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Veröffentlicht am 10.10.2022

Unheimlich spannend und anders als erwartet

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
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Meine Meinung:
Unheimlich spannend und anders als erwartet

Das Cover hat mich dieses Buch blind kaufen lassen. Es zeigt das Travel Charme Kurhaus in Binz, auf meiner Liebingsinsel Rügen. Lange lag es ...

Meine Meinung:
Unheimlich spannend und anders als erwartet

Das Cover hat mich dieses Buch blind kaufen lassen. Es zeigt das Travel Charme Kurhaus in Binz, auf meiner Liebingsinsel Rügen. Lange lag es nun auf meinem Stapel der ungelesenen Bücher. Bei meinem letzten Aufenthalt in Binz im September durfte ich die Autorin bei einer Lesung erleben. Genau in diesem prächtigen Hotel. In der Geschichte ist es das Grandhotel.

Wer hier nur auf eine entspannte Urlaubsgeschichte hofft, wird enttäuscht werden. Vielmehr handelt es sich in diesem Roman um einen Krimi mit Urlaubsflair. Die Charaktere sind sehr speziell und kommen oftmals sehr widersprüchlich daher.

Rügen und Berlin, 1924.

Bernadette von Plesow stellt in dieser Geschichte einen sehr starken Charakter dar. Ich weiß wirklich nicht, was ich von dieser Frau halten soll. Einerseits ist sie sehr einfühlsam, anderseits stellenweise ziemlich skrupellos. Durch ihre Kompromisslosigkeit und ihrem Fleiß ist das Grandhotel die Nummer eins auf der Insel. Ihr Sohn Constantin ist für mich ein Mensch, bei dem irgendwas total schief gelaufen ist. Ich war oftmals sehr entsetzt, ob der Brutalität dieses Mannes. Doch auch er hat eine sehr sensible Seite. Besonders dann, wenn es um seine Famile geht. In Berlin führt er erfolgreich das Hotel Astor. Nicht minder erfolgreich führt er ein verruchtes Varieté, bei dem sich politische Größen und Geschäftsleute gerne amüsieren. Weder die Tänzerinnen, noch die Mädchen für gewisse Stunden, haben bei Constantin etwas zu lachen. Alexander ist ein besonnener junger Mann. Bernadette überlässt ihm bereits größtenteils die Führung des Hotels. Jedoch muss jede Aktion und Geldausgabe mit ihr besprochen werden. Alexanders Frau kommt sehr unsympathisch und zickig rüber. Dann hätten wir da noch Tochter Josephine. Meine Güte, hat die mich genervt. Ihre künstlerische Ader ruht Anfangs. Sie malt längere Zeit kein Bild. Denkt ihn Berlin bei ihrem Bruder hätte sie wieder mehr Motivation. Hinter jedem Kompliment wittert sie Kritik. Die Erlaubnis ihrer Mutter nach Berlin zu gehen, wertet sie auch wieder negativ. Obwohl sie genau das wollte. Egal wie positiv eine Situation ist, sie findet ein Haar in der Suppe. Mit dem Zimmermädchen Marie pflegt sie eine innige Freundschaft. Die beiden jungen Frauen vertrauen sich alles an. Doch irgendwas scheint mit Marie passiert zu sein. Sie ist nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Ich hatte beim Lesen das Rauschen der Ostsee in den Ohren und die Uferpromenade stets vor Augen. Bin den Steg entlang gegangen. Habe mit Marie gelitten. Was Marie betrifft, konnte Bernadette voll bei mir punkten. Sie hat der jungen Frau viel geholfen. Maries Selbstbewusstsein gestärkt. Dennoch muss ich gestehen, dass mir der Wandel mit Marie zu schnell ging. Aus einem verhuschten Zimmermädchen kann doch nicht innerhalb so kurzer Zeit eine selbstbewusste Frau werden. Oder doch? Hat die Stärke bereits in Marie geschlummert und musste nur noch geweckt werden? Es gibt ein Geheimnis, welches Bernadette Probleme bereiten könnte. Wie sich Bernadette gegenüber ihrer eigenen Familie in der Vergangenheit verhalten hatte, fand ich mehr wie gefühllos. Sie ist eine Frau mit zwei sehr gegensätzlichen Seiten. Eine Frau, die ihren Mann unter mysteriösen Umständen verloren hat. Ein Sohn hat den Krieg nicht überlebt. Josephine wächst am Ende über sich selbst hinaus. So viel Charakterstärke hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Auch Bernadette zeigt immer mehr Gefühle. Ist sich bewusst, dass sie vor schrecklichen Dingen die Augen verschlossen hatte. Ich bin sehr gespannt, wie sich Bernadette in den Folgebänden verhalten wird. Alexander blieb etwas blass für meinen Geschmack. Von allen anderen Protas hatte ich ein genaues Bild vor Augen. Besonders Constantin. Ich bin total gespannt, was ich mit ihm noch erleben werde. So sollte und darf es wirklich nicht weitergehen. Ich habe den Eindruck gewonnen, Bernadette sieht das genauso. Ich bin wirklich gespannt!
Fazit:

Abwechselnd habe ich Binz und Berlin in den 20ern erlebt. Der flüssige und detaillierte Schreibstil hat mir den Wechsel leicht gemacht. Ein grandioser Auftakt zu einer Trilogie, die ich sehr gerne weiter verfolge. Trotz ein paar Schwächen von mir eine absolute Empfehlung. Ein guter Tipp am Rande: Haltet die Folgebände bereit!

Danke Caren Benedikt. Ich habe die Geschichte um das Grandhotel sehr genossen.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Zwei starke Frauen

Das Geheimnis der verborgenen Bibliothek
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Zum Inhalt:

Liverpool 1839 ist für Dirnen ein gefährliches Pflaster. Sämtliche Prostituierte werden ermordet. Für Dirnen fühlt sich die örtliche Polizei nicht verantwortlich. Doch die mutige Metresse ...

Zum Inhalt:

Liverpool 1839 ist für Dirnen ein gefährliches Pflaster. Sämtliche Prostituierte werden ermordet. Für Dirnen fühlt sich die örtliche Polizei nicht verantwortlich. Doch die mutige Metresse Madeline Brown nimmt den Tod der Frauen nicht einfach hin. Beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Begibt sich in große Gefahr. War doch unter den ermordeten Dirnen auch eine Freundin von ihr dabei. Nachdem auch der Pfarrer Gerald Farwell ermordet wird, schaltet sich endlich auch die Polizei ein. Ordert Hilfe aus London.

In der Gegenwart wandelt Zoe auf den Spuren der Vergangenheit. Das Thema ihrer Doktorarbeit Gerald Farwell, Bruder des Earls of Wooverlough. Ist er eines normalen Todes gestorben oder ermordet worden? Warum wurde Farwell als Held gehandelt? War er wirklich so ein gütiger Mensch?
Meine Meinung:
Zwei starke Frauen

Mit Zoe und Madeline hat die Autorin tolle Frauen geschaffen. Besonders deutlich wird, wie sich die Probleme der beiden Frauen gleichen. Zoe führt ein selbstbestimmtes Leben. Ein Leben welches ihr Vater nicht akzeptiert. Der Weg in ihr Elternhaus bleibt ihr verwehrt. Madeline führt erst mal kein selbstbestimmtes Leben. Die Zeiten sind 1839 hart. Das Leben als Metresse eines reichen Mannes sehr bequem. Dennoch hat die bildhübsche Frau ein Herz für Mernschen, die es schlechter getroffen haben. Hat stets einen Teller heiße Suppe für hungrige Mägen parat. Begibt sich in Lebensgefahr, um die verantwortliche Person der vielen Morde zu finden. Ich war sehr zuversichtlich, dass sie sich von den auferlegten Fesseln befreien wird.

Nachts in Liverpool war gruselig, da ich wusste, dass viele Frauen ermordet werden. Beonders der Hafen hat mir kalte Schauer über den Rücken gejagt. In der Gegenwart konnte man gut erkennen, dass Zoes Vater sehr viele Charakterzüge von seinem Vorfahren, dem Earl of Wooverlough, geerbt hat. Einige Dinge waren für mich vorhersehbar. Dennoch gab es etwas, das mich schier umgehauen hat. Meine Vermutung, welche Person für den den Mord des Pfarrers verantwortlich ist, war so was von daneben.

Die geheimnisvolle Atmosphäre und der fesselnde Schreibstil machen diese Geschichte zu einem ganz besonderen Genuss. Nachts am Hafen sollte man wirklich nicht allein spazieren gehen ….
Fazit:

Eine verborgene Bibliothek, Morde und Familiengeheimnisse sind die Zutaten dieser Geschichte. Mal in der Gegenwart, mal in der Vergangenheit. Ich liebe Geschichten, in denen es um Bücher und Familiengeheimnisse geht. Felicity Whitmore konnte mich auch dieses Mal wieder begeistern. Die Liebe kommt auch nicht zu kurz …..

Eine absolute Empfehlung von mir. Danke Felicity Whitmore. Ich habe jedes einzelne Wort genossen.

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Veröffentlicht am 11.06.2022

“Sehr charmant und stellenweise spannend”

Wie man sich einen Lord angelt
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Meine Meinung:


Die Regency-Zeit im vereinten Königsreich hat Magie. Man verbindet sie mit Jane Austen und prachtvollen Kleidern. Ballsäle, in denen Quadrille, Walzer und viele andere Tänze gepflegt ...

Meine Meinung:


Die Regency-Zeit im vereinten Königsreich hat Magie. Man verbindet sie mit Jane Austen und prachtvollen Kleidern. Ballsäle, in denen Quadrille, Walzer und viele andere Tänze gepflegt werden, komplementieren den Zauber dieser Zeit. Doch, nicht alles ist Gold was glänzt. Das muss Kitty Talbot am eigenen Leib erfahren. Nachdem sie und ihr vier Schwestern beide Eltern verloren haben, wendet sich auch ihr gut betuchter Verlobter von ihr ab. Dank der Spielschulden, die der Vater hinterlassen hat, droht den Talbot-Mädchen der Verlust ihres Cottages. Mit ihrer hübschen, sowie belesenen Schwester Cecily, macht sie sich auf den Weg nach London. In London dürfen sie bei der Witwe Dorothy wohnen. Die gute Freundin der Familie Talbot gibt sich in der Öffentlichkeit als Tante der Mädchen aus. Übt mit ihnen Verhaltensregeln, die unerlässlich sind, wenn sie in der feinen Londoner Gesellschaft akzeptiert werden wollen. Kitty hat nur ein Ziel. Einen reichen Lord finden der sie heiratet. Mit Einfallsreichtum und Raffinesse gelingt es ihr schon bald, den jungen Mr de Lacy aus bestem Hause kennenzulernen. Sogar dessen skeptische Mutter kann sie überzeugen. Wäre da nur nicht der Bruder des jungen Mannes. Lord Radcliffe durchschaut Kitty und versucht mit allen Mitteln den Heiratswunsch seines Bruders zu vereiteln.

Ich bin wahnsinnig gerne in die Regency-Zeit eingetaucht. Habe mit Spannung verfolgt, welche Hürden Kitty überwinden musste. Musste manchmal den Kopf schütteln, ob der Oberflächlichkeit des Adels. So manch einer mag Kitty für berechnend gehalten haben. Aber ich habe sie sehr bewundert. Um ihren Schwestern ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen, nimmt sie manch Schmach und Beleidigung in Kauf. Lässt sich nicht von ihrem Ziel abbringen. Stellenweise genießt Kitty das prachtvolle Leben der Reichen. Dennoch ist der Standesdünkel ihr ständiger Begleiter. Natürlich würde Kitty lieber aus Liebe heiraten, so wie einst ihre Eltern. Aber von der wahren Liebe allein werden nun mal ihre Schwestern nicht satt. Zu hoch sind die Schulden, um sie mit normaler Arbeit zu tilgen. Die Zeit rennt. Die Gläubiger warten.

Trotz Längen konnte mich das Buch gut unterhalten.
Fazit:

Die romantische Geschichte hat mich besonders im letzten Drittel gefangengenommen. Ich hatte von Anfang an eine Ahnung, wie die Geschichte enden könnte. Sehr gerne empfehle ich Euch einen Aufenthalt im London 1818. Ich habe die wunderschönen Bälle und Kleider sehr genossen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass mir Lord Radcliffe zwischen den Seiten zugezwinkert hat. Oder war gar nicht ich gemeint …….. ?

Meine Meinung bezieht sich ausschließlich auf den Inhalt des Buches. Aufmerksam wurde ich jedoch durch das wunderschön gestaltete Cover.

Herzlichen Dank Sophie Irwin. Mir hat es sehr gut in London gefallen. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

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Veröffentlicht am 08.07.2018

Die Prinzessin und die Kriegerin

Children of Blood and Bone
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Zélie ist eine tapfere Kriegerin, der Ängste jedoch nicht fremd sind. Das Land Orïsha war einst ihre Heimat. Ein Ort mit wundervoller Magie. Der grausame König Saran ermordete alle erwachsenen Majis. ...


Zélie ist eine tapfere Kriegerin, der Ängste jedoch nicht fremd sind. Das Land Orïsha war einst ihre Heimat. Ein Ort mit wundervoller Magie. Der grausame König Saran ermordete alle erwachsenen Majis. Nur die Kinder bleiben schutzlos zurück. König Saran hat auch Zélies Mutter auf dem Gewissen. Um Geld für die übertriebenen Steuergelder aufzutreiben, verkauft Zélie einen seltenen Fisch auf dem Markt von Orïsha . Dort lernt sie eine junge Frau kennen, die dringend ihre Hilfe braucht. Noch weiß sie nicht, dass es sich um die Tochter von König Saran handelt. Prinzessin Amari wird bereits von den königlichen Soldaten gesucht. Zélie und Amari können gerade noch rechtzeitig aus Orïsha fliehen. Dann beginnt ein großes Abenteuer ……

Die Geschichte ist ein richtiger Pagetuner. Von Anfang an ist Power angesagt, die sich durch das ganze Buch zieht, und immer mehr an Fahrt aufnimmt. Zélie, ihr Bruder Tzain und Prinzessin Amari kämpfen um Gerechtigkeit.

Mir haben die Charaktere in diesem Buch sehr gut gefallen. Zélie konnte ich mir so richtig gut vorstellen. Ihre schroffe Art konnte ihre Verletzbarkeit nicht übertünchen. Ihre weißen gekräuselten Haare sind das Merkmal der Majis. Amari fand ich liebenswert. Sie teilt nicht die Ansichten ihres Vaters. Sie hat ihre beste Freundin verloren, die eine Majis war. Hat heimlich beobachtet, als sein Vater sie ermorden lies. Amari hat eine Schriftrolle aus dem Palast entwendet. Mit dieser Schriftrolle und zwei weiteren Artefakten, kann die Magie zurück geholt werden. Doch wo sind die fehlenden Gegenstände? Bis zu Sonnenwende hat Zélie Zeit, sie zu finden. Die Suche danach zaubert Magie und Action in’s Leserherz. Mal auf den Meeren, mal im Dschungel oder in der Wüste, erlebt das ungleiche Trio fantastische Abenteuer. Der Kronprinz Inan ist dem Trio stets auf den Fersen. Als Leser weiß man lange nicht, ob man ihm trauen kann. Einiges konnte ich erahnen. Manches hat mich total überrascht. Die Protagonisten sind überwiegend blutjung und ohne Eltern. Ihrer glücklichen Kindheit beraubt.

Als ich mir das Buch gekauft habe, wusste ich nichts um den Hype, der darum gemacht wird. Ich habe mich in das wunderschöne Cover verliebt, das sich mal vom Einheitsbrei abhebt. Die Inhaltsangabe verspricht eine abenteuerliche Fantasy-Geschichte. Das hält sie auch. Aber nicht mehr. Es handelt sich hier um nichts, was nicht schon hundert mal da gewesen wäre. In dieses Buch geht es um Mythen, die in Westafrika angesiedelt sind. Klassenunterschiede sind stark ausgeprägt. Rassismus leicht angedeutet.

Der Schreibstil ist jugendlich und weiß auch ältere Leser gut zu unterhalten. Die Umgebungsbeschreibungen sind gut beschrieben und sehr abwechslungsreich. Die Wege der Kämpfer mit Blut und Knochen gepflastert. Fantastische Elemente, in Form von Tieren, fehlen auch in dieser Story nicht. (Löwenesse, Schneeleopardesse)

Tomi Adeyemi hat hier ein ordentliches Debüt hingelegt. Ich bin keine Schnellleserin. Diese Geschichte gehört zu den Büchern, die ich an zwei Nachmittagen gelesen habe (624 Seiten). Die Magie hatte mich voll im Griff. Ist es wirklich das stärkste Fantasy-Debüt der letzten Jahre? Das bezweifle ich stark! Hier wird einfach zuviel Reklame gemacht. Wer keine Ahnung von dem Hype hat, gute Fantasy-Geschichten liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Ich habe die letzten Jahre einiges in diesem Genre gelesen, das mit “Chidren of Blood and Bone-Goldener Zorn” mithalten kann. Ansonsten konnte mich diese atmosphärische Story überzeugen. Ich freue mich auf die Fortsetzung. Besonders auf Amari und Zélie.

Danke Tomi Adeyemi

Sie wirkt so unglaublich klein, so viel jünger, als ihr die Welt erlaubt zu sein. (Seite 401)

Die Wahrheit ist das stärkste Messer, das ich je gespürt habe. Egal, was ich tue, ich werde immer Angst haben. (Seite 367)

Veröffentlicht am 19.01.2018

Das Schwein und störende Ideen.

Die Hauptstadt
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Meine Meinung

Das Schwein und störende Ideen.

Der Roman beginnt damit, dass ein Schwein panisch durch Brüssel läuft. Männer und Frauen geraten in Panik. Manch einer stürzt vor Schreck auf den regennassen ...

Meine Meinung

Das Schwein und störende Ideen.

Der Roman beginnt damit, dass ein Schwein panisch durch Brüssel läuft. Männer und Frauen geraten in Panik. Manch einer stürzt vor Schreck auf den regennassen Straßen und wälzt sich im Dreck.
Ich dachte bei mir, wie skurril diese Situation anmutet. Ein Schwein jagt erwachsenen Menschen Angst ein. Mutig sind wir Menschen wirklich nur dann, wenn so ein beschauliches Nutztier paniert und dampfend auf unserem Teller liegt. Das Thema Schweinehandel hat mir sehr zu denken gegeben. Wie hier mit Lebewesen gehandelt wird, ist einfach nicht richtig. Aber, das wissen wir längst. Ich habe mir die Frage gestellt: Ist das Schwein als Symbol für unsere Politik gedacht?

Ich habe vorher noch nie ein Buch gelesen, dessen Schwerpunkt auf Politik beruht. Der Autor hat es geschafft, dass mich die Geschichte um die EU gefesselt hat.
Man lernt viele Personen kennen, bei denen man sich fragt, was sie mit der Handlung zu tun haben. Nach und nach fügen sich die Protagonisten in das Geschehen ein.
Sei es der demente David de Vriend, der seinen Lebensabend in einem Altenheim verbringt oder der Referent Martin Susman. Mit David de Vriend beginnt die Geschichte. Er zieht aus seiner Wohnung aus. Eigentlich weiß er gar nicht warum. Er wird in dieser Geschichte noch sehr wichtig werden. Er hat den Holocaust überlebt.
Susman und seine ehrgeizige griechische Kollegin Fenia Xenopoulou aus der EU-Kommission, versuchen eine Kunstausstellung zur Jubiläumsfeier zu gestalten. Als Hauptthema: Die letzten Überlebenden des Holocaust.

Kommissar Brunfaut schien mir einer von den wenigen Charaktermenschen in der Geschichte zu sein. Übergewichtig und ehrlich. Er weiß nicht mehr, wem er noch trauen kann. Er darf bei einem Mord nicht mehr weiter ermitteln. Die Daten aus seinem PC sind komplett gelöscht. Brunfaut wird beurlaubt. Brunfaut ist nicht gesund. Brunfaut möchte der Sache trotzdem auf den Grund gehen.

Die katholische Kirche schickt einen polnischen Agenten auf Reisen, der nun auf der Flucht ist.
Der österreichische Emeritus der Volkswirtschaft Alois Erhart, plant beim Think-Tank seine letzte Rede zu halten. Er nimmt kein Blatt mehr vor den Mund und stößt die Denkbeauftragten mit seinen Worten vor den Kopf.

Der Autor hat Fiktion und Realität gekonnt miteinander verwoben. Sei es das Flüchtlingsproblem oder die katastrophale Situation in Griechenland. Besonders deutlich wird, dass es in der Politik eigentlich kein Miteinander gibt. Jeder möchte das größte Stück vom Kuchen. Jeder will die Karriereleiter hochklettern und geehrt werden. Für Idealisten gibt es wenig Platz in der politischen Maschinerie. Nichts Neues!
Überlebende Holocaustopfer benutzt man zu Werbezwecken. Das Image der europäischen Komission soll mit geheuchelter Empathie aufpoliert werden. Das sind so meine Gedanken.


Mein Fazit

Der Schreibstil ist nüchtern und stellenweise sehr humorvoll. Es wird stets aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten erzählt. Es wird viel philosophiert und diskutiert. Jedes Kapitel beginnt mit einem philosophischen Satz.
Ein raffinierter Prolog holt den Leser von Anfang an ab.
Das Schwein läuft in der Geschichte immer wieder seine Bahnen.
Stellenweise war mir die Geschichte etwas zu ausschweifend. Es wurde, für meinen Geschmack, zuviel in die Geschichte hineingepackt.
Nichtsdestotrotz hat der Autor einen Roman geschrieben, der auch für Menschen geeignet ist, die nicht leidenschaftlich gerne politisieren.
Vegetarier dürften nun darüber glücklich sein, dass sie keine Konsumenten von Schweinefleisch sind. Schweine sind Lebewesen! Warum nur geht das immer wieder unter?
Mir ist es unheimlich schwer gefallen, über dieses Buch meine Meinung zu schreiben, da ich mich zuvor nie so eingehend mit der Thematik befasst habe. Ich habe viel dazu gelernt. Vor allem, warum Raucher Angorawäsche tragen sollten.

Danke Robert Menasse

Meine Lieblingszitate

>>Ideen stören, was es ohne sie gar nicht gäbe,<< (Überschrift 2. Kapitel)

Von einem verstorbenen Baron aus Brüssel, der mit einer "Negerin!" verheiratet war: >>Ich bin lieber mit dieser Frau glücklich geächtet als ohne sie geachtet.<< (Seite 90)