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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2018

Ein ganz wunderbares Buch

Weit weg von Verona
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Die dreizehnjährige Jessica Vye lebt in einem kleinen Ort an der Nordostküste Englands. Die Welt ist im Krieg und das wichtigste Accessoire ist momentan eine Gasmaske. Ansonsten ist Jess eher eine Außenseiterin, ...

Die dreizehnjährige Jessica Vye lebt in einem kleinen Ort an der Nordostküste Englands. Die Welt ist im Krieg und das wichtigste Accessoire ist momentan eine Gasmaske. Ansonsten ist Jess eher eine Außenseiterin, die durch ihre Wahrheitsliebe manchmal auf Unverständnis trifft und nicht in jedes Raster passt. Ihr großer Wunsch ist es Schriftstellerin zu werden. Von den Lehrern verkannt, trifft sie eines Tages auf einen berühmten Schriftsteller, dem sie ihr Manuskript zum Lesen gibt.

Obwohl dieses Buch, das Erstlingswerk von Jane Graham, bereits 1971 erschienen ist, wirkt es auf mich wunderbar modern. In einer herrlichen, nüchternen Sprache lässt die Schriftstellerin ihre Protagonistin selbst zu Wort kommen. Jessica ist ganz anders, als so manches junge Mädchen. Nicht angepasst, oft etwas störrisch, sie sagt immer frei heraus, was sie denkt und fühlt und tritt dann schon mal in ein Fettnäpfchen. Ihre Aufsätze sind genauso, stets wahrheitsgetreu, leicht skurril und voller britischem Humor. Und genau diese wundervolle Atmosphäre spürt man auch im Roman. Eigentlich passiert nur recht wenig in der Geschichte, es sind oft nur Nebensächlichkeiten, kleine Details, Banalitäten die sich aneinanderreihen. Aber Jane Gardam versteht uns mit ihrer leichten Sprache sehr zu fesseln. Sie gibt den scheinbar unwichtigen Dingen so viel Gewicht, verblüfft uns mit so unglaublichen Begegnungen, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen mag. Die Geschichte der kleinen Jessica Vye hat mich vollkommen verzaubert. Es ist ein richtiger Hochgenuss, dieses Buch zu lesen. Und es stimmt das Gesamtpaket. Umschlag, Titelbild, Farbgebung, alles ist wie aus einem Guss und macht das Vergnügen erst vollkommen. Und sicher liegt es auch an der fabelhaften Übersetzung von Isabel Bogdan, dass der britische Zauber dieses Romans erhalten bleibt und man sich direkt im Geschehen wiederfindet.

Veröffentlicht am 06.07.2018

Atemraubend und spannend bis zur letzten Seite

Das Haus der Mädchen
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Leni, ein junges Mädchen vom Land, kommt für ein Praktikum nach Hamburg. Ihr Zimmer für die drei Wochen ist in einer Villa direkt an einem Kanal. Schnell wird sie von der kontaktfreudigen Vivien beschlagnahmt, ...

Leni, ein junges Mädchen vom Land, kommt für ein Praktikum nach Hamburg. Ihr Zimmer für die drei Wochen ist in einer Villa direkt an einem Kanal. Schnell wird sie von der kontaktfreudigen Vivien beschlagnahmt, die direkt neben ihr ein Zimmer hat. Als diese am nächsten Morgen spurlos verschwunden ist, stellt Leni eigenhändig Nachforschungen an. Und trifft dabei auf Freddy, einen ehemaligen Geschäftsmann, der jetzt als Obdachloser sein Dasein fristet. Der hat zufällig einen kaltblütigen Mord beobachtet und ist seitdem auf der Flucht vor dem Mörder. Dass die beiden Fälle zusammenhängen merken die beiden erst, als es schon fast zu spät ist. 

Andreas Winkelman war mir zwar vom Namen her bekannt, aber bis jetzt hatte ich noch nie ein Buch von ihm gelesen. Dies werde ich nun schleunigst ändern, denn "Das Haus der Mädchen" hat mich regelrecht umgeworfen. Schon auf den ersten Seiten packte mich ein derartiger Sog, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen mochte. Der Autor schreibt packend, fesselnd und mit einer Spannung, die dem Leser kaum einen Moment Zeit lässt, um zu atmen. Die einzelnen Erzählstränge sind perfekt ineinander verwoben und enden fast immer mit einer offenen Frage oder einem Cliffhänger, so dass es fast unmöglich ist, den Roman zu unterbrechen. Die detaillierte Beschreibung der teilweise unvorstellbaren Ereignisse ist wohl nichts für Zartbesaitete, aber wer Thriller mag, in denen es richtig zur Sache geht, ist hier bestens bedient. Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet und wirken sehr lebendig und authentisch. Und gerade das macht das Buch noch schrecklicher, denn man meint, man sei direkt mit dabei. Ich kann das Buch nur wärmstens weiter empfehlen!

Veröffentlicht am 15.01.2024

Nettes Bilderbuch mit wichtigem Thema

Vom Glück, besonders zu sein
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Lilu hat keine Punkte und fühlt sich deshalb nicht als vollwertiger Marienkäfer.

Ich konnte mich sofort mit der kleinen Marienkäferdame identifizieren, denn mir ging es als Kind ähnlich. Ich hatte, im ...

Lilu hat keine Punkte und fühlt sich deshalb nicht als vollwertiger Marienkäfer.

Ich konnte mich sofort mit der kleinen Marienkäferdame identifizieren, denn mir ging es als Kind ähnlich. Ich hatte, im Gegensatz zu ihr, zwar mehr Punkte als üblich, nämlich Sommersprossen, wurde aber auch oft dafür gehänselt. Sobald man nicht der Norm entspricht und durch seine Andersartigkeit auffällt kann so etwas leider passieren. Das Bilderbuch greift dieses sensible Thema auf. Die Zeichnungen gefallen mir sehr gut, denn sie sind kindgerecht und sehr liebevoll ausgeführt. Der kurze Text ermüdet die Kinder nicht und lässt viel Spielraum für eigene Erklärungen. Das finde ich sehr wichtig bei einem Bilderbuch für die ganz Kleinen, denn so kann man eigene Interpretationen, die man persönlich auf sein Kind abstimmen kann, einfügen. Der stabile Pappkarton hält auch einiges aus und die gerundeten Ecken verursachen keine Verletzungen. Die letzten Abbildungen mit den verschiedenen Symbolen auf dem Marienkäferkörper, statt der Punkte, sind zwar witzig und zeigen die Vielfältigkeit, sind aber etwas schwierig zu verstehen. Da hätte ich mir eher kindgerechte Symbole gewünscht. Alles in allem ist es jedoch ein schönes Bilderbuch mit einem wichtigem Thema.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Spannend

Skorpion
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Skorpion", das Debüt von Matt Brassini und Gerd Schneider ist kein Buch, das man schnell so dahin liest. Im Gegenteil, es fordert die gesamte Aufmerksamkeit des Lesers. Drei scheinbar isolierte Verbrechen ...

Skorpion", das Debüt von Matt Brassini und Gerd Schneider ist kein Buch, das man schnell so dahin liest. Im Gegenteil, es fordert die gesamte Aufmerksamkeit des Lesers. Drei scheinbar isolierte Verbrechen geschehen in Europa. Als sich Hinweise verdichten, dass alle zusammenhängen, wird der Mafia- Experte David Keller zu Hilfe geholt. Die Hintergründe jedoch sind komplexer, als zuerst angenommen. Und so verhält es sich auch mit diesem Thriller. Er ist sehr spannend und fast atemlos geschrieben. Man wird von einem Schauplatz zum nächsten gejagt und muss sich stark konzentrieren, um alle Zusammenhänge zu verstehen. Es ist kein leichtes Thema und kein leichtes Buch. Der Schreibstil ist zwar so aufgebaut, dass man trotz der Komplexität bei der Stange bleibt, manchmal hätte ich mir aber etwas weniger von allem gewünscht. Die vielen Namen und unterschiedlichen Orte machen die Lektüre nicht gerade einfach, aber im großen und ganzen hat mir das Buch doch gut gefallen. Vielleicht steigern sich die beiden Autoren ja in ihrem nächsten Buch.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Liebesunfähige Wesen

Liebewesen
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Lio und Max. Nicht gerade das Traumpaar. Ihre große Stärke ist das Nicht-Miteinanderreden.

Mich hat das außergewöhnliche Cover fasziniert. Für einen echten Liebesroman viel zu martialisch. Aber eben ...

Lio und Max. Nicht gerade das Traumpaar. Ihre große Stärke ist das Nicht-Miteinanderreden.

Mich hat das außergewöhnliche Cover fasziniert. Für einen echten Liebesroman viel zu martialisch. Aber eben doch anziehend. Das Buch wirkt ähnlich zwiegespalten auf mich. Anziehend und abstossend zugleich. Eine klare, oft derbe Sprache, die kaum ein Blatt vor den Mund nimmt und gerade deshalb so leicht zu lesen ist. So fliegt man durch die Seiten und taucht dann ein in ein Psychogramm zweier ungewöhnlicher Menschen. Beide gezeichnet vom Leben, beide tief verletzt worden in ihrer Kindheit. Halt suchend aneinander, wo doch beide so labil und instabil sind.

Ich hätte mir allerdings insgesamt ein wenig mehr Tiefe gewünscht, denn so bleiben die Charaktere etwas blass und verschwinden schnell wieder aus meinem Gedächtnis. Ihr Verhalten, vor allem das von Lio, war in vielen Dingen für mich nicht nachvollziehbar. Aber vielleicht bin ich einfach schon zu alt für ein solches Thema. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen, auch wenn es keine leichte Kost ist. Wichtig wären in meinen Augen einige Triggerwarnungen gewesen, da der Roman doch sehr viele sensible Fragen behandelt.

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