht wenigen Seiten zu Papier gebracht hat. Mit gerade mal 134 Seiten ist diese Novelle wahrlich nicht sehr umfangreich.
Doerr ...

Wow, es ist schon erstaunlich welch dicht gewobene Geschichte der Autor auf recht wenigen Seiten zu Papier gebracht hat. Mit gerade mal 134 Seiten ist diese Novelle wahrlich nicht sehr umfangreich.
Doerr erzählt in einem wunderschön zu lesenden Stil von Alma, deren Erinnerungen auf Kassetten gespeichert ist und die sie mit Hilfe von ins Gehirn gepflanzter Stecker abrufen kann. Es ist aber auch die Geschichte von Pheko, ihrem treuen Diener. Der ihr jeden Tag zur Seite steht und täglich von den Slums vor Kapstadt zu ihr in die vornehme Villa kommt um ihr zu helfen. Pheko ist alleinerziehender Vater und kämpft für seine Jungen um das tägliche überleben. Und dann ist da noch Luvo, der Weisenjunge, der von dem zwielichtigen Roger für seine Zwecke missbraucht wird, um die Erinnerungen von Alma zu durchforsten um etwas ganz bestimmtes darin zu finden.
Alma tat mir erst sehr leid, denn Erinnerungen sind etwas kostbares. Ein trauriges Dasein ist ihr bestimmt ohne diese Erinnerungen. Aber in ihren Erinnerungen durchleuchtet man auch ihr Leben und erfährt so manches über sie, was sie nicht wirklich zu einer liebenswerten Person macht. Traurig ist die Geschichte aber doch, denn in einer Gesellschaft wo nach wie vor ein großer Spalt zwischen weiß und schwarz besteht, haben es besonders die Kinder schwer. Das zeigt Luvos Part der Geschichte. Als Weise und Straßenjunge hat er es zeitlebens schwer gehabt. Durch Roger hat er zwar seine tägliche Portion Essen und eine Schlafplatz, aber der Mann verlangt Luvo auch alles ab. Erst als das Schicksal ihn von dem Mann erlöste ist Luvo frei und nutzt Almas Erinnerungen für sich und er hilft damit auch anderen.
Mein Fazit:
Auf ruhige, aber schöne Art, beschreibt der Autor das Leben dreier unterschiedlicher Personen. Im Fokus stehen die Erinnerungen von Alma. Darum herum sind noch die Leben von Pheko und Luvo geschickt in die Handlung integriert. Ein wirklich nettes Büchlein, dem man gedanklich noch lange nachhängt. In Erinnerung schwelgen sozusagen.

Veröffentlicht am 30.06.2018

Zwischen Erde und Himmel tut sich was

Für immer ist die längste Zeit
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Maddy ist tot. Scheinbar hat sie Selbstmord begangen. Während ihre Tochter Eve und ihr Mann Brady versuchen, mit dieser Tatsache klarzukommen und Antworten zu finden, befindet sich Maddy irgendwo zwischen ...

Maddy ist tot. Scheinbar hat sie Selbstmord begangen. Während ihre Tochter Eve und ihr Mann Brady versuchen, mit dieser Tatsache klarzukommen und Antworten zu finden, befindet sich Maddy irgendwo zwischen Erde und Himmel. Auf ihrem Beobachtungsposten wird Maddy klar, dass sie ihren Lieben unbedingt helfen muss. Vater und Tochter haben nämlich keinen guten Draht zueinander und benötigen gewisse Unterstützung auf zwischenmenschlicher Ebene. Immer wieder mischt sich Maddy in die Gedanken der Beiden und schafft es so, dass sie sich langsam wieder näher kommen.
In einem Tagebuch von Maddy hofft Brady Antworten zu finden. Und die findet er tatsächlich, allerdings anders als erwartet. Denn die Sorgen, die Maddy darin niederschrieb, öffnen ihm allmählich die Augen über ihr Seelenheil. Auch Eve blättert immer wieder darin und erkennt auch, wie es ihrer Mutter im Familienleben ergangen ist.
In kurzweiligen Kapiteln in denen Maddy, Eve und Brady abwechselnd aus ihrer Sicht den jeweiligen Tag schildern, erhält man als Leser einen guten Einblick in die Familie. Die große Frage, hat Maddy tatsächlich Selbstmord begangen, zweifelt man als Leser schon recht früh an. Durch hingeworfene Brocken aus Maddys Sicht, verstärtk sich diese Meinung immer mehr. Auch wenn sie als Ehefrau und Mutter nicht recht glücklich schien, konnte ich mir diesen entgültigen Schritt von ihr nicht vorstellen.
Schön fand ich die Tagebucheinträge von Maddy. Sie waren witzig, ernst und manchmal auch verzweifelt. Ich konnte mir gut vorstellen, wie Maddy abends darin schrieb und den vergangen Tag in Worte fasste. Besonders gefiel mir aber die Vorstellung, dass sie von dort wo sie während der Geschichte war, die Menschen irgendwie leitete. Nicht nur Eve und Brady, auch ihre Schwester, ihre beste Freundin und Rory, Eves Nachhilfelehrerin. Eine nette und tröstliche Vorstellung.
Auch wenn die Geschichte natürlich einen traurigen Hintergrund hat, ist sie auch witzig. Eve, die aufsässige Teenagertochter, legt manchmal einen Sarkasmus an den Tag, da muss man, trotz des Ernstes einfach schmunzeln. Brady mag kein schlechter Kerl sein, aber als Ehemann taugte er nur bedingt.
Besonders gut gefallen hat mir auch die Cover Gestaltung. Auch wenn man dahinter nicht so eine Geschichte vermuten würde. Die Haptik finde ich auch sehr schön. Ich mag es, wenn man ein Buch in den Händen hällt und einzelne Segmente fühlen kann!
Mein Fazit:
Für immer ist die längste Zeit ist ein netter Roman für zwischendurch, der durchaus etwas nachhallt. Es war schön mitzuerleben wie sich Eve und Brady entwickeln und merkten, dass eine Mutter und Hausfrau eben nicht nur das ist. Sondern ein Mensch mit Bedürfnissen, der nicht nur für das Wohl der Familie zuständig ist, dem man auch selber mal Anerkennung zollen sollte. Leider ist ihnen das erst zu spät bewusst geworden. Doch die Lebenden können das ja noch ändern. Und genau da hackte es für mich persönlich in der bis dahin gut durchdachten Geschichte. Denn das Ende ist für mich zu sehr ein romantisches Happy End. Nicht, dass mir solch Happy Ends gefallen würden, für die Geschichte hätte ich das aber doch nicht noch gebraucht!

Veröffentlicht am 30.06.2018

Gefangen im Wachkoma

Locked In
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Das Buch hat mich wegen seiner Thematik interessiert. Auch ich hatte jemanden in der engeren Familie im Koma liegen. Ich war also sehr gespannt, wie die Autorin das Opfer darstellt. Und ich muss sagen, ...

Das Buch hat mich wegen seiner Thematik interessiert. Auch ich hatte jemanden in der engeren Familie im Koma liegen. Ich war also sehr gespannt, wie die Autorin das Opfer darstellt. Und ich muss sagen, ich fand es total gut gemacht und auch glaubwürdig. Das Glaubwürdig kommt eben durch die eigene Erfahrung.
Alex Dale ist, wie schon oben erwähnt, eine brillante Journalistin. Vor allem aber ist sie Alkoholikerin. Sie hat sich selber einen ausgeklügelten Timetable erstellt, damit während ihrer öffentlichen Arbeiten niemand etwas davon mitbekommt. Bis zwölf Uhr funktioniert sie hundertprozentig. Danach verkriecht sie sich in ihren eigenen vier Wänden, damit sie ihre Krankheit pflegen kann. Jahre vorher hatte sie einen gut bezahlten Job bei einer Zeitung mit einer eigenen Kolumne. Nun will sie wieder versuchen in ihrem alten Leben Fuß zu fassen. Ihr Artikel soll vom Wachkoma handeln. Im Royal-Infirmary-Krankenhaus stößt sie bei ihren Recherchen auf Amy Stevenson. Seit 15 Jahren liegt sie dort im Koma. Alex kann sich an die tragische Geschichte der jungen Frau erinnern und beschließt, diesem noch immer ungelösten Fall, weiter nachzuforschen. Ein Mann scheint der Journalistin dabei höchst verdächtig…..
Der Thriller liest sich wirklich sehr gut. Der Aufbau ist auch ganz interessant gemacht, mit einer Zeitspanne von 15 Jahren und aus abwechselnden Perspektiven auf das Geschehen. Sehr gut gemacht fand ich Amys Teil der Geschichte. Sie ist sehr präsent, das hat mir gefallen. Man konnte sich sehr gut in ihre gefangenen Gedankenwelt hineinversetzten und ich für meinen Teil, kann mir das gut vorstellen, dass es so sein könnte. Auch Alex fand ich gut dargestellt. Ihr Alkoholproblem erlebt man natürlich auch ganz nah. Doch man erfährt auch, wie es dazu kam und wie tief Alex’ Fall wirklich war. Trotz ihrer Sucht ist sie aber doch eine gute Journalistin, ohne Sensationsgeilheit. Ihr liegen die Menschen, über die sie schreibt am Herzen. Zu Amy baut sie allmählich eine tiefe Verbundenheit auf, denn auch sie ist ohne Freunde und Familie. Nach und nach rollt Alex Amys Fall neu auf, deckt Geheimnisse auf und nimmt gleichzeitig den Kampf gegen die Alkoholkrankheit auf. Denn wenn sie das nicht macht, dann wird sie bald sterben und dann ist Amy ganz allein.
Hier ist eine Frau. Sie hat sich als Alex vorgestellt, und ich glaube, sie hält mich für jemand anders, obwohl sie weiß, dass ich Amy heiße. Vielleicht gibt es hier noch eine andere Amy, wo auch immer “hier” sein mag.
Seite 341
Mein Fazit:
Ein rund um gut gemachter Spannungsroman mit glaubwürdiger Handlung und gut gewählten Charakteren. Auch wenn man als Leser schon eine ganze Zeit früher eine Ahnung zum Täter hat, schafft es die Autorin doch ab und zu Zweifel zu dieser Ahnung zu sähen. Kein Thriller im klassischen Stil, aber wer Bücher wie “Girl on the Train” oder ähnliches mag, dem kann ich diesen Titel durchaus empfehlen. Wie immer meine eigene Meinung und wer es lesen möchte, soll sich bitte seine eigene zu Locked in bilden!

Veröffentlicht am 30.06.2018

Unterhaltsam, witzig aber auch zum Nachdenken

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
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Mister Frank ist ein liebevoller sensibler Mann, der die besondere Gabe besitzt, die passende Musik für jeden Menschen auszuwählen. Nicht die Musik, die man persönlich mag, sondern die Musik, die man braucht. ...

Mister Frank ist ein liebevoller sensibler Mann, der die besondere Gabe besitzt, die passende Musik für jeden Menschen auszuwählen. Nicht die Musik, die man persönlich mag, sondern die Musik, die man braucht. Sei es die ältere Dame oder der verzweifelte Frischvermählte, das Ehepaar in einer Krise oder die nervlich am Ende scheinende junge Mutter – Frank findet die passenden Töne. Als Ilse Brauchmann in sein Leben tritt, bringt sie alles durcheinander. Nichts, keinen Ton kann Frank an ihr ausmachen, so sehr er sich auch bemüht……
Rachel Joyce ist es wieder gelungen eine wunderschöne Geschichte zu erzählen. Ihre Charaktere sind liebenswert, verschroben, einfühlsam und empathisch, ach die Liste könnte noch ewig lang weitergehen. Man fühlt mit Frank, seinen Macken und seinen Ängsten. Erlebt wie er zu dem Mann geworden ist, der er ist und lernt einiges über Musik. Man lacht aber auch herzlich, wenn sich wieder einmal alle Bewohner einfinden um sich gegenseitig gute Ratschläge erteilen oder ganz besonders, wenn sie versuchen Franks Liebesleben ins Rollen zu bringen. Denn Frank ist, was die Liebe angeht, ein schwieriger Charakter, ein gebrannte Kind, wenn man es so ausdrücken will. Auch wenn er Ilse von ersten Moment an liebt, schafft er es nicht seine Gefühle ihr gegenüber zu offenbaren. Ilse selber ist aber auch eine geheimnisvolle Person. Aus ihr wird man nicht schlau, auch wenn sie für Frank etwas empfindet.
Klassik, Rock, Jazz, Blues, Heavy Metal, Punk … Nichts war tabu, solange es auf Vinyl gepresst war. Wenn jemand Frank erklärte, welchen Musikstil er mochte oder einfach, wie es ihm an diesem Tag gerade ging, dann fand Frank innerhalb von Minuten den richtigen Titel. Dafür hatte er ein Händchen. Eine Gabe. Er wusste, was die Leute brauchten, sogar wenn sie es selber nicht wussten.
Seite 10
Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie ist kein klassischer Liebesroman. Gefühle, Zusammenhalt, Freundschaft und Harmonie spielen aber eine große Rolle und natürlich auch die Musik. Noch nie hatte ich so viele unterschiedliche Musikrichtungen in einer Geschichte erlebet. Sehr inspirierend!

Mein Fazit:
Eine nette Geschichte über Menschen, die jeder für sich liebevolle Charaktere sind. Unterhaltsam und witzig erlebt man den Zusammenhalt einer Gruppe von unterschiedlichen Typen, die zusammenwachsen und eine Einheit bilden. Sich Halt geben und gegenseitig auch brauchen. Das Ende war zwar nett gemeint, aber mir persönlich auch zu kitschig im Vergleich zum Rest der Geschichte. hinten findet man auch eine Playlist. Sehr praktisch damit man die ganze Bandbreite an unterschiedlichen Musikstilrichtungen sich im Nachhinein nochmal anhören kann.

Veröffentlicht am 30.06.2018

Grauenhafte Zukunftsaussichten

Bios
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Die Zukunftsvision, die dieser Thriller inszeniert interessiert mich total. Vieles, das in die Handlung eingebaut ist und bearbeitet wird, gibt es tatsächlich schon. So manches ist uns nur aus dem Gedächtnis ...

Die Zukunftsvision, die dieser Thriller inszeniert interessiert mich total. Vieles, das in die Handlung eingebaut ist und bearbeitet wird, gibt es tatsächlich schon. So manches ist uns nur aus dem Gedächtnis gefallen, oder wurde zu wenig beachtet.
Klonen zum Beispiel. Suarez beschränkt sich in seinem Thriller nicht nur auf das Kopieren von Tieren. Nein, in seinem Szenario wird mit menschlicher DNA gehandelt und exakte Kopien erstellt. Er geht aber noch einen Schritt weiter. Er verändert die DNA von lebenden Menschen, tauscht sie aus, gewollt oder ungewollt. So erging es seinem Helden Kenneth Duarand. Außer seinen Erinnerungen, ist nichts mehr so wie es war. Er erwacht als ein komplett anderer Mensch und soll für die Taten des Mannes, den er selber jagd, angeklagt werden.
Eine grausige Vorstellung oder? Man ist seiner eigenen DNA nicht mehr sicher. Bösewichte entführen Menschen und rauben ihnen ihre DNA um ihnen die eigene einsetzen zu lassen. Um so ungestört weiterzumachen. Natürlich mit Hilfe von viel Geld von Leuten die es haben und die sich selber in ihren „Wunschbody“ hüllen möchten. Denn Geld regiert die Welt. Schönheitsoperationen waren heute, DNA Austausch ist moren.
EVOLUTION NACH PLAN
Designer-Babys werden in den USA in Labors ja schon kreiert, sind also keine Zukunftsvision mehr. Dies ist ebenfalls eine Thematiken, welche der Autor in diesem Thriller aufgreift. Mit Hilfe von sogenannten Edits, können interessierte Paare in den illegalen Einrichtungen ihr Wunschkind kreieren und austragen lassen. Da geht es nicht mehr nur um Aussehen, Intelligenz, Wachstum, Krankheitsvermeidung, Hautfarbe sind nur einige Aspekte, mit denen Kindern eine möglichst gute Zukunft von Beginn an erkauft wird. Denn nur die Elite schafft es in dieser Zukunft zu bestehen. Alle anderen siechen in Armut dahin, ohne Arbeit, ohne Perspektive.
Mit Hilfe eines Wissenschaftlers, der sich nicht uneigennützig mit Duarand auf den beschwerlichen Weg macht um Wyckes zu finden, möchte sich der Kommissar seine DNA wieder zurück holen um wieder der Alte zu werden. Denn ein Zurück zu seiner Familie und zu seinem früheren Leben ist nur möglich, wenn er wieder so aussieht wie vor der Entführung. Eine wilde Jagd durch Thailand und durch die Wälder Myanmars, sorgt für den Nervenkitzel den die doch etwas trockene, aber interessante, Thematik durchaus gebrauchen kann.
Die Technologie ist weit fortgeschritten. Autos fahren selbstständig, ebenso Flugzeuge und Helikopter. Dronen sind nicht mehr nur klein, es gibt sie in allen möglichen Größen, ausgestattet mit der neuesten Technologie. Auch Militärisch hat sich vieles geändert.
Aber auch Biologisch hat sich viel getan. Fleisch wird künstlich erzeugt, Gemüse und Obst wird in Türmen produziert und auch in die DNA von Pflanzen und Tieren wird eingegriffen um sie zu verändern. All das zu lesen ist schon etwas befremdlich, doch auch nicht allzuweit hergeholt. Die Zukunft wird kommen, wie viel sich aus diesem Biopunk Thriller bewarheiten wird, wird sich zeigen.
Mein Fazit:
Ein wirklich gut struktuierter Science Fiction Thriller, der eine Zukunft vorhersieht, die beängstigend ist. Vieles, das in diesem Roman beschrieben wird gibt es schon, allerdings noch nicht in dem Ausmaß. Die Forschung wird aber nicht halt machen und möglichweise genau auf solche oder ähnliche Szenarien, wie im Roman beschrieben, hinarbeiten. Keine schöne Vorstellung für meine – unsere – Kindeskinder :(.