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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.07.2018

Lieber als Theaterstück genießen ...

Harry Potter und das verwunschene Kind. Teil eins und zwei (Special Rehearsal Edition Script) (Harry Potter)
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Im Nachhinein denke ich mir so: Das hätte ich gern irgendwann einmal unvoreingenommen im Theater gesehen. Denn ein schön inszeniertes Theaterstück mit atmosphärischer Einbindung des Publikums ist es ganz ...

Im Nachhinein denke ich mir so: Das hätte ich gern irgendwann einmal unvoreingenommen im Theater gesehen. Denn ein schön inszeniertes Theaterstück mit atmosphärischer Einbindung des Publikums ist es ganz bestimmt.
Den Anteil von Joanne K. Rowling schätze ich derweil als gering ein. Die Handlung mit altbekannten Schauplätzen, Figuren und deren Nachkommen und einigen Storyelementen aus Band 3 und 4 der Reihe ist nicht schlecht, aber eben auch nicht außergewöhnlich vielschichtig, kreativ, innovativ und überraschend.
Szenische Hinweise, wörtliche Rede sowie prägnante Gestik und Mimik werden angeführt. Ich konnte hierdurch der Story gut folgen. Gedanken- und Gefühlswelt, Umgebungsbeschreibungen und dergleichen sind allerdings der Fantasie und Interpretation des Lesers überlassen. Ich konnte es vor meinem inneren Auge hinzufügen, dennoch wollte der Funke einfach nicht überspringen.
Die zwischenmenschlichen Beziehungen wirken überspitzt. Harry habe ich gar nicht mehr wiedererkannt. Die Vater-Sohn-Geschichte wirkt klischeehaft und voraussehbar. Bei Ron störte mich bereits bei der Filmadaption, wie dümmlich er dargestellt wird, dieser Umstand wird hier sogar noch gesteigert. Dürfte im Theater die gewünschte humoristische Wirkung nicht verfehlen, für Freunde des Buches aber oberflächlich und unauthentisch.
Gut vorstellbar, dass sich viele Fans nach dieser Lektüre wünschen, sie hätten sich in Bezug auf das weitere Leben der liebgewonnenen Figuren auf die eigene Vorstellungskraft beschränkt.
Beim Preis von 19,99 € zu beachten: Das Buch kommt wuchtig daher, doch die 336 Seiten weisen vergleichsweise wenig Text auf, sodass sich das Werk für einen Erwachsenen bequem innerhalb von drei bis vier Stunden lesen lässt. Da ist man von den „richtigen“ Büchern mehr Abenteuer, Flair und Gefühlsachterbahn gewohnt.
Ein achter Harry Potter ist es für mich nicht, aber für bekennende Fans bestimmt ein gelungener Theaterabend.

Veröffentlicht am 29.06.2018

Kurzweilige Unterhaltung, gute Ideen wenig tiefgründig und wenig realistisch umgesetzt

Die Ewigen
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Stil: Allwissender Erzähler, Vergangenheitsform. Kurze Kapitel mit vielen Szenenwechseln. Kurze verständliche Sätze, geradlinige Sprache, fokussiert auf Handlungen und wörtliche Rede. Es dominiert ein ...

Stil: Allwissender Erzähler, Vergangenheitsform. Kurze Kapitel mit vielen Szenenwechseln. Kurze verständliche Sätze, geradlinige Sprache, fokussiert auf Handlungen und wörtliche Rede. Es dominiert ein hohes Erzähltempo. Es kommt also keine Langeweile auf. Gleichzeitig aber wenig atmosphärisch. Gedanken und Gefühlslagen kommen vergleichsweise wenig vor oder sind für meinen Geschmack zu klischeehaft ausgestaltet.
Was mich gestört hat: Die Figuren sind angeblich hochintelligent. Millionäre. Chefs über Hunderte oder Tausende Mitarbeiter. Hacker, die zu schlau für‘s FBI sind. Oder hochrangige Politiker. Und lassen Gesprächsführungstechniken vermissen, geben sich naiv, recherchieren nicht, lassen sich leicht überzeugen bzw. manipulieren. Kurze Kommunikation mit einem Wildfremden und das ganze Weltbild (Vertrauensverhältnisse usw.) ändert sich. Wenn die Motivlagen komplexer gestaltet worden wären, hätte dies die Glaubwürdigkeit kräftig erhöht.
Leider konnte ich mich nur schwer hineinfühlen und nicht so mit den Protagonisten sympathisieren und mitfiebern, wie ich es gern tue. Eine Distanziertheit zu den Charakteren blieb bis zum Ende bestehen.
Ich habe kleine Logikbrüche wahrgenommen, z. B. in Fragen der Dokumentation (Mutterpass) und Kommunikation nach außen (Verschwinden).
Obwohl es keine sprachliche Differenzierung gibt, bin ich immer gut mitgekommen, wen ich aktuell wo mit welchem Handlungsstrang begleite. Das ist angesichts der Vielzahl der Akteure nicht selbstverständlich.
In letzter Konsequenz ist die Handlung durchaus interessant, nicht nur die Rahmenhandlung, sondern auch die zwischenmenschlichen Beziehungen und psychische Umstände. Aber von den vielen guten Ideen wird viel nur angekratzt und nicht konsequent weiterverfolgt. Wäre zudem noch spannender und überraschender, wenn der Klappentext weniger preisgeben würde.
Das Ende bildet einen zufriedenstellenden Abschluss. Doch Achtung: Die Antworten zu den interessantesten Fragestellungen werden nicht gelüftet, sondern in einer noch nicht veröffentlichten Fortsetzung verarbeitet.
Die eingebetteten Ausführungen zur Molekularbiologie (Zellteilung, Stammzellen) fand ich sehr anschaulich. Der Anhang zur Geschichte der Genforschung vermag den Wissensschatz zu erweitern.
Drei Sterne für kurzweilige Unterhaltung, die sich flüssig auch nach einem harten Arbeitstag lesen lässt.

Veröffentlicht am 07.05.2018

Guter Erzählstil, unterhaltsam, ohne mitzureißen

Vicious Love
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Ich bin in meiner Meinung zwiegespalten.
Ich mag den LYX-Verlag, und von der Buchreihe hatte ich viel Gutes gehört. Der Klappentext passt gut zum Inhalt und weckte bei mir positive Assoziationen zum wunderbaren ...

Ich bin in meiner Meinung zwiegespalten.
Ich mag den LYX-Verlag, und von der Buchreihe hatte ich viel Gutes gehört. Der Klappentext passt gut zum Inhalt und weckte bei mir positive Assoziationen zum wunderbaren Film „Eiskalte Engel“.

Daumen hoch für den Erzählstil: Kapitelweise wechselnd begibt man sich in den Bewusstseinshorizont von Emilia und Vicious, 28 Jahre alt, deren Lebenswege sich in New York zum zweiten Mal kreuzen. Bereits im Alter von 18 Jahren hatten sie in Los Angeles über mehrere Monate interagiert, mit unerfreulichem Ausgang. In einigen an passender Stelle gesetzten und als Rückblenden gekennzeichneten Kapitel lernt man Wunden, Vorbehalte und Hoffnungen zu verstehen. Neugierig machend, ohne Verständnisschwierigkeiten flüssig lesbar. Keine doppelten Szenenwiedergaben, sodass es nicht langweilig wird. Lob dafür, dass sich die Kapitel je nach Perspektive im sprachlichen Ausdruck unterscheiden und zum jeweiligen Charakter passen.

Ich nehme an, dass die Autorin viel Inspiration aus den berühmten Werken „Ein ganzes halbes Jahr“ und „Shades of Grey“ gezogen hat. Nicht nur die Mainstream-Liebesroman-Motive „Bindungsunfähiger reicher sexy Mann und herzensgute mittellose hübsche Frau“ und „Boss und Angestellte“, sondern auch Verhaltensstörungen nach Misshandlung in der Kindheit, Tetraplegie, ausgefallener Kleidungsstil ...

„Egal, was Vicious für mich empfand, meine Gefühle für ihn kannte ich ganz genau. Und es war kein Hass. Bei Weitem nicht.“ Dieses Zitat aus dem Buch rund um die These, dass Liebe und Hass nahe beieinander liegen, zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Roman.

Ein Highlight ist der neckische Schlagabtausch. Gut hat mir gefallen, dass bei der Tagesgestaltung und bei erotischen Vergnügungen (die im Übrigen nicht in allen Details wiedergegeben werden und auch nicht im Mittelpunkt stehen) nicht immer alles glatt lief und dass Gefühlsentwicklungen auch ein paar Wochen Zeit eingeräumt werden, was für eine höhere Identifikation sorgt.
Getrübt durch viele andere Eindrücke: Vic setzt seinen Reichtum und Einfluss gezielt als Lock- und Druckmittel ein. Sowohl er als auch seine Freunde und Geschäftspartner erachten Frauen als etwas beliebig Austauschbares, geben sich rücksichtslos und unsympathisch und sind gerade deshalb megaerfolgreich. Ohne Konsequenzen, ohne Reue, das lässt Moral vermissen. Dass ein im Fokus stehender Rechtsanwalt sich in öffentlichen Einrichtungen Joints dreht, geht zulasten des Realismusfaktors. Die charakterliche Entwicklung ist absehbar, und auch ansonsten ist der typische dramaturgische Aufbau erkennbar, sodass Wow-Effekte ausbleiben, Überraschungen nur im Kleinen auftreten. Über weite Strecken empfand ich die Gefühlslagen (von sehr düster bis naiv-lieb) sogar als gut umgesetzt, besonders bei intensiven Einblicken hinter die Fassade, wie in Kapitel 9. Dennoch schlichen sich unweigerlich aufgrund des aus meiner Sicht überzogenen Verhaltens solche Gedanken bei mir ein: Emilia hat einen besseren Mann verdient. Eine schlimme Kindheit schafft Verständnis, ist aber kein Freifahrtschein.

Der Roman ist eigenständig lesbar. In den anderen Romanen der Reihe verschiebt sich der Fokus auf diejenigen, die im Auftaktband nur Nebenfiguren waren. Ich freue mich über die gewonnenen Eindrücke. Da ich aber nicht vollends gepackt und berührt werden konnte, werde ich die Reihe nicht weiterverfolgen.

Veröffentlicht am 05.04.2018

Dark Romance, der es an Überraschungen und Logik fehlt

Cold Princess
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Saphira, mit 26 Jahren das Oberhaupt einer einflussreichen italienischen Mafiagemeinschaft, gibt sich betont beherrscht und gefühlskalt, gibt in ihren Innenansichten aber einen großen emotionalen Fundus ...

Saphira, mit 26 Jahren das Oberhaupt einer einflussreichen italienischen Mafiagemeinschaft, gibt sich betont beherrscht und gefühlskalt, gibt in ihren Innenansichten aber einen großen emotionalen Fundus preis. Insbesondere wenn sie sich an ihre von Liebe geprägte mütterliche Zuwendung und den gewaltsamen Tod von Eltern und Bruder erinnert – Sequenzen, die ich berührend fand, die aber selten sind. Und in der Interaktion mit ihrem verschlagenen, düsteren, mörderischen und mörderisch gut aussehenden Leibwächter Madox, der ihr neuartige Gefühlswelten offenbart. Dieser verkörpert die Art Mann, vor der jedes vernunftbegabte Elternteil warnt. Mir hat gut gefallen, dass beide Perspektiven einem eigensinnigen und stimmigen Sprachmuster folgen.
Oft mag ich es gern, wenn zum Bewusstseinshorizont der zwei Hauptfiguren punktuell weitere hinzukommen. Hier empfand ich das als kontraproduktiv, weil hiermit früh Rätselauflösungen einhergehen. Das schmälert die Spannung ganz erheblich. Ich favorisiere es, zu ahnen und zu spekulieren.

Erotik wird detailliert geschildert, ist dabei schmutzig und verrucht, aber nicht verroht. Es gibt auch einfühlsame Töne, sodass die Grenzen des guten Geschmacks nicht überschritten werden. Das war nicht in Gänze meins, nicht so richtig prickelnd, aber doch in Teilen anregend, mal was anderes. Die hierum drehenden Gedanken und die eigentlichen erotischen Aktionen nehmen einen großen Teil des Buches ein, ohne die Rahmenhandlung zur bloßen Staffage zu degradieren.

Ich hatte große Lust, mich auf die Handlung einzulassen. Der Klappentext nimmt hiervon viel vorweg.
Die Geschichte als einfach und vorhersehbar gestrickt zu bezeichnen, wäre übertrieben. Richtig ist aber, dass sich nach meinem subjektiven Eindruck keine nennenswerten Wow-Effekte einstellen bzw. für den Folgeband zu erwarten sind, teils auch dadurch bedingt, dass man im Wissensstand allen Figuren voraus ist. Gestört habe ich mich obendrein an Logiklöchern und Unstimmigkeiten, auch bei Schlüsselszenen.
Dass italienische Begrifflichkeiten fallen, vergegenwärtigt den Schauplatz, die Vokabeln sind dem Englischen ähnlich oder lassen sich aus dem Zusammenhang herleiten. Ansonsten wird das Mafiamilieu nebenbei und klischeebehaftet dargestellt. Hier wäre in Bezug auf Strategien, Ränkespiele und Intrigen mehr möglich gewesen. Leider wirkt keine Figur (auch nicht der Haupt-Antagonist) intelligent oder kombinatorisch begabt. Rekrutiert wird, wer brutal und skrupellos ist, mit Waffen rumfuchteln kann und sich bereitwillig für sein ganzes Leben unterwirft. Zudem schade, dass sich die Story fast ausschließlich auf dem eigenen Anwesen abspielt, ich hätte gern etwas vom Flair der Stadt Palermo wahrgenommen.
Ich mochte Madox‘ Freund Damiano und dessen Frau Carla, mit allen anderen (inklusive Hauptfiguren) konnte ich nicht sympathisieren, sodass ich mich nicht hineinfühlen und mitfiebern konnte und auch nicht wirklich Anteil an ihrem Schicksal nehme.

Ich fühlte mich durchaus unterhalten. Gefühle wurden bei mir ausgelöst, insbesondere wenn der verletzliche Teil der Protagonisten zum Ausdruck kam, aber insgesamt nicht in dem Maße, dass ich noch Abschlussband 2 lesen müsste, zumal man sich die weitere Entwicklung mit etwas Fantasie selbst ausmalen kann.

Veröffentlicht am 02.03.2018

B-Movie-Vorlage kombiniert mit Wissenswertem zur Raumfahrt

Transport
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Handlung: Trash über weite Strecken. Vom Finale mal abgesehen, liest sich der Klappentext im Nachhinein wie eine Inhaltszusammenfassung. Man wird angehalten, mitzufiebern, ob und auf welche bizarre Weise ...

Handlung: Trash über weite Strecken. Vom Finale mal abgesehen, liest sich der Klappentext im Nachhinein wie eine Inhaltszusammenfassung. Man wird angehalten, mitzufiebern, ob und auf welche bizarre Weise die einzelnen menschlichen Versuchskaninchen bei ihrer Stippvisite ins Weltall sterben. Und wie das Rätsel entschlüsselt wird, bevor alle tot sind. Demgegenüber verleihen die eingebettete Wissensvermittlung zu Astronauten-Sprache und Theorien in der Astrophysik und die detailreichen technischen Beschreibungen Anspruch, was mir gut gefallen hat. Insgesamt ist die Handlung aber zu einfach und zu wenig innovativ, um zu beeindrucken. Aha-Momente sind Mangelware.
Erzählstil: Simpel. Die gesamte Geschichte wird chronologisch aus der Perspektive von Russell geschildert. Keine Nebenschauplätze. Zusätzliche Einblicke oder emotionsgeladene Rückblenden hätten das Werk aufwerten können.
Figuren: Zu farblos, um mir in Erinnerung zu bleiben. Selbst wenn von Lebenskrisen und Ängsten die Rede war, kamen die Emotionen kaum bei mir an. Ich empfand streckenweise Mitleid, konnte mich aber weder für Russell noch für die Nebenfiguren so richtig begeistern und Anteil an ihrem Schicksal nehmen.
Innerhalb weniger Stunden flüssig lesbar. Gelungene kurzweilige Unterhaltung, ohne nennenswerte Gefühle auszulösen. Band 2 und 3 sind optional. Ich werde den Autor weiterverfolgen, die Reihe aber nicht.