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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2018

Über Freundschaft und Herzenswärme

Liebe Mrs. Bird
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Inhalt: London 1941. Die junge Emmeline Lake träumt davon, Kriegsberichterstatterin zu werden. Als sie eine Stellenanzeige für eine Teilzeit-Gehilfin beim London Evening Chronicle liest, bewirbt sie sich ...

Inhalt: London 1941. Die junge Emmeline Lake träumt davon, Kriegsberichterstatterin zu werden. Als sie eine Stellenanzeige für eine Teilzeit-Gehilfin beim London Evening Chronicle liest, bewirbt sie sich sofort. Tatsächlich bekommt sie die Stelle und erkennt erst an ihrem ersten Arbeitstag, dass sie als Sekretärin bei der respekteinflößenden Kummerkastentante Mrs. Bird nur die Leserbriefe vorsortieren soll. Alle Briefe, die Mrs. Bird irgendwie anstößig findet, muss sie sofort zerschneiden - und das sind sehr viele. Doch Emmeline fühlt mit den Frauen, deren Briefe aussortiert werden, mit und beginnt, ihnen zu antworten. Sie unterschreibt statt mit ihrem Namen, mit "Henriette Bird“... Meine Meinung: Der Schreibstil von A. J. Pearce hat mir sofort gefallen. Er ist lebhaft, mitreißend und an den passenden Stellen witzig und ich musste häufiger beim Lesen schmunzeln. Je mehr ich in diese Geschichte eintauchte, desto mehr fesselte sie mich. Emmeline, genannt Emmy, ist anfangs noch ziemlich naiv, aber trotzdem sehr sympathisch und liebenswert. Auch ihre beste Freundin Bunty habe ich sofort gemocht. Bunty ist loyal, witzig, lebhaft und sehr verliebt in ihren Freund William. Aber eigentlich sind alle Charaktere ganz toll und individuell beschrieben. Fast alle sind sehr sympathisch, einige davon auch ein bisschen schräg, aber ich mochte sie alle - sogar die aufbrausende und laute Mrs. Bird, die alles „unerquicklich“ und „inakzeptabel“ findet.
Die Autorin erzählt in dieser Geschichte aber nicht nur von den Leserbriefen und Mrs. Bird, sondern auch sehr spannend und dramatisch vom Bombenhagel in Londons Straßen. Vom Mut einiger Menschen und von Freundschaft.
Fazit: „Liebe Mrs. Bird“ hat mir sehr gut gefallen, es ist eine warmherzige und schöne Geschichte über Mut, Freundschaft und Herzenswärme.

Veröffentlicht am 18.09.2018

Eine Geschichte über das Loslassen

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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Inhalt: Die 12-jährige Suzy Swanson macht sich ganz andere Gedanken als Gleichaltrige, zB. über den Schlafrythmus von Schnecken oder wie oft das Herz geschlagen hat, wenn man 12 Jahre alt ist. Als ihre ...

Inhalt: Die 12-jährige Suzy Swanson macht sich ganz andere Gedanken als Gleichaltrige, zB. über den Schlafrythmus von Schnecken oder wie oft das Herz geschlagen hat, wenn man 12 Jahre alt ist. Als ihre beste Freundin Franny ertrinkt, will Suzy das nicht glauben. Franny war doch eine gute Schwimmerin! Um sich selbst den Tod der Freundin zu erklären und um ihn akzeptieren zu können, sucht Suzy nach anderen Todesursachen. Vielleicht wurde Franny von einer äußerst giftigen Qualle gebissen? Suzy beginnt zu recherchieren…

Meine Meinung: Mich hat das Buch von Anfang an gefesselt und berührt, was auch an dem tollen Schreibstil von Ali Benjamin liegt.
Susy ist ein sehr eigenwilliges und außergewöhnliches Mädchen. Da sie kein Interesse an den Dingen hat, mit denen sich gleichaltrige Mädchen beschäftigen (Jungen, Klamotten, Schminke), sondern sich völlig in der Welt der Naturwissenschaften verlieren kann, ist sie eine Außenseiterin und hat nur eine einzige Freundin - Franny. Suzys Ideen sind sehr kreativ und als Leser fand ich sie lustig, bei ihren Mitschülern eckt Suzy allerdings damit an, was teilweise auch verständlich ist. Ich fand Suzy sehr liebenswert, denn Ali Benjamin versteht es, den Leser Suzys Gedanken und Gefühle nahe zu bringen.
Der Tod ihrer Freundin setzt ihr sehr zu, sie hört auf zu sprechen und sucht eine Erklärung für Frannys Ertrinken, denn sie will nicht akzeptieren, dass „Dinge einfach so passieren“. Auch ihre Eltern sind mit ihrem Verhalten völlig überfordert und schicken sie zu einer Therapeutin.
Das Buch ist aufgeteilt in naturwissenschaftliche Kapitel über Quallen, in Kapitel in der Gegenwart und in Rückblicke in die Vergangenheit, die hauptsächlich das letzte Schuljahr schildern und deutlich machen, warum Suzy so große Schwierigkeiten hat, Frannys Tod zu akzeptieren.
Das Ende fand ich passend und hoffnungsvoll.

Fazit: Ein sehr berührendes Jugendbuch über das Loslassen und das Erwachsen werden (empfohlenes Alter: 12 -15), das aber auch für erwachsene Leser absolut lesenswert ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Thema
Veröffentlicht am 20.08.2018

Berührend und erschütternd

Das Nachtfräuleinspiel
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Inhalt: Annamaria, 17 und schwanger, ist überglücklich ein neues Zuhause bei Liane, Carl und ihren fünf Kindern zu finden. Liane ist Kindertherapeutin und Buchautorin von Erziehungsratgebern und wird für ...

Inhalt: Annamaria, 17 und schwanger, ist überglücklich ein neues Zuhause bei Liane, Carl und ihren fünf Kindern zu finden. Liane ist Kindertherapeutin und Buchautorin von Erziehungsratgebern und wird für das junge elternlose Mädchen schnell zum Idol. Doch je länger Annamaria bei der Familie lebt, desto mehr zweifelt sie an der heilen Welt der Familie.

Meine Meinung: Der Schreibstil von Anja Jonuleit gefällt mir sehr gut und auch wenn die Geschichte sich zunächst nur langsam entwickelt, so nimmt sie bald so ransant an Fahrt auf, dass man sich ihrem Sog nur schwer entziehen kann.Die Autorin versteht es, ihre Charaktere authentisch und lebhaft zu beschreiben.
Lianes Geschichte beginnt in der Gegenwart, im Jahr 2017, doch in Rückblicken erfährt der Leser einiges aus ihrem Leben. Dabei wird ihr Charakter sehr deutlich. Um an ihr Ziel zu kommen, ist ihr jedes Mittel recht. Sie agiert völlig skrupellos, berechnend und manipulativ. Für sie ist ihre Art von Kindererziehung die einzig Richtige. Leider wird sie durch ihren Erfolg (Buchveröffentlichungen und sogar eine eigene Fernsehsendung, die sehr and die „Super Nanny“ erinnert) in ihrer Meinung noch bestärkt. Doch in Wirklichkeit ist ihre Bilderbuchfamilie nur Fassade. Als Leser wartet man gespannt darauf, dass Liane für ihr Handeln endlich bestraft wird.
Annamaria hat mir dagegen gut gefallen. Schwanger von ihrem verheirateten Lehrer, von ihrer alkoholkranken Pflegemutter im Stich gelassen und nach einem traumatischen Erlebnis beim Nachtfräuleinspiel (einem alten schwäbischen Brauch zu Fastnacht) nimmt Liane sie als Kindermädchen und Haushaltshilfe bei sich auf. Zunächst ist Annamaria überglücklich bei der Familie, hält sich strikt an Lianes Vorgaben zur Ernährung, und ihr Verhältnis zu den Kindern ist liebevoll und mitfühlend. Doch nach einer Weile erkennt sie immer mehr, was wirklich in der Familie vor sich geht. Das Ende hätte ich mir vielleicht etwas positiver für sie gewünscht.

Fazit: Mir hat dieses Buch richtig gut gefallen. Das Thema (für mich als Erzieherin und Mutter besonders interessant) ist sicher nicht häufig in Romanen zu finden. Es hat mich sehr berührt und erschüttert. Außerdem ist es spannend wie ein Krimi. Ganz sicher ein Highlight für mich!
Ganz sicher werde ich bald noch andere Bücher der Autorin lesen.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Schmetterlinge und rote Schuhe...

Der Schmetterlingsjunge
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Inhalt: Die Tote lag bäuchlings auf dem Bett - auf ihren Rücken hatte ihr Mörder einen riesengroßen wunderschönen Schmetterling gemalt. Nils Trojan und seine Kollegen sind fassungslos, doch nur zwei Tage ...

Inhalt: Die Tote lag bäuchlings auf dem Bett - auf ihren Rücken hatte ihr Mörder einen riesengroßen wunderschönen Schmetterling gemalt. Nils Trojan und seine Kollegen sind fassungslos, doch nur zwei Tage später finden sie ein zweites Opfer mit einer ähnlichen Bemalung. Der Mörder hinterlässt an den Tatorten Spuren für die Polizei, die auf weitere Verbrechen hinweisen und spielt ein perfides Verwirrspiel mit den Ermittlern.

Meine Meinung. „Schmetterlingsjunge“ ist bereits der 7. Fall für Nils Trojan und bisher habe ich alle Bücher gelesen. Manche fand ich super, andere weniger gut.
Ich bin eigentlich kein Fan von Thrillern, in denen es um psychopathische Serienkiller geht, die eine traumatische Kindheit hatten. Davon gibt es auch schon jede Menge. Trotzdem hat mich diese, in meinen Augen etwas absurde (damit meine ich die Art der Morde) Geschichte, von Anfang an gefesselt. Der Schreibstil ist einfach, flüssig und zusätzlich durch die große Schrift sehr schnell zu lesen. Die Handlung ist rasant und spannend, ohne überflüssige Längen, und da jedes Kapitel mit einem kleinen Cliffhanger endet und es viele Perspektivwechsel gibt, lässt sich das Buch nur schwer zur Seite legen.
Im Laufe der Geschichte erfährt der Leser in Rückblicken mehr über die Vergangenheit des Täters und kann so den Ursprung seiner Taten erkennen.
Die sich anbahnende neue Liebesgeschichte ist ziemlich vorhersehbar und für mich persönlich auch überflüssig, nimmt aber zum Glück nicht zu viel Raum ein und ich bin froh, dass Trojans Beziehungsprobleme mit Jana endlich in den Hintergrund treten.

Fazit: Für mich war „Schmetterlingsjunge“ ein echter Pageturner und deshalb sehe ich gerne über einige kleine inhaltliche Schwächen hinweg.

Veröffentlicht am 02.07.2018

Eine Kindheit in den 60er Jahren

Pfaffs Hof
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Inhalt: Anfang der 60er Jahre zieht die kleine Annemarie mit ihren Eltern auf den dunklen und baufälligen Hof der Familie Pfaff in einen kleinen Ort am Niederrhein. Die Eltern haben sich nicht mehr viel ...

Inhalt: Anfang der 60er Jahre zieht die kleine Annemarie mit ihren Eltern auf den dunklen und baufälligen Hof der Familie Pfaff in einen kleinen Ort am Niederrhein. Die Eltern haben sich nicht mehr viel zu sagen und die Stimmung ist meistens ziemlich gedrückt. Der älteste Sohn Peter (1944 geboren) ist schon ausgezogen, weil er sich mit dem Vater überworfen hat. Die Mutter hat ständig andere Männer zu Hause, wenn der Vater nicht da.

Annemarie flüchtet sich in die Welt der Bücher und träumt davon Studentin zu werden. Ihr großes Vorbild ist Astrid Lindgren.

Meine Meinung: Die ganze Geschichte, die in den späten Nachkriegsjahren spielt, wird aus der Sicht von Annemarie erzählt. Ich schätze ihr Alter auf etwa 6 oder 7 Jahre zu Beginn und auf 10 oder 11 Jahre am Ende des Buches. Die Menschen sind noch von der schweren Last und Schuld des Krieges geprägt und vor allem die ehemaligen Soldaten möchten diese schlimmen Jahre möglichst schnell vergessen und nicht mehr darüber sprechen. Annemaries Vater wird noch viele Jahre nach dem Krieg von Alpträumen gequält. Das Mädchen bekommt alles mit, denn es schläft zwischen den Eltern. Die Mutter macht vor Annemarie kein Geheimnis daraus, wie sie zu dem Vater steht (dem „Satan“) und Annemarie sieht sie häufiger mit anderen Männern, die sie sich scheinbar wahllos aussucht. Der Vater scheut sich, Annemarie seine Zuneigung zu zeigen, die aber trotzdem ganz deutlich erkennbar ist. Mit Gefühlen war man zu der Zeit eher zurückhaltend.
Durch die Sichtweise eines Kindes und der typischen Sprache der 60er wirkt dieser Roman äußerst lebhaft und authentisch. Die Kapitel sind sehr kurz und flüssig zu lesen. Allerdings springen die Kapitel manchmal ohne genaue Angaben in den Zeiten, was etwas verwirrend ist. Hiltrud Leenders benutzt Redewendungen, Ausdrücke, Lieder und Gebete, die ich persönlich (geboren 1964) auch noch sehr gut kenne und für mich war es wie eine Reise in die Vergangenheit. Auch kenne ich noch Steghosen, Wasserwellen, die Besucherritze, Eisblumen am Fenster und auch das Lied: "Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt Haarmann auch zu dir. Mit dem kleinen Hackebeilchen und macht Hacke-, Hacke-, Hackemus aus dir.“ (Heute unvorstellbar, so etwas Kindern vorzusingen!).
Annemarie hat einen starken Willen, sie wird immer selbstbewusster und hat ein klares Ziel vor Augen: Sie möchte studieren!
Das Ende, eine Provokation von Annemarie, fand ich sehr gut.

Fazit: Mir hat das Buch, das eine Zeitreise in die 60er Jahre ist und Annemaries Alltag schildert, sehr gut gefallen.